Strompreis aktuell: Alles zur Zusammensetzung und Europa-Vergleich

Stecker, Glühbirne und Geldscheine
Aus welchen Komponenten setzt sich der Strompreis aktuell zusammen und wie hoch ist er im europäischen Vergleich?© Shutterstock/Maryia_K

Wie setzt sich der Strompreis aktuell zusammen, was kostet eine Kilowattstunde im Schnitt und wo steht Deutschland im Vergleich mit den Ländern Europas? Ein kompakter Überblick.

  • Was eine Kilowattstunde Haushaltsstrom für Neukunden kostet

  • Wo die Netzentgelte 2025 steigen und in welchen Regionen sie sinken

  • Wie Steuern, Abgaben und Umlagen die Strompreise beeinflussen

2022 waren die Strompreise für Haushalte in Deutschland durch den Krieg in der Ukraine und die Abkehr von russischer Energie extrem gestiegen. Im Jahresdurchschnitt war der Großhandelspreis an den Strombörsen in Europa siebenmal so hoch wie noch 2020. Bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern kamen die Erhöhungen, abhängig von der Laufzeit der Verträge, teils erst später an. Mittlerweile sind die Strompreise wieder deutlich gesunken.

Das kostet eine Kilowattstunde aktuell

Eine Hand hält drei Geldscheine und einen Stecker vor eine Steckdose
Die Strompreise sind seit der Energiekrise wieder gefallen© Shutterstock/Veja

Im Januar 2025 kostete eine Kilowattstunde Haushaltsstrom in Deutschland für Neukunden in den günstigsten Tarifen rund 27 bis 29 Cent pro Kilowattstunde (kWh) brutto. Diese Angebotsspanne haben jeweils die Online-Vergleichsportale Check24 und Verivox ermittelt. Sie enthält sowohl den Arbeitspreis pro kWh als auch den anteiligen Grundpreis. Die Strompreise können jedoch je nach Anbieter, Postleitzahl und Verbrauchsmenge im Haushalt variieren.

Mit einem der günstigsten Neukundentarife kann ein durchschnittlicher Haushalt mit drei Personen und einem typischen Jahresverbrauch von 3600 kWh in einem Einfamilienhaus derzeit also mit Stromkosten von rund 972 bis 1044 Euro im Jahr rechnen. Die Grundversorger erwarten jedoch, dass die Strompreise auf mittlere Sicht doppelt so hoch sein werden wie vor der Energiekrise. Vor allem tendenziell steigende Netzentgelte machen weiter sinkende Strompreise unwahrscheinlich.

Arbeitspreis und Grundpreis beim Strompreis

Die Stromkosten, die private Haushalte an ihre Energielieferanten zahlen, setzen sich aus Arbeitspreis und Grundpreis zusammen. Beide variieren je nach Tarif und Region:

  • Der Arbeitspreis beim Strom, auch Verbrauchspreis genannt, richtet sich nach dem tatsächlichen Verbrauch eines Haushalts. Bei klassischen Stromtarifen ist er vertraglich festgeschrieben, bei dynamischen Stromtarifen kann er sich je nach Geschehen am Energiemarkt täglich ändern. Der Arbeitspreis setzt sich aus den Beschaffungskosten, Netzentgelten, Steuern, Umlagen und Abgaben ​​​​​​zusammen.

  • Der Grundpreis beim Strom, auch Leistungspreis genannt, ist ein Festbetrag, den Haushalte unabhängig von ihrem tatsächlichen Verbrauch zahlen. Er hängt vom Stromversorger ab und deckt dessen fixen Kosten ab: etwa die Bereitstellung und Instandhaltung des Stromnetzes, die Zählerablesung und Kundenservices. Einige Anbieter verzichten auf das pauschale Entgelt, dann kostet der Verbrauch mehr.

Der Arbeitspreis für die verbrauchte Strommenge und der pauschale Grundpreis werden bei den monatlichen Abschlagszahlungen berücksichtigt und in Cent pro Kilowattstunde auf der Stromrechnung ausgewiesen.

Zusammensetzung des Strompreises

Der durchschnittliche Strompreis für Haushalte ist laut BDEW-Strompreisanalyse im derzeitigen Mittel für 2024 im Vergleich zu 2023 um 4,81 ct/kWh gesunken und betrug zuletzt 40,92 ct/kWh. Der Strompreis setzt sich aus mehreren Komponenten zusammen, die sowohl der Staat als auch die Energiewirtschaft beeinflussen. Diese Faktoren spielen bei einem Haushalts-Stromtarif eine Rolle.

Strombeschaffung und Vertrieb

Die Kosten für die Strombeschaffung, den Vertrieb und der eigene Gewinn sind Bestandteile des Strompreises, die die Energiewirtschaft beeinflussen kann. Zum Beispiel die Stadtwerke vor Ort oder ein bundesweit agierendes Unternehmen, das Kunden mit Elektrizität versorgt. Für Haushalte lag der durchschnittliche Anteil am Strompreis im Jahr 2024 bei rund 43 Prozent.

Die Strompreise werden durch Angebot und Nachfrage bestimmt und können stark schwanken. Liefern etwa Windräder an einem stürmischen Tag viel Energie oder fällt ein großes Kraftwerk aus, dann kann sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage in wenigen Minuten verändern. Um die Stromversorgung auch mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien zu sichern, gibt es mehrere Teilmärkte für den Stromhandel – mit verschiedenen Vorlaufzeiten vom Kauf bis zur Lieferung.

