Test Kia ProCeed GT: Edelkombi mit hohem Nutzwert
Kias kompakter Golf-Rivale ProCeed ist als "Shooting Brake" eine Mischung aus Coupé und Kombi, ganz im Stil des edlen Mercedes CLA. ADAC Test, Video, technische Daten, Motoren und Preise
Mit nur 1,42 Meter Höhe flachster Vertreter der Kompaktklasse
Der 204 PS starke Kia ProCeed GT ist ab 37.590 Euro zu haben
Außerdem gibt es einen 160 PS starken Turbo-Benziner
Schick geht auch praktisch. Beweis: Der Kia ProCeed – ein Auto, das überrascht. Denn trotz Design-betonter Linienführung bietet er ordentlich Platz für Gepäck sowie für fünf Passagiere. Den klassischen Kompaktkombi und als Raumwunder bekannten Ceed Sportswagon verwandelten Kias Designer als ProCeed in einen sogenannten "Shooting Brake" – also ein Mittelding aus Coupé und Kombi.
Kia ProCeed mit reichlich Kofferraumvolumen
Auffallend und edel: ein durchgehendes LED-Leuchtenband hinten, die deutlich abfallende Dachlinie und die flache Heckscheibe. Trotz dieser Designmerkmale hat der ProCeed im Normalzustand laut Herstellerangabe 594 Liter Kofferraumvolumen und somit kaum weniger als ein gewöhnlicher VW Golf Variant, aber knapp 100 Liter mehr als der direkte Rivale Mercedes CLA Shooting Brake (495). Maximal verschwinden demnach 1545 Liter Gepäck im schnittigen Heck des Südkoreaners (CLA: 1354).
In der Realität sieht es ein bisschen anders aus, die ADAC Messung ergab aber immer noch sehr ordentliche 430 bis 1240 Liter. Zudem können unter dem Kofferraumboden noch etwa 90 Liter verstaut werden. Die Ladekante des ProCeed ist angenehm niedrig und serienmäßig erleichtern Schienenelemente, ein Gepäcknetz sowie Ablagefächer das sichere Beladen des Hecks.
Diese praktischen Vorzüge sind von einem Design-Kombi wie dem ProCeed ebenso wenig zu erwarten wie der großzügige Platz für die Passagiere: Die nur 1,42 Meter flache Flunder bietet selbst Zweimeter-Riesen vorn reichlich Bewegungsfreiheit. Hinten finden allerdings lediglich rund 1,75 Meter große Passagiere Platz, wenn die Vordersitze für 1,85 Meter große Menschen eingestellt sind. Die Kopffreiheit reicht bis zu 1,90 Meter. Und die Sicht nach hinten ist stark eingeschränkt, vor allem durch die niedrige obere Fensterkante. Sie beeinträchtigt sogar den Blick in den Innenspiegel empfindlich.
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Aber erstens gibt's ab Werk einen sieben Zoll großen Monitor mit sehr guter Rückfahr-Orientierung. Und zweitens geht beim sportlichen ProCeed GT mit 204 PS der Blick ohnehin meist eher nach vorn. Stolze 265 Nm Drehmoment sorgen bereits ab 1500 U/min für kräftigen Vorschub. Beim 1,6-Liter-Turbobenziner hält ein Ottopartikelfilter die Luft rein.
Wie sieht es mit dem Verbrauch aus? In der Realität, also im ADAC Ecotest, kam der sportliche Kompakte auf üppige 7,2 Liter Super pro 100 Kilometer. Weil das 204-PS-Aggregat auf Volllast auch noch mit erhöhten Partikel- und CO-Emissionen reagiert, kommt er nur auf drei der fünf möglichen Ecotest-Sterne. Ein Tipp der ADAC Ingenieure: Wer nicht unbedingt das letzte Quäntchen Leistung
braucht, ist mit dem ebenfalls im ProCeed angebotenen 1.5 T-GDI
kaum langsamer, dafür aber sparsamer unterwegs.
Dieser Motor ist der Nachfolger des im Jahr 2020 vom ADAC getesteten 140-PS-Aggregats im ProCeed 1.4 T-GDI GT Line. Der neue 1.5 T-GDI hat 118 kW/160 PS und ist nur mit Doppelkupplungsgetriebe ("Automatik") zu haben. Leider fehlt beiden Aggregaten eine Hybridisierung, die Kia in anderen Modellen bereits im Programm hat und die beim Spritsparen helfen könnte.
Zurück zum GT: Schnell stellt sich heraus, dass das straff abgestimmte Fahrwerk den ProCeed seelenruhig auf der Piste hält. Unbeirrt zieht er auch bei sehr beherzter Fahrweise seine Bahn. Kein Wunder, denn Kia-Performance-Chef Albert Biermann war einst für die bayerischen Sport-Spezialisten der BMW M GmbH aktiv. Und die Schluss-Abstimmung des ProCeed GT-Fahrwerks erfolgte in der Eifel und auf der Nürburgring-Nordschleife. Dennoch ist der Komfort auf normaler Strecke ausreichend.
