Wallbox im Mehrfamilienhaus noch selten und schwierig

Im Video: So ist es um die Lademöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern bestellt ∙ Bild: © stock.adobe.com/Wellnhofer Designs, Video: © ADAC e.V.

Wer ein Elektroauto besitzt, möchte es gerne zu Hause aufladen. Doch wie steht es um die Lademöglichkeiten in Mehrfamilienhäusern? ADAC Umfragen zeigen: Es ist noch viel zu tun.

  • Lademöglichkeiten für Mieter und Wohnungseigentümer unzureichend

  • Über die Hälfte klagt über E-Auto-Ladesituation innerhalb der Hausgemeinschaft

  • Nur 7 Prozent der Tiefgaragen in Mehrfamilienhäusern haben Ladepunkte

Für den Erfolg der E-Mobilität ist das Laden zu Hause ein wichtiger Baustein. Gerade in den Städten, wo der Verkehr am stärksten ist, soll mithilfe von Elektroautos der CO₂-Ausstoß sinken. Dort wohnen die Menschen meist in Mehrfamilienhäusern, die im besten Fall eine Tiefgarage oder Stellplätze haben. Doch sind die kaum oder nur unzureichend mit Lademöglichkeiten ausgestattet.

Über die Hälfte beklagt E-Lade-Situation

Frau lädt Ihren roten BMW  i3 in der Tiefgarage eines Mehrfamilienhauses
Eher eine Seltenheit: Lademöglichkeiten in Tiefgaragen von Mehrfamilienhäusern© ADAC/Martin Hangen

Mieter und Wohnungseigentümer in Mehrfamilienhäusern können eine eigene Wallbox bisher nur schwierig realisieren. Das zeigt eine Stichprobe des ADAC. Er befragte im Jahr 2023 bundesweit 716 Personen, die ein Elektroauto gekauft oder zumindest bestellt haben, zu ihrer aktuellen E-Lade-Situation. Mehr als die Hälfte (57 Prozent) beklagte Probleme innerhalb ihrer Hausgemeinschaft bei der Planung und Organisation von Ladelösungen.

Die Abstimmung in der Eigentümergemeinschaft (ETG) empfand rund ein Drittel als besonders kompliziert. Fast die Hälfte (45 Prozent) wünscht sich sogar, auf einen ETG-Beschluss verzichten zu können. Überhaupt eine passende Ladetechnik zu finden, war für die Mehrheit (56 Prozent) eine Herausforderung. Und nahezu ein Viertel (24 Prozent) hatte Mühe, einen Elektriker zu finden.

Entscheidend für die Wahl einer privaten Ladelösung ist für 65 Prozent der Preis. Die hohen Kosten bezeichnete fast jede und jeder Zweite (47 Prozent) als Erschwernis. Als Hürden werden zudem von 59 Prozent Finanzierungsprobleme, einschließlich Fragen zu Fördermitteln, genannt.

22 Prozent der Befragten wünschten sich eine Komplettlösung möglichst aus einer Hand – von der Information und Planung über die Montage bis hin zu Betrieb und Abrechnung. Die Hilfe dazu bei der eigenen Hausverwaltung oder den -eigentümern zu suchen, scheint jedoch häufig wenig zielführend zu sein. Solarteure, Autohändler und Elektriker erwiesen sich bei dem Wallbox-Thema laut der ADAC Umfrage überwiegend als die kompetenteren Ansprechpartner, wie die Grafik zeigt.

Lage seit Jahren kaum verbessert

Hauseigentümer, Hausverwaltungen und Wohnungsbau-Genossenschaften hatte der ADAC bereits im Jahr 2019 befragt, ob es in den Tiefgaragen ihrer Mehrfamilienhäuser ausreichend Lademöglichkeiten gibt und was in Zukunft diesbezüglich geplant ist. Das Ergebnis damals: Nur wenige Mieter und Wohnungseigentümer hatten Möglichkeiten, ihr E-Auto zu Hause aufzuladen.

2022 führte der ADAC die Umfrage erneut durch, um zu sehen, was sich in Sachen "Laden in Mehrfamilienhäusern" zwischenzeitlich getan hat. Nach den sehr ernüchternden Ergebnissen der ersten Umfrage lautete das Fazit dieses Mal: Die Lage ist zwar etwas besser, aber immer noch völlig unzureichend – trotz der Reform des Wohnungseigentumsgesetzes.

82 Prozent der Objekte ohne Ladepunkt

2022 erreichten die neu zugelassenen Pkw mit reinem Elektroantrieb einen neuen Rekordwert. Doch nur sieben Prozent der Mehrfamilienhäuser boten laut ADAC Umfrage ihren Bewohnern und Bewohnerinnen damals Wallboxen oder Ladesäulen. Zwar hatte sich der Anteil gegenüber 2019 (zwei Prozent) mehr als verdreifacht, er war aber noch immer auf einem sehr niedrigen Niveau.

Immerhin elf Prozent der Objekte hatten 2022 zumindest eine Steckdose zum Aufladen eines E-Autos. 2019 waren es nur zwei Prozent. Normale Steckdosen sind allerdings weniger geeignet als Wallboxen, denn die Ladezeit ist im Vergleich deutlich länger. 230-V-Steckdosen sollten nach Meinung des ADAC ohnehin nicht zum Laden von Elektrofahrzeugen verwendet werden.

Wallbox-Ausbau etwas mehr im Fokus

Laut der ADAC Umfrage von 2022 ist das Bewusstsein für einen dringend notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur für E-Autos bei den Wohnungsbau-Unternehmen gestiegen. Nur noch 26 Prozent der Befragten waren nicht sicher, ob sie Lademöglichkeiten installieren lassen sollten.

