Opel Astra Plug-in im Langzeittest: Wie hat er sich geschlagen?
Der neue Opel Astra will nicht nur durch sein Hingucker-Design gefallen. Auch technisch hat er den Anspruch, ganz vorn dabei zu sein – vor allem als Plug-in-Hybrid. Ob das so ist, hat die ADAC Redaktion im Alltag gecheckt. Hier kommt das Dauertest-Tagebuch.
Von Oktober 2022 an war ein "Kult Gelb" lackierter Opel Astra ein Jahr lang in der ADAC Redaktion zu Gast. Als 180 PS starker Plug-in-Hybrid in der Ausstattung "Business Elegance" zum Listenpreis von 38.650 Euro. Extras: Universal-Ladekabel (720 Euro), 7,4-kW-Onboard-Charger (500 Euro, Serie sind 3,7 kW Ladeleistung) und das Intelli-Drive-Fahrassistenzpaket für 550 Euro. Macht zusammen 40.420 Euro. Ganz schön viel Geld für einen Astra.
Im konventionellen ADAC Autotest hatte sich der Astra Hybrid bereits eine 2,4 als Gesamtnote erfahren. Doch was haben wir im Alltag mit dem Astra erlebt? Was ist gut gelöst und was nervt? Hier das Tagebuch der ADAC Auto-Redaktion.
+++ 27.10.2022 +++
Erste Eindrücke vom neuen Auto. Immer, wenn ich mir einen Eindruck von einem neuen Auto machen will, betrachte ich es es zunächst von außen aus allen möglichen Perspektiven und Blickwinkeln. Dann aber setze ich mich sofort ans Steuer und fahre los. Sieht der Wagen hübsch aus? Und wie fährt er sich? Diese beiden Punkte sind extrem wichtig, finde ich. Ob der Kofferraum groß genug für das Urlaubsgepäck ist oder ob man als Erwachsener auf der Rückbank bequem sitzen kann, ist für mich erst mal nachrangig. Mein erstes Urteil: Das Design des Opel Astra ist gut gelungen, das Fahrerlebnis fühlt sich richtig gut an. Der Antrieb agiert kraftvoll, das Fahrwerk ist straff genug und dennoch komfortabel. wr
+++ 30.10.2022 +++
Power hat er. Erste Fahrt auf der Autobahn: Ich bin positiv überrascht. Der Antrieb ist richtig agil. Ein kurzer Tritt auf das Gaspedal genügt, und ein Überholvorgang ist im Nu erledigt. Als Systemleistung gibt Opel 180 PS an – die Power nimmt man dem Astra auf Anhieb ab. Und auch die 7,6 Sekunden auf Tempo 100. So sportlich kann ein Plug-in-Hybrid sein. Wozu braucht es da noch den neuen GSe mit 225 Plug-in-PS? Den Aufpreis für die Top-Version kann man sich wirklich sparen. jw
+++ 2.11.2022 / 3.11.2022 +++
Rein elektrisch Fahren. Die elektrische Reichweite des Plug-in-Hybrid beträgt unter Idealbedingungen 67 Kilometer, so der Prospektwert. Mal sehen, wie viel er heute Abend so schafft. Der Akku ist bei der Heimfahrt zu 85 Prozent gefüllt, Reichweitenprognose des Bordcomputers: 36 Kilometer. Und tatsächlich, zum ersten Mal springt der Verbrenner nach 38 Kilometern an. Passt also perfekt. Am nächsten Morgen folgt die Probe aufs Exempel, es geht den gleichen Weg wieder zurück zur Arbeitsstätte. Diesmal mit zu 100 Prozent gefülltem Akku (BC-Prognose: 44 Kilometer). Und siehe da, damit schafft der Astra 55 Kilometer rein elektrisch. Respekt! wr
+++ 20.12.2022 +++
Opel spart, ich zahl drauf. Kontrollleuchten im Auto sind wichtig. Ploppt eine rote Kontrollleuchte auf, muss schnell gehandelt werden – etwa weil mit dem Motor, der Bremse oder der Stromversorgung etwas nicht stimmt. Gelbe Kontrollleuchten geben eher Empfehlungen, was man tun sollte. Praktisch ist z.B. die Leuchte mit dem Wischwasser-Symbol. Wird die sichtbar, weiß man, das Wischwasser der Scheibenwaschanlage geht zur Neige und sollte – jetzt im Winter natürlich mit Frostschutz – zeitnah aufgefüllt werden. Nur: Beim neuen Astra fiel eine solche Lampe wohl dem Rotstift zum Opfer – es gibt sie einfach nicht. Der spontane Blindflug bei der nächtlichen Autobahnfahrt im Schmuddelwetter war deshalb nur durch den rechtzeitigen Stopp an der nächsten Raststätte und dem Kauf einer 5-Liter-Scheibenwasser-Fertiggmischung für 24,50 Euro zu verhindern. Daheim in der Garage hätte auch ein 5-Liter-Kanister gestanden. Der hat 6,90 Euro gekostet und langt als Konzentrat sogar für 15 Liter... kro
