Grüner Star: Symptome, Behandlung und Ursachen eines Glaukoms
Der Begriff Grüner Star (Glaukom) umfasst verschiedene Augenerkrankungen, die den Sehnerv schädigen und meist mit einem erhöhten Augeninnendruck einhergehen.
Frühe Behandlung kann Sehverlust verlangsamen oder aufhalten
Ein Glaukomanfall ist ein medizinischer Notfall
Sehstörungen beginnen oft am Rand des Gesichtsfeldes
Grüner Star ist eine häufig auftretende Augenerkrankung, die in der Medizin auch als Glaukom bezeichnet wird. In Deutschland zählt Grüner Star zu den häufigsten Ursachen für eine Erblindung bei Erwachsenen. Das Risiko, einen Grünen Star zu entwickeln, steigt mit dem Alter. Experten schätzen, dass innerhalb von fünf Jahren etwa ein bis zwei von 100 Personen zwischen 40 und 80 Jahren an einem Glaukom erkranken.
Definition: Was ist ein Glaukom?
Grüner Star und Glaukom sind Oberbegriffe für verschiedene Augenerkrankungen, die mit einer Schädigung des Sehnervs und in vielen Fällen einem zu hohen Augeninnendruck einhergehen. Ist der Sehnerv stark geschädigt, kann ein Glaukom zur Erblindung führen. Das ist beispielsweise möglich, wenn die Augenerkrankung erst spät festgestellt oder behandelt wird. Da das Glaukom mit fortschreitenden Nervenschäden einhergeht, zählt es in der Medizin zu den neurodegenerativen Erkrankungen.
Medizinisch unterscheidet man zwischen dem akuten Glaukom (Glaukomanfall) und dem langsam fortschreitenden, chronischen Glaukom, das vor allem mit zunehmendem Alter auftritt. Letztere ist die häufigste Form der Erkrankung, die Fachleute auch als Offenwinkel- oder Weitwinkel-Glaukom bezeichnen. Sie tritt etwa siebenmal häufiger auf als die akute Form des Grünen Stars und beschreibt eine kontinuierlich fortschreitende Erkrankung.
Das Engwinkel-Glaukom kann zu einem akuten Glaukomanfall führen, da das Kammerwasser nicht mehr abfließen kann. Tritt dies auf, handelt es sich um einen medizinischen Notfall. Ein Glaukomanfall kann ohne Behandlung innerhalb von wenigen Stunden zu bleibenden Sehnerv- und Netzhautschäden und nach wenigen Tagen zur Erblindung führen.
Wie kommt es zu einem Grünen Star?
Meistens entsteht ein Glaukom durch einen erhöhten Augeninnendruck. Normale Werte für den Augeninnendruck liegen zwischen 10 und 21 mmHg (Millimeter-Quecksilbersäule). Erhöht sich dieser Wert, kommt es zu einer schlechteren Durchblutung und damit zum Absterben von Nervenzellen der Netzhaut und des Sehnervs. Ursache für ein akutes Glaukom ist ein plötzlicher Anstieg des Augeninnendrucks. Beim chronischen Grünen Star kann der Augeninnendruck ebenfalls die Ursache sein. Die genauen Ursachen des chronischen Glaukoms sind allerdings noch nicht vollständig geklärt.
Symptome eines Glaukoms
Die akute und die chronische Form des Grünen Stars unterscheiden sich hinsichtlich ihrer Symptome. Während beim Glaukomanfall akute Beschwerden auftreten, sind sie bei der chronischen Form nicht so offensichtlich.
Akute Form (Glaukomanfall) | Chronische Form (Offenwinkel-/Weitwinkel-Glaukom) |
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Da die unspezifischen Beschwerden des chronischen Grünen Stars (unter anderem Kopfschmerzen oder Augenbrennen) auch diverse andere Ursachen haben können, werden sie in vielen Fällen nicht mit der Erkrankung in Verbindung gebracht. Gründe, weshalb die Sehstörungen ebenfalls oft erst später auffallen, sind:
Die Verschlechterung oder Ausfälle von Sehbereichen zeigen sich häufig am Gesichtsfeldrand.
Das zentrale Sichtfeld ist zuerst nicht betroffen, weshalb die Sehstörung häufig erst später bewusst wahrgenommen wird.
Die eingeschränkten Sehbereiche treten nicht symmetrisch (auf beiden Augen) auf, so dass das gesunde Auge sie oftmals ausgleichen kann.
Da das chronische Glaukom eine fortschreitende Erkrankung ist, die den Sehnerv zunehmend schädigt, können sich die Sehstörungen über Jahre hinweg verschlechtern. Ausfälle von bestimmten Sehbereichen nehmen zu, auch die zentrale Sehschärfe kann betroffen sein. Im alltäglichen Leben bemerken Betroffene beispielsweise, dass sich die Sehfähigkeit beim Wechsel der Lichtverhältnisse schwieriger anpassen lässt oder sie im Dunkeln schlechter sehen (Nachtblindheit).
