Dynamischer Stromtarif: E-Auto günstig mit Ökostrom laden

Mit einem dynamischen Stromtarif ist es nachts oft billiger, das E-Auto zu laden
Mit einem dynamischen Stromtarif ist es nachts oft billiger, das E-Auto zu laden© picture alliance/dpa

Mit dynamischen Stromtarifen können Haushalte von Preisschwankungen am Energiemarkt profitieren. Eine ADAC Recherche zeigt, wann sich das lohnt und wie viel Besitzer von E-Autos sparen können.

  • Bisher gibt es in Deutschland noch wenige Angebote, doch 2025 ändert sich das

  • Energieanbieter werben mit Ökostrom, der bis zu 35 Prozent weniger kostet

  • Ohne einen Smart Meter lassen sich dynamische Stromtarife nicht optimal nutzen

Das E-Auto zu Hause nicht direkt nach dem Feierabend laden, sondern zu einem günstigeren Tageszeitpunkt – zum Beispiel über Nacht. Mit einem dynamischen Stromtarif, der sich an den täglichen Preisschwankungen an der Strombörse orientiert, ist das möglich.

In Verbindung mit einem intelligenten Zähler (Smart Meter) lassen sich intensive Verbräuche automatisch in Stunden verschieben, wenn die Energiemarktpreise niedriger sind. Ein Elektrofahrzeug an der heimischen Wallbox zieht zum Beispiel je nach Batteriegröße bis zu 125 Kilowattstunden pro Vollladung. Der ADAC hat die Angebote für dynamische Stromtarife unter die Lupe genommen.

So funktionieren dynamische Stromtarife

Bei dynamischen Stromtarifen gibt es keine festen Arbeitspreise je Kilowattstunde. Deren Anbieter kaufen zu tagesaktuellen Preisen an der Strombörse EPEX Spot* ein. Das ist meist billiger als der Terminhandel mit langen Laufzeiten und starren Vereinbarungen. Die Preise aus dem Day-Ahead-Handel der EPEX Spot erfahren Kundinnen und Kunden am Vortag – per Onlineportal oder App. Risikoaufschläge, wie sie Energieunternehmen bei Festpreistarifen einkalkulieren, gibt es nicht.

Dynamische Stromtarifmodelle setzen sich in der Regel aus einem festen monatlichen Grundpreis und einem variablen Arbeitspreis zusammen, der an die Strombörsenpreise gekoppelt ist. Dazu kommen noch die gesetzlich festgelegten Steuern, Abgaben und Umlagen sowie Entgelte für die Netznutzung und den Stromzähler, die auch bei Verträgen mit Preisgarantien üblich sind. Somit kostet eine Kilowattstunde sogar dann einige Cent, wenn der Börsenstrompreis gegen Null geht.

Die Preise an der Strombörse EPEX Spot ändern sich je nach Angebot und Nachfrage mehrfach täglich, teilweise stündlich. Vor allem die Menge der erneuerbaren Energien schwankt je nach Verfügbarkeit von Wind und Sonne. An sehr wind- und sonnenreichen Tagen wird der Strom mitunter günstiger verkauft, als er produziert wurde. Denn abgenommen werden muss er trotzdem. Die Anbieter dynamischer Tarife setzen auf diese kurzfristigen Ökostrom-Überschüsse im Großhandel.

Wer den Börsenstrom gezielt in den Stunden nutzt, wenn der Preis niedrig ist, kann Geld sparen. Dank monatlicher Abrechnung hat man die Kosten regelmäßig im Blick. Doch in Deutschland gibt es bisher nur wenige dynamische Stromtarife. Auch die nötige Technik, um optimal davon zu profitieren – intelligente Stromzähler (Smart Meter) – fehlt in den meisten Haushalten noch. Ab 2025 müssen allerdings alle Energieversorger einen dynamischen Stromtarif anbieten.

EPEX Spot: Die Strombörse für den kurzfristigen Handel

Im Stromhandel unterscheidet man zwischen dem Terminmarkt und einem Spotmarkt. Während die Strombeschaffung für längerfristige Verträge am Terminmarkt über die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig gehandelt wird, wickeln Erzeuger und Versorger den kurzfristigen Day-Ahead-Handel mit Strom über die European Power Exchange (EPEX Spot) in Paris ab. An der EPEX Spot finden Auktionen statt, bei denen die Vorlaufzeiten vom Kauf bis zur tatsächlichen Lieferung ein bis zwei Tage betragen.