+++ 13.1.2023 +++
Mehr Strom. 60 Kilometer weit kann der Plug-in-Hybrid mit seiner 12,4-kWh-Antriebsbatterie rein elektrisch fahren – das hat der ADAC im standardisierten Ecotest gemessen. Doch im Winter sieht die Sache anders aus. Bei niedrigen Temperaturen sackt die Reichweitenanzeige im Display auf 30 bis 35 Kilometer ab. Grund: Im reinen Elektrobetrieb heizt der Astra auch elektrisch und braucht erheblich mehr Energie. Was kann man dagegen tun? Öfter laden. Denn Heizung aus (fröstel!) oder auf Hybridmodus schalten, um die Motor-Abwärme zu nutzen, sind keine wirklichen Alternativen. jw
+++ 2.2.2023 +++
Konfiguration der Anzeigen. Eigentlich hätte man es ja längst machen können – die Anzeigen für die Bedienung lassen sich im Opel Astra personalisieren. Jeder Nutzer kann sich ein individuelles Profil anlegen. Dann sollen im Touchscreen die Anzeigen als Erstes erscheinen, die am wichtigsten sind. Sei es das Radio, das Navi oder das Telefon. Wie das funktioniert, kann man sich erklären lassen: Im Mittendisplay ist ein Tutorial dafür hinterlegt. Sogar mit Filmen/Bewegtbild zum Anschauen. Persönliches Profil anlegen: klappt. Mobiltelefon per Bluetooth koppeln: klappt. Favoriten für Radiosender setzen: klappt. Aber wie bekomme ich es hin, weitere sogenannte Widgets so zu platzieren, wie ich sie haben will? Ich scheitere. Und frage mich, ob Käufer des Astra bei der Fahrzeugübergabe alles verständlich und nachvollziehbar erklärt bekommen. Oder ob viele Kunden hinterher beim Händler auf der Matte stehen, die damit nicht zurechtkommen. Intuitiv geht da leider gar nichts. wr
+++ 12.2.2023 +++
Fahrt in die Heimat. Eltern besuchen steht heute auf dem Programm, 170 Kilometer Fahrt in die fränkische Heimat. Auf der Autobahn gefällt mir der Astra gut. Er fährt angenehm leise und zügig und kombiniert beide Antriebe sinnvoll. 150 km/h Reisetempo sind für den Astra eine eher beiläufige Angelegenheit, angestrengt wirkt der Antrieb nie. Klar, auf der Autobahn ist der Stromvorrat schnell aufgesaugt. Am Ziel gibt es zum Glück eine öffentliche Ladesäule. Der Plan: Nach drei Stunden vor Ort einfach wieder mit einem vollen Akku nach Hause fahren. Es kommt anders. Beim Abstöpseln sehe ich, dass gerade einmal 1,1 kWh geladen worden sind. Nach 10 Minuten Ladezeit hat der Ladevorgang einfach abgebrochen. Die App sagt einem das leider nicht. Sehr ärgerlich. Ob es am Auto lag oder an der Säule? Das lässt sich nicht herausfinden. Für das Ergebnis ist das ohnehin einerlei. jw
+++ 14.2.2023 +++
Ganz schön trinkfest. Schon wieder ist das Wischwasser leer. Der Astra schlotzt das flüssige Gold von der Tanke weg wie nichts. Zwar reinigt der Opel seine Scheibe fraglos sehr gut – viel hilft offenbar viel. Aber wenn der Tank dann ständig leer ist? Wir sollten uns einen kleinen Kanister-Vorrat im Kofferraum anlegen ... jw
+++ 7.3.2023 +++
Ein Herz für Kinder. Es wird Zeit, dass endlich Frühling wird. Doch egal, zu welcher Jahreszeit: Gut, wer ein zuverlässiges Navi-Gerät hat. Vor allem eines, dass per Live-Traffic-Funktion auch alle Staus in der näheren und weiteren Umgebung anzeigt. Unser Astra hat so eines, das – mit der (üblichen) Ausnahme der perfekten Spracherkennung – auf TomTom-Basis auch bestens funktioniert. Was auffällt: Die Programmierer meinen es mit den Kindern besonders gut. Wird mit grüner Schraffierung ein städtischer Park angezeigt, steht da nicht schnöde der Name des Parks daneben, es wird für Kinder und Junggebliebene gleich die im Winter wichtigste Info mitgeliefert: Rodelhügel Forstenrieder Park, Rodelhügel Luitpoldpark ... Da bekommt man direkt wieder Lust auf den nächsten Winter. kro
