Smart #3: So fährt das Kraftpaket aus China
Erste Fahrt im Smart #3: Das SUV-Coupé überzeugt mit außergewöhnlichen Fahrleistungen, einem ordentlichen Platzangebot und guter Reichweite. Fahrbericht mit allen Infos und Preisen.
Kraftvoller Auftritt und Antrieb
Smart #3 Brabus: Topversion mit 315 kW
Preise: ab 38.490 Euro erhältlich
So viel ist klar: Ein Smart der Baujahre 1998 bis 2022 und ein Smart, wie er seit 2023 in China gebaut wird, haben nichts, aber auch gar nichts mehr gemeinsam. War der einstige Mercedes-Sprössling ein auf das Minimum reduzierte Fahrzeug für die Stadt, sind die unter der Regie von Geely gebauten Smart absolut keine Verzichtsmobile mehr.
Sowohl der Smart #1 als auch das zweite Elektromodell aus China, der Smart #3, sind ein Gemeinschaftsprodukt von Mercedes und Geely. Mercedes gehören 49 Prozent, Geely 51 Prozent des Joint Ventures. Aus der Perspektive der deutschen Wirtschaft mögen die neuen Eigentumsverhältnisse zu bedauern sein. Aus der Perspektive deutscher Kunden kann man die nur begrüßen: Die gemeinsamen Produkte sind eine wirkliche Bereicherung des aktuellen Elektroauto-Markts.
Die Redaktion hatte die Gelegenheit, den schon in der Basisversion 200 kW starken Smart #3 unter die Lupe zu nehmen. Wie überzeugend das vollelektrische SUV-Coupé fährt und mit welchen weiteren Talenten es punktet, lesen Sie im ersten Fahrbericht des ADAC.
Der neue Smart #3 in Bildern
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Im Vergleich zum Smart #1 ist die Karosserie des Smart #3 immerhin 13 Zentimeter länger. Durch sein nach hinten abfallendes Coupédach wirkt der Smart #3 zudem eleganter. Die geringere Höhe und die muskulöseren, breiter ausgestellten Flanken sorgen für eine zusätzliche optische Differenzierung. Der Hersteller spricht von einem SUV-Coupé. Und das sieht schon von außen recht sportlich und dynamisch aus.
Im Innenraum unterscheidet sich der Smart #3 unter anderem durch runde Lüftungsdüsen vom Smart #1. Ansonsten findet sich auch im neuen Modell ein sehr aufgeräumtes und durchgestyltes Interieur mit nur wenigen Tasten, 12,8 Zoll großem Bildschirm in der Mitte und einem kleinen Display hinter dem Lenkrad.
Mehr als genug Motorleistung
Jetzt aber los mit dem Testfahrzeug: einem Smart #3 Premium mit 66 kWh großem Akku, einer Leistung von 200 kW und einem Drehmoment von 343 Nm. Der kleine, runde Zündschlüssel ist in den Schlitz in der Mittelkonsole gesteckt, die Seitenspiegel (über das Menü im Zentraldisplay) eingestellt, der Anschnallgurt angelegt. Dann den Getriebewahlhebel am Lenkrad in Position D gebracht, und schon nimmt der Smart #3 leichtfüßig Fahrt auf.
Und wie er das tut, wenn man etwas beherzter aufs rechte Pedal tritt: Als spielte das Fahrzeuggewicht von 1,8 Tonnen quasi keine Rolle. In 5,8 Sekunden ist der Spurt aus dem Stand auf Tempo 100 erledigt. So geht es aus den beigefügten Unterlagen hervor. Das will man ohne weiteres glauben, so wie sich das Coupé ins Zeug legt.
Die Spitzengeschwindigkeit wird bei 180 km/h abgeregelt. Auch das finden wir mehr als okay – zumal in einem Elektroauto, wo man stets versucht, den begrenzten Vorrat an Energie möglichst sinnvoll einzusetzen. Oder ihn zumindest nicht unnötig zu verschwenden, wenn man an der nächsten Ecke ohnehin wieder mit dem Tempo runter muss.
Assistenzsysteme mit Tücken
Aber es macht schon Spaß, in einsamer Landschaft ein paar schnelle Striche zwischen die Kurven zu ziehen. Und wenn mal ein Traktor oder Viehtransporter in Sicht kommt, dann kann der Überholvorgang schnell vollzogen werden. Doch gemach, gemach! Nach einem einleitenden "Pling" ertönt gelegentlich eine freundliche Stimme, um zum Einhalten eines Tempolimits zu ermahnen. Und irgendein Tempolimit existiert ja immer auf einer Landstraße.
