Tollwut: Infos zu Vorsorge und Verhaltensregeln auf Reisen

Aggressiver Hund
Tollwut ist eine Infektionskrankheit, die von Tieren auf den Menschen übertragen wird © iStock.com/anakeseenadee

Vor allem in Asien und Afrika ist das Risiko für eine Infektion mit Tollwut hoch. Was Reisende über die Krankheit wissen sollten.

  • Tiere übertragen das Virus auf den Menschen

  • Deutschland und weite Teile Europas sind tollwutfrei

  • Impfung schützt gefährdete Personen

Tollwut (auch Rabies genannt) ist eine Infektionskrankheit, die vom Tier auf den Menschen übertragen wird und weltweit verbreitet ist. Vor allem Asien und Afrika sind betroffen. Ohne rechtzeitige Maßnahmen ist die Erkrankung in der Regel tödlich. Es gibt aber eine wirksame Impfung, die einer Infektion vorbeugen sowie den Ausbruch der Krankheit nach Kontakt zu einem infizierten Tier verhindern kann.

Tollwut häufig durch Hundebisse

Hund beißt in eine Hand
Über das Nervensystem breitet sich das Virus in andere Organe des Körpers aus© iStock.com/Smederevac

Reservoir für den Tollwuterreger sind vor allem fleischfressende Säugetiere (wie etwa Hunde, Füchse, Marderhunde, Waschbären, Stinktiere) sowie Fledermäuse. Bei dem Erreger handelt es sich um ein Virus aus der Familie der Lyssaviren. Sie sind darauf spezialisiert, Nervenzellen zu infizieren. Vom Nervensystem breitet sich das Virus in andere Organe des Körpers aus und ist auch im Speichel zu finden.

Über den Speichel eines infizierten Tieres kann der Erreger auf den Menschen übertragen werden, z. B. durch einen Biss oder eine Kratzwunde. Das Tollwutvirus kann sich aber auch verbreiten, wenn infektiöser Speichel in Kontakt mit den Schleimhäuten oder kleineren Verletzungen wie Schürfwunden kommt, etwa wenn das Tier den Menschen abschleckt. Fast immer sind Hunde die Überträger, Wildtiere dagegen vergleichsweise selten. Blut, Urin oder Kot sowie das Berühren eines infizierten Tieres spielen für die Ansteckung mit Tollwut dagegen keine Rolle.

Anzeichen für Tollwut

Typisch für eine Tollwuterkrankung sind Verhaltensänderungen. Besonders deutlich wird das bei Wildtieren: Sie haben normalerweise eine natürliche Scheu vor Menschen, die sie durch die Infektion verlieren. Daneben gibt es weitere Anzeichen, wie etwa

  • Unruhe

  • Aggressivität

  • erhöhte Bereitschaft zu beißen

  • Schluckbeschwerden

  • vermehrter Speichelfluss

  • Lähmungen

Tollwutsymptome und Krankheitsverlauf

Frau kniet über einer Toilettenschüssel
Im Vorstadium der Krankheit zeigen sich oft grippeähnliche Symptome© iStock.com/dragana991

Normalerweise vergehen drei bis acht Wochen, bis sich nach einer Infektion erste Krankheitszeichen zeigen. Nur selten dauert die Inkubationszeit weniger als neun Tage. Vereinzelt können auch mehrere Jahre vergehen, bis die Krankheit auftritt. Wie viel Zeit zwischen Infektion und Ausbruch der Erkrankung liegt, hängt auch davon ab, wo die Viren in den Körper gelangt sind: je näher an Kopf oder Rückenmark (also dem zentralen Nervensystem), desto kürzer ist die Inkubationszeit.

Der Tollwutverlauf findet beim Menschen in der Regel in drei Erkrankungsstadien statt:

1. Vorstadium

Es zeigen sich oft grippeähnliche Symptome wie ein allgemeines Krankheitsgefühl, Kopfschmerzen, Appetitlosigkeit, Übelkeit oder Erbrechen. Die Stelle, an der das Virus in den Körper gelangt ist, juckt, brennt oder schmerzt.

