Lungenembolie: Ein lebensbedrohlicher Notfall

Ein Arzt schaut auf einen Bildschirm mit CT Bildern einer Lunge
Eine Lungenembolie lässt sich mit bildgebenden Verfahren nachweisen© iStock.com/Artemenko_Daria

Bei einer Lungenembolie verstopft ein Blutgerinnsel eine Lungenarterie. Ist ein großes Gefäß betroffen, besteht akute Lebensgefahr.

  • Ursache ist meist eine Beinvenenthrombose

  • Typisch sind akute Atemnot und Brustschmerzen

  • Bei Verdacht umgehend ärztliche Hilfe suchen

Die akute Lungenembolie (auch Lungenarterienembolie genannt) ist neben Herzinfarkt und Schlaganfall eine der häufigsten Herz-Kreislauf-Erkrankungen: In Deutschland erkranken jährlich etwa 90.000 Menschen. Oft verläuft die Lungenembolie mild.

In schweren Fällen kann sie jedoch innerhalb sehr kurzer Zeit zum Tod führen. Insgesamt ist die Lungenembolie die dritthäufigste kardiovaskuläre, also mit Herz- und Gefäßerkrankungen im Zusammenhang stehende Todesursache. Eine rasche Behandlung im Krankenhaus ist deshalb im Verdachtsfall unerlässlich.

Was ist eine Lungenembolie?

Eine Lungenembolie entsteht, wenn eine oder mehrere Lungenarterien durch ein Blutgerinnsel (Thrombus) verstopft werden. Meist bildet sich der Thrombus in den tief liegenden Beinvenen (tiefe Beinvenenthrombose) oder den Beckenvenen. Mit dem Blutfluss wird das Blutgerinnsel über das Herz in die Lungenarterien geschwemmt und setzt sich dort fest.

Sind nur kleine Arterien blockiert, verläuft eine Lungenembolie in der Regel ohne schwere Komplikationen. Verschließen sich hingegen die großen Lungenarterien, wird der Blutfluss innerhalb der Lunge stark behindert. Das Blut staut sich in Richtung des Herzens zurück und der Blutdruck in den Lungengefäßen steigt (pulmonale Hypertonie). Das Herz, das gegen den wachsenden Druck und das sich anstauende Blut anarbeiten muss, wird massiv belastet. Dadurch kann eine schwere Lungenembolie innerhalb sehr kurzer Zeit zum Herzversagen führen. Das gilt insbesondere für Menschen, deren Herz bereits durch eine Vorerkrankung geschwächt ist.

Der Unterschied zwischen Thrombose und Embolie

Bei einer Thrombose bildet sich in einem Blutgefäß ein Blutgerinnsel (Thrombus). Verstopft dieses Blutgerinnsel teilweise oder vollständig ein Blutgefäß, sprechen Ärzte von einer Embolie. Thromben, die in Venen entstehen, können mit dem Blutfluss in die Lunge gelangen und dort eine Lungenembolie auslösen. Hingegen werden Thromben, die in Arterien entstehen, in der Regel ins Gehirn geschwemmt und führen zu einem Schlaganfall.

Woran erkennt man eine Lungenembolie?

Zu den typischen Anzeichen einer Lungenembolie zählen

  • Plötzlich einsetzende Atemnot

  • Beschleunigte Atmung

  • Brustschmerzen, vor allem beim Einatmen

  • Husten (oft blutig)

  • Herzrasen

  • Blutdruckabfall

  • Kreislaufschwäche, Schwindel, Bewusstlosigkeit

  • Angst bis hin zur Todesangst

Je nach Anzahl der Gerinnsel und der Größe der betroffenen Arterien und des betroffenen Lungenareals können die Symptome zunächst gering ausgeprägt sein. Dennoch sollten Betroffene im Verdachtsfall nicht zögern, den Rettungsdienst (112) zu verständigen. Das gilt insbesondere, wenn die Atemnot nicht nur bei körperlicher Belastung, sondern bereits im Ruhezustand auftritt. Schwere Atemnot in Ruhe in Kombination mit Brustschmerzen oder körperlicher Schwäche ist immer ein Notfall.

Symptome einer Beinvenenthrombose

Eine tiefe Beinvenenthrombose als häufigste Ursache einer Lungenembolie macht sich in der Regel durch Symptome wie Schwellung, Rötung, Erwärmung, Schmerzen oder Spannungsgefühl im betroffenen Bein bemerkbar.

Lungenembolie: Symptome bei Mann und Frau

Welche Symptome bei einer Lungenembolie auftreten, ist nicht vom Geschlecht abhängig. Auch auf die Stärke der Symptome hat es keinen Einfluss. Allerdings sind Männer insgesamt häufiger von einer Lungenembolie betroffen als Frauen.