Überraschenderweise nervt die Tempowarnung im Smart #3 nicht – ganz im Gegensatz zu sonstigen Fahrzeugen aus chinesischer Produktion. Denn nach einmaliger Ermahnung herrscht wieder Ruhe, bis zum nächsten Tempolimit.
Allerdings: Ansage und Tempolimit-Anzeige im Fahrzeug sind sich nicht immer einig. Und das führt zwangsläufig zu Verwirrung beim Menschen am Steuer: So kam es während der Testfahrt vor, dass die Stimme sich auf ein Tempolimit von 50 km/h berief, im Display aber ein Limit von 70 km/h abzulesen war. Man tut als Fahrer also doch besser daran, den Schildern am Straßenrand als dem System im Auto zu vertrauen.
Positiv darf man das zurückhaltende Wesen des Spurhalteassistenten bewerten. Die elektronische Fahrhilfe macht ihrem Namen alle Ehre, regelt fein abgestimmt wie bei Fahrzeugen der Oberklasse und lässt sich leicht vom Fahrer überstimmen. Genau so soll es sein.
Das Fahrwerk ist ebenfalls prima abgestimmt, nicht zu weich, nicht zu hart. Allerdings sind die Traktionsregelsysteme mit den 343 Nm Drehmoment gelegentlich überfordert. Wenn man nämlich schwungvoll – im Sportmodus – aus der Kurve herausbeschleunigt, geht die Traktion für einen Bruchteil einer Sekunde verloren. Das heißt, die Elektronik regelt die Kraft an der Hinterachse um Sekundenbruchteile zu spät. Auch wird der Wagen beim scharfen Anbremsen einer Kurve ein bisschen unruhig. Im normalen Alltagsgebrauch bleibt das aber alles völlig unkritisch.
Reichweite: Trotz forscher Fahrt 380 km
Schön wäre ein Bordcomputer, der dem Fahrer die Verbrauchwerte vor Augen hielte. Leider verstecken sich die Werte in einem Untermenü. Und das muss man erstmal finden. Aber siehe da: Trotz unserer forschen Fahrt ermittelte der Rechner einen Verbrauch von wenig mehr als 21 kWh pro Kilometer. Am Ende der Testfahrt, als wir sie sozusagen austrudeln ließen, waren es nur noch rund 19 kWh.
Ergo wäre die hochgerechnete Reichweite mit einer Akkufüllung etwa 380 Kilometer gewesen. Das wäre angesichts der Fahrweise ein mehr als respektabler Wert. Man darf also gespannt sein, was die ADAC Fachleute mit ihren objektivierten Messmethoden ermitteln werden.
Basisversion Pro für 38.490 Euro
An dieser Stelle sei erwähnt, dass es den Smart #3 mit der gleichen Antriebsleistung, aber einer kleineren Batterie geben wird. Anstelle von 66 kWh nimmt der Akku der Basisversion Pro nur 49 kWh Energie auf. Wobei die kleinere Batterie auf Lithium-Eisenphosphat (LFP) setzt. Das macht das Auto erheblich billiger. Statt 43.490 Euro wie der Testwagen kostet die Basisversion 38.490 Euro. Das sind immerhin 5000 Euro weniger.
Die Reichweite mit dem LFP-Akku beträgt 325 Kilometer nach WLTP. Um die Ladepausen so kurz wie möglich zu gestalten, kann der #3 an der Schnellladesäule mit 130 kW (Basisversion) oder 150 kW (ab Version Pro+) geladen werden. AC-Laden ist mit 7,2 (Version Pro) und 22 kW (ab Pro+) möglich.
Navigation inklusive der Planung von Ladestopps sei möglich, eine automatische Vorkonditionierung der Batterietemperatur damit leider aber noch nicht verbunden, erklärte Vorstand Wolfgang Ufer. Daran werde momentan noch gearbeitet, und sobald fertig per Software-Update over the air aufgespielt. Gleiches gelte für die Möglichkeit einer manuellen Vorkonditionierung.
Innen- und Kofferraum
Im Innenraum des Smart #3 geht es äußerst wohnlich zu. Das Cockpit wird optisch dominiert vom großen Zentraldisplay und einer hochgezogenen Mittelkonsole, massiv wie ein Raumteiler. Direkt darunter befindet sich ein großes offenes Ablagefach, etwa für eine Damenhandtasche oder größere Gegenstände.
