Mit Sonnenbrille Auto fahren: Das sollten Sie beachten

Mann mit Sonnenbrille fährt Auto
Sonnenbrillen sind schick und entlasten das Auge – aber nicht immer© iStock.com/Nomad

Sonnenbrillen sind nicht nur modisches Accessoire, sondern können beim Autofahren davor schützen, geblendet zu werden. Aber: Nicht jede Brille ist geeignet. Warum das so ist und was Sie beachten sollten.

  • Brillen dürfen nicht zu stark getönt sein

  • Farbe der Gläser ist wichtig

  • Gläser sollten entspiegelt sein

Brillen mit entspiegelten, selbsttönenden oder polarisierenden Gläsern – die Auswahl ist riesig. Doch nicht jede ist für den Straßenverkehr geeignet. Daher sollte man bei der Auswahl auf einige Merkmale achten.

Blendschutz: Nicht zu stark

Abhängig von der Tönungsstärke der Gläser werden Sonnenbrillen in verschiedene Blendschutzkategorien eingeteilt. Die Skala reicht von 0 bis 4, je höher die Zahl, desto dunkler die Glasfarbe und desto stärker der Blendschutz. Absolut nicht geeignet für den Straßenverkehr sind laut Zentralverband der Augenoptiker und Optometristen Sonnenbrillen mit der Blendschutzkategorie 4 (3 bis 8 Prozent Lichtdurchlässigkeit).

Sonnenbrillengläser mit einer Lichtdurchlässigkeit von 25 Prozent und weniger bzw. einem Tönungsgrad ab 75 Prozent und mehr sind laut Zentralverband nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr tauglich für den Straßenverkehr. Bei Fahrten in der Dämmerung oder bei Nacht sollten ohnehin keine Sonnenbrillen getragen werden.

Außerdem ist es wichtig, dass die Farbe der Gläser die Erkennbarkeit von Ampelleuchten und Blaulicht nicht beeinträchtigt. Braun oder grau getönte Gläser verfälschen den Farbeindruck in der Regel am wenigsten.

Von sogenannten Gelbfilterbrillen rät Professor Bernhard Lachenmayr, Facharzt für Augenheilkunde und Mitglied im ADAC Ärztekollegium, beim Autofahren dringend ab: "Diese Brillen haben zwar einen positiven Effekt auf die menschliche Psyche. Sie verschlechtern aber die Blendempfindlichkeit und das Sehvermögen bei Dämmerung. Daher eignen sie sich definitiv nicht für den Straßenverkehr."

Entspiegelte Gläser reduzieren Blendung

Wer beim Autofahren eine Sonnenbrille trägt, sollte darauf achten, dass diese entspiegelte Gläser hat, um irritierende Lichtreflexe und Blendung zu reduzieren: "Jedes getönte Glas, vor allem in einer richtigen Sonnenschutzbrille, sollte eine Reflexminderung erhalten, möglichst eine hochwirksame, wenigstens eine mittelgradige", so Professor Lachenmayr.

Selbsttönende, in der Fachsprache "phototrophe", Brillengläser werden automatisch dunkler oder heller, wenn sich die Lichtverhältnisse ändern. Laut Professor Lachenmayr haben sie aber einige wesentliche Nachteile – auch wenn es sich um Gläser der neueren Generation handelt. Die erheblichen Abdunkelungs- und vor allem Aufhellungszeiten von 30 Sekunden und mehr seien für Autofahrende nicht akzeptabel: "Stellen Sie sich vor, Sie fahren bei Sonnenschein mit abgedunkelten Gläsern in einen Tunnel und sehen dann 30 Sekunden fast nichts – das geht nicht." Bei der Fahrt aus dem Tunnel ins Freie werde man geblendet.

