ADAC Mobilitätsindex: Rheinland-Pfalz

Luftaufnahme von einer Serpentinenstrasse
Rheinland-Pfalz hat neben wirtschaftlich starken Regionen zahlreiche ländlich geprägte Gebiete© iStock.com/Harald007

Staus, ÖPNV, Carsharing, Luftschadstoffe: Was ist in Rheinland-Pfalz besser, was schlechter geworden? Die Antworten im ADAC Mobilitätsindex.

  • Zahl der Verkehrstoten sank um 40 Prozent

  • Staugeschehen um 45 Prozent reduziert

  • Hoher Pro-Kopf-Ausstoß bei Treibhausgasen

Das im Herzen Europas gelegene Rheinland-Pfalz profitiert von seiner Nähe zu Belgien, Luxemburg und Frankreich sowie zu den wirtschaftlich starken Regionen in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg. Zu diesen Wirtschaftsräumen bestehen intensive Pendlerverflechtungen.

Wirtschaftlich starke Verkehrsachse

Die Regionen sind durch zahlreiche Verkehrsachsen in Nord-Süd- und West-Ost-Richtung gut miteinander vernetzt. Für den Bahnverkehr sind zwei Verbindungen besonders wichtig: Die Rheinschiene erschließt die Gebiete entlang der Achse Mainz – Koblenz, während die Moselstrecke den Schienenanschluss in Richtung Köln und Saarland herstellt. Abseits dieser Strecken existieren vor allem Richtung Westen keine Bahnverbindungen mehr. Insgesamt ist das ÖPNV-Angebot in Rheinland-Pfalz im Ländervergleich unterdurchschnittlich.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Wirtschaftlich starke Regionen finden sich einerseits um die Hauptstadt Mainz, andererseits vor allem in der Pfalz rund um Ludwigshafen. Weitere Großstädte sind Kaiserslautern, Koblenz und Trier, die dank ihrer Hochschulen und Universitäten von überregionalem Zuzug profitieren. Ländlich geprägte Räume sind vor allem die Mittelgebirge Eifel, Hunsrück und Westerwald.

Wenige Staus im Pkw-Land

Rheinland-Pfalz hat nach dem Saarland die zweithöchste Motorisierungsquote aller Bundesländer. Gründe dafür sind der hohe ländliche Anteil und die eher schwache Erschließung durch die Bahn.

Portrait Dr. Volker Kettenring, Vorstand und Geschäftsführung ADAC Pfalz

Nachhaltige Mobilität bedeutet in erster Linie weniger Energieverbrauch pro Personenkilometer. In der Stadt kann das durch guten Nahverkehr gelingen, in der Fläche durch staufreie Straßen und mehr Insassen pro Auto.

Dr. Volker Kettenring, Vorstandsmitglied für Verkehr und Technik, ADAC Pfalz e.V.©ADAC Pfalz e.V./M. Schwender

Die dünne Besiedlung weiter Landesteile führt dazu, dass Reisende große Entfernungen zu Groß- und Mittelstädten sowie zum nächsten Fernbahnhof zurücklegen müssen. Entsprechend hoch ist die Kilometerleistung der Pkw. Positiver Aspekt der ländlichen Struktur: Rheinland-Pfalz zählt weiterhin zu den Bundesländern mit den wenigsten Staus. Das Staugeschehen reduzierte sich um etwa 45 Prozent und damit deutlicher als im Bundesdurchschnitt.

Der intensive Pkw-Verkehr sorgt in Rheinland-Pfalz für einen sehr hohen Pro-Kopf-Ausstoß an Treibhausgasen. Das Land rangiert hier in der Spitzengruppe der Bundesländer. Die Belastungen mit Luftschadstoffen konnten im bundesweiten Vergleich nur unterdurchschnittlich reduziert werden.

