BMW i4: Testfahrt mit dem elektrischen M4
Volltreffer! Der elektrisch angetriebene BMW i4 trifft genau den Markenkern von BMW: kraftvoll, dynamisch, sportlich. Erste Testfahrt, Infos zu Reichweiten und Preisen.
Zwei Varianten: 250 kW Heckantrieb, 400 kW Allrad
Beide Versionen mit 500 Kilometer Reichweite
Fahrspaß wie mit dem M3
Aus Sicht eines BMW-Fans ist der November 2021 etwas ganz Besonderes. In jenem Monat nämlich kommen gleich zwei neue Modelle aus Bayern auf den Markt. Und beide sind enorm wichtig – für die Marke genauso wie für die Kundschaft.
Die Rede ist erstens vom BMW iX, dem Elektro-Flaggschiff, das im Werk Dingolfing gefertigt wird. Das zweite Modell heißt BMW i4. Der wird im Stammwerk in München produziert und ist so etwas wie der in die Zukunft verlegte Markenkern von BMW.
Weshalb das mit der Zukunft zu tun hat? Weil ein BMW künftig auch ohne Sechszylinder unter der Haube dem Motto "Freude am Fahren" entsprechen soll – und zwar mit einer leisen, sehr energieeffizienten Elektromaschine, die direkt an der Hinterachse verbaut ist. Und die in puncto Kraftentfaltung sogar noch viel spontaner und gewaltiger auftrumpft, als es ein Sechs- oder Achtzylindermotor je könnte.
Nun stand für die erste Testfahrt allerdings nicht die i4-Basisversion mit Heckantrieb zur Verfügung (siehe Datentabelle unten), sondern gleich die Topversion BMW i4 M50, und die wird stets mit Allradantrieb ausgeliefert. Das bedeutet: Statt mit 250 kW/340 PS und Hinterradantrieb waren wir mit 400 kW/544 PS unterwegs.
Der neue BMW i4 in der Bildergalerie
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Dass man mit so viel Leistung extrem schnell unterwegs sein kann, versteht sich quasi von selbst. Viel beeindruckender ist, auf welch souveräne Art das geschieht. Ein Druck aufs Gas und der i4 schießt davon. In Zahlen: 3,9 Sekunden von 0 auf 100 km/h, Spitze 225 km/h. Die Lenkung arbeitet außerordentlich präzise und gibt gute Rückmeldung über die Beschaffenheit des Fahrbahnbelags. Das Auto fährt sprichwörtlich wie auf Schienen durch Kurven. Und die Federung ist – bei aller sportlichen Abstimmung – nie wirklich unkomfortabel aufgefallen während der gesamten Tour.
Selbstverständlich gibt es im i4 drei verschiedene Fahrprogramme ("Core", "Sport", "Efficient"). Bei einem Wechsel ändert sich nicht nur das Ansprechverhalten des Antriebs , sondern auch die Anzeigen-Grafik und die Display-Farben wechseln entsprechend dem gewählten Charakter.
Leichte Konfusion bei der Bedienung des i4
Auf dem Armaturenbrett thront ein sehr breites, geschwungenes Touchscreen-Display, von dem BMW behauptet, es sei intuitiv zu bedienen. Wir finden das nicht. Denn aufgrund der Fülle an Anzeigemöglichkeiten und Funktionen bedarf es schon einer ganzen Weile beziehungsweise einer gewissen Übung, bis man sich in dem Wust zurecht findet. Nicht einmal ein Mitarbeiter von BMW schaffte es bei der Präsentation, bestimmte Funktionen auf Anhieb im Menü zu finden und aufzurufen.
Ein Cockpit ganz ohne Knöpfe hat der i4 (zum Glück) aber nicht bekommen. So gibt es immer noch den von BMW bekannten iDrive-Controller sowie Direktwahltasten drumherum und einen konventionellen Lautstärke-Drehknopf samt fester Tasten für weitere wichtige Funktionen daneben. Auch der Gangwahlhebel sieht noch überraschend konventionell aus.
Die Bedienung erfolgt wahlweise über Touchbefehle, den iDrive-Controller oder per Sprache. Im Curved Display, so heißt das geschwungene Display, werden alle wesentlichen Informationen für eine effiziente Fahrt eingeblendet. Trotzdem überwog am Ende das Gefühl, immer wieder abgelenkt worden zu sein von der eigentlichen Aufgabe: der Konzentration auf das Verkehrsgeschehen.
