Test Smart EQ: Das kann die Elektrogeneration
Die Tage für den Smart EQ sind gezählt: Mitte 2024 läuft die Produktion aus. Offiziell gab es schon einen Bestellstopp, doch bei Händlern lassen sich noch Exemplare finden. Lohnt sich das? ADAC Test und alle Daten
Bescheidene Reichweite von 100 Kilometern im ADAC Ecotest
Wenig Neuerungen bei Ausstattung und Design
Smart fortwo ab 21.940 Euro, Cabrio ab 25.200 Euro
Nicolas Hayek, der Schweizer Gründer der Swatch-Gruppe, hatte 1994 einen Traum: Von einem Swatch-Mobil, das klein, günstig und vor allem mit einem umweltfreundlichen Elektroantrieb unterwegs sein sollte. Daimler-Benz realisierte 1998 die Vision – allerdings erst ab 2007 auch mit einem emissionsfreien Elektromotor. Hayek stieg schon vorher enttäuscht aus.
Immerhin hat Smart seitdem in jeder Generation eine vollelektrische Option angeboten. Doch erst mit den (noch) aktuellen fortwo- und den 2021 sanft entschlafenen forfour-Modellen mit dem Beinamen EQ stieg die Marke komplett auf die emissionsfreie, batterieelektrische Antriebstechnologie um. Oder wie es die Werbung zum Start formulierte: Aus brumm wird summ. Und der ADAC Test zeigt: Zumindest der Fahrspaß hat dadurch enorm gewonnen.
Die aktuelle Generation sieht aus wie die vorherige
Rein optisch lassen sich die Designänderungen der EQ-Modelle gegenüber dem Vorgängermodell an fünf Fingern abzählen. Die unterschiedlichen Frontgrills des fortwo sind in Wagenfarbe lackiert, das Frontemblem wurde durch einen Smart-Schriftzug ersetzt und das Design der Front- und Heckleuchten zeigt sich modifiziert.
Auch im Innenraum hat sich nicht viel getan. Außer einer umgestalteten Mittelkonsole mit einem großen Ablagefach, das mit einem Rollo verschlossen werden kann, und einer Ablage, auf der auch größere Smartphones einen sicheren Platz finden: nichts Neues.
Bei den verwendeten Materialen dominieren weiterhin Schwarz, Dunkelblau und Grau, Schalter und Bedienung bleiben unverändert. Und da, wo Konkurrenten wie der Honda e mit einem Bildschirm über die ganze Armaturenbreite beeindrucken, bietet Smart immerhin ein zentrales 8,9-cm-Display an – dessen Menüstruktur ist weitgehend selbsterklärend. Der umlaufende Tachometer lässt sich nicht sonderlich gut ablesen und das Klimabedienteil ist recht tief angeordnet.
Wenig Platz im 3,50-Meter-forfour
Logisch, dass sich auch die Platzverhältnisse nicht verändert haben. Sowohl beim Zwei- wie beim Viersitzer sitzt man vorn großzügig, doch die Fondpassagiere im 3,50 Meter kurzen forfour, der nur noch als Gebrauchter zu haben ist, genießen nur minimale Beinfreiheit. Wenn der Vordersitz auf 1,85-Meter-Personen eingestellt ist, finden nach den ADAC Messungen auf der Rücksitzbank nur noch Personen bis zu einer Größe von 1,65 Metern genügend Beinfreiheit vor.
Auch das Gepäck muss sich auf ein maximales Volumen von gemessenen 150 Litern (Werksangabe: 185 Liter) beschränken. Zum Vergleich: Der nur zehn Zentimeter längere fünftürige Kleinstwagen VW up! bietet einen praxistauglichen Gepäckraum für 250 Liter Volumen (Werksangabe) – schlägt dafür aber auch mit einem "normalen" Wendekreis von 9,8 Metern nicht die tollen 9 Meter des forfour. In puncto stadttauglicher Wendekreis setzt freilich das nur 2,70 Meter lange zweisitzige Coupé mit 6,95 Metern den Maßstab.
Enttäuschende Reichweite: Nur 100 Kilometer
Im Vergleich zum E-Dauerläufer VW e-up! und seinen baugleichen und längst eingestellten Zwillingen Seat mii-electric und Skoda citigo e hat die Smart-EQ-Generation einen entscheidenden Nachteil: Wo das Volkswagen-Trio mit einer 32-kWh-Batterie aufwartet, haben die Smart-Modelle nur 17,6 kWh Kapazität. Das sorgt für einen entscheidenden Reichweiten-Nachteil.
