Citroën Ami: Die rollende Elektro-Kiste macht mobil
Citroën will den innerstädtischen Individualverkehr revolutionieren: Mit seinen kompakten Abmessungen und viel Platz für zwei Personen darf der rein elektrische Ami schon von 16-Jährigen mit Rollerführerschein gesteuert werden.
70 Kilometer Reichweite mit maximal 45 km/h
In drei Stunden an der Steckdose wieder aufgeladen
In Deutschland kommt der Ami als Opel Rocks-e
Ausgefallene Ideen für Autos hatte Citroën schon immer: Der minimalistische 2CV, der mit seinem Rolldach und Klappfenstern bei uns als "Ente" die 68er-Generation mobilisierte, die "Göttin" DS, die mit ihrer Stromlinienform in keinem französischen Gangsterfilm fehlen durfte, oder der preiswerte Hochdachkombi Berlingo, der vielen jungen Familien Mut zum zweiten Kind machte.
Mutig und innovativ ist auch der neue Ami, ein urbanes, rein elektrisches Modell, das mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern sowie einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h von jedem, der mindestens 16 Jahre alt ist und über den Führerschein der Klasse AM verfügt, gesteuert werden darf. Für Citroën stellt er damit eine echte Alternative zu öffentlichen Verkehrsmitteln, Zweirädern oder E-Scootern dar. In Frankreich wird der Ami schon seit Mitte 2020 verkauft, in Deutschland kommt er ab Ende 2021 mit nur leicht verändertem Design als Opel Rocks-e.
Knackig kurz mit Platz für zwei
Das symmetrische Kasten-Design des neuen Ami ist vom Ami One Concept inspiriert, den Citroën 2019 auf dem Genfer Automobilsalon vorgestellt hat. Die breiten Türen links und rechts wurden vom Konzeptcar übernommen und lassen sich in entgegengesetzter Richtung öffnen: gegenläufig auf der Fahrerseite für leichteren Einstieg und größeren Komfort und klassisch auf der Beifahrerseite.
Das Design der Stoßstangen und des unteren Karosseriebereichs wiederholt sich sowohl vorne als auch hinten am Fahrzeug. Und auch die markante Lichtsignatur der Scheinwerfer und Blinker wird von den Heckleuchten aufgenommen. Der Effekt: Der Ami sieht vorne und hinten fast gleich aus – das ist zumindest gewöhnungsbedürftig.
Auch die Farbe muss man mögen, weil es keine Wahlmöglichkeit gibt: Ami-Blau als Grundfarbe der Kunststoff-Karosserie ist gesetzt. Allerdings kann man seinen Stadtflitzer je nach Individualisierungspaket mit Farbakzenten auf den Felgen und auf der Kapsel am unteren Ende der Tür sowie mit Stickern auf den Kotflügeln und Räder in den Farben Grau, Blau, Orange oder Khaki individualisieren.
Viel Platz im Innenraum des Ami
Die vier Farben werden auch für den Innenraum wichtig, denn im nackten Zustand ist der Ami mit reichlich schwarzem Hartplastik alles andere als heimelig. Wer es schön haben will, muss den Ami mit einfach selbst zu installierendem Zubehör in diesen Farben ganz nach seinem Geschmack personalisieren. Im Zubehörsatz sind mehrere dekorative Elemente enthalten: ein zentrales Trennnetz, ein Aufbewahrungsnetz für die Tür, eine Matte, ein Ablagefach auf dem Armaturenbrett, ein kleiner Haken für eine Handtasche und ein Smartphone-Clip.
Der verschiebbare Fahrersitz und fest installierte Beifahrersitz sind asymmetrisch angeordnet, um den Insassen mehr Platz und Bewegungsspielraum zu bieten. Vor allem der etwas nach hinten versetzte Beifahrer hat dadurch eine enorme Beinfreiheit (der Platz vor ihm taugt als Stauraum), fühlt sich aber immer ein bisschen wie auf einer Rückbank sitzend, weil er deutlich hinter der Beifahrertür positioniert ist.
Das Raumgefühl im beheizbaren Innenraum ist trotzdem überaus großzügig – auch wegen den großen Glasflächen mit dem serienmäßigen Panoramadach. Aber logisch: Bei den ultrakompakten Abmessungen (Länge: 2,41 Meter, Breite: 1,39 Meter, Höhe: 1,52 Meter) müssen Abstriche gemacht werden – beim Ami ist es der Stauraum.