BMW i4: Sportliches Coupé mit viel Platz
Trotz aller Sportlichkeit haben wir es beim i4 nicht mit einem engen Sportwagen zu tun. Der i4 ist ein "Gran Coupé" mit vier Türen, fünf Sitzplätzen und einer üppigen Länge von 4,78 Metern. Das Kofferraumvolumen gibt BMW mit 470 bis 1290 Litern an. Optisch sieht es einem konventionell angetriebenen 4er Coupé ziemlich ähnlich. Positiv: Der i4 darf bis 1600 Kilo Anhängelast ziehen – bei einer elektrischen Limousine ist das noch eher selten.
Durch die große Batterie im Unterboden kommt der i4 allerdings schon auf ein Leergewicht von mehr als zwei Tonnen. Und mit einem Anhänger hinten dran, dürfte der sonst recht ordentliche Aktionsradius doch ziemlich eingeschränkt sein.
Akku mit 80,7 kWh für bis zu 585 km Reichweite
Der elektrische Antriebsstrang entstammt übrigens der inzwischen fünften Generation der Elektro-Technologie von BMW. Der Akku hat einen nutzbaren Energiegehalt von 80,7 kWh (brutto 83,9), wiegt allein 550 Kilogramm und soll eine Reichweite von 585 Kilometern beim mit 16,2 kWh/100 km sparsameren Basismodell ermöglichen. Die Power-Version kommt bei einem Normverbrauch von 18,3 kWh auf 513 Kilometer Reichweite.
Grundlage für den stattlichen Aktionsradius ist eine optimierte Energiedichte (20 Prozent besser als beim i3) des Hochvoltspeichers mit aktueller Zelltechnologie. Er lässt sich dank einer maximalen Ladeleistung von 200 kW bei entsprechenden DC-Schnellladesäulen in gut einer halben Stunde auf etwa 80 Prozent laden. Dies entspricht rund sechs Minuten für 100 zusätzliche Kilometer. Das AC-Laden an gewöhnlichen Säulen gelingt mit maximal 11 kW Ladeleistung nicht ganz so flott.
Der neu entwickelte Elektromotor kommt ganz ohne seltene Erden aus, Kobalt und Lithium für die Hochvoltbatterie werden laut BMW nachhaltig gewonnen. Die Produktion im BMW-Werk München und die Batteriezellenfertigung sollen zu 100 Prozent mit Ökostrom erfolgen. Auch innen legt BMW Wert auf Nachhaltigkeit und verwendet zum Beispiel für die Sitze Recyclingmaterial.
BMW i4: Agilität gehört zum Konzept
"Schnell geradeaus beschleunigen können alle Elektrofahrzeuge. Aber das reicht uns bei BMW nicht", so formulierte es der i4-Projektleiter David Alfredo Ferrufino. Unsere Testfahrt zeigt: Er sollte Recht behalten. Wenn es die oben skizzierte Zukunftsvision war, die die Verantwortlichen bei BMW als Ziel vor Augen gehabt haben, als sie den i4 in Auftrag gaben, dann haben sie dieses Ziel mit Bravour erreicht. Das ist der Eindruck, den der i4 bei unserer ersten Testfahrt hinterlassen hat. Und die Chancen, dass dieser Eindruck im umfangreichen, noch ausstehenden Test der ADAC Ingenieure bestätigt wird, stehen auf jeden Fall gut.
BMW i4: Technische Daten, Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | BMW i4 eDrive40 (ab 11/21) | BMW i4 M50 (ab 11/21) |
---|---|---|
Motorart | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 250 | 400 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 340 | 544 |
Drehmoment (Systemleistung) | 430 Nm | 795 Nm |
Antriebsart | Heck | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 5,7 s | 3,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h | 225 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 590 km | 521 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 16,1 kWh/100 km | 18,0 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 83,9 | 83,9 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 80,7 | 80,7 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:205,0 | AC:11,0 DC:205,0 |
Kofferraumvolumen normal | 470 l | 470 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.290 l | 1.290 l |
Leergewicht (EU) | 2.125 kg | 2.290 kg |
Zuladung | 480 kg | 445 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.600 kg | 1.600 kg |
Garantie (Fahrzeug) | Keine | Keine |
Länge x Breite x Höhe | 4.783 mm x 1.852 mm x 1.448 mm | 4.783 mm x 1.852 mm x 1.448 mm |
Grundpreis | 59.200 Euro | 70.800 Euro |
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