Mopedautos: Die Alternative zum Roller

Sie sehen aus wie normale Autos, sind aber keine. So genannte Mopedautos, offiziell heißen sie Leichtkraftfahrzeuge, versprechen jungen Leuten ab 15 Jahren eine autoähnliche Mobilität als Alternative zum Motorroller. Alles über Zulassung, Kosten und Sicherheit der Leichtkraftfahrzeuge.
Mit Führerschein AM ab 15 Jahren fahrbar
Höchstgeschwindigkeit 45 km/h
Versicherungskennzeichen notwendig
In Deutschland spielten Mopedautos nach den Erfolgen legendärer Modelle wie der BMW Isetta oder des Messerschmidt Kabinenrollers in den 1950er- und 1960er-Jahren nur noch eine untergeordnete Rolle.
Elektrische Modellpalette wächst
In Frankreich und Italien hingegen erfreuen sich die leichten Kleinen insbesondere bei der jungen Käufergeneration immer noch großer Beliebtheit. Vor allem rein elektrische Varianten werden immer häufiger nachgefragt. Die Hersteller reagieren mit batterieelektrischen Neuheiten und futuristischem oder Retro-Design. Ihre Mopedautos bewerben sie als ganzjahrestaugliche und witterungsgeschützte Alternative zum klassischen Roller.
Was sind Mopedautos?

Bei Mopedautos handelt es sich um Leichtkraftfahrzeuge der Fahrzeugklasse L6e. Sie haben vier Räder, ein oder zwei Sitzplätze, sind auf 6 kW (8 PS) Leistung beschränkt, wiegen höchstens 425 Kilogramm und sind bauartbedingt maximal 45 km/h schnell. Leichtkraftfahrzeuge sind eine Mischung aus normalem Pkw und Moped. Sie werden daher alternativ auch als Moped-Autos, 45-km/h-Autos oder Leichtmobile bezeichnet.
Auf Leichtkraftfahrzeuge spezialisierte Hersteller wie z.B. Ligier, Aixam oder Casalini bieten eine breite Modellpalette mit verschiedenen Antriebsformen an – vom klassischen Verbrennungsmotor bis zum reinen Elektrofahrzeug. Inzwischen haben auch etablierte Autohersteller die jugendliche Zielgruppe entdeckt: Der Rocks-e von Opel und der Duo von Mobilize (als Nachfolger des Renault Twizy) sind Beispiele dafür. Baugleich mit dem Rocks-e sind seine Stellantis-Konzernbrüder Citroën Ami und Fiat Topolino, die sich allerdings im Design voneinander abheben.
Marktüberblick: Diese Mopedautos gibt es
Die Liste von Herstellern und Modellen mit Daten und Preisen hat aktuell den Stand Oktober 2024.
Welcher Führerschein wird benötigt?
Die Leichtmobile müssen im Gegensatz zu herkömmlichen Pkw weder zur TÜV-Untersuchung noch zugelassen werden. Somit wird für sie auch keine Kfz-Steuer fällig. Lediglich ein Versicherungskennzeichen (Mofa-Kennzeichen) ist erforderlich. Zum Führen eines Mopedautos benötigen Jugendliche ab 15 Jahren in Deutschland mindestens einen Führerschein der Klasse AM.
Lesen Sie mehr zum Moped-Führerschein ab 15.
Was kostet ein Mopedauto?

