Schnittwunde versorgen: Was tun bei Blutungen?

Eine Frau klebt ein Pflaster auf eine Wunde am Finger
Gegen die Blutung bei kleineren Schnittwunden reicht meist ein Pflaster© iStock.com/cookiecatagency

Bei kleinen Schnittwunden reicht meist ein Pflaster aus, bei größeren kann ein Arztbesuch notwendig sein. Bei Blutungen gelten die folgenden Regeln:

  • Druck auf die Wunde ausüben, um die Blutung zu stoppen

  • Bei schweren Verletzungen oder Schock Notarzt rufen

  • Kleine Wunden säubern und mit Pflaster oder Verband versorgen

Eine Schnittverletzung, die behandelt werden muss, kann schnell passieren. Auch für den seltenen Fall einer schwereren Verletzung ist es nützlich zu wissen, wie man eine Blutung stoppt.

Schnittwunden: Welche Arten der Blutstillung gibt es?

Wichtig: Die Wunde darf nicht berührt werden. Sollten Sie Einweghandschuhe haben, nutzen Sie diese, wenn Sie die Wunde versorgen, um das Infektionsrisiko zu verringern.
Bei der Wundversorgung einer leichten Verletzung sollte zunächst aufliegende Kleidung entfernt und die Wunde gereinigt werden. Wenn die Wunde nicht stark blutet, kann das unter fließendem Wasser geschehen. Es gibt antiseptische Cremes, Sprays und Salben, um die Wunde nach der ersten Reinigung zu desinfizieren. Mittel mit dem Wirkstoff Dexpanthenol fördern generell die Wundheilung und können nach der Wundreinigung aufgetragen werden, wenn die Verletzung nicht mehr nässt.

Die Art der Blutstillung ist unabhängig vom Schweregrad der Wunde immer identisch: Stillen Sie die Blutung, indem Sie Druck darauf ausüben. Je nach Schwere der Verletzung kann die Wunde mit einem Pflaster oder Verband versorgt werden.

Bei einer Schnittwunde am Finger eignet sich ein Fingerkuppenverband (auch Schmetterlingsverband genannt), bei dem das Pflaster für eine bessere Passform zugeschnitten wird. Dafür schneiden Sie aus einem etwa acht bis zehn Zentimeter langen Pflaster in der Mitte dreiecksförmige Keile aus den Klebebereichen. Anschließend wird eine Hälfte (mit den Keilausschnitten nahe der Fingerkuppe) um den Finger gewickelt, danach wird die andere Hälfte des Pflasters über die Fingerkuppe geklappt und ebenfalls festgeklebt.

Bei stärkeren Blutungen ist es nicht sinnvoll, diese auszuwaschen, um eine Verstärkung des Blutflusses zu verhindern. Stattdessen legen Sie direkt einen Druckverband an. Blutet die Wunde trotz eines Druckverbandes weiter, legen Sie einen weiteren Verband an und üben zusätzlich per Hand Druck aus.

Abhängig davon, wie gut sich die verletzte Person fühlt, sollte sie sich hinsetzen oder hinlegen. Ruhe ist angesagt, da Bewegung die Blutung verschlimmern kann. Manchmal ist es hilfreich, den verletzten Körperteil (Arm oder Hand) hochzuhalten oder höher zu lagern, um die Stärke der Blutung zu lindern.

Was darf man bei Wunden auf keinen Fall tun?

Sollten Wundauflagen und Verbände zur Hand sein, ist ein Druckverband sinnvoll. Andernfalls können Sie auch mit einem sauberen Stück Stoff Druck auf die Wunde ausüben. Bei stark blutenden Verletzungen wird außer bei akuter Lebensgefahr davon abgeraten, den entsprechenden Körperteil abzubinden. Denn dies kann das Gewebe schädigen und im Extremfall eine Amputation notwendig machen. Am Hals ist ein Druckverband auch ungeeignet, da hier die Blutzufuhr und die Atmung beeinträchtigt werden können. In solchen Fällen sollten Sie stattdessen Druck auf die Wunde ausüben.

