Autofahren mit Sehschwäche: Welche Regeln dabei gelten

Frau fährt in der Nacht Auto
Wichtig für die Sicherheit im Straßenverkehr: Gute Sicht © Shutterstock/lightpoet

Gutes Sehvermögen ist wichtig am Steuer: Was gilt, wenn man schlecht sieht und zum Autofahren eine Brille oder Kontaktlinsen braucht? Welche Folgen hat das für den Führerschein?

  • Sehvermögen sollte regelmäßig überprüft werden

  • Viele Augenerkrankungen entwickeln sich schleichend

  • Blendempfindlichkeit kann mit Alter zunehmen

Führerschein: Sehtest nicht bestanden?

Für den Führerschein benötigen alle Bewerberinnen und Bewerber einen Nachweis über einen Sehtest. Bei dem Test wird der sogenannte Visus ermittelt: 1,0 gilt als durchschnittlich gute Sehschärfe, die normalsichtige Menschen ohne Brille und fehlsichtige mit Brille erreichen. Der Sehtest für die normale Auto-Führerscheinklasse B ist beispielsweise bestanden, wenn die zentrale Tagessehschärfe mit oder ohne Sehhilfen auf jedem Auge mindestens 0,7 beträgt.

Wer den Sehtest nicht bestanden hat, braucht für den Führerschein eine augenärztliche Untersuchung. Dabei muss unter anderem die Sehschärfe des besseren Auges oder beider Augen zusammen mindestens 0,5 betragen. Für Lkw- und Busführerschein ist immer ein Check beim Arzt nötig.

Die genauen Anforderungen an das Sehvermögen findet man in Anlage 6 zur Fahrerlaubnisverordnung (FeV)*.

Mit einem Auge Auto fahren

Sogar wenn man auf einem Auge erblindet ist, kann das Autofahren erlaubt sein, wenn bei einer augenärztlichen Untersuchung bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden. Lkw- und Bus-Fahrerlaubnis sind mit nur einem Auge in der Regel nicht möglich. Allerdings gibt es eine Sonderregelung für Lkw-Fahrende, deren Führerscheine bis zum 31. Dezember 1998 ausgestellt worden sind.

Eintrag der Brille im Führerschein

Wenn man zum Autofahren eine Brille oder Kontaktlinsen benötigt, wird ein entsprechender Vermerk im Führerschein eingetragen. Dazu werden sogenannte Schlüsselziffern in Feld 12 des Scheckkarten-Führerscheins eingetragen: 01 steht allgemein für "Korrektur des Sehvermögens und/oder Augenschutz", 01.01 für "Brille", 01.02 für "Kontaktlinse(n)" und 01.06 für "Brille oder Kontaktlinsen".

Wenn sich das Sehvermögen im Lauf der Jahre verschlechtert und Brille oder Kontaktlinsen nötig werden, ist man nicht verpflichtet, dies im Führerschein nachtragen zu lassen. Tragen muss man die Sehhilfe jedoch, sonst drohen Konsequenzen.

Ohne Brille Auto fahren: Strafen

Falls eine Fahrerin oder ein Fahrer eine Auflage missachtet und die vorgeschriebene Brille nicht aufsetzt, droht bei einer Verkehrskontrolle wegen einer Ordnungswidrigkeit ein Verwarnungsgeld in Höhe von 25 Euro. Bei Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmender oder einem Unfall kann die Geldbuße höher ausfallen oder wegen fahrlässiger Körperverletzung sogar eine Geld- oder Freiheitsstrafe verhängt werden. Zudem sind Schadenersatzansprüche möglich. Die Versicherung kann gegebenenfalls die Zahlung ganz oder teilweise verweigern.

Ersatzbrille immer dabeihaben

Grundsätzlich ist zu empfehlen, eine Ersatzbrille oder Ersatzkontaktlinsen im Handschuhfach zu deponieren. So steht die notwendige Sehhilfe zur Verfügung, falls eine unterwegs verloren geht oder beschädigt wird.

Augen-OP: Brille im Führerschein streichen

Wer beim Autofahren auf eine Brille oder Kontaktlinsen angewiesen ist, muss sie bei jeder Fahrt tragen. Wenn nach einer erfolgreichen Augen-OP das Tragen einer Korrektur nicht mehr erforderlich ist, muss man einen entsprechenden Eintrag aus dem Führerschein streichen lassen.

Sehvermögen regelmäßig überprüfen

Für viele Autofahrerinnen und Autofahrer ist das Thema Augenkontrolle mit einem bestandenen Sehtest vor dem Erwerb des Führerscheins ein für alle Mal erledigt. Bei unter 40-Jährigen zeigen sich oft nur Minderungen der Sehschärfe. Diese lassen sich mit Brille oder Kontaktlinsen einfach korrigieren. Doch mit zunehmendem Alter nimmt das Sehvermögen ab. Eine regelmäßige Überprüfung der Sehfähigkeit durch einen Augenarzt ist daher sinnvoll. Diese Empfehlung gilt für alle Verkehrsteilnehmenden.

Augenerkrankungen oft schleichend

Etwa ab dem 40. Lebensjahr können verstärkt ernst zu nehmende Augenerkrankungen auftreten, die eine sichere Verkehrsteilnahme gefährden. Tückisch an vielen Erkrankungen des Auges ist, dass sie nicht schlagartig auftreten. Vielfach entwickeln sie sich schleichend und werden von den Betroffenen nicht sofort wahrgenommen. Deshalb sind Kontrollen beim Augenarzt in regelmäßigen Abständen ratsam.