2. Akutes Stadium

Das Virus beeinträchtigt die Reizweiterleitung zwischen den Nervenzellen, die wiederum absterben. Das kann zu zwei verschiedenen Formen der Tollwut führen. Bei den meisten Infizierten (80 Prozent) entzündet sich das Gehirn (hirnentzündliche oder enzephalitische Form). Typisch in diesem Stadium ist eine ausgeprägte Abneigung gegen Wasser. Es kommt zu Krämpfen der Schluckmuskulatur und in der Folge zu Schluckbeschwerden und starkem Speichelfluss. Die Krämpfe können auch den ganzen Körper betreffen. Infizierte sind zudem abwechselnd aggressiv und ängstlich oder depressiv.

Bei den restlichen 20 Prozent der Infizierten kommt es zu Lähmungserscheinungen, Muskelschwäche (lähmende oder paralytische Form) oder Missempfindungen wie Kribbeln, Brennen oder Stechen ohne erkennbare physikalische Reize. Auch die Lähmung kann Schluckbeschwerden auslösen und zusätzlich die Atemmuskulatur betreffen.

3. Endstadium

In diesem Stadium fallen die Betroffenen ins Koma und sterben in der Regel an einer Lähmung der Atem- und Herzmuskulatur. Der Zeitraum zwischen dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen und dem Tod ist sehr kurz, in der Regel beträgt er nur sieben bis zehn Tage.

Nach Kontakt mit Tollwut

Es gibt keine Behandlung, die Tollwutviren wirksam abtötet. Lediglich die Beschwerden können behandelt werden. Erkrankte werden dazu in der Regel auf die Intensivstation verlegt. Sind bereits Symptome ausgebrochen, sind die Krankheitserreger bereits in das zentrale Nervensystem eingedrungen und haben sich stark vermehrt. In diesem Fall verläuft die Tollwut tödlich. Betroffene sollten daher schnellstmöglich ärztliche Hilfe suchen, wenn der Verdacht auf eine Tollwutinfektion besteht. Das Virus kann unter anderem durch Proben von Haut, Speichel und Flüssigkeit aus Gehirn und Rückenmark (Liquor) nachgewiesen werden.

Durch eine rechtzeitige Postexpositionsprophylaxe kann der Ausbruch der Krankheit verhindert werden.

Die Postexpositionsprophylaxe besteht aus folgenden Maßnahmen:

  • Ausgiebiges Waschen der Bissstelle oder Wunde mit Wasser und Seife für mindestens 15 Minuten und lokale Behandlung der Wunde sobald wie möglich nach einer vermuteten Exposition

  • Aktive Impfung mit einem Tollwutimpfstoff

  • Mitunter zusätzliche passive Impfung durch Verabreichung von Immunglobulinen (Antikörper) in die Wunde. Die behandelnden Ärzte und Ärztinnen entscheiden je nach Art des Kontaktes zum infizierten Tier und nach vorliegender Grundimmunisierung.

Immunisierung nach Kontakt mit dem Erreger

In Deutschland stehen zwei Impfstoffe für die aktive Tollwutimpfung zur Verfügung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt zur Postexpositionsprophylaxe zwei mögliche Schemata für nicht oder nur unvollständig geimpfte Personen:

  • Essen-Schema: je 1 Impfstoffdosis an den Tagen 0, 3, 7, 14 und 28

  • Zagreb-Schema: 2 Impfstoffdosen am Tag 0 (zeitgleich), je eine weitere Impfstoffdosis an den Tagen 7 und 21

Tollwut-Immunglobuline werden – sofern nötig – gleichzeitig mit der ersten Dosis der aktiven Impfung verabreicht. Sind keine geeigneten Immunglobuline vorhanden, kann dies bis spätestens sieben Tage nach der ersten Impfstoffdosis nachgeholt werden. Vollständig geimpfte Personen erhalten zwei Impfstoffdosen im Abstand von Tagen.