So legen Sie einen Druckverband an

Einen Druckverband zur Erstversorgung von Blutungen anzulegen, ist nicht kompliziert. Sie benötigen sterile Wundauflagen (Kompressen), Mullbinden und ein Druckpolster. Als Druckpolster kann ein noch geschlossenes Verbandspäckchen, Mullbinde oder ein Päckchen Taschentücher dienen. Sollten Sie keine Mullbinden haben, eignet sich auch ein Dreieckstuch für einen Druckverband.

Eine erwachsene Person legt einem Kind einen Druckverband an
Ein Druckverband aus Mullbinde und Verbandspäckchen wird angelegt.© stock.adobe.com/Horst

Legen Sie zunächst die Wundauflagen auf die Wunde, sodass diese vollständig abgedeckt ist. Wickeln Sie dann zwei bis drei Lagen der Mullbinde um die Stelle, um die Wundauflage zu fixieren. Anschließend positionieren Sie das Druckpolster über der Wunde und fixieren dieses mit mehreren Lagen Mullbinde, deren Enden Sie entweder verknoten, festkleben oder mit einer dafür geeigneten Klammer befestigen. Beim Anlegen des Druckverbands ist es wichtig, auf einen angemessenen Sitz zu achten, der gleichzeitig die Blutung stillt, aber auch nicht zu eng ist, um die Durchblutung nicht vollständig abzuschnüren.

Handelt es sich um eine tiefe Wunde, und der Gegenstand, der diese verursacht hat (zum Beispiel ein Messer oder Schraubendreher), befindet sich noch in der Wunde, sollte dieser keinesfalls selbst entfernt werden, da dies die Blutung in den meisten Fällen verschlimmert. Übernehmen das medizinisch geschulte Personen, können sie sofort angemessen auf eine sich verstärkende Blutung reagieren. Während Sie Druck auf die Wunde ausüben, ist es wichtig, dass sie dabei nicht auf den Fremdkörper drücken.

Soll man Luft an Wunden lassen?

Der Ratschlag, Luft an die Wunde zu lassen ist nur in bestimmten Fällen gut. Bei kleinen Wunden, die bereits nach kurzer Zeit von selbst verschlossen sind oder Schorf gebildet haben, ist das in Ordnung. Bei größeren Wunden, deren Heilung länger dauert oder die noch aktiv bluten, wird dies jedoch nicht empfohlen. Einerseits, weil ohne die Abdeckung durch einen Verband oder ähnliches Keime in die Wunde gelangen und eine Infektion auslösen können. Andererseits, weil nachgewiesen wurde, dass spezielle Wundauflagen, die ein feuchtes Wundklima schaffen, die Heilung fördern und das Risiko der Narbenbildung verringern.

Ein reguläres Pflaster oder ein unbehandelter Mullverband gelten als trockene Wundabdeckung und bieten sich eher für die akute Wundversorgung an, weil damit weniger Schmutz an die Wunde gelangt und das Blut aufgesaugt wird, während die Blutung mittels Druckanwendung gestillt wird.

Notfall schwere Blutungen

Zu unterscheiden sind drei Arten von Blutgefäßen, die bei Verletzungen zu unterschiedlichen Blutungstypen führen: arterielle, venöse und kapilläre. Bei arteriellen Blutungen tritt das Blut in Schüben (im Rhythmus des Herzschlags) aus, ist hellrot, und die Blutung lässt sich am schwersten stoppen. Wenn die Wunde noch frisch ist, kann das der Grund dafür sein, warum die Schnittwunde manchmal pocht. Sollte die Wunde jedoch nach einiger Zeit erst anfangen zu pochen, ist dies ein Hinweis auf eine Infektion. Eine venöse Blutung kann ebenfalls schwerwiegend sein, das dunkelrote Blut fließt jedoch gleichbleibend schnell heraus und steht nicht "unter Druck" wie bei einer Arterie. Kapillaren sind kleine Blutgefäße, die sich überall im Körper befinden. Durch sie tritt nur wenig Blut aus, und die Blutung stoppt meist von selbst.

