West-Nil-Fieber: Keine Tropenkrankheit mehr
Das West-Nil-Fieber kommt überall auf der Welt vor. Wie Sie sich vor der Krankheit schützen und Symptome lindern können.
Krankheitssymptome ähneln einer Grippe
Vorsorgemaßnahme: Schutz vor Mückenstichen
Bestimmte Risikofaktoren können zu schwerem Verlauf führen
Das West-Nil-Fieber ist eine Infektionskrankheit mit grippeähnlicher Symptomatik, die von Viren ausgelöst wird. Die Erkrankung wurde erstmals in Uganda nachgewiesen, tritt aber mittlerweile weltweit auf.
Durch den Klimawandel wird eine Ausbreitung des Erregers in Europa begünstigt. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland sieben Infektionen über heimische Stechmücken gemeldet, im Jahr davor 17. Für das laufende Jahr ist bis dato ein Fall erfasst: Bei einer Frau aus Sachsen wurde das West-Nil-Virus in einer Probe für eine Blutspende nachgewiesen.
Stechmücken sind die Überträger
Der Erreger des West-Nil-Fiebers ist das sogenannte West-Nil-Virus. Es wird von Stechmücken übertragen. Die Übertragung erfolgt vor allem zwischen wild lebenden Vögeln. Die Mücken können das Virus auch auf andere Tiere wie Hunde oder Pferde sowie auf den Menschen übertragen. Nur sehr selten infizieren sich Menschen durch eine Blut- oder Organspende, über Muttermilch oder während der Schwangerschaft.
Infizierte Menschen und Säugetiere können das West-Nil-Virus nicht weitergeben. Eine direkte Ansteckung (zum Beispiel eine Tröpfcheninfektion) durch engen Kontakt zwischen einem infizierten Menschen oder Säugetier und einem gesunden Menschen ist nicht möglich.
West-Nil-Fieber: Das sind die Symptome
Zwischen Infektion und ersten Symptomen liegen meist zwei bis 14 Tage (Inkubationszeit). Allerdings bricht das West-Nil-Fieber lediglich bei rund einer von fünf infizierten Personen aus. Typische Anzeichen sind:
Fieber
Abgeschlagenheit
Schüttelfrost
Lymphknotenschwellungen
Kopf- und Rückenschmerzen
Etwa die Hälfte der Erkrankten entwickelt einen fleckig-knotigen, manchmal juckenden Hautausschlag – zuerst am Oberkörper, dann übergehend auf Arme, Beine und Kopf. Nur einer von 100 Erkrankten leidet an einer schweren Form des West-Nil-Fiebers, die die Nervenzellen betrifft. Das kann zu neurologischen Beschwerden ähnlich wie bei einer Gehirnentzündung (Enzephalitis) oder Hirnhautentzündung (Meningitis) führen:
Bewegungsstörungen
Entzündungen des Sehnervs
Verwirrtheit
Muskelschwäche
Lähmungen
Epileptische Anfälle
Für das West-Nil-Fieber besteht eine Meldepflicht. Die Diagnose erfolgt in der Regel durch den Nachweis virusspezifischer Antikörper im Blut. Der behandelnde Arzt beziehungsweise die Ärztin oder das jeweilige Labor muss den Nachweis des West-Nil-Virus dem Gesundheitsamt mitteilen.
Krankheitsverlauf ist häufig mild
In den allermeisten Fällen verläuft das West-Nil-Fieber mild und ohne Symptome. Entwickeln die Betroffenen eine Gehirnentzündung, ist der Krankheitsverlauf in der Regel schwerer. Fünf bis zehn Prozent der Enzephalitis-Patienten und -Patientinnen sterben. Etwa die Hälfte der Betroffenen, die eine Gehirnentzündung überstehen, leidet an Spätfolgen wie etwa Konzentrationsschwierigkeiten, Gleichgewichtsproblemen, Kopfschmerzen oder Erschöpfung.
Risikofaktoren für einen schweren Verlauf sind:
Alter ab 50 Jahren
Diabetes mellitus
Alkoholsucht
unterdrücktes Immunsystem (zum Beispiel durch bestimmte Medikamente)
Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Behandlung der Beschwerden reicht meist
Es gibt kein Medikament, das sich speziell gegen das West-Nil-Virus richtet. Lediglich Symptome wie Fieber oder Schmerzen können behandelt werden. Bei den allermeisten Menschen heilt die Erkrankung komplikationslos ab. Bei starken neurologischen Beschwerden kann der Aufenthalt auf der Intensivstation nötig sein.
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Verbreitung in allen Erdteilen
Das West-Nil-Virus stammt ursprünglich aus den Tropen. Mittlerweile sind alle Erdteile betroffen, wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß. Endemisch ist das West-Nil-Virus in folgenden Gebieten:
Afrika
Indien
Australien
mittlerer Osten
Israel
Ägypten
Westtürkei
Krankheiten werden als endemisch bezeichnet, wenn sie dauerhaft gehäuft in einer begrenzten Region vorkommen. Auch Nord-, Mittel- und Südamerika sind inzwischen betroffen. Zugvögel bringen das Virus ans Mittelmeer und nach Europa. Saisonale Ausbrüche oder vereinzelte Übertragungen gab es in der Vergangenheit vor allem in Südeuropa, in einigen Ländern Zentraleuropas und in den Schwarzmeer-Anrainerstaaten:
Spanien
Portugal
Frankreich
Italien
Griechenland
Tschechien
Ungarn
Serbien
Bulgarien
Rumänien
Moldawien
Ukraine
Südrussland
2019 wurden zum ersten Mal auch Ansteckungen in Deutschland nachgewiesen. Die größten Ausbrüche fanden bislang in Griechenland, Israel, Rumänien, Russland und den USA statt. Die Ausbruchsorte liegen auf wichtigen Vogelzugrouten.
Vorbeugung: Schutz vor Mückenstichen
Im Moment gibt es noch keinen Impfstoff, der Menschen vor einer Infektion mit dem West-Nil-Virus schützt. Das beste Mittel, um dem West-Nil-Fieber vorzubeugen, ist daher der wirksame Schutz vor Mückenstichen:
Insektenschutzgitter an Fenstern und Türen anbringen
Nachts halten Moskitonetze über dem Bett die Blutsauger zusätzlich ab
Fenster und Türen ohne Insektenschutzgitter geschlossen halten, vor allem abends und nachts
Bei Aufenthalten im Freien am besten langärmlige Oberteile und lange Hosen tragen
Frei liegende Hautstellen mit Anti-Mücken-Spray schützen, das die Wirkstoffe DEET oder Icaridin/Picaridin enthält
Nach Einbruch der Dunkelheit, wenn möglich, nicht draußen aufhalten
Stehende Gewässer (zum Beispiel Regenfässer, Vogeltränken, Gießkannen) in Wohnnähe vermeiden oder einmal pro Woche leeren/reinigen – hier brüten Mücken und können sich dadurch stark vermehren
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Robert Koch-Institut: West-Nil-Fieber im Überblick. https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/W/WestNilFieber/West-Nil-Fieber_Ueberblick.html
Gesund.Bund.de: West-Nil-Fieber. https://gesund.bund.de/west-nil-fieber
Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittel: West-Nil-Virus. https://www.lgl.bayern.de/gesundheit/infektionsschutz/infektionskrankheiten_a_z/west_nil/index.htm
World Health Organisation (WHO): West Nile virus. https://www.who.int/en/news-room/fact-sheets/detail/west-nile-virus