Neben dem erwähnten Platz vor dem Beifahrer, für den es eigens designte Taschen geben wird, können kleinere Dinge lediglich hinter den Türnetzen oder hinter dem Fahrersitz verstaut werden, denn einen Kofferraum hat der Ami nicht.
Schnelles Laden in drei Stunden
Mit einer Reichweite von bis zu 70 Kilometern, der Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, den kompakten Abmessungen mit einem Wendekreis von nur 7,20 Metern ist der Ami bestens geeignet für den alltäglichen Stadtverkehr. Die Reichweite ist nicht üppig, aber höher als die durchschnittliche pro Tag zurückgelegte Distanz von städtischen Bewohnern – für die Mobilität auf dem Land taugt der Ami wohl nicht.
Die flach unter dem Boden installierte 5,5-kWh-Lithium-Ionen-Batterie kann einfach mit dem in der Beifahrertür untergebrachten integrierten Ladekabel aufgeladen werden. Nach Einstecken des Kabels mit Schukostecker in eine konventionelle 220-Volt-Steckdose benötigt das Fahrzeug rund drei Stunden für eine vollständige Ladung. Mit einem Adapter kann es auch an einer öffentlichen Ladestation oder Wall Box aufgeladen werden – schneller geht es wegen der limitierten Ladeleistung dann aber nicht.
Der Ami darf als Leichtkraftfahrzeug in Deutschland von jedem gefahren werden, der mindestens 16 Jahre alt ist und über einen Führerschein der Klasse AM verfügt. Da die Klasse AM aber mit Ausnahme des Führerscheins L in jeder Fahrerlaubnis inkludiert ist, können ihn fast alle Besitzer einer Fahrerlaubnis nutzen, also auch Senioren oder imagebewusste Geschäftsleute für ihre beruflichen Termine in der Stadt.
Pfiffige Verkaufskonzepte
Zwar zeigen Citroën-Partner und ausgewählte Verkaufsstellen den Ami auch in ihren Showrooms, doch der Hauptvertriebsweg läuft übers Internet. Die Kunden können den Ami im Internet konfigurieren und kaufen. Alle Schritte, von der Suche bis zur Bestellung, können also in Ruhe vom Sofa aus mit dem Tablet oder Smartphone online erledigt werden. Für die Wartung gibt es dann ein spezifisches Netzwerk unabhängiger zertifizierter Reparaturwerkstätten und Citroën-Partner.
Über das Online-Tool kann man sich per Mausklick für drei unterschiedliche Nutzungsformen entscheiden: Carsharing, Leasing oder Kauf.
Der Zeitraum fürs Carsharing geht von einer Minute bis zu einem Tag. Dabei wird der Ami in ausgewählten Ländern im Rahmen des Free2Move-Carsharings bereits ab 0,26 Euro pro Minute zu mieten sein. Das ist in etwa die Summe, die auch ein E-Scooter kostet. Doch mit dem Ami wird man eben nicht nass und darf auch den Kumpel mitnehmen.
Meist für den beruflichen Einsatz lohnt sich das Langzeitleasing. In Frankreich ist der Ami bereits ab einer monatlichen Leasingrate von 19,99 Euro erhältlich. Im Barkauf kostet der Ami 6900 Euro, wobei der Staat davon dann 900 Euro zur Förderung der E-Mobilität übernimmt.
Ab Herbst 2021 kann man das Pedant Opel Rocks-e in Deutschland online bestellen und bei "ausgewählten" Opelhändlern bestaunen. Einen Preis hat Opel zwar noch nicht genannt, doch dass der sich am Citroën Ami orientieren wird, gilt als sicher. Auch geleast werden kann der Mini-Opel: Die monatliche Rate soll auf dem Niveau eines Tickets für den öffentlichen Nahverkehr liegen. Man darf gespannt sein, ob der Elektro-Floh wirklich rockt.
Eine Elektroprämie für Elektrokleinfahrzeuge gibt es in Deutschland übrigens nicht: Die Bundesregierung ist der Meinung, dass sich aufgrund des niedrigen Preises ohnehin ein wettbewerblicher Markt etabliert habe.