ADAC Mobilitätsindex für Rheinland-Pfalz

Rheinland-Pfalz hat sich bei der Nachhaltigkeit besser entwickelt als Deutschland insgesamt. Das zeigt der Landesindex von 118 Punkten im Jahr 2021. Mit einer Ausnahme erzielt das Land in allen Bewertungsdimensionen bessere Werte als der Bundesdurchschnitt.

In Rheinland-Pfalz ist es gelungen, die hohe Zahl der Verkehrstoten um 40 Prozent zu senken. Dies hat positive Folgen für den Indexwert der Verkehrssicherheit, er liegt 2021 bei 126.

Portrait von Prof. Dr. Peter König

Angebote zu schaffen ist besser als Verbote zu erlassen. Dazu bedarf es eines nachhaltigen und innovativen Mobilitätskonzepts, das unabhängig von einzelnen Verkehrsträgern für alle gleichermaßen sozialverträglich ausgestaltet ist.

Prof. Dr. Peter König, Vorstand Verkehr & Technik ADAC Mittelrhein e.V.©Hochschule Trier

Auch die Verfügbarkeit von Mobilität in Rheinland-Pfalz verbesserte sich überdurchschnittlich auf den Wert von 107 im Jahr 2021. Die Anzahl der ÖPNV-Platzkilometer konnte um 17 Prozent erhöht werden. Auch das Angebot an Carsharing-Fahrzeugen wuchs. Allerdings bleibt die Verfügbarkeit, bezogen auf die Bevölkerung, in absoluten Zahlen weiterhin niedrig.

Ausblick

Rheinland-Pfalz entwickelt sich auf dem Weg zu einer nachhaltigen Mobilität sehr positiv. Und dass das Bundesland gleich in drei Bewertungsdimensionen besser abschnitt als Deutschland insgesamt, schlägt sich in einer besseren Gesamtbewertung nieder.

Das Land hat enge überregionalen Verflechtungen: Die Pendlerströme aus den ländlichen Gebieten, vor allem Richtung Köln und Rhein-Main könnten Staus verursachen. Deshalb sollten leistungsfähige und länderübergreifende ÖPNV-Angebote auch weiterhin im Fokus bleiben. Nur so kann es gelingen, die Nachhaltigkeit nicht nur im eigenen Land, sondern auch in den angrenzenden Bundesländern zu verbessern. Positiv beim Radverkehr: Zahlreiche Pendler-Fahrradrouten befinden sich in Planung.

Alle Bundesländer in der Übersicht

Der ADAC Mobilitätsindex ist eine Kennzahl, zu der mehrere Kenngrößen verdichtet wurden. Insgesamt wurden dafür 1535 individuelle statistische Merkmale erfasst, das entspricht über 143.000 individuellen Datenreihen. Alle Daten sind zu fünf Bewertungsdimensionen zusammengefasst: Verfügbarkeit, Verkehrssicherheit, Zuverlässigkeit, Bezahlbarkeit sowie Klima und Umwelt. Diese Bewertungsdimensionen bestehen wiederum aus mehreren Leitindikatoren. Sowohl Bewertungsdimensionen als auch die Indikatoren wurden im Juni 2021 vom ADAC Verkehrsausschuss und vom ADAC Arbeitskreis Verkehr und Umwelt in ihrer Bedeutung gewichtet und fließen damit in unterschiedlicher Stärke in den ADAC Mobilitätsindex ein.

Das Ergebnis des ADAC Mobilitätsindex wird in einer einzigen Zahl ausgedrückt. Dieser Wert ermöglicht Rückschlüsse darauf, wie sich die Nachhaltigkeit der Mobilität seit dem Index-Basisjahr 2015 verbessert oder verschlechtert hat. Da das Bezugsjahr dieser Veröffentlichung 2021 ist, sind Aussagen darüber möglich, wie sich die Nachhaltigkeit der Mobilität im gesamten sowie in den untergeordneten Dimensionen von 2015 bis 2021 verändert hat.