Generell benötigten die phototrophen Gläser zum Abdunkeln in der Regel UV-Licht, das jedoch zum Großteil bereits von der Windschutzscheibe absorbiert werde. Außerdem würden selbsttönende Gläser auch im "völlig aufgehellten" Zustand immer etwa 20 bis 30 Prozent des Lichts absorbieren – in etwa wie eine schwache Sonnenbrille. Dieser Anteil an Licht, Helligkeit und Kontrastsehen fehle dem Autofahrenden. Gerade ältere Menschen sollten im Auto daher keine phototrope Brille tragen, vor allem nicht in der Dämmerung oder gar in der Nacht.

Und noch auf eine weitere Besonderheit weist Professor Lachenmayr hin: "Phototrope Gläser funktionieren am besten bei niedrigen Temperaturen und hoher UV-Einstrahlung – also im Winter im Hochgebirge oder auf einem Gletscher – im Sommer im warmen Auto oder am Badesee funktionieren sie sehr viel schlechter."

Polarisierende Gläser sollen ebenfalls durch ihre spezielle Funktionsweise zur Blendungsreduktion beitragen. Doch solche Polarisatoren funktionieren laut Lachenmayr nur unter sehr speziellen Konstellationen im Labor, aber nicht im Alltag.

Fassung und Bügel sollten schmal sein

Generell ist es wichtig, dass die Sonnenbrille das Gesichtsfeld nicht einschränkt – Brillenfassung und Bügel sollten möglichst schmal sein. Für Personen, die zum Autofahren eine Brille benötigen, gilt: Wer sich dazu entscheidet eine Sonnenbrille beim Autofahren zu tragen, muss darauf achten, dass auch diese die entsprechende Fehlsichtigkeit ausgleicht, also geschliffene Gläser hat. Wer beim Augenoptiker kauft, kann gleich einen Sehtest absolvieren und so erfahren, ob er dauerhaft eine Brille benötigt. Mehr zum Autofahren bei Sehschwäche

Auf ausreichenden UV-Schutz achten

Auch wenn Autoscheiben teilweise vor UV-Strahlung schützen (mehr Infos dazu beim Bundesamt für Strahlenschutz) sollte es zur Grundausstattung einer guten Sonnenbrille gehören, dass diese über einen ausreichenden UV-Schutz verfügt. Die Tönung der Gläser reduziert lediglich das für das Auge sichtbare Licht, sagt jedoch nichts aus über den UV-Schutz.

Die Qualität einer Sonnenbrille lasse sich beim Kauf nur begrenzt einschätzen, so der Berufsverband der Augenärzte. Das CE-Kennzeichen belegt, dass die Sonnenbrille den grundlegenden Sicherheitsanforderungen von EU-Richtlinien entspricht. Da es jedoch für die Kennzeichnung keine Überwachungsinstanz gibt, sollte man laut Berufsverband auf Nummer sicher gehen und seine Sonnenbrille im Fachhandel kaufen.

Das Bundesamt für Strahlenschutz rät, auf die Kennzeichnung UV-400 zu achten: So gekennzeichnete Sonnenbrillen filtern UV-Strahlung bis zu einer Wellenlänge von 400 Nanometern ausreichend aus.

Weitere Tipps für Sonnenbrillen-Träger

Für Fahrten im Tunnel gilt: Sonnenbrille absetzen und zum Beispiel aufgeklappt auf dem Beifahrersitz ablegen oder der Beifahrerin bzw. dem Beifahrer geben. Wer die Brille nur auf die Stirn schiebt, riskiert, dass sie herunterrutscht.

Sobald die Dämmerung einsetzt, muss die Sonnenbrille runter. Ebenso wie die Frontscheibe sollten Autofahrerinnen und Autofahrer ihre (Sonnen-)Brillengläser regelmäßig putzen.

Übrigens: Die Blendung durch Sonneneinstrahlung mit Autotönungsfolie auf der Frontscheibe zu reduzieren, ist keine gute Idee. Diese Folien dürfen weder vorne noch an den vorderen Seitenfenstern angebracht werden. Nähere Infos zum Tönen von Autoscheiben