Netzentgelte

Strommast vor Wohnhäusern
Netzentgelte zahlen Haushalte automatisch mit bei der Stromabrechnung© imago images/Michael Gstettenbauer

Die staatlich regulierten Netzentgelte machten im Jahr 2024 einen durchschnittlichen Anteil von etwa 29 Prozent des Strompreises für Haushalte aus. Diese Gebühren erheben die Betreiber der regionalen Verteilnetze dafür, dass sie Strom sicher transportieren und die Leitungen instand halten. Sie steigen immer weiter, weil die Netzbetreiber Jahr für Jahr mehr Geld in den Ausbau der elektrischen Infrastruktur investieren müssen. Auch die Gebühren für den Betrieb und die Wartung der Stromzähler sowie die regelmäßige Messung beziehungsweise Ablesung sind hier enthalten.

Das Netznutzungsentgelt zahlt jeder Energielieferant zunächst an den zuständigen Netzbetreiber. Danach legt er die Kosten über den Strompreis auf die Endkunden um. Die Höhe des Netzentgelts variiert je nach Region und Netzbetreiber enorm. Im Norden Deutschlands ist es meist teurer als im Süden, auf dem Land oft teurer als in der Stadt. Das hat vor allem mit den höheren Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien beziehungsweise der geringeren Bevölkerungsdichte zu tun.

Wegen einer neuen Kostenverteilung des Stromnetzausbaus können im Jahr 2025 schätzungsweise zehn Millionen Haushalte in mehreren ländlichen Regionen Deutschlands, die viel er­neu­er­ba­re Ener­gi­en erzeugen, mit niedrigeren Netzentgelten rechnen. Anderswo wird es hingegen etwas teurer. Die Reduzierung der Netzentgelte betrifft vor allem den Norden und Osten Deutschlands sowie Bayern. Dort profitieren Stromkunden eher auf dem Land und weniger in den Großstädten.

Steuern, Abgaben und Umlagen

Rund 29 Prozent des Strompreises machten im Jahr 2024 staatlich veranlasste Steuern, Abgaben und Umlagen aus, die auf den Verbrauch erhoben werden. Die Umsatzsteuer von 19 Prozent und die Stromsteuer von 2,05 Cent pro kWh sind die größten Bestandteile. Zudem gibt es die Konzessionsabgabe, die Energieversorger an die Kommunen zahlen, um auf öffentlichem Grund ihre Leitungen verlegen zu dürfen. Die Höhe dieser Abgabe variiert je nach Stadt und Gemeinde.

Hinzu kommen die Umlage nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz (KWKG), eine Offshore-Netzumlage für den Ausbau der Offshore-Windenergie und ein individuelles Netzentgelt für Verbraucher, die besonders viel Strom ziehen. Die Einnahmen aus den Steuern, Abgaben und Umlagen fließen teils in den Bundeshaushalt, teils dienen sie direkt der Förderung erneuerbarer Energien oder unterstützen die Kommunen, damit diese ihre Ausgaben decken können.

Hoher Strompreis? Anbieterwechsel prüfen!

Es lohnt sich, die Strompreise der verschiedenen Energieversorger regelmäßig zu vergleichen. Ein Wechsel zu einem günstigeren Anbieter kann zu Einsparungen von mehreren Hundert Euro im Jahr führen. Dabei sollte man allerdings nicht nur auf den Arbeitspreis und den Grundpreis achten, sondern auch zeitlich begrenzte Rabatte und Boni für Neukunden berücksichtigen – denn diese reduzieren die monatlichen Abschläge rein rechnerisch nur für ein bis zwei Jahre. Auch wichtig: Informieren Sie sich, welche Kündigungsfristen im laufenden Stromvertrag vereinbart sind.

Strompreis im europäischen Vergleich

Im internationalen Vergleich liegt Deutschland beim Preis für Haushaltsstrom an der Spitze. Im ersten Halbjahr 2024 war der Strom für Privathaushalte in keinem anderem Land so teuer. Die deutschen Strompreise lagen im Betrachtungszeitraum mit rund 40 Cent pro Kilowattstunde fast 38 Prozent über dem europäischen Durchschnitt von rund 29 Cent. Das berichtet das Statistische Bundesamt unter Verweis auf Angaben des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostat).

Der jeweilige Strompreis in den Staaten Europas und die Zusammensetzung hängt von mehreren Faktoren ab: Zum Beispiel der geopolitischen Lage, dem nationalen Energiemix, den Steuern und Netzkosten sowie Umlagen und Abgaben zum Beispiel für Klimaschutz. Zudem werden die privaten Haushalte von ihren Regierungen unterschiedlich stark finanziell entlastet.

In Deutschland sind zum Beispiel die Preise für Energiebeschaffung nach der Abschaltung der letzten Atomkraftwerke gestiegen, weil weniger Strom produziert und deutlich mehr importiert werden musste. Dass Strom hierzulande vergleichsweise viel kostet, liegt auch an den steigenden Netzentgelten, die unter anderem für den Ausbau von erneuerbaren Energien nötig sind.

Strompreise in Europa im 1. Halbjahr 2024

Platz

Land

Strompreis

1

Deutschland

40 ct/kWh

2

Irland

37 ct/kWh

3

Dänemark

37 ct/kWh

4

Tschechien

34 ct/kWh

5

Belgien

34 ct/kWh

6

Italien

33 ct/kWh

7

Zypern

32 ct/kWh

8

Frankreich

28 ct/kWh

9

Österreich

27 ct/kWh

10

Niederlande

27 ct/kWh

...

...

...

25

Malta

13 ct/kWh

26

Bulgarien

12 ct/kWh

27

Ungarn

11 ct/kWh

Quelle: Destatis/Eurostat; Durchschnittpreise für Privathaushalte; Angaben inklusive Steuern und Abgaben