Testfahrt neuer Mercedes CLA: Wirklich Weltspitze?

• Lesezeit: 10 Min.

Von Wolfgang Rudschies, Andreas Huber, Jochen Wieler

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Der neue Mercedes CLA soll die Elektro-Speerspitze von Mercedes werden. Mit extrem kurzer Ladezeit, höchster Energie-Effizienz und knapp 800 Kilometern Reichweite könnte das gelingen. Technische Daten, Preise, Testfahrt.

  • Mercedes CLA als Limousine und als Kombi Shooting Brake

  • Limousine verbraucht nur 12,2 kWh/100 km laut WLTP

  • Auch als 48-Volt-Mildhybrid-Benziner

CLA: Cleverster Mercedes aller Zeiten

Der ADAC Redakteur steht an der Fahrertüre des Mercedes CLA
ADAC Redakteur Andreas Huber ist den elektrischen CLA gefahren© Mercedes

Als die Mercedes A-Klasse der dritten Generation 2012 auf den Markt kam, wurde das Auto als "iPhone auf Rädern" tituliert. Warum? Weil sich ein paar Inhalte vom Smartphone auf dem Display des Fahrzeugs darstellen und über den Touchscreen bedienen sowie einige Funktionen ungelenk per Sprachbefehl ausführen ließen.

Verglichen mit dem seit Mai 2025 erhältlichen Mercedes CLA ist das kalter Kaffee. Der CLA von heute ist vollgestopft mit Hightech-Computerchips, beherrscht hochautomatisierte Fahrfunktionen und stellt Sprachbedienung auf einem ganz anderen Stand zur Verfügung.

8.3 TeraFlops werden als mögliche Rechenleistung angegeben. Bis zu 450 Millionen einzelne Rechenoperationen pro Sekunde führen die Chips aus. Zum Vergleich: Der Computer der ersten Mondlandefähre konnte 40.000 Anweisungen pro Sekunde bewältigen. Nicht ohne Grund nennt Mercedes den neuen CLA das "cleverste Auto, das wir je gebaut haben".

MB.OS und künstliche Intelligenz

Ein Mann testet das Cockpit des neuen Mercedes CLA
KI im Auto: Fahrer des Mercedes CLA können mit ChatGPT und Google Gemini kommunizieren© ADAC/Wolfgang Rudschies

Die Basis dafür ist das grundlegend neue und selbst entwickelte Betriebssystem (MB.OS). Der CLA arbeitet zudem mit künstlicher Intelligenz von Google Gemini und ChatGPT. Ziel ist es, die Sprachbedienung im Auto auf ein neues Niveau zu heben sowie mühelos Informationen im Web zu recherchieren. Wer sich allein im Auto befindet, soll die KI sogar als intelligenten Gesprächs- oder Diskussionspartner nutzen können, sagt Mercedes.

Derart intelligent und mit einem hocheffizienten Elektroantrieb ausgerüstet, scheint der CLA fit für die Zukunft zu sein. Das ist auch nötig: Denn weder der elektrische Mercedes EQS noch der EQE haben sich so wie erhofft verkauft. Das bedeutet aber auch: Die Zukunftsfähigkeit lastet schwer auf dem elektrischen CLA.

CLA mit 800-Volt-System

Entsprechend aufwendig ist der Antrieb des neuen Mercedes CLA entwickelt worden. Beispielsweise wurde die Karosserie sehr aerodynamisch gestaltet (Cw-Wert 0,21), es gibt ein Zweigang-Getriebe für niedrigen Autobahnverbrauch, 800-Volt-Technik für schnelles Laden und die E-Motoren sollen besonders sparsam sein. Zudem garantiert ein serienmäßiges Luft-Wärmepumpensystem das Konditionieren der Akkuzellen.

Reichweiten von knapp 800 Kilometer

Der neue Mercedes CLA EQ im ADAC Test
Dank windschlüpfiger Karosserie und Zweiganggetriebe hohe Reichweiten© ADAC/Tanja Hirner

Resultat: Bis zu 792 Kilometer Reichweite gibt Mercedes für den 200 kW starken CLA 250+ mit Heckantrieb und 85 kWh großem Akku an. Die 260-kW-Version namens 350 4MATIC, die mit zwei Motoren und Allradantrieb aufwartet, soll es im gesetzlichen WLTP-Zyklus auf eine Reichweite von 771 Kilometer bringen. Auf dem Papier sind das Werte, die aufhorchen lassen. Die Frage bleibt freilich, ob sie der CLA in der Realität bzw. in einem kommenden ADAC Test bestätigen kann.