Behandlung des Grünen Stars
Bereits bestehende Schäden des Sehnervs lassen sich nicht mehr rückgängig machen. Eine gezielte Behandlung des Glaukoms kann den voranschreitenden Sehverlust aber oftmals aufhalten. Sowohl bei der akuten als auch bei der chronischen Form des Grünen Stars versuchen Fachleute, den Augeninnendruck zu senken.
Beim chronischen Glaukom erhalten Betroffene in der Regel Augentropfen. Reichen Augentropfen nicht aus oder werden sie nicht vertragen, gibt es die Möglichkeit, den Grünen Star mithilfe einer Operation zu behandeln:
Minimalinvasive Operation, bei der ein Implantat eingesetzt wird
Durch die Entfernung eines kleinen Stücks der Lederhaut, die als Augenweiß zu sehen ist, und der Iris, der farbige Ring um die Pupille, wird ein Abflussweg geschaffen (Trabekulektomie)
Laserbehandlung
Die operativen Eingriffe sollen dafür sorgen, dass die Flüssigkeit in bestimmten Augenabschnitten (Kammerwasser) abfließen kann
Auch beim plötzlich auftretenden Engwinkel-Glaukom, das zum Glaukomanfall führt, erfolgt die Behandlung zunächst mithilfe von Medikamenten – allerdings stationär in einer Augenklinik. Zur Augeninnendruck-Senkung erhalten Betroffene Augentropfen, manchmal auch Infusionen. Im Anschluss führen Ärztinnen und Ärzte eine Operation – meist mittels Laser – durch, um den blockierten Bereich im Auge zu lösen.
Was sollte man beim Grünen Star vermeiden?
Da das chronische Glaukom zu den neurodegenerativen Erkrankungen zählt, gibt es neue Ansätze in der Therapie, die Maßnahmen zum Schutz von Nervenzellen in den Fokus setzen:
Nicht rauchen
Auf Alkohol verzichten
Körperliche Aktivität
Gesunde und abwechslungsreiche Ernährung
Ist Grüner Star heilbar?
Grüner Star ist bislang nicht heilbar, aber behandelbar. Sowohl das akute als auch das chronische Glaukom lassen sich durch Medikamente oder operative Eingriffe therapieren. Dadurch werden zunehmende Sehstörungen verzögert oder aufgehalten. Nur bei einem geringen Anteil der Menschen mit Grünem Star führt die Augenerkrankung zur vollständigen Erblindung. Bei einem akuten Glaukomanfall kann es nach einigen Jahren beim anderen Auge zur selben Erkrankung kommen, weshalb hier eine vorsorgliche Behandlung wichtig ist.
Grüner Star: Gibt es einen Test?
Es gibt Untersuchungen zur Früherkennung eines Glaukoms. Diese werden in augenärztlichen Praxen in der Regel als Zusatzleistung angeboten, die man meist selbst bezahlen muss. Dabei werden Augeninnendruck und Sehnerv untersucht. Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Kosten nur, wenn ein Verdacht auf die Augenerkrankung besteht oder bestimmte Risikofaktoren vorliegen:
Familiäre Vorbelastung durch einen Verwandten ersten Grades
Starke Kurzsichtigkeit (Myopie) ab - 4 Dioptrien
Bereits vorliegende diabetesbedingte Augenerkrankung
Menschen mit dunkler Hautfarbe (da sie ein Risiko für ein Glaukom haben)
Ist die Erkrankung bereits vorangeschritten, zeigen sich manchmal Einschränkungen im alltäglichen Leben. Da das Sehen bei schlechten Lichtverhältnissen schwierig werden kann, kann man versuchen, zumindest zu Hause für eine entsprechende Beleuchtung zu sorgen, um Stolperfallen zu verhindern und die Sturzgefahr zu vermindern.
Kann ich mit Glaukom Autofahren?
Um eine objektive Einschätzung zu erhalten, ob das Führen eines Kraftahrzeuges bei bestehender Glaukom-Erkrankung möglich ist, ist das Gespräch mit der behandelnden Augenärztin bzw. dem behandelnden Augenarzt ein wichtiger Schritt.
Bei einem fortgeschrittenen Glaukom mit Ausfällen des Gesichtsfeldrandes haben Betroffene ein doppelt so hohes Unfallrisiko im Vergleich zu Augengesunden. Andere Verkehrsteilnehmer, wie z. B. von Seitenstraßen einbiegende Autos oder am Straßenrand stehende Fußgänger sind erst später sichtbar. Betroffene können häufig nicht mehr schnell genug reagieren. Um andere nicht zu gefährden, ist ein regelmäßiger Austausch mit dem behandelnden Augenarzt oder der Ärztin notwendig.
Ärztliches Fahrverbot ist bindend
Attestiert die Ärztin oder der Arzt eine Fahruntauglichkeit aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen – wenn auch nur zeitweise –, müssen Verkehrsteilnehmende dem nachkommen. Das "ärztliche Fahrverbot" ist nicht gleichzusetzen mit einem vom Gericht oder der Fahrerlaubnisbehörde verhängten Fahrverbot.
