Krampfanfall erkennen: Erste Hilfe im Notfall
Ein Krampfanfall kann lebensgefährlich werden. Wie Sie ihn erkennen und richtig reagieren.
Kinder und ältere Menschen häufiger betroffen
Lange Anfallsdauer kann lebensbedrohlich sein
Erste Hilfe leisten und Betroffene nicht allein lassen
Jeder Zehnte erleidet im Laufe des Lebens Krampfanfälle. Meist treten sie in der frühen Kindheit oder bei Älteren auf.
Was ist ein Krampfanfall?
Bei einem Krampfanfall kommt es zu einer elektrischen Entladung im Gehirn (Gewitter im Kopf), die zu einer kurzen Störung führt. Sie verursacht eine erhöhte Muskelaktivität und kann sich unterschiedlich zeigen: von einem nur leicht spürbaren Kribbeln über Muskelzucken bis hin zu einer Verkrampfung der gesamten Muskulatur. In der Regel dauern Krampfanfälle weniger als zwei Minuten.
Ein Krampfanfall kann, muss aber nicht auf Epilepsie zurückzuführen sein. Von Epilepsie spricht man bei einer Häufung von Krampfanfällen. Betroffene erleiden dann mehrere Anfälle, die jeweils in einem Zeitabstand von mehr als 24 Stunden auftreten.
Hält ein epileptischer Anfall über fünf Minuten an oder treten mehr als zwei Anfälle ohne vollständige Erholung auf, handelt es sich um einen neurologischen Notfall, der als Status epilepticus bezeichnet wird.
Was sind Ursachen eines Krampfanfalls?
Krampfanfälle können durch unterschiedliche Ursachen hervorgerufen werden:
Schlafmangel oder Schlafstörungen (gestörter Schlaf-Wach-Rhythmus)
flackerndes Licht (Stroboskop)
seltener: individuelle Auslöser (z.B. Lesen)
Zudem kann es im Rahmen von Erkrankungen zu epileptischen Anfällen kommen:
Gehirnverletzungen oder -operationen
Infektionskrankheiten, die das zentrale Nervensystem angreifen wie Meningitis oder Enzephalitis
Daneben können folgende Krampfanfälle auslösen:
hohes Fieber bei Kindern (Fieberkrampf)
Unterzuckerung (Diabetes mellitus)
niedriger Natriumspiegel im Blut (viele Ursachen z.B. Herz- oder Nierenschwäche, bestimmte Medikamente)
Alkoholentzug oder bestimmte Drogen (z.B. Kokain)
Pschogener Krampfanfall
Ein psychogener Anfall kann zwar einer Epilepsie ähneln, unterscheidet sich jedoch hinsichtlich der Ursache. Aus diesem Grund bezeichnen Fachleute diese Krampfanfälle als nicht-epileptische psychogene Anfälle (PNEA). Die Erkrankung zählt zu den funktionellen neurologischen Störungen. Die Ursache lässt sich hier nicht auf eine körperliche, sondern oftmals auf eine psychische Ursache zurückführen.
Symptome bei einem Krampfanfall
So unterschiedlich die Ursachen für einen Krampfanfall sind, so verschieden können sich die Symptome zeigen. Zudem spielt es eine Rolle, ob nur ein bestimmter Teil des Gehirns betroffen ist (fokale Anfälle) oder das gesamte Gehirn (generalisierte Anfälle).
Bei fokalen epileptischen Anfällen ist nur eine Gehirnhälfte betroffen, weshalb sie meist milder als generalisierte Anfälle verlaufen. Betroffene erinnern sich oftmals an den Anfall und zeigen zum Beispiel folgende Symptome:
Wahrnehmungsstörungen wie Sinnestäuschungen oder Halluzinationen
Gefühlsstörungen, z.B. Wärme- oder Kälteempfindungen
Zuckungen, Versteifungen oder Verkrampfungen von bestimmten Körperteilen
Es gibt auch komplexere fokale epileptische Anfälle, bei denen zusätzlich das Bewusstsein gestört sein kann. Es kann auch zu Benommenheit oder Verwirrtheit kommen.
Bei sogenannten generalisierten epileptischen Anfällen sind beide Gehirnhälften betroffen, was sich mit schweren Symptomen darstellt. Ein solcher Anfall wird auch als Grand Mal bezeichnet und verläuft phasenweise.
Zuerst spannen sich die Muskeln des kompletten Körpers an und Betroffene verlieren das Bewusstsein. Die Atmung ist sehr flach. Da dadurch die Sauerstoffversorgung sinkt, kommt es zu blauen Lippen und blassblauer Haut. Diese Phase dauert in der Regel bis zu 30 Sekunden.