Für alle mit hohem Verbrauch geeignet

Dynamische Stromtarife rechnen sich eher für Haushalte mit hohem Verbrauch, weil der Arbeitspreis den Unterschied macht© stock.adobe.com/mpix-foto

Dynamische Stromtarife sind vor allem für Haushalte mit großen Verbrauchern wie Elektroautos oder Wärmepumpen interessant. Nicht nur das Laden des Elektrofahrzeugs zu Hause ist – trotz Strompreisbremse – teurer geworden. Auch an öffentlichen Ladesäulen liegt der Kilowattstundenpreis heute weit über 40 Cent (inkl. Steuern usw.). Wer die Tiefpreiszeiten eines dynamischen Stromtarifs nutzt, zahlt dagegen oft schon unter 20 Cent brutto je Kilowattstunde.

Der Haushaltsstrom zum Festpreistarif ist für Neukundinnen und Neukunden zwar wieder so günstig wie vor dem Beginn der jüngsten Energiekrise: 28,28 Cent kostete eine Kilowattstunde für diese Haushalte im Juli 2023 laut dem Vergleichsportal Verivox im bundesweiten Durchschnitt. Die Preisunterschiede sind aber so groß wie nie und Bestandsverträge mit örtlichen Grundversorgern sind mit durchschnittlich 48,67 Cent pro Kilowattstunde nach wie vor teuer.

Im Vergleich dazu ist ein dynamischer Stromtarif häufig günstiger, denn die Börsenpreise sinken seit Anfang des Jahres: Damit kann man bei cleverem Verbrauch beziehungsweise beim E-Auto-Laden zu den richtigen Zeiten bis zu 35 Prozent sparen, versprechen die Anbieter. Auf deren Webseiten kann man selbst kalkulieren, ob sich ein Wechsel lohnt. Ein Vergleich dynamischer Stromtarife ist in jedem Fall sinnvoll – nicht nur wegen der unterschiedlichen Grundgebühren.

Zu den Beschaffungskosten und üblichen fixen Preiskomponenten erheben manche Anbieter von dynamischen Stromtarifen eine Erfolgsbeteiligung: beispielweise ein Aufschlag von 1,5 Cent pro Kilowattstunde oder 20 Prozent der Ersparnis gegenüber dem Grundversorgertarif. Auch auf solche Provisionen sollten Verbraucherinnen und Verbraucher neben dem reinen Arbeitspreis achten.

Diese Unternehmen bieten dynamische Stromtarife an:

Anbieter

Tarif



Awattar

Hourly, Hourly-Cap und Yearly



E.ON

Ökostrom Dynamisch



Eprimo

eprimoStrom PrimaKlima Dyn



Gasag

Strom flex



Ostrom

Dynamischer Smart Meter Tarif



Rabot Charge

rabot.charge und rabot.charge smart



Stadtwerke Düsseldorf

Düsseldorf Öko Dynamisch



Tibber

Tibber Energy



Vattenfall (in Planung)

Tarif Natur Dynamik



Voltego

Voltego Privat



© ADAC e.V. 8/2023

E-Auto am besten in Nebenzeiten laden

Es rechnet sich vor allem, das E-Auto in den Nebenzeiten des Tages zu laden. Zum Feierabend, wenn viele Menschen Abendessen kochen oder Wäsche waschen, sind die Preise an der Strombörse höher. Nachts, wenn die Mehrheit schläft, fallen sie wieder. Auch nach der Mittagszeit, wenn viele Berufstätige außer Haus sind, und an Wochenenden sind dynamische Strompreise oft niedriger.

Meistens Voraussetzung: Smart Meter

Die Kosten für den Betrieb eines Smart Meters sollen ab 2025 gedeckelt sein© dpa/James Arthur Gekiere

Für die stundengenaue Abrechnung des dynamischen Stromtarifs benötigen die Kundinnen und Kunden in der Regel einen intelligenten Stromzähler. Ein solcher Smart Meter ist eine Kombination aus einer modernen Messeinrichtung mit Digitalanzeige und einer Kommunikationseinheit, die alle 15 Minuten den Stromverbrauch eines Haushalts erfasst und via Internet automatisch an den Energielieferanten und Netzbetreiber überträgt. Verbraucherinnen und Verbraucher können ihren Energiekonsum dadurch genau nachvollziehen und ihr Verhalten effizient anpassen.

