Neuer Opel Astra im Langzeittest: Wie schlägt er sich?

Der Opel Astra muss sich ein Jahr lang in der ADAC Redaktion beweisen – und lädt auch mal am Baumarkt nach
Der Opel Astra muss sich ein Jahr lang in der ADAC Redaktion beweisen – und lädt auch mal am Baumarkt nach© ADAC/Martin Hangen

Der neue Opel Astra will nicht nur durch sein Hingucker-Design gefallen. Auch technisch hat er den Anspruch, ganz vorn dabei zu sein – vor allem als Plug-in-Hybrid. Ob das so ist, testet die ADAC Redaktion im Alltag. Hier kommt das Dauertest-Tagebuch.

Ende Oktober 2022 rollte ein "Kult Gelb" lackierter Opel Astra in die Redaktionsgarage. Als 180 PS starker Plug-in-Hybrid in der Ausstattung "Business Elegance" zum Listenpreis von 38.650 Euro. Extras: Universal-Ladekabel (720 Euro), 7,4-kW-Onboard-Charger (500 Euro, Serie sind 3,7 kW Ladeleistung) und das Intelli-Drive-Fahrassistenzpaket für 550 Euro. Macht zusammen 40.420 Euro. Ganz schön viel Geld für einen Astra.

Im konventionellen ADAC Autotest hatte sich der Astra Hybrid bereits eine 2,4 als Gesamtnote erfahren. Doch was haben wir im Alltag mit dem Astra erlebt? Was ist gut gelöst und was nervt? Hier das Tagebuch der ADAC Auto-Redaktion, das stetig erweitert wird.

+++ 27.10.2022 +++

Erste Eindrücke vom neuen Auto. Immer, wenn ich mir einen Eindruck von einem neuen Auto machen will, betrachte ich es es zunächst von außen aus allen möglichen Perspektiven und Blickwinkeln. Dann aber setze ich mich sofort ans Steuer und fahre los. Sieht der Wagen hübsch aus? Und wie fährt er sich? Diese beiden Punkte sind extrem wichtig, finde ich. Ob der Kofferraum groß genug für das Urlaubsgepäck ist oder ob man als Erwachsener auf der Rückbank bequem sitzen kann, ist für mich erst mal nachrangig. Mein erstes Urteil: Das Design des Opel Astra ist gut gelungen, das Fahrerlebnis fühlt sich richtig gut an. Der Antrieb agiert kraftvoll, das Fahrwerk ist straff genug und dennoch komfortabel. wr

+++ 30.10.2022 +++

Power hat er. Erste Fahrt auf der Autobahn: Ich bin positiv überrascht! Der Antrieb ist richtig agil. Ein kurzer Tritt auf das Gaspedal genügt und ein Überholvorgang ist im Nu erledigt. Als Systemleistung gibt Opel 180 PS an – die Power nimmt man dem Astra auf Anhieb ab. Und auch die 7,6 Sekunden auf Tempo 100. So sportlich kann ein Plug-in-Hybrid sein! Wozu braucht es da noch den neuen GSe mit 225 Plug-in-PS? Den Aufpreis für die Top-Version kann man sich wirklich sparen. jw

+++ 2.11.2022 / 3.11.2022 +++

Die elektrische Reichweite geht für einen Plug-in-Hybriden in Ordnung © ADAC/Martin Hangen

Rein elektrisch Fahren. Die elektrische Reichweite des Plug-in-Hybrid beträgt unter Idealbedingungen 67 Kilometer, so der Prospektwert. Mal sehen, wie viel er heute Abend so schafft. Der Akku ist bei der Heimfahrt zu 85 Prozent gefüllt, Reichweitenprognose des Bordcomputers: 36 Kilometer. Und tatsächlich: Zum ersten mal springt der Verbrenner nach 38 Kilometern an. Passt also perfekt. Am nächsten morgen folgt die Probe aufs Exempel, es geht den gleichen Weg wieder zurück zur Arbeitsstätte. Diesmal mit zu 100 Prozent gefülltem Akku (BC-Prognose: 44 Kilometer). Und siehe da: Damit schafft der Astra 55 Kilometer rein elektrisch. Respekt! wr

+++ 20.12.2022 +++

Opel spart, ich zahl' drauf. Kontrollleuchten im Auto sind wichtig. Ploppt eine rote Kontrollleuchte auf, muss schnell gehandelt werden – etwa weil mit dem Motor, der Bremse oder der Stromversorgung etwas nicht stimmt. Gelbe Kontrollleuchten geben eher Empfehlungen, was man tun sollte. Praktisch ist z.B. die Leuchte mit dem Wischwasser-Symbol. Wird die sichtbar, weiß man: Das Wischwasser der Scheibenwaschanlage geht zur Neige und sollte – jetzt im Winter natürlich mit Frostschutz – zeitnah aufgefüllt werden. Nur: Beim neuen Astra fiel eine solche Lampe wohl dem Rotstift zum Opfer – es gibt sie einfach nicht. Der spontane Blindflug bei der nächtlichen Autobahnfahrt im Schmuddelwetter war deshalb nur durch den rechtzeitigen Stopp an der nächsten Raststätte und dem Kauf einer 5-Liter-Scheibenwasser-Fertiggmischung für 24,50 Euro (!) zu verhindern. Daheim in der Garage hätte auch ein 5-Liter-Kanister gestanden. Der hat 6,90 Euro gekostet und langt als Konzentrat sogar für 15 Liter... kro