Erstickt man bei einer Lungenembolie?

Da das Blut bei einer Lungenembolie nicht mehr ungehindert durch die Lunge fließen kann, wird die Sauerstoffversorgung beeinträchtigt. Betroffene leiden an Atemnot und können das Gefühl haben, zu ersticken. Das ist in der Regel aber nicht der Fall. Verläuft eine Lungenembolie tödlich, ist die Ursache fast immer Herzversagen.

Was löst eine Lungenembolie aus?

Ursache einer Lungenembolie ist in der Regel eine Thrombose in den Bein- oder Beckenvenen. Entscheidende Risikofaktoren:

  • Knochenbrüche oder größere Operationen im Bereich von Bein und Hüfte, z. B. der Einsatz eines künstlichen Hüft- oder Kniegelenks

  • Blutgerinnungsstörungen

  • Herzerkrankungen wie Vorhofflimmern oder Herzinfarkt

  • Schlaganfall

  • Krebserkrankungen und Chemotherapie

  • Schwangerschaft und Wochenbett

  • Hormonelle Verhütungsmittel

  • Bestimmte Infektionen (z. B. Lungenentzündungen oder COVID-19)

  • Hormonersatztherapie in den Wechseljahren

Folgende Risikofaktoren erhöhen das Thromboserisiko ebenfalls, allerdings in geringerem Maße:

Besonders häufig treten Lungenembolien bei Älteren auf. Menschen ab 80 Jahren sind etwa zehnmal häufiger betroffen als Personen zwischen 40 und 50 Jahren. Eine Ausnahme sind jüngere Frauen: Bei ihnen ist die Wahrscheinlichkeit einer Lungenembolie durch Schwangerschaften und die Einnahme hormoneller Verhütungsmittel erhöht.

Lungenembolie erkennen und behandeln

Die Diagnose einer Lungenembolie erfolgt in der Regel in mehreren Schritten. Dazu zählen:

Menschen mit einer Lungenembolie werden in der Regel für einige Tage im Krankenhaus behandelt. Die Art der Therapie hängt davon ab, wie stabil der Kreislauf ist.

Bei einer leichten Embolie erhalten Betroffene Medikamente, die die Blutgerinnung hemmen. Sie verhindern, dass das Blutgerinnsel in der Lunge sich vergrößert. Solange es keine Anzeichen für ein Kreislaufversagen gibt, ist es nicht notwendig, den Thrombus zu entfernen. Der Körper selbst baut ihn nach und nach ab. Ist das Risiko für Komplikationen niedrig, ist eine Entlassung aus dem Krankenhaus oft schon nach ein bis zwei Tagen möglich.

Bei einer schweren (fulminanten) Lungenembolie mit instabilem Kreislauf erfolgt die Behandlung auf der Intensivstation. Hier werden die Betroffenen dauerhaft überwacht und ihre Atmung und ihr Kreislauf bei Bedarf unterstützt. Das Blutgerinnsel wird entweder mit Medikamenten aufgelöst, mithilfe eines Katheters abgesaugt oder operativ entfernt. Zusätzlich kommen für mindestens drei Monate nach dem Eingriff Gerinnungshemmer zum Einsatz.

Ist eine vollständige Genesung möglich?

Grundsätzlich können Menschen nach einer Lungenembolie wieder vollständig gesund werden. Bei einigen Betroffenen kommt es allerdings zu Spätfolgen:

  • Anhaltende Atembeschwerden und verringerte körperliche Belastbarkeit (Post-Lungenembolie-Syndrom, PLS)

  • Dauerhafter Lungenhochdruck (chronisch thromboembolische pulmonale Hypertonie, CTEPH)

  • Herzschwäche

Überlebenschancen bei Lungenembolie

Zur Behandlung einer Lungenembolie stehen hochwirksame Therapieverfahren zur Verfügung. Insgesamt ist die Lebenserwartung nach einer Lungenembolie deshalb gut. Das gilt insbesondere für Menschen, deren Herz und Lunge ansonsten gesund sind. Allerdings kann eine schwere Embolie in sehr kurzer Zeit zum Herz-Kreislauf-Versagen und damit zum Tod führen.

Leben nach einer Lungenembolie

Nach einer Lungenembolie ist eine regelmäßige Nachsorge wichtig, um Komplikationen oder Spätfolgen rasch zu erkennen.

Oft hinterlässt eine schwere Lungenembolie auch seelische Spuren. Dann kann es hilfreich sein, psychologische Unterstützung in Anspruch zu nehmen oder sich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.