Wer zwischen diesen Kontrollterminen feststellt, dass seine Sehfähigkeit merklich nachlässt, sollte rasch einen Augenarzt aufsuchen.

Professor Bernhard Lachenmayr, Facharzt für Augenheilkunde und Mitglied im ADAC Ärztekollegium

Der Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA) schätzt, dass jedes Jahr 300.000 Verkehrsunfälle durch mangelnde Sehleistung verursacht werden, und informiert über die wichtigsten Augenerkrankungen*:

Grauer Star: Symptome

Der Graue Star (Katarakt) ist beispielsweise eine Augenerkrankung, bei der sich die Augenlinse trübt. Hier handelt es sich um einen Alterungsprozess, der unterschiedlich schnell abläuft. In seltenen Fällen ist die Katarakt angeboren. Langsam zunehmende Sehstörungen und starke Blendungserscheinungen gelten als Symptome. Im fortgeschrittenen Stadium empfinden es Patientinnen und Patienten oft so, als würden sie durch Milchglas sehen.

Grüner Star: Sehnerv geschädigt

Der Grüne Star oder das Glaukom bezeichnet Augenkrankheiten, bei denen der Sehnerv geschädigt wird. Dies führt zu einer meist langsamen Verminderung des Sehens zunächst nur im peripheren Gesichtsfeld, in späten Stadien auch im zentralen scharfen Sehen. Von den Erkrankten werden die Ausfälle erst sehr spät bemerkt, wenn es schon zu erheblichen Schädigungen gekommen ist.

Bei einem Teil der Betroffenen ist ein erhöhter Druck im Inneren des Auges für das Glaukom verantwortlich, aber jeder dritte oder vierte Patient leidet laut BVA trotz normaler Augendruckwerte an einem Glaukom. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung ab dem 40. Lebensjahr seien von einem Glaukom betroffen. Das Risiko einer Erkrankung steigt mit zunehmendem Lebensalter.

Makuladegeneration: Verzerrte Wahrnehmung

Die Makuladegeneration ist eine Erkrankung, die die Netzhaut im hinteren Bereich des Auges – an der Makula – angreift. Dieser spezielle "gelbe Punkt“ (Makula) sorgt dafür, dass wir scharf sehen können. Im Verlauf der Krankheit kommt es zu einem fortschreitenden Sehverlust im zentralen Gesichtsfeld, das periphere bleibt erhalten.

Die weitaus häufigste Form ist die Altersbedingte Makuladegeneration (AMD). Erste Symptome sind eine verschwommene und verzerrte Wahrnehmung im Zentrum des Gesichtsfelds. Dadurch wird das Lesen, aber auch das Erkennen von Personen immer schwieriger. Von der Krankheit sind in Deutschland laut BVA ca. vier Millionen Menschen betroffen.

Keratokonus und Auto fahren

Der Keratokonus ist eine vermutlich erblich bedingte Erkrankung am Auge, bei der die Hornhaut sich immer stärker kegelförmig vorwölbt und verdünnt. Dadurch verschlechtert sich auch die Sehfähigkeit. Betroffene sehen verschwommen, verzerrt und besonders bei Dämmerung und Dunkelheit schlecht, die Blendempfindlichkeit steigt – dies kann speziell beim nächtlichen Autofahren Probleme bereiten.

Mehr Infos zu Keratokonus*

Dämmerungssehen und Blendempfindlichkeit

Gerade bei älteren Verkehrsteilnehmenden kann sich das Dämmerungssehen durch Trübungen von Glaskörper, Linse oder Hornhaut drastisch verschlechtern. Zusätzlich kommt es durch diese Trübungen zu einer erhöhten Blendempfindlichkeit. Wer diese Beeinträchtigungen an sich bemerkt, sollte unbedingt zum Augenarzt gehen.

Wichtig: Scheibe, Scheinwerfer und Brille säubern

Das A und O ist eine funktionierende und richtig eingestellte Beleuchtungsanlage am Auto. Aber nicht nur defekte Leuchtmittel und Lampen sind problematisch, auch verschmutzte oder im Winter vereiste Lichter, Scheinwerfer und Scheiben beeinträchtigen die Sichtbarkeit Ihres Fahrzeugs und Ihre eigene Sicht auf den Verkehr. Autofahrerinnen und Autofahrer sollten dafür sorgen, dass die Frontscheibe innen wie außen gereinigt ist, denn Schlieren oder Verschmutzungen sorgen für eine verstärkte und irritierende Lichtstreuung.

Wer eine Brille braucht, sollte bei Nacht möglichst reflexgeminderte Gläser tragen und diese vor Dämmerungs- oder Dunkelheitsfahrten stets putzen, so Professor Lachenmayr. Von Brillen mit Gelbfilter oder gar Lichtschutzgläsern bzw. Sonnenbrillen rät er hier dringend ab.

Mehr Infos zum Autofahren mit Sonnenbrille.

Ein gemindertes Sehvermögen erhöht das Unfallrisiko – ganz gleich, ob durch eine reduzierte Sehschärfe Entfernungen und Geschwindigkeiten falsch eingeschätzt oder bei Fahrten in der Dämmerung oder bei Dunkelheit die blendempfindlicheren Augen rasch überanstrengt werden.

Tipps für bessere Sichtbarkeit von Kindern sowie von Fußgängerinnen und Fußgängern im Straßenverkehr.

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