In der Mittelkonsole, hinter Abdeckungen, stehen zwei Getränkehalter sowie eine Handyablage zum induktiven Laden zur Verfügung. Alle Materialien sind schön anzuschauen, auch wenn sich hinter den wertigen Oberflächen oftmals schnödes Hartplastik verbirgt.
Das serienmäßige Panoramadach bringt Licht und Luftigkeit in den Innenraum, lässt sich aber leider nicht öffnen. Das Soundsystem im Testwagen macht ordentlich was her, ist zum Teil aber zu stark verstärkt, was Musik gelegentlich verzerrt. Insbesondere die Hochtöner drängen sich dermaßen in den Vordergrund, dass laute Musik in den Ohren wehtut. Damit das nicht geschieht, müssen die hohen Frequenzen leicht ins Minus gedreht werden.
Dass die Kopfstützen im Fond nicht versenkbar sind, hat laut Smart regulatorische Gründe. Bemerkenswert gut fällt die Kniefreiheit auf der Rückbank aus. Damit auch die Köpfe von Erwachsenen genügend Luft über dem Scheitel haben, wurde die Rückbank ziemlich tief und wie das Dach nach hinten schräg abfallend angeordnet. Das hat zur Folge, dass nicht nur langbeinige Menschen etwas unbequem mit hoch aufragenden Knien dort ausharren.
Der Kofferraum ist klassengemäß wenig üppig, fasst 370 bis 1160 Liter. Immerhin gibt es einen praktischen variablen Laderaumboden. Herausgenommen, wird auch das Verstauen von größeren Gepäckstücken möglich. Zur Unterbringung des Ladekabels steht ein 15 Liter fassender Frunk unter der vorderen Haube zur Verfügung.
Smart #3 Brabus: 315 kW/584 Nm
Topversion des Smart #3 ist das Brabus-Modell mit Allradantrieb und einer Motorenleistung von 315 kW (428 PS). Der Brabus beschleunigt in nur 3,7 Sekunden von 0 auf 100 km/h. Das bei einem Katapultstart schlagartig einsetzende Drehmoment von 584 Nm ist in der Lage, Übelkeit bei den Insassen zu erzeugen. Man kann nur raten, den Liebsten oder die Liebste auf dem Beifahrersitz im Falle eines Falles psychologisch darauf vorzubereiten. Und dann: Wohl bekomm's!
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Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | smart #3 Pro (7,4 kW OBC) (ab 12/23) | smart #3 Pro+ (22 kW OBC) (ab 12/23) | smart #3 Premium (22 kW OBC) (ab 12/23) | smart #3 Brabus (22 kW OBC) (ab 12/23) |
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Motorart | Elektro | Elektro | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 200 | 200 | 200 | 315 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 272 | 272 | 272 | 428 |
Drehmoment (Systemleistung) | 343 Nm | 384 Nm | 384 Nm | 584 Nm |
Antriebsart | Hinterrad | Hinterrad | Hinterrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 5,8 s | 5,8 s | 5,8 s | 3,7 s |
Höchstgeschwindigkeit | 180 km/h | 180 km/h | 180 km/h | 180 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 325 km | 435 km | 455 km | 415 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 17,2 kWh/100 km | 16,8 kWh/100 km | 16,3 kWh/100 km | 17,6 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 49,0 | 66,0 | 66,0 | 66,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 47,0 | 62,0 | 62,0 | 62,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:7,2 DC:130,0 | AC:22,0 DC:150,0 | AC:22,0 DC:150,0 | AC:22,0 DC:150,0 |
Kofferraumvolumen normal | 370 l | 370 l | 370 l | 370 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.160 l | 1.160 l | 1.160 l | 1.160 l |
Leergewicht (EU) | 1.780 kg | 1.780 kg | 1.810 kg | 1.910 kg |
Zuladung | 419 kg | 450 kg | 450 kg | 450 kg |
Anhängelast ungebremst | - | 750 kg | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | - | 1.600 kg | 1.600 kg | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) | 2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket) |
Länge x Breite x Höhe | 4.400 mm x 1.844 mm x 1.556 mm | 4.400 mm x 1.844 mm x 1.556 mm | 4.400 mm x 1.844 mm x 1.556 mm | 4.400 mm x 1.844 mm x 1.556 mm |
Grundpreis | 38.490 Euro | 43.490 Euro | 46.490 Euro | 50.990 Euro |
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