Bundestagswahl: ADAC fordert bezahlbare Mobilität und Klimaschutz im Verkehr

Teurer Sprit und hohe Ladepreise, stockendes Wachstum der Elektromobilität und drängende Aufgaben beim Klimaschutz: Die nächste Bundesregierung hat viel zu tun. Das sind die Positionen des ADAC.
Mobilität mit Auto und ÖPNV muss bezahlbar bleiben
Notwendige Maßnahmen für den Klimaschutz sozial verträglich gestalten
Rahmenbedingungen für Elektromobilität und E-Fuels verbessern
Kosten der Mobilität
In den vergangenen drei Jahren sind die Lebenshaltungskosten deutlich gestiegen. Die Mobilität war davon besonders betroffen – Tanken und Laden, Neuwagen- und Gebrauchtwagenpreise, Reparaturen, Reisen, alles wurde teurer. Deshalb setzt sich der ADAC zur Bundestagswahl für bezahlbare Mobilität und sozial gerechte Lastenverteilung ein.
Besonders spürbar war die Inflation beim Tanken, das nie so teuer war wie nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Jahr 2022. Und auch in den folgenden Jahren blieben die Preise hoch.
Nach oben ging es auch mit den Preisen für Haushaltsstrom, das hat das Laden an der eigenen Steckdose teurer gemacht.
Gleichzeitig werden Autos – egal ob Elektro oder Verbrenner – immer teurer, günstige Kleinwagen gibt es kaum. Und bei den wenigen verfügbaren Modellen in diesem Segment stieg der Durchschnittspreis von 14.400 Euro im Jahr 2019 zuletzt auf stolze 24.500 Euro.
Auch, weil fossile Energien wohl teurer werden und um den Umstieg auf klimafreundliche Energie zu fördern, fordert der ADAC: Die Verbraucherinnen und Verbraucher müssen entlastet werden. Es braucht einen Ausgleich für den ab jetzt spürbar steigenden CO₂-Preis – etwa mit einem Klimageld. Gleichzeitig muss die Pendlerpauschale dauerhaft auf 38 Cent ab dem ersten Kilometer erhöht werden. Zusätzliche Abgaben oder Steuererhöhungen für Autofahrer lehnt der Club ab.
Klimaschonende Mobilität zum günstigen Preis ermöglicht das Deutschlandticket. Inzwischen nutzen es 13 Millionen Menschen. Für sie hat es das Reisen mit dem Regionalverkehr und Fahrten mit dem ÖPNV deutlich vereinfacht. Diesen Erfolg sollte die Bundesregierung aus Sicht des ADAC nicht aufs Spiel setzen – und deshalb die langfristige Finanzierung des Deutschlandtickets absichern. Mit 58 Euro ist die für Verbraucher akzeptable Preisgrenze inzwischen erreicht.
Mehr Klimaschutz im Verkehr
Hochwasserkatastrophen, lange Dürreperioden, immer höhere Durchschnittstemperaturen: Der Klimawandel ist da. Um nachfolgende Generationen vor den Folgen der Erderwärmung zu schützen, haben sich Deutschland und Europa ehrgeizige, rechtlich verbindliche Klimaschutz-Ziele gegeben. Bis 2045 will die Bundesrepublik die CO₂-Emissionen auf 0 senken. Die Politik muss daher klimapolitisch Kurs halten, allerdings ohne dabei Wirtschaft, Verbraucherinnen und Verbraucher zu überfordern.
Für den ADAC steht dabei eines außer Frage: Auch in Zukunft wird das Auto für die meisten Menschen unverzichtbar bleiben. Umso wichtiger ist es, die Rahmenbedingungen für die Elektromobilität zu verbessern. Denn sie ist der wichtigste Hebel, um den Autoverkehr klimaneutral zu machen.
Nur: Der E-Auto-Absatz kommt – zumindest in Deutschland – nicht richtig in Gang, das politische Ziel von 15 Millionen zugelassenen Stromern bis 2030 liegt in weiter Ferne.
Und auch wenn in den kommenden Jahren einige Einstiegsmodelle zu vernünftigen Preisen angekündigt sind: Um die Elektromobilität wirklich erfolgreich zu machen, braucht es günstigere Modelle und bezahlbare, transparente Preise an den öffentlichen Ladesäulen. Die Strafzölle auf chinesische E-Autos hält der ADAC aus Verbrauchersicht für einen Fehler.
„Die nächste Bundesregierung muss bessere Anreize für klimaneutrale Kraftstoffe setzen, um Klimaschutz auch bei Verbrenner-Autos zu stärken.“
Karsten Schulze, ADAC Technikpräsident©Stefanie Aumiller
Trotz aller Anstrengungen: Der Umstieg auf E-Autos allein wird auf absehbare Zeit nicht zu einem klimaneutralen Straßenverkehr führen. Denn bei weitem nicht alle Autofahrerinnen und Autofahrer werden in naher Zukunft auf ein E-Auto umsteigen können. Fossil angetriebene Verbrenner werden daher noch bis weit in die 2030er-Jahre einen hohen Anteil am Fahrzeugbestand haben.
Deshalb muss die nächste Bundesregierung aus Sicht des ADAC die Produktion und Nutzung klimaneutraler Kraftstoffe für Verbrenner-Autos attraktiver machen. Die Beimischungs-Quoten sollten in den kommenden Jahren deutlich steigen, die Förderung von E-Fuels – etwa durch bessere Regulierung oder Steuerbefreiungen für alternative Kraftstoffe – intensiviert werden.
Digitalisierung und Verbraucherschutz
Moderne Autos sind vollgepackt mit Sensoren und Kameras, ständig empfangen und senden sie Daten. Digitale, vernetzte Assistenzsysteme machen das Fahren sicherer und komfortabler.
Die Car2X-Technologie, bei der unterschiedliche Fahrzeuge und die Infrastruktur miteinander kommunizieren können, ermöglicht vorausschauendes Reisen, das weit über den nächsten Hügel hinausgeht. Die ADAC Straßenwacht erprobt diese Technik bereits. Welche Möglichkeiten innovative KI-Anwendungen eröffnen, ist noch gar nicht abzusehen.
Die Politik muss für all diese Innovationen jetzt den richtigen Rahmen schaffen. Denn neben vielfältigen Chancen gibt es auch Risiken. Erst kürzlich deckte der Chaos Computer Club ein Datenleck bei Volkswagen auf.
Derzeit dürfen IT-Sicherheitsexpertinnen und -experten ähnlichen Problemen nur in sehr begrenztem Rahmen nachforschen, oft machen sie sich dabei sogar strafbar. Deshalb muss das Computerstrafrecht modernisiert werden, um das Aufspüren von Datenschutzverstößen im Sinne des Verbraucherschutzes zu ermöglichen.
Zugleich müssen Verbraucherinnen und Verbraucher frei darüber entscheiden dürfen, wer Zugriff auf fahrzeuggenerierte Daten erhält. Dafür muss sich die kommende Bundesregierung auf EU-Ebene einsetzen. Damit technologischer Fortschritt nicht zu Monopolen, sondern zu mehr Wahlfreiheit, Wettbewerb um die besten Lösungen und guten Angeboten für mobile Menschen führt.