+++ 13.1.2023 +++

Mehr Strom. 60 Kilometer weit kann der Plug-in-Hybrid mit seiner 12,4-kWh-Antriebsbatterie rein elektrisch fahren – das hat der ADAC im standardisierten Ecotest gemessen. Doch im Winter sieht die Sache anders aus! Bei niedrigen Temperaturen sackt die Reichweitenanzeige im Display auf 30 bis 35 Kilometer ab. Grund: Im reinen Elektrobetrieb heizt der Astra auch elektrisch und braucht erheblich mehr Energie. Was kann man dagegen tun? Öfter laden. Denn Heizung aus (fröstel!) oder auf Hybridmodus schalten, um die Motor-Abwärme zu nutzen, sind keine wirklichen Alternativen. jw

+++ 2.2.2023 +++

Im Menü wird erklärt, welche Anzeige-Elemente man wie anordnen kann zur Bedienung, auch per Videofilm © ADAC/Wolfgang Rudschies

Konfiguration der Anzeigen. Eigentlich hätte man es ja längst machen können – die Anzeigen für die Bedienung lassen sich im Opel Astra personalisieren. Jeder Nutzer kann sich ein individuelles Profil anlegen. Dann sollen im Touchscreen die Anzeigen als erstes erscheinen, die am wichtigsten sind. Sei es das Radio, das Navi oder das Telefon. Wie das funktioniert, kann man sich erklären lassen: Im Mittendisplay ist ein Tutorial dafür hinterlegt. Sogar mit Filmen/Bewegtbild zum Anschauen. Persönliches Profil anlegen: klappt. Mobiltelefon per Bluetooth koppeln: klappt. Favoriten für Radiosender setzen: klappt. Aber wie bekomme ich es hin, weitere sogenannte Widgets so zu platzieren, wie ich sie haben will. Ich scheitere. Und frage mich, ob Käufer des Astra bei der Fahrzeugübergabe alles verständlich und nachvollziehbar erklärt bekommen. Oder ob viele Kunden hinterher beim Händler auf der Matte stehen, die damit nicht zurecht kommen. Intuitiv geht da leider gar nichts. wr

+++ 12.2.2023 +++

Fahrt in die Heimat. Eltern besuchen steht heute auf dem Programm: 170 Kilometer Fahrt in die fränkische Heimat. Auf der Autobahn gefällt mir der Astra gut. Er fährt angenehm leise und zügig und kombiniert beide Antriebe sinnvoll. 150 km/h Reisetempo sind für den Astra eine eher beiläufige Angelegenheit, angestrengt wirkt der Antrieb nie. Klar: Auf der Autobahn ist der Stromvorrat schnell aufgesaugt. Am Ziel gibt es zum Glück eine öffentliche Ladesäule. Der Plan: Nach drei Stunden vor Ort einfach wieder mit einem vollen Akku nach Hause fahren. Es kommt anders. Beim Abstöpseln sehe ich, dass gerade einmal 1,1 kWh geladen worden sind! Nach 10 Minuten Ladezeit hat der Ladevorgang einfach abgebrochen. Die App sagt einem das leider nicht. Sehr ärgerlich. Ob es am Auto lag oder an der Säule? Das lässt sich nicht herausfinden. Für das Ergebnis ist das ohnehin einerlei. jw

+++ 14.2.2023 +++

Ganz schön trinkfest. Schon wieder ist das Wischwasser leer. Der Astra schlotzt das flüssige Gold von der Tanke weg wie nichts. Zwar reinigt der Opel seine Scheibe fraglos sehr gut – viel hilft offenbar viel. Aber wenn der Tank dann ständig leer ist? Sollten uns einen kleinen Kanister-Vorrat im Kofferraum anlegen... jw

+++ 7.3.2023 +++

Ein Herz für Kinder. Es wird Zeit, dass endlich Frühling wird. Doch egal zu welcher Jahreszeit: Gut, wer ein zuverlässiges Navi-Gerät hat. Vor allem eines, dass per Live Traffic-Funktion auch alle Staus in der näheren und weiteren Umgebung anzeigt. Unser Astra hat so eines, das – mit der (üblichen) Ausnahme der perfekten Spracherkennung – auf TomTom-Basis auch bestens funktioniert. Was auffällt: Die Programmierer meinen es mit den Kindern besonders gut. Wird mit grüner Schraffierung ein städtischer Park angezeigt, steht da nicht schnöde der Name des Parks daneben, es wird für Kinder und Junggebliebene gleich die im Winter wichtigste Info mitgeliefert: Rodelhügel Forstenrieder Park, Rodelhügel Luitpoldpark... Da bekommt man direkt wieder Lust auf den nächsten Winter!