Wer jedoch gegen das ärztliche Fahrverbot verstößt, begeht eine Ordnungswidrigkeit, wenn er oder sie trotz fehlender Fahrtauglichkeit fährt, und macht sich (z.B. bei einem Unfall) strafbar, wenn andere Personen dadurch gefährdet werden. Bei einem Unfall drohen Geld- und sogar Freiheitsstrafen, wenn jemand verletzt oder im schlimmsten Fall getötet wird. Zudem kann die Kfz-Haftpflichtversicherung bereits an die Unfallgeschädigten ausgezahltes Geld zurückfordern; die Kaskoversicherungen können Leistungen kürzen oder verweigern.
Da die Erkrankung oft lange Zeit unentdeckt bleibt, weil Menschen mit Glaukom die Ausfälle im Gesichtsfeld unbewusst mit mehr Augenbewegungen ausgleichen, empfiehlt die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft (DOG) allen Erwachsenen regelmäßige Augenuntersuchungen. Durch eine frühe Behandlung kann der Grüne Star oft aufgehalten und die Fahrtüchtigkeit erhalten bleiben. Wer über 65 Jahre ist, sollte alle ein bis zwei Jahre zur Glaukom-Untersuchung. Für Kraftfahrer und Kraftfahrerinnen empfiehlt die DOG eine augenärztliche Kontrolle schon früher, und zwar spätestens ab dem 50-sten Lebensjahr alle fünf Jahre.
Je nach Fahrerlaubnisklasse benötigt man für den Erwerb eines Führerscheins einen einfachen Sehtest (z. B. beim Optiker) oder eine ärztliche Untersuchung. Für den Pkw- und Motorradführerschein, also die Fahrerlaubnisklassen A, A1, A2, B, BE, AM, L und T reicht der einfache Sehtest. Bei diesem erfolgt keine Prüfung des beim fortgeschrittenen Glaukom häufig betroffenen Gesichtsfeldes. Besteht der Bewerber den Sehtest nicht, ist eine augenärztliche Untersuchung erforderlich, welche auch eine Überprüfung des Gesichtsfeldes beinhaltet. Bei einer fortschreitenden Augenkrankheit ist eine regelmäßige augenärztliche Untersuchung und Beratung erforderlich.
Selbstverantwortung im Straßenverkehr
Grundsätzlich müssen Verkehrsteilnehmer vor Antritt einer Fahrt selbst überprüfen und sicherstellen, dass sie den Anforderungen des Straßenverkehrs gewachsen und in der Lage sind, ein Kraftfahrzeug sicher zu fahren (Fahreignung). Führt eine Krankheit oder Verletzung zur Verkehrsuntüchtigkeit, ist das Führen eines Kraftfahrzeugs nicht gestattet.
Hinweis: Diese Informationen wurden sorgfältig recherchiert, ersetzen jedoch nicht die Beratung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Alle Angaben ohne Gewähr.
Amboss: Glaukom, unter: https://www.amboss.com/de/wissen/Glaukom#Z5abe5abb79831b73ab916d6709ff6e24 (Abruf: 13.09.2023)
Deximed: Primäres Offenwinkelglaukom (Glaukoma simplex), Stand 03/2022, unter: https://deximed.de/home/klinische-themen/augen/krankheiten/vordere-augenkammer/primaeres-offenwinkelglaukom-glaucoma-simplex# (Abruf: 13.09.2023)
Deximed: Akutes Glaukom, Stand 03/2022, unter: https://deximed.de/home/klinische-themen/augen/krankheiten/vordere-augenkammer/glaukom-akutes# (Abruf: 13.09.2023)
Gesundheitsinformation.de: Grüner Star (Glaukom), Stand 06/2023, unter: https://www.gesundheitsinformation.de/gruener-star-glaukom.html (Abruf: 13.09.2023)
Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft. Pressemitteilung: Augenkrankheit verdoppelt Unfallrisiko: Menschen mit Glaukom oft nicht fahrtüchtig, Stand 05/2013, unter: https://www.dog.org/wp-content/uploads/2013/05/PM-DOG-Glaukom-F%C3%BChrerschein-F.pdf (Abruf: 13.09.2023)
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA): Glaukom, Stand 08/2022, unter: https://www.augeninfo.de/offen/index.php?themenseite=Glaukom- (Abruf: 13.09.2023)
Gesund.bund.de: Glaukom, Stand 08/2020, unter: https://gesund.bund.de/glaukom (Abruf: 13.09.2023)
Berufsverband der Augenärzte Deutschlands (BVA): Glaukom (Grüner Star), unter: https://www.augeninfo.de/offen/index.php?themenseite=Blick-durch-erkrankte-Augen-Glaukom (Abruf: 13.09.2023)
Bundesministerium der Justiz: Verordnung über die Zulassung von Personen zum Straßenverkehr (Fahrerlaubnis-Verordnung - FeV), Ausfertigungsdatum: 13.12.2010, unter: https://www.gesetze-im-internet.de/fev_2010/FeV.pdf (Abruf: 13.09.2023)