Mopedautos: Die Alternative zum Roller

Opel Rocks-e: Bei Tempo 45 km/h ist für Mopedautos Schluss
Opel Rocks-e: Bei Tempo 45 km/h ist für Mopedautos Schluss© ADAC/Martin Hangen

Sie sehen aus wie normale Autos, sind aber keine. Sogenannte Mopedautos versprechen jungen Leuten ab 15 Jahren eine autoähnliche Mobilität. Alles, was ihr zur Zulassung, den Kosten und der Sicherheit dieser Leichtkraftfahrzeuge wissen müsst.

  • Mit dem Führerschein AM schon ab 15 Jahren

  • Höchstgeschwindigkeit: 45 km/h

  • Versicherungskennzeichen notwendig

Bei deutschen Automobilherstellern spielten Mopedautos nach den Erfolgen legendärer Modelle wie der BMW Isetta oder des Messerschmidt Kabinenrollers in den 1950er- und 1960er-Jahren nur noch eine untergeordnete Rolle. In Frankreich und Italien hingegen erfreuen sich die leichten Kleinen insbesondere bei der jungen Käufergeneration bis heute großer Beliebtheit. Vor allem die elektrischen Varianten werden immer häufiger nachgefragt. Die Hersteller bewerben Mopedautos als ganzjahrestaugliche Alternative zum klassischen Roller.

Was sind Mopedautos?

Mopedautos sind Leichtkraftfahrzeuge der Fahrzeugklasse L6e. Sie haben vier Räder, ein oder zwei Sitzplätze, sind auf vier kW Leistung beschränkt, wiegen höchstens 425 Kilogramm und sind bauartbedingt maximal 45 km/h schnell. Leichtkraftfahrzeuge sind eine Art Mischform aus normalem Pkw und Moped. Sie werden daher alternativ auch als Mopedautos, 45-km/h-Autos oder Leichtmobile bezeichnet.

Auf Leichtkraftfahrzeuge spezialisierte Hersteller wie z.B. Ligier, Aixam, Casalini oder Ligier bieten eine breite Modellpalette mit verschiedenen Antriebsformen an – vom klassischen Verbrennungsmotor über Hybride bis zum reinen Elektrofahrzeug. Inzwischen haben auch etablierte Autohersteller die jugendliche Zielgruppe entdeckt: Der Rocks-e von Opel und der Twizy von Renault sind erste Beispiele. Hier finden Sie die komplette Liste der Mopedauto-Hersteller mit allen Daten und Preisen.

Die Leichtmobile müssen im Gegensatz zum herkömmlichen Pkw weder zur TÜV-Untersuchung noch zugelassen werden. Somit wird für sie auch keine Kfz-Steuer fällig. Lediglich ein Versicherungskennzeichen ist erforderlich.

Zum Führen eines Mopedautos benötigen Jugendliche ab 15 Jahren in Deutschland mindestens einen Führerschein der Klasse AM.

Lesen Sie mehr zum Moped-Führerschein ab 15

Wie sicher sind Mopedautos?

Grundsätzlich sollten Interessenten Folgendes wissen, bevor sie sich ein Mopedauto anschaffen: Leichtmobile unterliegen beim Thema Crashsicherheit keinen gesetzlichen Sicherheitsanforderungen, wie sie für Pkw gelten.

Dessen ungeachtet hat der ADAC in den Jahren 2006, 2014, 2016 und 2018 mehrere Generationen von Mopedautos NCAP-Crashtests (Front- und Seitencrash) unterzogen. Mit ernüchternden Ergebnissen, vor allem in puncto Sicherheit, die auch vom Allianz Zentrum für Technik (AZT) und der GDV-Unfallforschung bestätigt wurden.

Bemerkenswert ist, dass selbst die modernsten Modelle kein zufriedenstellendes Ergebnis bei der Unfallsicherheit lieferten.

Die Fahrstabilität der von den ADAC Experten getesteten Leichtkraftfahrzeugen wie den Aixam City oder den umgebauten dreirädrigen Ellenator (ab 16 mit Führerschein A1) war im Ausweichtest erschreckend schlecht.

Ohnehin erhielten fast alle Leichtmobile in der Kategorie Sicherheit schlechte Noten. Hauptgrund: Neben Sicherheitsgurten und Fahrerairbag gab es keine weiteren Sicherheitsausstattungen. Sie sind zwar mit Dreipunktgurten ausgestattet, doch die sonstige Sicherheitsausstattung ist von gestern: ABS gibt es nur bei Aixam gegen Aufpreis, und einen Airbag bringt nur der Twizy serienmäßig mit. Bei den anderen sind diese Sicherheitsausstattungen nicht mal gegen Aufpreis zu haben.

Hier findet Ihr die ausführlichen Testergebnisse zu Opel Rocks-e, Renault Twizy 45, Aixam City Diesel und Ellenator.

Ist Tempo 45 ein Sicherheitsrisiko?

Zusätzlich birgt die auf 45 km/h begrenzte Geschwindigkeit der Leichtmobile ein nicht zu unterschätzendes Sicherheitsrisiko. Vor allem in der Dunkelheit und außerorts fällt es anderen Verkehrsteilnehmern schwer, den großen Unterschied zwischen der eigenen Geschwindigkeit und der des maximal 45 km/h schnellen Leichtfahrzeugs richtig einzuschätzen, da diese Fahrzeuge visuell als "normale Autos" wahrgenommen werden.

Die ADAC Experten weisen außerdem auf ein unterschätztes Problemfeld hin: Der erforderliche Führerschein für ein Leichtkraftfahrzeug wird auf einem Zweirad absolviert, doch der Führerscheinneuling ist dann mit einem Pkw-ähnlichen Fahrzeug auf vier Rädern mit grundsätzlich anderem Fahrverhalten unterwegs.

Deshalb sollten Fahranfänger unbedingt zusätzliche Fahrstunden mit ihrem Mopedauto nehmen. Empfohlen wird auch ein Fahrtraining, um die speziellen Fahreigenschaften des vierrädrigen Fahrzeugs besser einschätzen und beherrschen zu lernen.

Empfehlung des ADAC zu Leichtkraftfahrzeugen

Der Gesetzgeber muss auch für Leichtmobile Mindestsicherheitsanforderungen vorschreiben, die die Hersteller zum Einsatz von besseren Sicherheitstechniken zwingen.

Sind Mopedautos zu empfehlen?

Unter Sicherheitsaspekten nicht unbedingt. Denn trotz relativ hoher Preise von 8000 bis 19.000 Euro sparen die Hersteller von Leichtmobilen an der notwendigen Sicherheitsausstattung. Und oftmals ist das Fahrverhalten der Mopedautos in bestimmten Situationen nicht unkritisch.

Doch verglichen mit einem 45 km/h schnellen Roller oder Moped ist das Schutzpotenzial eines Leichtfahrzeugs immer noch besser, weil die Gefahr eines Sekundäraufpralls auf die Fahrbahn durch den Dreipunktgurt beziehungsweise den geschlossenen Fahrgastraum weitestgehend verhindert wird.

Längere Touren auf Landstraßen oder Nachtfahrten sind in Leichtkraftfahrzeugen eher nicht zu empfehlen. Der mögliche Einsatzbereich begrenzt sich sinnvollerweise auf die Stadt. Und hier genießt der Fahrer oder die Fahrerin den größten Vorteil der Leichtmobile: das wetterfeste Dach überm Kopf.

Technische Beratung: Manuel Griesmann, ADAC Technik Zentrum