Aktuell liegen die Kosten für Einbau, Betrieb und Wartung der Smart Meter sowie für die Ablesung und Datenübertragung bei über 100 Euro im Jahr. Ab 2024 sind die jährlichen Kosten für diese Dienstleistungen für Haushalte mit einem Verbrauch bis 10.000 Kilowattstunden auf 20 Euro gedeckelt. Damit sind sie in Zukunft nicht mehr viel teurer als die althergebrachten Ferraris-Zähler. Wer seine Wärmepumpe oder Wallbox für das E-Auto mit einem separaten Stromzähler betreibt und hier ein Smart Meter einbauen lässt, soll dafür höchstens 50 Euro pro Jahr zahlen.

In den nächsten Jahren sollen digitale Stromzähler weitgehend Standard werden und die analogen Boxen ersetzen. Pflicht ist ein Smart Meter bisher nur, wenn man über 6000 Kilowattstunden im Jahr verbraucht oder eine Solaranlage ab sieben Kilowatt betreibt. Ab 2025 ist jeder berechtigt, ihn zu bekommen. Wer nicht warten will, zahlt einmalig 30 Euro. Für Einbau, Betrieb und Wartung ist in erster Linie der Netzbetreiber vor Ort zuständig. Bestenfalls lässt sich der Smart Meter mit den Smart-Home-Geräten, Wallbox und Wärmepumpe vernetzen und alles mittels Apps steuern.

Einige Energieanbieter haben variable Stromtarife für Kundinnen und Kunden ohne Smart Meter in Petto. Kalkulationsbasis dafür sind die monatlichen Verbrauchswerte und der durchschnittliche Börsenstrompreis. Die belieferten Haushalte müssen nur jeden Monat den Stand ihres analogen Zählers übermitteln. Die Abrechnung ist ungenauer und das Einsparpotenzial deutlich geringer.

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Flexible Preise bringen Risiken mit sich

Dynamische Stromtarife haben nicht nur Vorteile, sondern zuweilen auch Nachteile: Sind die Börsenpreise hoch, tragen Verbraucherinnen und Verbraucher das alleinige finanzielle Risiko. Die Allzeitrekorde während der Energiekrise im Jahr 2022 haben gezeigt, wie teuer das werden kann. In solchen Situationen ist es umso wichtiger, die Entwicklungen an der Strombörse zu beobachten.

Der nur bedingt steuerbare Basisstromverbrauch im Haushalt zum Beispiel durch Computer, Kühlschrank und Lampen wird tagsüber auch gegebenenfalls zu hohen Börsenpreisen abgerechnet.

Nur wenige Anbieter dynamischer Stromtarife bieten ihren Kundinnen und Kunden zum Schutz vor Preisspitzen eine Deckelung der Arbeitspreise an. Diese liegt bei 80 Cent oder auf dem Niveau der staatlichen Strompreisbremse von 40 Cent pro Kilowattstunde. Falls die Börsenpreise dauerhaft die langlaufenden Festpreistarife übersteigen, kann man zur Not in der Regel monatlich kündigen.

Vor- und Nachteile auf einen Blick

Pro:

  • Smart Meter und Apps der Stromanbieter sorgen für transparente und effiziente Verbräuche.

  • Die Stromkosten lassen sich durch eine Verbrauchsverlagerung in Niedrigpreiszeiten steuern – entweder durch App-Terminierung der Haushaltsgeräte oder manuelle Vorprogrammierung.

  • Aufgrund des oft günstigen Arbeitspreises von der Strombörse können Haushalte sparen, die viele Kilowattstunden – etwa durch Elektrofahrzeuge und Warmwasserspeicher – verbrauchen.

Contra:

  • Dynamische Stromtarife erfordern einiges an Vorausplanung und man muss die Börsenpreise regelmäßig im Blick behalten, was einen gewissen zeitlichen Aufwand bedeutet.

  • Die Betriebskosten für Smart Meter und Provisionen der Stromanbieter können das mögliche Einsparpotential eines dynamischen Stromtarifs schmälern, weshalb ein Vergleich wichtig ist.

  • Finanzielle Risiken hoher Börsenstrompreise, wie sie während der Energiekrise im Jahr 2022 zu verzeichnen gewesen sind, tragen Verbraucherinnen und Verbraucher in vollem Umfang.

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Fachliche Beratung: Manuel Griesmann, Technik Zentrum Landsberg