Im ADAC Ecotest kam der getestete forfour EQ daher mit einer Batteriefüllung nur auf bescheidene 100 Kilometer. Konkurrenzfähig ist das definitiv nicht mehr, das VW-Trio kommt doppelt so weit. Testverbrauch mit Ladeverlusten: 18,4 kWh/100 km. Immerhin erweist sich der Smart EQ besonders in der Stadt als effizient, was dort zu einer Reichweite von bis zu 125 Kilometern führen kann.
Fünf Sterne im ADAC Ecotest
Lohn des geringen Verbrauchs sind volle fünf Sterne im ADAC Ecotest, der auch die anfallenden Emissionen (Schadstoffe und CO₂) im Kraftwerk mit berücksichtigt.
Und wie klappt das Laden? Dank der recht kleinen Batterie lässt sich der Smart EQ schnell aufladen. Ist wie im Fall des Testwagens der optionale 22-kW-Lader an Bord (990 Euro Aufpreis), sind die Akkus bei zehn Prozent Ladezustand an einem Typ-2-Ladeanschluss nach rund 40 Minuten wieder zu 80 Prozent voll. Mit dem serienmäßigen 4,6-kW-Lader dauert der Ladevorgang allerdings bereits 3,5 Stunden und an der Haushaltssteckdose vergehen sechs Stunden.
Beim Fahren machen die Smarties Spaß
Beim Fahren machen die Elektro-Smarts deutlich mehr Spaß als die früheren Verbrenner. Durch den kurzen Radstand und die weite Spurbreite ist der Smart in Kombination mit seiner direkten Lenkung ohnehin schon überaus agil. Doch der vollelektrische Antrieb ermöglicht eine völlig neue Dimension an Fahrfreude: Mit unmittelbar verfügbaren 160 Newtonmetern Drehmoment beschleunigen die EQs in 4,8 Sekunden auf stadttaugliche 60 km/h – gefühlt weit besser, als die nominellen 82 PS des Heckmotors vermuten lassen.
Etwas gemächlicher geht es außerorts zu. Der simulierte Überholvorgang (Beschleunigung von 60 auf 100 km/h) gelingt aber in immer noch recht passablen 8,1 Sekunden. Für den Sprint aus dem Stand bis auf 100 km/h nennt der Hersteller eine Zeit von 12,7 Sekunden. Der Vortrieb endet bei geregelten 130 km/h – das schont den Stromverbrauch und tut dem Smart-Konzept nicht weh, denn sein ideales Einsatzgebiet ist vor allem das urbane.
Die Zukunft von Smart liegt in China
Zum Sommer 2024 wird die Produktion des Smart EQ endgültig eingestellt. Alle kommenden Smart-Modelle werden im chinesischen Ningbo gebaut, einer Metropole etwa 150 Kilometer von Shanghai entfernt. Dort hat Mercedes mit Geely das 50:50-Unternehmen Smart Automobile Co. Ltd. gegründet, das ausschließlich Elektroautos baut. Erstes Fahrzeug dieser neuen Partnerschaft ist der Smart #1. Der spielt in einer anderen Größen- und Preisklasse.
Smart forfour EQ: Technische Daten
Technische Daten (Herstellerangaben) | smart forfour EQ passion (01/20 - 08/21) |
---|---|
Motorart | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 60 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 82 |
Drehmoment (Systemleistung) | 160 Nm |
Antriebsart | Hinterrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 12,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 130 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 129 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 18,0 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 17,6 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 16,7 |
Ladeleistung (kW) | AC:2,3-22,0 |
Kofferraumvolumen normal | 185 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 975 l |
Leergewicht (EU) | 1.200 kg |
Zuladung | 370 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 3.495 mm x 1.665 mm x 1.554 mm |
Grundpreis | 24.450 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Smart forfour EQ passion |
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Überholvorgang 60-100 km/h | 8,1 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,5 m |
Wendekreis | 9,5 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 18,4 kWh/100 km, 101 g CO₂/km (well-to-wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | ***** |
Reichweite | 100 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 71,8 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1190 / 370 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 150 / 350 / 710 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | smart forfour EQ passion (01/20 - 08/21) |
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Karosserie/Kofferraum | 3,5 |
Innenraum | 3,4 |
Komfort | 3,8 |
Motor/Antrieb | 1,7 |
Fahreigenschaften | 3,2 |
Sicherheit | 3,2 |
Umwelt/EcoTest | 1,5 |
Gesamtnote | 2,8 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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