Der vordere Motor wird beim Allradmodell übrigens nur zugeschaltet, wenn besonders viel Kraft vonnöten ist: beim starken Beschleunigen, beim Anfahren am Berg oder auch beim Ziehen eines Anhängers. Für den CLA 350 sind übrigens 1,8 Tonnen Anhängelast erlaubt.

Besonders interessant wird sein, wie viel der CLA auf der Autobahn verbraucht. Denn hier soll ein Zweiganggetriebe mit einer größeren Übersetzungsstufe dafür sorgen, dass sich der Verbrauch auch bei hohen Geschwindigkeiten in Grenzen hält – und nicht wie bei anderen Elektrofahrzeugen hochschnellt.

AMG-Fans sollen im späteren Verlauf des Modellzyklus ihre Spaßmaschine bekommen. Mercedes plant nämlich ein Sportmodell des CLA. Die Marschrichtung zeigt die Studie AMG GT XX mit ihren Axialflussmotoren. Die Technik soll auch in den AMG-CLA kommen, wenn auch deutlich entschärft.

In 10 Minuten über 300 km nachladen

Der neue Mercedes CLA EQ im ADAC Test
Schnelles Laden ist eine der großen Stärken des CLA© ADAC/Tanja Hirner

Zudem verspricht Mercedes eine hohe Langstreckentauglichkeit. Ein weitgehend geleerter Akku soll an einer entsprechenden High-Power-Ladesäule mit 350 kW binnen 10 Minuten genug Strom für eine Strecke von 325 Kilometern nachladen können. Ob das wirklich so gut und unter allen Bedingungen funktioniert, wird man im kommenden ADAC Test sehen.

Eine reisetaugliche Ladeplanung wird vom Navigationssystem vorgenommen, deren Ziel-Ladepunkte nach persönlichen Filtern (Bezahlsystem, Verfügbarkeit, Ladeleistung u.a.) angesteuert werden können.

Zur Vortemperierung des Akkus sowie zur Klimatisierung der Fahrgastzelle nutzt der Mercedes CLA eine sogenannte Multi-Source-Wärmepumpe. Sie gehe nicht mehr den Umweg über einen Wasserkreis und könne drei Energiequellen parallel nutzen: die Abwärme des elektrischen Antriebs und der Batterie sowie die Umgebungsluft. Eergieersparnis: rund ein Drittel im Vergleich zur bisherigen Technik.

Aus Effizienzgründen erfolgen nahezu alle Verzögerungsvorgänge über die Rekuperationsbremse. Selbst im ABS-Regelfall oder bei vereister Fahrbahn kann mit bis zu 200 kW rekuperiert, also Energie zurückgewonnen werden.

Bei den Zellen des 85-kWh-Akkus handelt es sich um prismatische Hardcase-Zellen, deren Graphit-Anoden mit Silizium vermischt worden sind. Der kleinere 58-kWh-Akku arbeitet mit einer kostengünstigeren Lithium-Eisenphosphat-Chemie (LFP).

Neuer Mercedes CLA im Detail

Innen- und Kofferraum des CLA

Die Platzverhältnisse des 4,72 Meter langen und 1,47 Meter flachen Mercedes CLA fallen trotz Coupé-Form ordentlich aus. Durchschnittlich groß gewachsene Menschen kommen vorn wie hinten bequem unter. Auf der Rückbank sollten sogar Menschen von 1,90 m Körpergröße mit dem Kopf unter das serienmäßige Panoramadach passen, wenn sie beim Einsteigen den Kopf einziehen. Für die Knie wird es etwas enger.

Das Kofferraumvolumen wird für den CLA mit 405 Litern angegeben (Shooting Brake: 455 Liter), außerdem steht unter der vorderen Haube ein tiefes Zusatzfach (Frunk) mit guten 101 Litern Stauraum zur Verfügung.

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Neue Bedienwelt im CLA

Drei Displays in einem: Der Ultra-Wide-Screen im Mercedes CLA. Viele schöne Materialien© Mercedes

Über die gesamte Breite des Armaturenbretts erstreckt sich der von Mercedes bekannte Widescreen. Gegen Aufpreis bekommt der Beifahrer ein eigenes recht großes Display vor die Nase. Hier gibt es selbstverständlich reichlich Möglichkeiten zusätzlichen Entertainments: Zum Beispiel Streaming-Apps für Film und Fernsehen, Karaoke-Funktionen (nur für China) und jede Menge Gaming-Apps.

Wird das Display nicht geordert, "bestraft" Mercedes die Kunden mit einem Kunststoff-Paneel, das mit einer breiten Fuge zum Hauptbildschirm hin nicht besonders wertig wirkt. Sonst wirken die im CLA verwendeten Materialien erfreulich hochwertig, sieht man vom Hartplastik unterhalb der Bildschirme einmal ab.