Wann werden starke Blutungen zum Notfall?

Man erkennt an den Symptomen eines Schocks, dass jemand zu viel Blut verloren hat:

  • Schwächegefühl, Schwindel oder Ohnmacht

  • Blässe

  • Übelkeit oder Durst

  • Kalte oder feuchte Haut

  • Unruhe, Verwirrtheit

Dieser Zustand entsteht, wenn der Blutdruck lebensgefährlich absinkt. Bei Anzeichen eines Schocks ist daher unverzüglich der Notruf 112 zu wählen. Zusätzlich ist es oft hilfreich, wenn die betroffene Person sich bis zum Eintreffen des medizinischen Fachpersonals hinlegt und die Beine erhöht positioniert werden. Bei Bewusstlosigkeit sollte die stabile Seitenlage eingenommen werden. Auch bei Anzeichen für innere Blutungen sowie Gehirnschädigung ist eine medizinische Versorgung dringend notwendig.

Zu den Symptomen innerer Blutungen zählen:

  • Schwindel

  • Übelkeit

  • Schmerzen

  • Schwellungen

  • blasse oder feuchte und schweißnasse Haut

  • Kurzatmigkeit

  • extremes Durstgefühl

Symptome einer Hirnschädigung, beispielsweise infolge einer Kopfverletzung, können denen eines Schlaganfalls ähneln, darunter:

  • Kopfschmerzen

  • Sehstörungen

  • Koordinationsprobleme

  • Sprach- und Verständnisschwierigkeiten

  • Krampfanfälle

Kinder sind stärker gefährdet, wenn es um Kopfverletzungen geht, da besonders bei jüngeren Kindern die Schädeldecke noch relativ dünn ist.

Abhängig von Ort und Tiefe einer Schnittwunde können auch Sehnen oder Nerven geschädigt sein. Dadurch kann es zu Bewegungseinschränkungen und Taubheitsgefühlen kommen. Aufgrund der Schmerzen direkt nach der Verletzung und der örtlichen Betäubung während des Nähvorgangs kann es jedoch passieren, dass ein Schnitt genäht wird und erst im Nachhinein spürbar wird, dass der Finger taub ist. In solchen Fällen sollte ärztlicher Rat gesucht werden.

Da durch einen Biss viele Bakterien übertragen werden, muss eine solche Wunde sofort ausgespült und desinfiziert werden. Zusätzlich erhält die betroffene Person meist eine vorsorgliche Antibiotika-Behandlung. Je nach Impfstatus kann auch eine Tetanus-Impfung dringend erforderlich sein. Sollte es sich um den Biss eines Tieres in einer tollwutgefährdeten Region handeln und kein ausreichender Impfschutz vorliegen, ist eine sofortige Impfung gegen Tollwut (Postexpositionsprophylaxe) erforderlich.

Da die Wundränder bei einem Biss normalerweise nicht klar abgegrenzt sind und die Wunde unter Umständen sehr tief ist, wird in jedem Fall eine ärztliche Untersuchung und teilweise auch ein Ausschneiden der Wundränder notwendig.

Wann muss eine Wunde oder Blutung genäht werden?

In folgenden Fällen sollten Sie schnell ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen:

  • Es handelt sich um eine sehr tiefe oder klaffende Wunde (Naht oder Klammern sind hier meist erforderlich)

  • Die Wunde hört nicht auf zu bluten oder die Blutung ist sehr stark (z.B. bei Platzwunden am Kopf)

  • Trotz Reinigung mit Antiseptika ist die Wunde immer noch sehr stark verschmutzt

  • Es handelt sich um einen Biss

  • Die Wunde zeigt Anzeichen einer Infektion (starke Schmerzen, Schwellung, Rötung, Pochen oder es tritt Eiter aus)

  • Es handelt sich um einen offenen Knochenbruch (muss immer sofort fachärztlich untersucht und versorgt werden)

Warum heilt die Wunde nicht?