+++ 4.4.2023 +++
Von O bis O. Wir Bayern sind eher konservativ. So haben schon unsere Väter und Großväter immer im Oktober die Winterreifen aufgezogen und an Ostern wieder auf die Sommerschlappen umgesteckt. Und so machen wir es auch mit unserem Dauertester. Doch während unsere Väter und Großväter mit Wagenheber und Radkreuz noch selbst Hand anlegten, fuhren wir zur Tankstelle unseres Vertrauens. Der freundliche Angestellte legt für rund 30 Euro plus Trinkgeld auch gleich los – und ich komme ins Grübeln. Was ist, wenn der Astra ein direkt messendes Reifenkontrollsystem hat, bei dem die im Reifen verbauten Sensoren erst wieder angelernt werden müssen? Das benötigte Spezialgerät hat die Tanke sicher nicht, eine zusätzliche Fahrt in die nächste Opel-Werkstatt wäre also nötig. Das Auto ist fertig, die Reifen verstaut. Vor dem Losfahren der Blick in die Bedienungsanleitung – und die Erleichterung: Der Astra hat ein indirektes System, das die neuen Reifen über die Radumdrehung erkennt. Ein Tip auf die entsprechende Taste und nach ein, zwei Kilometer meldet der Opel: Neue Räder erkannt, alles okay. Glück gehabt. kro
+++ 27.4.2023 +++
Immer wieder ein schönes Gefühl. Es ist ein Phänomen. Jedes Mal wenn ich aus einem anderen Auto kommend wieder in den Opel Astra einsteige, denke ich nach den ersten Metern: Toll, was den Ingenieuren da gelungen ist. Der Plug-in-Hybrid ist ein sehr harmonisch arbeitender Antrieb. Kraftvoll und spontan im Antritt, sehr laufruhig, nie nervig bei Schalt- und Umschaltvorgängen. Auch die Fahrleistungen sind klasse. Fahrwerte auf dem Papier: 7,6 Sekunden von null auf 100 km/h, 225 km/h Spitze. Was mich verblüfft: Bei etwa 160 km/h auf der Autobahn scheint der Motor eine Art zweite Luft zu bekommen. Dann legt er sich – quasi anstrengungslos – plötzlich noch mal so richtig ins Zeug und zieht freudig gelaunt Richtung 200 km/h. Nicht ganz so toll ist das Gefühl in einer lang gezogenen Kurve bei diesen Autobahn-Geschwindigkeiten. Dann drängt der Wagen sehr spürbar zum Kurvenaußenrand, man muss das Lenkrad absolut konzentriert festhalten. Das wird dann anstrengend für den Fahrer. In diesem Punkt könnten die Ingenieure gern noch mal etwas nachbessern. Und trotzdem, schnell zu fahren mit dem Astra macht richtig viel Spaß – elektrisch und leise, gemächlich und sparsam genauso. wr
+++1.5.2023 +++
Too many Tankstopps. München–Hamburg, Hamburg–München. Bei einem solchen Trip kommen eine ganze Menge Kilometer zusammen. Und dann merkt man plötzlich, wie klein der Tank des Astra eigentlich ist. Maximal 42 Liter gehen da rein. Aber den Tank leerfahren, will man ja auch nicht. Zügig gefahren steht man daher gefühlt alle zwei Stunden an der Tanksäule. Passat-Dieselfahrer lachen sich kaputt darüber, fahren die gesamte Strecke wenn nötig nonstop. Ich muss zwei- bis dreimal nachtanken auf der Tour. Aber geschenkt, dafür kann ich mir zweimal mehr die Beine vertreten, einen Kaffee trinken oder einen Snack nehmen. Nennen wir es Drive-Life-Balance. wr
+++23.5.2023 +++
Auf der Stelle drehen. Das kann der Opel Astra zwar nicht. Aber was mir im Stadtverkehr immer wieder positiv auffällt, ist der kleine Wendekreis. Die Testingenieure haben ihn nachgemessen, 10,6 Meter sind wirklich gut. Mal eben schnell umdrehen oder ein U-Turn ohne zurücksetzen zu müssen – das klappt einfach sehr problemlos und geschmeidig mit dem Astra. Schön ist dabei auch die sehr leichtgängige Lenkung, die den Opel super handlich macht. jw
+++25.5.2023 +++
