Alfa Romeo Stelvio: Letzte Ausfahrt im Italo-SUV?

Alfa Stelvio 2023: Das überarbeitete Modell ist an den neuen Scheinwerfern zu erkennen
Alfa Stelvio 2023: Das überarbeitete Modell ist an den neuen Scheinwerfern zu erkennen© Alfa Romeo

Mit dem Alfa Romeo Stelvio will die Marke ihr sportliches Image betonen. Aber kann das mit einem SUV überhaupt gelingen? Testfahrt in der 2023 überarbeiteten Version. Daten, Bilder, Preise.

  • Alfa Romeo Stelvio konkurriert als Mittelklasse-SUV mit BMW X3

  • Für das Modelljahr 2023 nur dezente Änderungen

  • Ab 210 PS: Stelvio nur mit PS-starken Motoren zu haben

  • Preis: Ab 57.650 Euro

Ein SUV von Alfa Romeo? Was vor ein paar Jahren noch für mehr als ein Stirnrunzeln bei den Alfa-Fans gesorgt hat, ist heute selbstverständlich. Der Stelvio erblickte 2017 als Mittelklasse-SUV das Licht der Welt, heute ziert die überschaubare Modellpalette der Italiener sogar noch ein zweites SUV: Der schicke Tonale ist eine Klasse tiefer angesiedelt.

Beim Stelvio war es nach sechs Jahren Zeit für eine Überarbeitung. Schließlich muss der größte Alfa noch ein paar Jahre durchhalten bis er 2027 in dieser Form in Rente gehen darf. Ab diesem Zeitpunkt will Alfa nur noch Elektroautos anbieten.

Und dann auch einen elektrischen Stelvio-Nachfolger? Man wird sehen. Prognosen haben sich bei Alfa immer als schwierig erwiesen, doch seit dem Zusammenschluss mit PSA zum Stellantis-Konzern (u.a. Peugeot, Citroën, DS, Opel, Jeep, Fiat) könnte die Modellpalette durch Techniktransfer tatsächlich in den nächsten Jahren reichhaltiger werden.

Alfa Romeo Stelvio 2023: Nur wenig Neues

Der neue Stelvio-Jahrgang hat am Heck transparente Leuchten bekommen © Alfa Romeo

Zurück zum Stelvio-Facelift. Was hat sich geändert zum Modelljahr 2023? Nicht besonders viel. So leuchtet der Stelvio nun mit Voll-LED-Matrix-Scheinwerfern in die Nacht, was sich an den nun dreigeteilten und markanteren Leuchten erkennen lässt. Sie sind im Stil diverser Modelle aus der Historie gehalten – der Alfa 159 etwa hatte ebenfalls drei Leuchteinheiten im Scheinwerfer zu bieten. Dass nun eine adaptive Matrix erlaubt, mit Dauerfernlicht zu fahren, weil der Lichtstrahl ohne zu blenden einfach um andere Autos herumleuchtet, hebt den Alfa auf den aktuellen Stand der Technik. Andere Fabrikate können das schon lang.

Hinzu kommt der an den Tonale angepasste Kühlergrill und Heckleuchten im neuen, transparenten Look. Optisch war's das mit den Neuerungen.

Stelvio nun mit digitalen Instrumenten

Neu: Digitale Anzeigen im Alfa-typischen "Cannocchiale" (Fernglas) hinter dem Lenkrad © Alfa Romeo

Auch innen hat sich Alfa dem Zeitgeist ergeben und die analogen Instrumente hinter dem Lenkrad durch digitale ersetzt. Die sehen immer noch hübsch aus, simulieren sie doch die analogen Rundinstrumente von früher, allerdings mit dem Vorteil, dass die angezeigten Inhalte je nach Gusto des Fahrers verändert werden können.

Auch die Menüs des Bildschirms an der Mittelkonsole wurden neu sortiert, geblieben ist es aber bei dem Dreh-Drücksteller zur Bedienung. Gut so, denn eine Steuerung rein über den Touchscreen, wie es die meisten Konkurrenten machen, ist oft die schlechtere Lösung. Das hat ein Bedientest des ADAC jüngst gezeigt.