Normalerweise verheilen kleinere Wunden ohne Probleme von selbst. Nach einer Reinigung und Desinfektion bildet sich Schorf, und die Wunde heilt narbenlos ab. Bei manchen Menschen kann es jedoch zu Wundheilungsstörungen kommen. Zu den möglichen Ursachen zählen:

  • Mangelnde Versorgung des Gewebes

  • Mangelernährung oder krankhafte Abmagerung (Kachexie)

  • Fehlende Versorgung des Gewebes mit Sauerstoff (Hypoxie) z. B. durch periphere arterielle Verschlusskrankheit (pAVK), Diabetes mellitus, Nikotin und Alkoholkonsum

  • Fortgeschrittenes Alter

  • Starkes Übergewicht

  • Geschwächtes Immunsystem (z. B. durch HIV-Infektion, Einnahme von bestimmten Krebsmedikamenten (Zytostatika) oder von Kortison/Kortikosteroiden)

  • Bestimmte schwere Erkrankungen (z. B. Tumoren, Blutvergiftung, Tuberkulose)

  • Blutgerinnungsstörungen

  • Gleichzeitiges Vorliegen mehrerer schwerwiegender Verletzungen (Polytrauma)

  • Infektion der Wunde

  • Stress

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Blutung stillen bei Einnahme von Blutverdünnern

Wenn eine kleine Wunde nicht aufhört zu bluten, kann das an einer gestörten Blutgerinnung liegen. Handelt es sich um eine erbliche Erkrankung, spricht man von Hämophilie. Betroffene spritzen, abhängig von der Stärke der Erkrankung, vorbeugend oder nach Verletzungen den fehlenden Gerinnungsfaktor.

Eine Gerinnungsstörung kann aber auch durch die Einnahme von Medikamenten bedingt sein, die die Blutgerinnung hemmen (Antikoagulanzien, auch "Blutverdünner" genannt). Zu den Wirkstoffen zählen beispielsweise Acetylsalicylsäure (ASS), Vitamin-K-Antagonisten (auch Cumarine) und Heparine. All diese Wirkstoffe hemmen die Blutgerinnung unterschiedlich stark.

Wer solche Medikamente einnimmt, sollte besonders vorsichtig sein. Bei Verletzungen kann es wesentlich länger dauern, bis sich eine Wunde verschließt. Die Art der Blutstillung unterscheidet sich hier nur wenig vom Standard. Druck auf die Wunde auszuüben und einen Verband anzulegen, reicht bei kleineren Verletzungen im Normalfall auch bei Einnahme von Gerinnungshemmern aus. Bei stärkeren Blutungen ist jedoch ärztliche Hilfe notwendig. Bei Stürzen auf den Kopf und Kopfverletzungen ist unbedingt eine ärztliche Untersuchung erforderlich, da es während der Behandlung mit Blutverdünnern wesentlich schneller zu Gehirnblutungen kommt.

ADAC Notfallpass: Hilfe im Ernstfall

Generelle Informationen zu Ihrem Gesundheitszustand helfen den Rettungskräften bei einem Notfall. Im ADAC Notfallpass können alle relevanten Notfalldaten hinterlegt und zentral in der Wallet-App des Smartphones oder der Smartwatch gespeichert werden:

  • Vorerkrankungen

  • Medikamenten-Allergien

  • Medikationen

  • Blutgruppe

  • Kontaktpersonen (Angehörige, Notfallkontakte, Haus- und Fachärzte)

  • Informationen zu einer Schwangerschaft

  • Informationen zu Implantaten (z. B. Herzschrittmacher)

  • Informationen zu Organspendeausweis, Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht

Im ADAC Notfallpass liegen diese Daten sicher verschlüsselt, damit sie bei einem Verlust von Smartphone oder Smartwatch nicht in falsche Hände gelangen. Der Notfallpass kann in die Rettungskette integriert werden. Im Notfall kann er von den Rettungskräften gescannt und ausgelesen werden. Im Zuge einer Weiterbehandlung im Krankenhaus können die Daten der entsprechenden Klinik zur Verfügung gestellt werden.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.