Defekte. Hat der Opel einen Software-Bug? Jedenfalls haben wir festgestellt, dass hin und wieder die elektronische Tankanzeige spinnt. Manchmal passiert es, dass man den Benzintank vollgefüllt hat, die Anzeige aber nur halb voll anzeigt. Und warum sind plötzlich die gespeicherten Radiosender einfach weg? Wir haben sie jedenfalls nicht gelöscht. Und letzte Woche hat ein Kollege berichtet, dass der Drive-Mode-Schalter für die Wahl zwischen Elektro- und Hybridantrieb funktionslos blieb. Nach einem Neustart hat sich Letzteres zumindest wieder gegeben. Wo wir schon am Meckern sind: Auch die Einstiegsleiste links hinten hat sich gelöst. Mal sehen, wie es weitergeht ... jw
+++ 23.6.2023 +++
Hurra, es ist Sommer. Nach dem kalten Frühjahr tut nicht nur Autotestern die wohlige Wärme gut, auch unser Astra scheint den Sommer zu lieben. Jetzt kommt er wieder rund 55 Kilometer weit mit einer Batterieladung – im Vergleich zum Winter mit 30 bis 35 Kilometern Elektro-Reichweite ein ganz schöner Unterschied. jw
+++ 21.7.2023 +++
Was echt nervt. Bei allem Fortschritt – es gibt auch Dinge in modernen Autos, die einfach nerven. Und da ist der Opel Astra leider keine Ausnahme. Da wäre zum einen der Klavierlack. Kaum ein Hersteller, der nicht irgendwo am Armaturenbrett Klavierlack verwendet. Das sieht hübsch aus, so lange das Auto fein rausgeputzt im Showroom des Händlers steht. Im Alltag nicht. Jeder kleinste Staubpartikel sticht ins Auge, kratzempfindlich ist der Kunststoff ebenfalls. Schon nach wenigen Wochen Benutzung sieht der Innenraum verwohnt aus. Wir sind immer wieder damit beschäftigt, die Flusen und Fettfinger mit einem trockenen Mikrofasertuch abzuwischen. Das scheint am besten zu funktionieren. Das Tuch liegt seither griffbereit in der Mittelkonsole. Für die Hersteller mag Klavierlack-Optik als Verschönerung von Plastikteilen gut funktionieren, für den Autofahrer ist es ein echtes Ärgernis.
Zum anderen der Spurhalte-Assistent oder englisch Lane Keeping Assist. In hochpreisigen Luxusfahrzeugen sind die Systeme meist hervorragend abgestimmt, greifen nur sehr behutsam und nur wenn es unbedingt nötig ist, in die Lenkarbeit des Fahrers ein. Nicht so im Volumensegment. Und nicht so der Opel Astra. Dem gefällt schon die leiseste Annäherung an eine Begrenzungslinie auf der Landstraße nicht. Das heißt, er korrigiert oft abrupt den eingeschlagenen Lenkwinkel. Und manchmal haut's einem fast das Lenkrad aus der Hand.
Und zum Dritten die Anzeige über das jeweilige Tempolimit – man kann sich nicht auf sie verlassen. Mal stimmt's, mal nicht. Das ist keine Hilfe. wr
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+++ 27.7.2023 +++
Was echt toll ist. Das Auto ist ein privater Rückzugsort. Den kann man nutzen, um seinen Gedanken freien Lauf zu lassen – oder um mal wieder richtig Musik zu hören. Schön laut. Stört ja niemanden. Und es ist auch niemand da, der sich über die Musikauswahl beschweren könnte. Wenn dann noch der Sound stimmt, ist es ein Genuss. In unserem Opel Astra stimmt der Sound. Er ist richtig gut, auch wenn man sehr laut aufdreht. Dann trennt sich die Spreu vom Weizen, weniger gute Soundanlagen fangen an zu dröhnen und zu scheppern. Das Hi-Fi-Soundsystem ist im Paket mit dem Navi für 1200 Euro enthalten. Insgesamt acht Lautsprecher sind im Fahrzeug verbaut: zwei Hochtöner (Tweeter), zwei Lautsprecher in den vorderen und zwei in den hinteren Türen, dazu ein Mittellautsprecher und ein Subwoofer. Über die Ausgangsleistung in Watt sagt der Prospekt leider nichts aus. Aber es reicht allemal. Und das zu einem echt fairen Preis, toll. wr
+++ 25.8.2023 +++