Danach kommt es zu unkontrollierten Muskelzuckungen. Da sich die Muskeln plötzlich wieder entspannen können, besteht ein erhöhtes Risiko für Verletzungen. Diese Phase dauert circa ein bis zwei Minuten. Nach dem Anfall können sich Betroffene nicht mehr daran erinnern.
Schwächere Formen der generalisierten Anfälle sind Absencen. Hier wirken Betroffene, als würden sie einfrieren, sind abwesend oder starren ins Leere. Oftmals sind die Muskeln des Gesichts betroffen. Die Betroffenen erinnern sich im Anschluss in der Regel nicht daran. Absencen werden auch als Petit-Mal-Anfälle bezeichnet.
Nach dem Anfall fühlen sie sich müde oder sind durcheinander. Auch die Fähigkeit zu sprechen und das Erinnerungsvermögen kann beeinträchtigt sein.
Kann sich ein Krampfanfall ankündigen?
Ein fokaler Anfall kann in einen generalisierten übergehen. Wahrnehmungs- oder Gefühlsstörungen sowie Kopfschmerzen können Vorzeichen für einen epileptischen Anfall sein.
Erste Hilfe bei Krampfanfall leisten
Auch wenn ein Krampfanfall in der Regel von selbst wieder aufhört, ist es wichtig, Hilfe zu leisten:
Wer eine Person mit einem Krampfanfall auffindet, sollte den Notruf (112) wählen.
Halten Sie die Person nicht fest und entfernen Sie nichts aus dem Mundraum. Hier besteht für Sie selbst Verletzungsgefahr, da die Kaumuskeln plötzlich verkrampfen können und sich der Mund abrupt schließen kann.
Versuchen Sie die Person vor Verletzungen zu schützen: Entfernen Sie zum Beispiel Gegenstände aus der näheren Umgebung, die zur Gefahr werden könnten.
Polstern Sie den Kopf, wenn möglich mit einem Kissen.
Halten Sie die Dauer des Anfalls fest.
Nach dem Anfall ist es wichtig, regelmäßig Bewusstsein und Atmung zu kontrollieren. Bringen Sie Betroffene bei Bewusstlosigkeit in die stabile Seitenlage. Setzt die Atmung aus, führen Sie eine Herzdruckmassage durch.
Lassen Sie Betroffene nicht allein und versuchen Sie beruhigend einzuwirken.
Sollte man nach einem Krampfanfall ins Krankenhaus?
Wer zum ersten Mal einen Krampfanfall erleidet, sollte im Krankenhaus behandelt werden. Nur so kann die Ursache geklärt und durch eine entsprechende Behandlung das Risiko für weitere Anfälle gesenkt werden. Auch wenn es nur ein milder Krampfanfall war, jedoch Bewusstseinsstörungen wie Benommenheit oder Bewusstlosigkeit vorliegen, ist ein Krankenhausaufenthalt erforderlich. Dasselbe gilt für Personen, die wiederholt Krampfanfälle erleben, auch wenn diese zeitlich auseinanderliegen.
Bei einer diagnostizierten Epilepsie erhalten Betroffene im Rahmen der ärztlichen Behandlung Anweisungen, wie sie und ihr Umfeld mit Krampfanfällen umgehen können. Die Verabreichung von Notfall-Medikamenten ist oftmals Teil der Behandlung.
Folgen eines Krampfanfalls
Ob es durch einen Krampfanfall zu Komplikationen kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben dem Gefahrenpotenzial durch die Umgebung (Wasser, gefährliche Gegenstände) spielt die Anfallsdauer eine maßgebliche Rolle.
In den meisten Fällen lassen Krampfanfälle nach weniger als zwei Minuten von selbst nach. Bei kurzen Anfällen nehmen die Nervenzellen des Gehirns keinen Schaden. Manche Betroffene sind danach schnell wieder wach, ansprechbar und orientiert, andere verwirrt, schläfrig oder benommen.
Halten Krampfanfälle länger an, kann es durch die verringerte Atmung und Sauerstoffversorgung zu Schäden kommen. Insbesondere beim Status epilepticus, der ab einer Anfallsdauer von fünf Minuten besteht. Deshalb handelt es sich in diesem Fall auch um einen neurologischen Notfall.
Da bei einem Krampfanfall im Vorfeld nicht abzusehen ist, wie lange er dauert, ist es wichtig, betroffene Personen nicht allein zu lassen und Erste Hilfe zu leisten. Durch die unkontrollierten Muskelzuckungen besteht ein Risiko für Verletzungen von Kopf und Wirbelsäule, es kann aber auch zu Problemen mit der Lunge oder dem Herzen kommen. Bestimmte Vorerkrankungen können ebenfalls zu Komplikationen führen.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
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