An der überschaubaren Größe des Bildschirms merkt man aber, dass der Stelvio kein ganz neues Modell ist. Die Alfa-Connect-Dienste ermöglichen ab sofort Updates over the Air. Dank der im Stelvio neu eingesetzten NFT-Technologie (Non-Fungible-Token) ist eine digitale und nicht veränderbare Dokumentation über die wichtigsten Informationen zum Fahrzeug möglich.

Die Basisausstattung reicht beim Stelvio

Die Sonderserie "Competizione" mit mattem Lack zum Auftakt des Facelift-Modells ist ausverkauft © Alfa Romeo

Zum Start des überarbeiteten Stelvio servierte Alfa Romeo die Launch-Edition Competizione. Sie war unter anderem an der Karosseriefarbe Moon Light Grau Matt (Grigio Lunare Opaco) zu erkennen. Das aktive Fahrwerk (Alfa Active Suspension) mit elektronisch gesteuerten Stoßdämpfern war serienmäßig installiert. Doch trotz hoher Preise ab 67.650 Euro war die Sonderserie schnell ausverkauft.

Wer sich jetzt für einen neuen Stelvio interessiert, hat die Wahl zwischen den Ausstattungsstufen Sprint, Ti und Veloce, wobei man selbst mit der Basisausstattung Sprint gut leben kann. LED-Licht, Tempomat, eine elektrische Heckklappe, Klimaautomatik, eine zeitgemäße Smartphone-Anbindung via Android Auto und Apple CarPlay und ein Navi sind hier schon mit von der Partie.

Nur noch drei Motoren zur Wahl

Allradantrieb ist bei allen Versionen serienmäßig an Bord. Das mag unter anderem die hohen Preise erklären. Unter 57.650 Euro (!) ist kein Stelvio zu haben. Umso unverständlicher, warum das sinnvolle Assistenzpaket unter anderem mit Totwinkelwarner, Spurhalter und Verkehrszeichenerkennung bei allen Varianten happige 1750 Euro extra kostet.

Hinzu kommt, dass günstige Basismotoren fehlen. Kunden haben nur noch die Wahl zwischen einem Benziner mit 280 PS und einem Diesel mit 210 PS, Mitte 2023 soll dann wieder ein Stelvio als Quadrifoglio mit 510 PS den Nerv der sportiven Alfisti treffen.

Der 210-PS-Diesel passt gut zum Stelvio

Wessen Ego es allerdings nicht verlangt, mit mehr als 280 km/h über den Nürburgring zu brettern und sich in unter vier Sekunden auf 100 km/h zu katapultieren, kann auch sehr gut mit den "konventionellen" Motoren abseits des Quadrifoglio leben.

Fans der sportlichen Gangart kommen mit dem (etwas blutleer klingenden) Turbo-Benziner mit 206 kW/280 PS voll auf ihre Kosten und wer eher spritsparender unterwegs sein will, greift zum kaum weniger betulichen 210-PS-Diesel. Ebenfalls ein munterer Geselle, der das SUV in flotten 6,6 Sekunden auf Tempo 100 treibt und unterstützt von einem feinen 8-Gang-Automatigetriebe stets zur Stelle ist, wenn Leistung gewünscht wird.

Der Diesel hat nicht nur Kraft, sondern auch Manieren. Zwar kann der Selbstzünder mit vier Zylindern natürlich nicht die Laufruhe eines großen Benziners erreichen, aber er zeigt sich stets zurückhaltend, was Vibrationen und störendes Dröhnen oder Brummen angeht. Die Leistungsentfaltung ist tadellos, der Motor hängt gut am Gas und entwickelt seine Kraft recht gleichmäßig über das Drehzahlband hinweg – das Aggregat ist schlichtweg gut fahrbar.