Die "Zero-Layer-Ansicht" als Bedienlogik blendet die wichtigsten Menüpunkte auf der Kartenansicht ein. Wer bereits einen neueren Mercedes bedient hat, wird sich schnell zurecht finden. Apps lassen sich nicht nur verschieben, sondern in individuell benannten Ordnern zusammenfassen – ähnlich wie auf einem Smartphone.

Die komplette Klimabedienung geschieht über den zentralen Touchscreen, die Hauptfunktionen sind aber nicht versteckt, sondern weitgehend über permanent sichtbare Flächen am unteren Bildschirmrand zu finden. Der Gangwahlhebel befindet sich an der Lenksäule und steuert auch den Grad der Rekuperation.

Der Mercedes CLA soll, sobald regulatorisch zugelassen, ein neues Level an automatisierten Fahrfunktionen bieten, bei dem die Hände bis zur Zieladresse in der Stadt im Schoß bleiben dürfen. In Peking hat der CLA schon erste Demonstrationsfahrten dieser Art absolviert.

Testfahrt im elektrischen CLA EQ: Benz alter Schule

Der Redakteur Andreas Huber welcher gerade im Mercedes CLA sitzt und ihn Probfahrt
Der CLA ist ein Partner für die bequeme Runde. Klassisch Mercedes halt© Mercedes

Der ADAC hatte die Möglichkeit, den neuen CLA in beiden Elektro-Versionen zu fahren. Bereits das Einstiegsmodell, CLA 250+ mit EQ-Technologie, überzeugt dabei schon auf den ersten Metern durch einen exzellenten Geräuschkomfort, der die Reise im neuesten Mercedes zu einer entspannten Angelegenheit werden lässt. Selbst windiges Wetter ist im Innenraum nur wenig wahrnehmbar. Unterstützt wird der entspannte Eindruck durch die komfortabel ausgelegte Federung.

Auf dem Papier liest sich das passive Stahlfahrwerk nicht besonders innovativ, werden in dieser Preisklasse üblicherweise adaptive Dämpfer angeboten für mehr Fahrkomfort. Der Stuttgarter bleibt aber auch ohne diese Option fast immer gelassen und fährt so komfortabel wie ein Mercedes alter Schule. Dem Coupé wurde also keine Sportlichkeit aufgezwungen, sondern ihm eine entspannte Gelassenheit gelehrt, was wunderbar zum Gesamtkonzept eines Elektroautos passt.

Elektrischer Antrieb passt zum CLA

Der frontal fahrende Mercedes CLA auf einer Landstraße am Meer
Mercedes stattet den CLA nur mit einem konventionellen Stahlfeder-Fahrwerk aus. Auf der ersten Testfahrt gefällt es mit einem hohen Maß an Komfort© Mercedes

Ohne das Dröhnen eines Verbrenners gleitet der Elektro-Benz geschmeidig über die Landstraße. Selbst die Basismotorisierung mit 200 kW und reinem Hinterradantrieb bietet genügend Schub für den Alltag, das serienmäßige Zweiganggetriebe sorgt für die nötige Effizienz.

Nach der ersten Testfahrt standen hervorragende 12,5 kWh/100 km auf der Anzeige des Bordcomputers, das sind nur 0,3 kWh über der Werksangabe. Wir sind gespannt, welchen Wert der kommende, unter standardisierten Bedingungen gefahrene ADAC Ecotest ausweisen wird.

Mehr Kraft gibt es im Allrad-Modell. Hier steigt die Leistung um 60 kW an, was man beim Beschleunigen deutlich spürt. Auch hier lässt sich der CLA sparsam bewegen, denn die zusätzliche E-Maschine an der Vorderachse koppelt der Schwabe automatisch ab, sofern sie nicht benötigt wird. Das zusätzliche Gewicht bringt aber trotz allem ein paar Zehntel-kWh Unterschied beim Verbrauch.

Der fahrende Mercedes CLA von hinten auf einer Landstraße
Bremsen? Kann der CLA auch von selber. Das klappt dank intelligenter Rekuperation erstaunlich gut© Mercedes

Eine Funktion, die beim ersten Ausritt mit dem Viertürer besonders positiv auffällt, ist die intelligente Rekuperation. Sie nutzt die Sensorik des Abstandstempomaten, um den CLA bei Bedarf über die Motoren einzubremsen und so Energie zurückzugewinnen. Auch andere Hersteller bieten solche Systeme an, Mercedes hat das Feature aber so appliziert, dass man schnell Vertrauen aufbaut.

