Remote-Apps: Warum sie ihre Tücken haben

Mit Remote-Apps für das Smartphone lassen sich bestimmte Fahrzeug-Funktionen fernsteuern und Infos wie Kilometerstand oder Standort ablesen. Klingt praktisch, hat aber auch seine Tücken. Worauf man dringend achten sollte. Vier Fahrzeuge im ADAC Check.
Remote-Apps: Das Auto via Smartphone fernbedienen
Nützliche Funktionen: Reichweite, Ladedauer, Service-Termin
Vorsicht bei Gebrauchtwagen-Kauf: Apps unbedingt trennen
Mit dem Smartphone die Heizung im Haus steuern, ablesen, wie viel Strom die eigene Photovoltaikanlage gerade erzeugt oder den Rasenmähroboter auf den Weg schicken – über sogenannte "Remote-Apps" lassen sich vernetzte Geräte ganz bequem fernsteuern bzw. überwachen. Auch im Auto haben Remote-Apps fürs Smartphone längst Einzug gehalten.
Die meisten Hersteller bieten eine entsprechende Software zum Download mit nützlichen Anwendungsmöglichkeiten an. Selbst in der "Golf-Klasse" sind solche Angebote inzwischen verbreitet. Voraussetzung ist, dass man einen persönlichen Account beim Autohersteller anlegt und die Hersteller-App bei Google Play oder im App Store von Apple herunterlädt. Dann lässt sich das Fahrzeug mit dem Smartphone verknüpfen.
Remote-Apps: Was sie können

Welche Funktionen sind über das Smartphone bedienbar? Das ist je nach Hersteller und Modell unterschiedlich. Gängig ist zum Beispiel, dass sich etwa Kilometerstand und Verbrauchswerte ablesen lassen, wann der nächste Kundendienst fällig wird oder wie viel Kraftstoff sich noch im Tank befindet. Elektroautos informieren meist über ihren aktuellen Ladezustand und die Reichweite, zeigen die restliche Ladedauer an oder können im Winter vorgeheizt werden.
Auch das Auto selbst lässt sich manchmal regelrecht fernsteuern. Ist die Garage etwa zu eng, um bequem ein- und auszusteigen oder man wurde zugeparkt, hilft auch hier die Technik. Selbst wenn kein Fahrer am Steuer sitzt, rollen manche Modelle via Fingertipp ein paar Meter vor oder zurück. Selbstredend lässt sich das Auto auch per App öffnen und schließen.
Wer nicht mehr genau weiß, wo er sein Auto auf einem Großparkplatz abgestellt hat, kann es leichter finden, indem er es hupen lässt oder nachts das Licht anschaltet. Eine GPS-Lokalisierung ermöglicht zudem eine metergenaue Standort-Bestimmung.
Wer die App hat, hat die Macht

Ganz schön viele Informationen also, die so eine App preisgibt. Und ganz schön viele Möglichkeiten, das Auto fernzusteuern. Das kann zum Problem werden. Nämlich dann, wenn das Fahrzeug einen Vorbesitzer hatte, der die Verbindung zum Fahrzeug beim Verkauf nicht getrennt hat. Sei es aus Vergesslichkeit, Unwissen oder aus Absicht: Er kann dann das Auto weiterhin ferngesteuert öffnen, die Position ausspähen und weitere Zugriffe vornehmen. Eine echte Horrorvorstellung!
Darauf sollte man achten
Um das zu verhindern, sollte man sich schon beim Erwerb des Wagens schriftlich im Kaufvertrag bestätigen lassen, dass alle Online-Verbindungen zum Vorbesitzer getrennt worden sind.
Trotzdem ist es ratsam, sich zu vergewissern, ob nicht doch ein Fremder Zugang zum Fahrzeug hat. Wie macht man das? Suchen Sie den Punkt "Connect-Dienste" oder Ähnliches in den Menüs des Fahrzeugbildschirms. Dort sollte ersichtlich sein, ob eine Verbindung zu einem anderen Nutzer existiert. Trennen Sie diese, wenn möglich. Und/oder setzen Sie das gesamte System auf Werkseinstellungen zurück.
Bei Autos mit Android Automotive gilt: Neben der Verknüpfung mit einem Hersteller-Nutzerkonto können auch noch Google-Accounts im Fahrzeug aktiv sein.
Vier Remote-Apps im ADAC Check
Der ADAC hat stichprobenhaft bei vier Elektroautos überprüft, wie sich eine Verbindung einrichten lässt, wie transparent die Verknüpfung ist und wie leicht sie sich kappen lässt. Die Ergebnisse:
BMW i3s/My BMW

Getestet wurde mit einem BMW i3 mit Erstzulassung April 2020. Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, ist das Anlegen einer BMW-ID in der App nötig. Dann kann ein Fahrzeug durch Eingabe der Fahrgestellnummer in der App hinzugefügt werden. Zur Bestätigung wird ein Einmal-Code ins Auto geschickt. Dieser ist in der App einzugeben, damit sie mit dem Auto verbunden wird.
Renault Megane E-Tech/My Renault App

Getestet wurde mit einem Renault Megane E-Tech mit Erstzulassung Dezember 2022. Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, muss zuerst ein Nutzeraccount in der "My Renault App" angelegt werden. Nach erfolgter Registrierung kann die FIN-Nummer des Autos in der App hinterlegt werden. Zum Abschluss der Verknüpfung sind die Zugangsdaten des Nutzeraccounts im Fahrzeug einzugeben.
Tesla Model Y/Tesla App

Getestet wurde mit einem Tesla Model Y mit Erstzulassung September 2022. Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, muss ein neuer Tesla-Account hinzugefügt werden. Dann das Fahrzeug mit der Smartphone-App verbinden. Alternativ aktives Entfernen des Fahrzeugs in der Smartphone-App des Verkäufers und das Auto im Mitteldisplay auf Werkseinstellungen zurücksetzen. Achtung: Die Option ist nicht bei Fuhrparkautos vorhanden.
VW ID.3/We Connect

Getestet wurde mit einem VW ID.3 mit Erstzulassung Mai 2021. Um ein neues Smartphone mit dem Auto zu verbinden, muss man sich im Wagen befinden. Dazu ist es nötig, einen im Mittelbildschirm des Fahrzeugs angezeigten Einmal-QR-Code zu scannen. Damit soll verhindert werden, dass Personen ohne Zugang zum Auto eine Verbindung herstellen.
Forderungen des ADAC an die Hersteller
Es sollte einen klar ersichtlichen Menüpunkt im Mitteldisplay mit einer Übersicht aller verbundenen Geräte geben
Im Kaufvertrag sollte die Löschung der Verbindung des Vorbesitzers zum Fahrzeug schriftlich bestätigt werden
Rücksetzen auf Werkseinstellungen sollte alle Nutzerkonten vom Auto trennen
Das Einrichten eines neuen Hauptnutzer-Zugangs (nach Erwerb eines gebrauchten Autos) sollte den Zugriff des Verkäufers auf das Auto automatisch trennen. Speziell bei Tesla-Modellen empfiehlt es sich, den Hauptnutzerwechsel direkt bei der Übernahme eines Gebrauchtwagens mit dem Vorbesitzer durchzuführen
Fachliche Beratung: Manuel Griesmann, Arnulf Thiemel/beide ADAC Technik Zentrum