Einer Hybridisierung verweigert sich der Stelvio entgegen dem Trend übrigens komplett. Das Anachronistische mag zu Alfa passen und erst recht zu einer Erscheinung wie dem Stelvio, doch die Quittung gibt es an der Tankstelle, wo sich zu den 6,0 (Diesel) und 8,4 (Benziner) Litern Normverbrauch noch ein bis zwei "Fahrspaß-Liter" dazu addieren lassen.

Wie gemacht für kurvige Landstraßen

Ob mit Benziner oder Turbodiesel: Langsam ist der Stelvio nie © Alfa Romeo

Und den bietet der Stelvio zweifelsohne unabhängig von der Motorisierung. Man spürt das fein austarierte Fahrwerk und die sehr direkt ausgelegte Lenkung sofort. Trotz seiner hohen Karosserie und des hohen Gewichts fühlt sich der Italiener für ein SUV erstaunlich sportlich an. Der ADAC Ausweichtest mit einem Vor-Facelift-Modell hat gezeigt, dass auch in Notsituationen auf den Stelvio Verlass ist. ESP greift beim abrupten Ausweichen beherzt ein, so dass der Alfa den Parcours völlig problemlos durcheilt hat.

Dass die Richtungsstabilität ein bisschen unter der sehr direkten Lenkung leidet, muss man aber wissen. Der Fahrer muss deshalb gelegentlich nachjustieren. An der guten Traktion dürfte sich nach dem Facelift nichts geändert haben und wohl auch nicht am kurzen Bremsweg, den der ADAC bei seinen Messungen mit 34,1 Meter beziffert hat.

Innenraum: Gutes Platzangebot

Hinten können Personen bis 1,90 Meter Körpergröße gut sitzen © Alfa Romeo

Und das Platzangebot? Der Raum auf den vorderen Plätzen ist üppig. Platz für Kopf und Beine finden auch Zweimeter-Hünen. Davon unabhängig ist das subjektive Raumgefühl je nach Empfinden kuschelig oder sogar etwas eingeengt, der breite Mitteltunnel und das hoch aufbauende Armaturenbrett tragen ihren Teil dazu bei. Und im Fond können 1,90-Meter-Passagiere gut sitzen, wenn die Vordersitze auf 1,85-Meter-Menschen eingestellt ist, wie die ADAC Messungen beim Vor-Facelift-Modell ergeben haben. Das sind keine schlechten Werte.

Eher durchschnittlich fällt aber das Kofferraumvolumen aus. Angegeben wird es mit 525 bis 1600 Liter, doch die ADAC Messung verheißt nur 380 (bis Kofferraumabdeckung und ohne Hohlräume und doppelte Böden) bis 1260 Liter. Ein Alfa ist halt doch eher zum Fahren da.

Alfa Romeo Stelvio: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Alfa Romeo Stelvio 2.2 Diesel Sprint Q4 AT8 (ab 01/23)

Alfa Romeo Stelvio 2.0 Turbo 16V Sprint Q4 AT8 (ab 01/23)

Motorart

Diesel
Otto

Hubraum (Verbrennungsmotor)

2.143 ccm
1.995 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

154
206

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

210
280

Drehmoment (Systemleistung)

470 Nm
400 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

3.500 U/min
5.250 U/min

Antriebsart

Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,6 s
5,7 s

Höchstgeschwindigkeit

215 km/h
230 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

157 g/km
189 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

6,0 l/100 km
8,3 l/100 km

Kofferraumvolumen normal

525 l
525 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.600 l
1.600 l

Leergewicht (EU)

1.820 kg
1.755 kg

Zuladung

590 kg
595 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

2.300 kg
2.300 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre plus 2 Jahre Anschlußgarantie über Allianz Automotive Services GmbH
2 Jahre plus 2 Jahre Anschlußgarantie über Allianz Automotive Services GmbH

Länge x Breite x Höhe

4.687 mm x 1.903 mm x 1.693 mm
4.687 mm x 1.903 mm x 1.693 mm

Grundpreis

59.000 Euro
61.500 Euro

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