Kleines Blutbild, großes Blutbild: Diese Werte werden untersucht

Eine Kanüle mit Blut
Das Blutbild zeigt die Blutbestandteile und ihre Zusammensetzung© stock.adbobe.com/Julio Ricco

Das kleine und das große Blutbild bieten einen standardisierten Überblick über wichtige Werte einer Blutprobe. Welche dazugehören und was sie aussagen.

  • Kleines Blutbild zeigt Verteilung der Blutzellen

  • Großes Blutbild schlüsselt weiße Blutkörperchen auf

  • Cholesterin, Blutzucker und Co. sind separate Werte

Über das Blut versorgt der Körper die Organe und Gewebe mit lebenswichtigem Sauerstoff, bekämpft Erreger und verschließt Wunden. In einem Röhrchen Blut stecken viele wichtige Informationen über den Gesundheitszustand. Die einzelnen Bestandteile lassen sich mit einem kleinen oder großen Blutbild auffächern.

Was ist ein kleines Blutbild?

Das kleine Blutbild zählt zu den häufigsten Blutuntersuchungen. Im Labor wird die Verteilung der verschiedenen Blutzellen mit einem speziellen mikroskopischen Verfahren untersucht:

  • Rote Blutkörperchen (Erythrozyten) transportieren Sauerstoff zu den Körperzellen

  • Weiße Blutkörperchen (Leukozyten) gehören zum körpereigenen Abwehrsystem

  • Blutplättchen (Thrombozyten) sorgen dafür, dass das Blut im Falle einer Verletzung gerinnt

Anhand dieser Werte kann die Ärztin oder der Arzt erkennen, ob die Blutzellen in einem normalen Mengenverhältnis vorliegen. Weichen die Zahlen ab, kann das auf eine Erkrankung oder einen Mangelzustand hinweisen.

Ist zum Beispiel die Zahl der Erythrozyten auffällig niedrig, sprechen Fachleute von einer Blutarmut (Anämie). Das kann an einem Eisenmangel liegen, aber auch an einer Unterversorgung mit Folsäure, Vitamin B12 oder einer chronischen Darm- oder Nierenerkrankung.

Blutzellen und Blutplasma

Erythrozyten, Leukozyten und Thrombozyten machen zusammen etwa 45 Prozent des Blutvolumens aus. Filtert man sie heraus, bleibt eine klare, gelbliche Flüssigkeit, das sogenannte Blutplasma. Es besteht aus Wasser und verschiedenen Eiweißen sowie Vitaminen und Mineralstoffen.

Hämoglobin und Hämatokrit

Das kleine Blutbild enthält eine Reihe weiterer Werte: So bestehen die Erythrozyten zu einem großen Teil aus Hämoglobin, dem roten Blutfarbstoff. Damit wird Sauerstoff durch den Blutkreislauf transportiert. Der Hämatokrit-Wert zeigt, wie viele Blutkörperchen sich im Verhältnis zum Gesamtvolumen im Blut befinden.

MCV, MCH und MCHC sind die sogenannten Erythrozyten-Indizes: Sie geben an, wie groß die roten Blutkörperchen sind (MCV), wie viel Hämoglobin sie enthalten (MCH) und wie ihre mittlere Hämoglobin-Konzentration ist (MCHC).

Kleines Blutbild – Laborwerte und Abkürzungen

BlutwertReferenzwert

Erythrozyten (Ery)

w: 4,0–5,4 Mio./μl*

m: 4,3–5,6 Mio./μl*

Hämoglobin (Hb)

w: 7,4–9,9 mmol/l**

m: 8,1–10,5 mmol/l**

Hämatokrit (HcT)

w: 38–44 %

m: 42–50 %

Mittleres Erythrozyteneinzelvolumen (MCV)

85–98 fl***

Mittleres korpuskuläres Hämoglobin (MCH)

28–34 pg****

Mittlere korpuskuläre Hämoglobinkonzentration (MCHC)

31–37 g/dl*****

Thrombozyten

140.000–345.000 /μl

Leukozyten

3.800–10.500 /μl

Die angegebenen Referenzwerte beziehen sich auf gesunde, erwachsene Frauen und Männer. Bei Kindern und Schwangeren können die Normwerte abweichen.* Mio./μl = Millionen pro Mikroliter ** mmol/l = Millimol pro Liter *** fl = Femtoliter (1 fl = 10-15 Liter) **** pg = Picogramm (ein billionstel Gramm) ***** g/dl = Gramm pro Deziliter

Was zeigt ein großes Blutbild?