Am günstigsten fahren Jugendliche, die ein Mopedauto anschaffen möchten, bei Opel: Der elektrische Rocks-e ist derzeit (Stand Oktober 2024) ab 8340 Euro zu haben. Alternativ lässt sich das Leichtmobil auch für 79 Euro im Monat leasen (Sonderzahlung in Höhe von 750 Euro). Ganz neu im Markt positioniert Silence den ebenfalls batterieelektrischen S04, der in Deutschland von Nissan vertrieben wird. Das Leichtmobil ist 2,28 Meter kurz, soll 247 Liter Kofferraumvolumen bieten und ist in verschiedenen Varianten bestellbar. Für die Fahrzeugklasse 6e wird der Silence mit einer 5,6-kWh-Batterie ausgeliefert und fährt maximal 45 km/h schnell. Die Reichweite beträgt laut Hersteller bis zu 75 Kilometer, der Basispreis liegt bei 11.995 Euro. Mit zwei Akkus erhöht sich die Reichweite des Silence S04 auf bis zu 175 Kilometer, der Preis liegt dann bei 14.645 Euro. In beiden Varianten leistet der S04 der Fahrzeugklasse entsprechend 6 kW.
Auch als Version für die Fahrzeugklasse L7e ist der S04 bestellbar. Der 5,6-kWh-Akku ist identisch, allerdings beträgt die Motorleistung 7 kW und beim Topspeed sind bis zu 70 km/h möglich. Mit zwei Batterien (2 x 5,6 kWh) kommt der Silence auf 14 kW Leistung, 149 km Reichweite und bis zu 85 km/h Höchstgeschwindigkeit. Die Preise liegen bei 13.995 bzw. 16.645 Euro. Nach oben sind bei den verschiedenen Herstellern kaum Grenzen gesetzt. So lassen sich die Preise je nach Motorisierung und Ausstattung der Leichtkraftfahrzeuge auf knapp über 20.000 Euro treiben. Zum Vergleich: Ein Dacia Spring Electric ist als "vollwertiges" Auto sogar günstiger. Allerdings benötigt der Dacia eine Zulassung und den Pkw-Führerschein.
Wie sicher sind Mopedautos?
Grundsätzlich sollten Interessenten Folgendes wissen, bevor sie sich ein Mopedauto anschaffen: Leichtmobile unterliegen beim Thema Crashsicherheit keinen gesetzlichen Sicherheitsanforderungen wie sie für Pkw gelten. Dennoch hat der ADAC zwischen 2006 und zuletzt 2018 mehrere Generationen von Mopedautos Fahrtests unterzogen. Die Ergebnisse waren teils ernüchternd, denn selbst die damals modernsten Fahrzeuge lieferten kein wirklich zufriedenstellendes Ergebnis bei den Sicherheitsausstattungen. Auch die Fahrstabilität der von den ADAC Experten getesteten Leichtkraftfahrzeugen ließ beim Ausweichtest erheblich zu wünschen übrig.
Schlechte Noten gab es auch in puncto Insassensicherheit. Hauptgrund: Neben Sicherheitsgurten und teils nur optional erhältlichen Fahrerairbags haben Mopedautos oft keine weiteren Sicherheitsausstattung an Bord. ABS gibt es nur bei Aixam gegen Aufpreis, und einen Airbag brachte nur der Elektro-Pionier Renault Twizy serienmäßig mit. Bei vielen anderen Herstellern sind diese Sicherheitssysteme nicht einmal gegen Aufpreis zu haben.









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Ist Tempo 45 ein Sicherheitsrisiko?

Zusätzlich birgt die auf 45 km/h begrenzte Geschwindigkeit der Leichtmobile ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko. Vor allem in der Dunkelheit und außerorts fällt es anderen Verkehrsteilnehmern schwer, den großen Unterschied zwischen der eigenen Geschwindigkeit und der des maximal 45 km/h schnellen Leichtfahrzeugs richtig einzuschätzen, da diese Fahrzeuge visuell als "normale Autos" wahrgenommen werden.
Die ADAC Experten weisen außerdem auf ein unterschätztes Problemfeld hin: Der erforderliche Führerschein für ein Leichtkraftfahrzeug wird auf einem Zweirad absolviert, doch der Führerscheinneuling ist dann mit einem Pkw-ähnlichen Fahrzeug auf vier Rädern mit grundsätzlich anderem Fahrverhalten unterwegs. Deshalb sollten Fahranfänger unbedingt ein Fahrtraining mit ihrem Mopedauto machen, um die speziellen Fahreigenschaften des vierrädrigen Fahrzeugs besser einschätzen und beherrschen zu lernen.
Empfehlung des ADAC zu Leichtkraftfahrzeugen
Der Gesetzgeber sollte auch für Leichtkraftfahrzeuge Mindestsicherheitsanforderungen vorschreiben, um die Hersteller zum Einsatz von verbesserter Sicherheitstechnik zu bewegen.
Sind Mopedautos zu empfehlen?
Unter Sicherheitsaspekten nicht unbedingt. Denn trotz relativ hoher Preise von ca. 8000 bis 10.000 Euro sparen die Hersteller von Leichtmobilen oft an der notwendigen Sicherheitsausstattung. Und das Fahrverhalten der Moped-Autos ist in bestimmten Verkehrssituationen nicht unkritisch.
Verglichen mit einem 45 km/h schnellen Roller oder Moped ist das Schutzpotenzial eines Leichtfahrzeugs jedoch immer besser, weil die Gefahr eines Sekundäraufpralls auf die Fahrbahn durch den Dreipunktgurt beziehungsweise den geschlossenen Fahrgastraum weitestgehend verhindert wird.
Längere Touren auf Landstraßen oder Nachtfahrten sind in Leichtkraftfahrzeugen eher nicht zu empfehlen. Der mögliche Einsatzbereich begrenzt sich sinnvollerweise auf die Stadt. Und hier genießt der Fahrer oder die Fahrerin den größten Vorteil der Leichtmobile: ein wetterfestes Dach überm Kopf.
Technische Beratung: Manuel Griesmann, ADAC Technik Zentrum