Knapp ein Drittel der Unternehmen, die bis dato Wohnobjekte ohne Lademöglichkeit betreuten, plante damals einen Ausbau der Infrastruktur. Für zwei Drittel aller Häuser, die bereits über Lademöglichkeiten verfügen, planten die Unternehmen innerhalb der nächsten zwei Jahre einen weiteren Ausbau. Das gaben im Jahr 2019 nicht mal halb so viele Befragte an, nämlich 27 Prozent.

Knackpunkte: Förderung und Nachfrage

Über die Hälfte der 2022 befragten Hauseigentümer, Hausverwaltungen und Wohnungsbau-Genossenschaften (55 Prozent) gaben gegenüber dem ADAC an, dass Förderprogramme hilfreich bei der Entscheidung für Ladeinfrastruktur in ihren Objekten wären.

Damals begründeten 46 Prozent der Unternehmen ohne Lademöglichkeit ihre ablehnende Haltung zur Installation von Wallboxen mit der geringen Nachfrage der Bewohnerinnen und Bewohner. Immerhin: Drei Jahre zuvor hatten noch 79 Prozent der Befragten so argumentiert.

Wallbox-Leitfaden für Wohnungseigentümer und Mieter

So kommen Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnungen sowie Mieterinnen und Mieter in Mehrfamilienhäusern zu einer privaten Ladestation fürs Elektroauto: Der ADAC hat die wichtigsten Infos und Tipps zum Thema zusammengefasst.

WEG: Neue Rechtslage bewirkt wenig

Seit der Änderung des Wohnungseigentumsgesetzes (WEG) zum 1. Dezember 2020 haben es Mieter und Eigentümer von Wohnungen in Mehrfamilienhäusern grundsätzlich einfacher, einen Anspruch auf eine Lademöglichkeit für ein E-Auto an ihrem Stellplatz durchzusetzen.

31 Prozent der vom ADAC befragten Immobilienunternehmen haben seitdem zwar mehr entsprechende Anfragen registriert. Die Hälfte der Befragten sagte aber, die WEG-Änderung beeinflusse sie wenig oder gar nicht bei der Einrichtung von Ladeinfrastruktur in ihren Objekten.

Was sagt der ADAC dazu?

Um die Klimaziele im Verkehr zu erreichen, ist es wichtig, die Pkw- und Lkw-Flotte zu dekarbonisieren. Das heißt: weg von der Nutzung kohlenstoffhaltiger Energieträger.

Der Ausbau der Ladeinfrastruktur für den Hochlauf der Elektromobilität muss deshalb schneller stattfinden – auch in Mehrfamilienhäusern. Der ADAC fordert, dass administrative Hindernisse und Planungsengpässe auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene abgebaut werden. Zum Beispiel müssen die im Masterplan Ladeinfrastruktur vorgesehenen Maßnahmen zur Ertüchtigung und Digitalisierung von Hausanschlüssen sowie die Evaluation und Überarbeitung des Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetzes umgesetzt werden.

Die E-Mobilität muss nutzerfreundlicher werden, um Unsicherheiten bei Verbraucherinnen und Verbrauchern zu beseitigen. Um das zu erreichen, sollten so viele Menschen wie möglich ihr E-Auto so schnell wie möglich auch zu Hause laden können.

Methodik: So wurden die Umfragen durchgeführt

Der ADAC hat 916 Unternehmen wie Wohnungsbauunternehmen, Genossenschaften sowie Hausverwaltungen in elf Städten ermittelt und angeschrieben. 250 Unternehmen, die Objekte mit mehr als zehn Stellplätzen betreuen, haben an der Befragung teilgenommen.

Der ADAC wollte von den Unternehmen wissen, wie viele ihrer Objekte mindestens eine Lademöglichkeit – Steckdose oder Ladesäule – haben. Des Weiteren wurde gefragt, ob Ökostrom zum Aufladen der Fahrzeuge genutzt wird, und ob es Pläne zum Ausbau der Ladeinfrastruktur gibt.

Gab es zum Erhebungszeitpunkt keinerlei Stromversorgung, sollten die Unternehmen die Gründe dafür nennen und die Faktoren, die bei ihrer Entscheidung für die Einrichtung einer Ladeinfrastruktur hilfreich sein könnten.

Die Erhebung fand im Juli und August 2022 statt. Mit der Durchführung der Befragung und der Auswertung der Daten beauftragte der ADAC das Institut Innofact aus Düsseldorf. Das Institut hatte bereits die erste Befragung im Jahr 2019 durchgeführt.

Der ADAC hat bundesweit 716 Mieter und Wohnungseigentümer in Mehrfamilienhäusern über ein Online-Tool zu ihrer aktuellen E-Lade-Situation befragt. Im Detail waren dies Besteller, Käufer und Besitzer von E-Autos in Deutschland, die damals eine Ladelösung für zu Hause gesucht oder vor Kurzem gekauft haben.

Je nachdem, ob die befragten Personen gerade nach einer passenden Ladelösung suchten (Informations- und Konzeptphase), bereits eine Ladelösung umsetzten (Implementierungsphase) oder schon in Betrieb genommen hatten (Betriebsphase), erhielten sie unterschiedliche Fragen.

So wollte der ADAC unter anderem wissen, wer ihr erster Ansprechpartner auf der Suche nach einer passenden Lademöglichkeit war, wer sich als hilfreich und kompetent erwies, und welche rechtlichen und finanziellen Hürden genommen werden mussten.

Die Erhebung fand von April bis Juli 2023 statt. Die Befragung und die Auswertung der Daten hat der ADAC in Kooperation mit der UScale GmbH in Stuttgart vorgenommen. Das Beratungs- und Marktforschungsunternehmen führt regelmäßig Studien zur Elektromobilität durch.