Impfung gegen Tollwut

Es gibt eine Vorsorgeimpfung, die einer Tollwutinfektion vorbeugen kann. Die Ständige Impfkommission des Robert Koch-Institutes (STIKO) empfiehlt sie für Personen, die

  • engen Kontakt (z. B. aus beruflichen oder anderen Gründen) zu Fledermäusen haben wie etwa Jäger, Förster, Tierärzte etc.

  • mit Tollwutviren in Laboren arbeiten

  • in Länder oder Regionen reisen, in denen Tollwut auftritt und die Wahrscheinlichkeit für einen Tollwutkontakt erhöht ist (z. B. durch streunende Hunde oder Fledermäuse)

Für die Grundimmunisierung sind drei Impfstoffdosen nötig, und zwar an den Tagen 0, 7 und 21 oder 28. Besteht weiterhin ein Infektionsrisiko, muss eine regelmäßige Auffrischungsimpfung erfolgen.

Tollwut – wo kommt sie vor?

Die WHO schätzt, dass weltweit pro Jahr etwa 60.000 Menschen an Tollwut sterben. Die meisten Infektionen erfolgen durch Hundebisse. Fast alle gemeldeten Fälle (95 Prozent) stammen aus Asien und Afrika. Deutschland und die meisten Länder in Europa sind tollwutfrei, was Wild- und Haustiere betrifft. Eine Ausnahme sind Fledermäuse: Bei ihnen werden Tollwutviren regelmäßig nachgewiesen, auch in Deutschland. In osteuropäischen Ländern wie Weißrussland, der Republik Moldau, der Ukraine und der Russischen Föderation ist die Tollwut sowohl bei Haus- als auch bei Wildtieren ein verbreitetes Problem.

Verdacht auf Tollwutkontakt im Urlaub

Falls Sie unterwegs von einem Tier gebissen oder gekratzt werden, das möglicherweise mit Tollwut infiziert war, können Sie Folgendes tun:

  • Waschen Sie die Wunde sofort mit Seife oder Reinigungsmittel.

  • Spülen Sie die Wunde etwa 15 Minuten lang gründlich mit reichlich Wasser aus.

  • Sofern zur Hand: Tragen Sie 15 Minuten nach dem Waschen und Spülen der Wunde ein jodhaltiges oder antivirales Medikament auf.

  • Vermeiden Sie es, reizende Stoffe wie Chilipulver, Pflanzensäfte, Säuren und Laugen auf die Wunden zu bringen.

  • Vermeiden Sie es, die Wunde mit Verbänden oder Pflastern zu bedecken.

  • Das Wichtigste: Suchen Sie so schnell wie möglich ärztliche Hilfe, um die Wunde weiter untersuchen und behandeln sowie ggf. entsprechende Schutzmaßnahmen einleiten zu lassen.

Tollwut vorbeugen

  • Wilde oder streunende Tiere nicht streicheln oder berühren. Vor allem, wenn Wildtiere sehr zutraulich sind, ist Vorsicht geboten.

  • Keine toten Tiere anfassen. Auch sie können ansteckend sein.

  • Besonders bei längeren Aufenthalten in gefährdeten Gebieten, Camping und Reisen in Länder mit schlechter Gesundheitsversorgung sollte eine Impfung erwogen werden.

  • Kinder sind besonders gefährdet, sich anzustecken. Denn sie streicheln schnell und unbemerkt Tiere. Bei Reisen in Risikogebiete ist eine vorsorgliche Impfung sinnvoll.

  • Der Besuch von Fledermaushöhlen ist grundsätzlich nicht gefährlich, allerdings sollte man auch hier darauf achten, die Tiere nicht anzufassen.

Wichtig: Auslandskrankenversicherung

Wenn Sie ins Ausland reisen, ist es ratsam, eine private Auslandskrankenversicherung abzuschließen. Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland erstattet nur die Kosten für medizinische Leistungen, die nach der deutschen Gebührenordnung abgerechnet werden. Dadurch können im Ausland entstandene Kosten wie zum Beispiel für einen Krankenrücktransport nicht vollständig abgedeckt werden. Auch der ADAC bietet eine solche Auslandskrankenversicherung an.

Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.

Autorin: Kathrin Rothfischer