Endspurt. Rund vier Wochen ist der Opel Astra noch in der Redaktion zu Gast. Nach wie vor erfreut sich der im frischen Gold-Gelb lackierte Rüsselsheimer – die Farbe ist einfach super – großer Beliebtheit. Gerade auch für lange Strecken, was zwar nicht ideal für einen Plug-in-Hybriden ist, da man hier von der Zusatz-Energie im Akku eher nicht profitiert. Ist der Strom aufgebraucht, rollt der Astra aber immer noch als "normaler" Hybrid weiter und fährt grundsätzlich sparsam. Aber: Der Fahrer muss seinen Teil dazu beitragen. Und das fällt nicht immer leicht. Wie bereits oben erwähnt, hat der Astra als Plug-in nämlich richtig Kraft und schwingt sich mit Leichtigkeit zu höheren Geschwindigkeiten auf. Und weil er so leise ist, merkt man's manchmal gar nicht. Also Fuß vom Gas, dann klappt's auch mit dem Spritsparen. jw
Fazit
+++ 5.10.2023 +++
Nach einem Jahr in der Redaktion ziehen wir Bilanz. Würden wir den Opel Astra als Plug-in-Hybrid empfehlen? Auf jeden Fall. Der aktuelle Astra ist eine gute Alternative in der Kompaktklasse mit eigenständigem Design, Charakter und Ausstrahlung. Das konnte man von früheren Modellen aus Rüsselsheim nicht immer behaupten. Hängengeblieben ist vor allem der Antrieb mit 180 PS Systemleistung, der in allen Fahrsituationen für souveränen Vortrieb gesorgt hat. Aber auch die stylische Gestaltung des Armaturenbretts und die – mit leichten Abstrichen – gute Bedienbarkeit.
Was haben wir unter dem Strich verbraucht? An den ADAC Ecotest-Verbrauch von 3,2 Litern Super plus 10,8 kWh Strom auf 100 Kilometer sind wir im Alltag nicht gekommen. Das hat seinen Grund: Im standardisierten Ecotest wird von einem wesentlich höheren, rein elektrischen Fahranteil ausgegangen. Bei einem Plug-in-Hybriden ist das auch sinnvoll, schließlich soll er – artgerecht bewegt – möglichst häufig an die Steckdose.
Doch die Redaktion war mit dem Astra meist auf mittleren, bisweilen sogar langen Strecken unterwegs – wenn man so will, nicht das ideale Nutzungsprofil für einen Plug-in. Wenn einem auf der Langstrecke nach 30 bis 35 (Winter) und 50 bis 60 Kilometern Fahrt der zugeladene Strom ausgeht, hat man eben davon nicht viel. Ergo: Auf 19.750 Kilometern Fahrt haben wir 1222 Liter Benzin getankt und 583 kWh Strom gezapft. Das ergibt einen Durchschnittsverbrauch von 6,19 Litern Super und von 2,95 kWh Strom auf 100 Kilometer. Nachladen hat auf Langstrecke aber keinen Sinn, da es zu lang dauert und bei der kleinen Antriebsbatterie nicht viel bringt.
Interessant scheint da der Ansatz von Mercedes, VW und Škoda zu sein. Diese Marken spendieren ihren neuesten Plug-in-Hybriden erheblich größere Batterien für Reichweiten um die 100 Kilometer und sehen auch die Möglichkeit des Schnellladens vor. Dann ist man auch für lange Strecken gut gerüstet. Ob Opel auch dem Astra in Zukunft einen größere Antriebsbatterie beschert, ist noch nicht klar. Ein To-do für das nächste Facelift?
Dann sollte man auch noch mehr Feinschliff betreiben. Fährt man mit leerer Batterie, lässt sich zum Beispiel die Bremse beim Heranrollen an eine Ampel nur sehr schwer dosieren: Entweder man bremst zu viel oder zu wenig. Dass das geschmeidiger geht, hat Opel zum Beispiel längst beim Bremsen (Rekuperation) des Astra Electric bewiesen.
Und auch wenn das Cockpit noch so hübsch aussieht, hat man manchmal das Gefühl, dass Opel an der ein oder anderen Stelle gespart hat. Auf den hochglänzenden Flächen in Klavierlackoptik finden sich rasch Schmierer und Kratzer. Der Gangwahlhebel hat bei niedrigen Temperaturen immer wieder mal leicht geklemmt, eine Einstiegsleiste im Fond hat sich gelöst. Und den gelegentlichen Software-Fehlern (Tankanzeige, Verlust der gespeicherten Voreinstellungen) sollte man ebenfalls nachgehen.