Das große Blutbild zeigt zusätzliche Werte. Medizinerinnen und Mediziner sprechen daher auch von einem Differenzialblutbild. Dieses ist vor allem relevant, wenn Verdacht auf eine Infektionskrankheit, eine Autoimmunerkrankung, eine Allergie oder andere Abweichungen im Immunsystem besteht.

Beim großen Blutbild liegt der Fokus auf den weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Sie bilden das „Abwehrteam“ des menschlichen Körpers und lassen sich in verschiedene Typen mit besonderen Aufgaben unterscheiden.

Ist die Zahl der Leukozyten auffällig hoch, kann dies auf eine bakterielle Infektion, Entzündungen, Allergien, Stress und viele weitere Ursachen zurückgehen. Auch bei bestimmten Arten von Blutkrebs (Leukämien) schießt die Leukozyten-Zahl in die Höhe.

Ist der Leukozyten-Wert zu niedrig, können zum Beispiel bestimmte Virusinfektionen und Autoimmunerkrankungen, Nährstoffmängel oder Erkrankungen des Knochenmarks dahinterstecken. Je nachdem, welche Leukozyten im großen Blutbild in auffällig hoher oder niedriger Zahl vorkommen, weist dies auf unterschiedliche Ursachen hin.

Großes Blutbild – Zusätzliche Laborwerte

BlutwertReferenzwert

Segmentkernige neutrophile Granulozyten

30–80 %

3.000–5.800 /μl

Stabkernige neutrophile Granulozyten

0–5 %

150–400 /μl

Lymphozyten

25–50 %

1.500–4.000 /μl

Monozyten

1–12 %

90–600 /μl

Eosinophile Granulozyten

0–6 %

80–360 /μl

Basophile Granulozyten

0–2 %

20–80 /μl

Die Prozentzahl bezieht sich jeweils auf den Anteil an der Gesamt-Leukozytenzahl, der Wert pro Mikroliter (μl) ist die absolute Anzahl.

Lymphozyten, Monozyten und Granulozyten

Lymphozyten gehören zur sogenannten spezifischen Immunabwehr des Körpers: Sie können Erreger gezielt erkennen und bekämpfen. Dafür besitzen Lymphozyten Rezeptoren (B- oder T-Zell-Rezeptoren), mit denen sie bestimmte Merkmale (Antigene) an der Oberfläche von Erregern identifizieren können.

Monozyten sind große Abwehrzellen, die im Blut zirkulieren. Sie können von in verschiedene Körpergewebe einwandern. Dort verwandeln sich in Fresszellen (Makrophagen), um Bakterien, defekte Zellen und Tumorzellen vereinfacht gesagt zu entsorgen, indem sie sie "auffressen“.

Granulozyten machen einen großen Teil der weißen Blutkörperchen aus. Sie sind Teil des unspezifischen Immunsystems und bekämpfen Bakterien, Pilze und Parasiten unabhängig von speziellen Merkmalen.

Was bedeuten erhöhte oder niedrige Werte?

Anhand der Werte sehen Ärztinnen und Ärzte, wie stark und in welchem Verhältnis die unterschiedlichen Leukozyten erhöht sind – mögliche Hinweise auf ursächliche Erkrankungen.

Sind etwa die Lymphozyten zu niedrig und somit die spezifische Infektabwehr gestört, kann das auf HIV oder andere langwierige Virusinfektionen zurückgehen. Hohe Lymphozyten-Zahlen weisen hingegen auf eine akute Infektion hin. Sind die Monozyten erhöht, können bakterielle Infektionen, Tropenkrankheiten und chronische Entzündungsprozesse dahinterstecken. Für eine genaue Diagnose sind immer weitere Untersuchungen und eine ärztliche Einordnung notwendig.

Eine Spritze und einige Röhrchen warten auf eine Blutuntersuchung
Werte zu Organfunktionen und Nährstoffspiegeln lassen sich ergänzend zum großen Blutbild ermitteln© stock.adobe.com/Henrik Dolle

Was gehört nicht zum großen Blutbild?

Viele Menschen nehmen an, ein großes Blutbild decke alle wichtigen Blutwerte ab. Tatsächlich geben die Werte zwar einen guten Einblick in die Blutbestandteile, viele gesundheitlich relevante Blutwerte sind allerdings nicht enthalten. Dazu gehören Entzündungsparameter wie das C-reaktive Protein (CRP), Blutzucker-, Cholesterin- und Leberwerte.

Ein Blutbild liefert keine Informationen über die Funktion einzelner Organe. Auch Vitamin- oder Mineralstoff-Spiegel im Blut gehören nicht dazu. Die entsprechenden Werte kann die Ärztin oder der Arzt beim Labor separat bestellen.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.