Die Schwestermodelle: Kia Ceed, XCeed und Sportswagon
Die Ceed-Palette umfasst neben dem ProCeed das Kompaktmodell Kia Ceed, den Crossover XCeed und den Kombi Sportswagon. Wir haben sie getestet.
Der ProCeed GT ist das sportliche Topmodell
Den Auftritt des GT-Topmodells vom Kia ProCeed prägen rote Akzente: Dazu gehören die GT-Schriftzüge auf den sehr gut konturierten Veloursleder-Ledersportsitzen und weitere Elemente beim Frontgrill-Einsatz und den Bremssätteln, am Heckdiffusor sowie an der Duplex-Klappenauspuffanlage. Die unterstützt im Sportmodus eine schärfere Leistungsentfaltung des Turbobenziners mit sonorerem Motorsound. Dabei hat man die Wahl zwischen laut und sehr laut, auf langen Strecken kann das Geräuschlevel stressen. Wem es zu laut wird: Knopfdruck genügt, und schon bewegt sich der ProCeed wieder akustisch zurückhaltend über die Straßen.
Im Innenraum zeigt sich die von Kia gewohnte hohe Verarbeitungs- und Materialqualität. Auch in Sachen Bedienung gibt es nichts zu mäkeln. Die Menüstruktur ist weitgehend logisch aufgebaut und erschließt sich dem Nutzer recht intuitiv, einzelne Funktionen findet man aufgrund der umfangreichen Einstellmöglichkeiten allerdings nicht immer auf Anhieb. Praktisch sind die Direktwahltasten, mit deren Hilfe sich die Hauptfunktionen wie Radio oder Navigation mit einem Tastendruck aufrufen lassen. Lob verdient Kia zudem für die separate und hervorragend bedienbare Klimasteuerung unterhalb des Touchscreens.
360-Grad-Blick in den Innenraum
Die Serienausstattung des Kia ProCeed ist bei beiden verbliebenen Versionen (GT-Line und GT) außergewöhnlich. Dazu gehören unter anderem LED-Scheinwerfer, 10,25-Zoll-Touchscreen mit den Online-Diensten UVO Connect, volldigitales Cockpit, Rückfahrkamera, Klimaautomatik, Frontkollisionswarner mit Notbremsassistent, Querverkehrswarner und Fernlichtassistent. Beim GT kommen unter anderem hinzu: intelligentes Parksystem und eine vollständig beheizbare Frontscheibe.
Top: 7 Jahre Garantie
Umso mehr liefert der Kia ProCeed GT preislich recht gute Argumente: Mit äußerst üppiger Ausstattung, dem sportlichen Komfort einer Siebengang-DCT-Automatik und Sieben-Jahres-Garantie (bis 150.000 Kilometer) ist er ab 37.590 Euro zu haben. Der ähnlich starke Rivale Mercedes CLA 250 Shooting Brake (224 PS) ist mit weniger Serienausstattung, allerdings mittlerweile nur noch mit Allradantrieb, zu Preisen ab knapp 56.400 Euro längst in eine andere Preisklasse abgefahren, ohne mit derart praktischen Vorzügen wie der ProCeed GT gesegnet zu sein.
Dessen ziviler motorisierter Modellbruder ist noch etwas günstiger zu haben: Der GT-Line mit 1,5-Liter-Benziner und 118 kW/160 PS Leistung startet ab 33.990 Euro. Anders als ursprünglich angekündigt gibt es den ProCeed nun doch nicht als aufladbaren Plug-in-Hybrid.
So viel ist allerdings klar: Mit dem inzwischen nicht mehr angebotenen Sport-Coupé Stinger und dem Kia EV6 gehört der Shooting Brake ProCeed zu den Modellen, die die einstige reine Vernunft-Marke emotionalisieren sollen. Auf weitere Modelle darf man also gespannt sein. Und wem der ProCeed dann doch zu progressiv gestaltet ist: Es gibt ja noch den Ceed als ganz normalen Kombi.
Kia ProCeed GT: Technische Daten und Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Kia ProCeed 1.6 T-GDI GT DCT7 (10/21 - 05/24) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.591 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 150 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 204 |
Drehmoment (Systemleistung) | 265 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 6.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 7,5 s |
Höchstgeschwindigkeit | 225 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 154 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 6,8 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 594 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.545 l |
Leergewicht (EU) | 1.442 kg |
Zuladung | 458 kg |
Anhängelast ungebremst | 600 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.410 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.605 mm x 1.800 mm x 1.422 mm |
Grundpreis | 37.590 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Kia ProCeed 1.6 T-GDI GT DCT7 |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 3,9 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 34,1m |
Wendekreis | 11,5 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 7,2 l Super/100 km, 196 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 690 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 69,0 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1296 / 604 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 430 / 795 / 1240 l |
ADAC Testurteil
ADAC Testergebnis | Kia ProCeed 1.6 T-GDI GT DCT7 (10/21 - 05/24) |
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Karosserie/Kofferraum | 2,6 |
Innenraum | 2,5 |
Komfort | 2,6 |
Motor/Antrieb | 1,8 |
Fahreigenschaften | 2,1 |
Sicherheit | 1,9 |
Umwelt/EcoTest | 2,8 |
Gesamtnote | 2,3 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
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Text: Ralf Schütze