Ohne Vordermann segelt der CLA fast ohne Widerstand dahin, taucht ein Auto vor ihm auf, verzögert er leicht. Fährt man auf stehende Autos an der Ampel auf, bremst der Wagen leicht an, um dann den Bremsvorgang zunehmend zu verstärken. Am Ende verzögert der Mercedes bis zum Stillstand und lässt knapp zwei Meter Sicherheitsabstand. Nur selten ist es nötig, im Stadtverkehr das Bremspedal zu verwenden, wie die erste Testfahrt gezeigt hat. So gut abgestimmt macht ein solches System Spaß.

Testfahrt im Mercedes CLA als Hybrid-Benziner

Aufnahmen des Mercedes CLA
Von außen gleicht der Hybrid der Elektroversion, technisch unterscheidet er sich© Mercedes

Seit Ende 2025 bietet Mercedes den CLA parallel auch als Hybrid an. Der Hybrid-Antrieb arbeitet mit einem 48-Volt-Generator, der ins Getriebe integriert und mit einer Achtgangautomatik verbunden ist. Die kleine elektrische Maschine stellt eine Zusatzleistung von 22 kW zur Verfügung.

Der Energiespeicher des Hybridsystems fasst lediglich 1,3 kWh. Dass der CLA Hybrid dennoch überraschend oft elektrisch fährt, liegt daran, dass der kleine Akku für den E-Motor praktisch nie leer wird. Der CLA kann unter anderem beim Bremsen mit bis zu 25 kW Energie zurückgewinnen und pumpt so oft wie möglich Strom in die Batterie – und das in allen acht Gängen. Elektrisches Segeln ist mit bis zu 100 km/h möglich.

Beim Fahrer merkt man, wie sich der CLA in möglichst vielen Situationen zwingt, elektrisch zu fahren und den Benziner außen vor zu lassen. Das ist zwar der Effizienz sehr zuträglich, beim Fahren aber nicht immer ideal. Schließlich sind 22 kW Elektro-Leistung nicht sonderlich viel.

Will man beim Anfahren etwas zügiger vom Fleck kommen, verharrt der CLA zu lange im E-Modus und schleicht langsamer voran als gewünscht, bis dann der Benziner unvermittelt über die Vorderachse herfällt. Sonderlich harmonisch wirkt der Übergang nicht, doch das weiß Mercedes und will softwareseitig nachbessern.

Aufnahmen des Mercedes CLA
Der 1,5-Liter-Hybridmotor leistet mehr als ausreichende 180 kW© Mercedes-Benz AG

Der kleine 1,5-Liter-Motor ist auf Effizienz getrimmt und in drei Versionen zu haben: Als CLA 180, 200 und 220 mit 100 kW/136 PS, 120 kW/163 PS und 140 kW/190 PS. Die beiden stärkeren Varianten sind auch als 4Matic mit Allradantrieb zu haben. Bei den ersten Testfahrten mit dem CLA 200 erwies sich der Motor als recht munterer Geselle. Er dreht gut, hat auch auf bergigen Etappen viel Kraft und klingt dabei röhrig-sportlich, wenn auch nicht allzu leise.

In acht Sekunden ist Tempo 100 erreicht, die Spitze liegt bei 232 km/h. Sehr gute Fahrleistungen also, denen der 180er nur wenig nachsteht: Er schafft den Sprint in 8,8 Sekunden und sollte auch keine schlechte Wahl darstellen. Vor allem preislich.

Preis Mercedes CLA: Ab 46.243 Euro

Der CLA 180 Hybrid stellt mit einem Grundpreis laut Liste von 46.243 Euro die günstigste Möglichkeit dar, CLA zu fahren. Der CLA 250+ EQ ist laut Konfigurator für einen Kaufpreis ab 55.858 Euro zu haben. Der 350 4MATIC kostet ab 60.380 Euro. Mit etwas mehr Ausstattung landet man aber mercedes-typisch schnell in deutlich höheren Regionen.

Fazit: Ja, auch mit dem Hybridantrieb des CLA kann man gut leben. Der geschmeidigere Antrieb ist aber der kräftige, lautlose Elektroantrieb. Und mal ehrlich: Warum sollte man bei der tollen Reichweite des CLA EQ noch zum Verbrenner tendieren? Gut: Ganz gleich mit welchem Antrieb ist der CLA ein Mercedes alter Schule, der sich mit seiner komfortablen Auslegung gezielt von der "sportlichen" Konkurrenz abhebt.

Mercedes CLA EQ: Technische Daten

Mercedes CLA Hybrid: Technische Daten

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