Der Großteil der Daten für den Mobilitätsindex stammt aus öffentlich zugänglichen Statistiken etwa des Bundesamts für Statistik (DESTATIS), des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR), des Bundes-Verkehrsministeriums und des Kraftfahrt-Bundesamts. Insgesamt wurden mehr als 1500 Datensätze recherchiert und für die Bildung der Indikatoren sowie die Analyse und die Erläuterung der aufgezeigten Entwicklungen herangezogen.

Die Entwicklung erfolgte in mehreren und aufeinander aufbauenden Schritten. Zunächst wurde definiert, welche Inhalte durch den Index abgebildet und zusammengefasst werden sollen, bevor daraus die notwendigen Bewertungsdimensionen abgeleitet wurden. In den nächsten Schritten wurden Daten recherchiert und ihre Qualität geprüft, bevor über ihre Zusammenstellung und Gewichtung entschieden wurde. Abschließend wurden mehrere Qualitätsprüfungen durchgeführt.

Zwischen den einzelnen Bewertungsdimensionen können Zielkonflikte herrschen. So führen eine hohe Zuverlässigkeit und eine hohe Verfügbarkeit möglicherweise zu erhöhten Schadstoffausstößen, die dann die Entwicklung der Bewertungsdimension Klima und Umwelt negativ beeinflussen. Durch die Gewichtung können die Erwartungen an die Entwicklung der Dimensionen berücksichtigt werden. Das heißt, dass die Relevanz der einzelnen Dimensionen gegeneinander abgewogen wird, um unerwünschte Effekte von einzelnen Entwicklungen zu verringern.

Zur Ermittlung der unterschiedlichen Gewichte wurde ein Kreis von Expertinnen und Experten definiert, der sich aus den Mitgliedern des ADAC Verkehrsausschusses und dem ADAC Arbeitskreis für Verkehr und Umwelt zusammensetzte. Als Ergebnis dieses Prozesses wird die Verkehrssicherheit mit 30 Prozent am stärksten berücksichtigt, darauf folgen mit 25 Prozent Klima und Umwelt sowie mit jeweils 15 Prozent Verfügbarkeit, Zuverlässigkeit und Bezahlbarkeit. Alle Infos zu den Methoden bei der Erarbeitung finden Sie auch auf den Seiten des Prognos Instituts.

Zum ersten Mal wurde der ADAC Mobilitätsindex 2022 veröffentlicht. Für die vorliegende Fortschreibung konnten Daten der Jahre 2015 bis 2021 ausgewertet werden, denn für diese Jahre gibt es den vollständigen Datenbestand für alle Index-Indikatoren. Für 2022 aber liegen beispielsweise noch nicht alle Statistiken der Ämter und anderer Datenquellen vor.

Mit dem ADAC Mobilitätsindex gibt es erstmalig eine wissenschaftlich basierte Grundlage, mit der die nachhaltige Entwicklung der Mobilität in Deutschland umfassend beobachtet und analysiert werden kann. Damit soll zur Versachlichung der in Politik und Gesellschaft kontrovers geführten Diskussionen zu diesem Thema beigetragen werden. Zugleich stellt sich der ADAC damit seiner gesellschaftlichen Verantwortung für Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt sowie für die Zukunft der Mobilität.

Der ADAC ist überzeugt, mit dem Mobilitätsindex ein fundiertes und methodisch innovatives Instrument zur Bewertung der Nachhaltigkeit der Mobilität entwickelt zu haben. Wie bei jeder wissenschaftlichen Arbeit gibt es jedoch auch Punkte, die weiter optimiert werden können. Dazu gehören etwa die teilweise ausbaufähige Datenverfügbarkeit insbesondere auf der Kreisebene oder auch im Zeitverlauf. Bei verbesserter Verfügbarkeit der Daten – etwa vom Bundesamt für Statistik – kann der Index künftig potenziell weiter ausgebaut werden.

Mit der Entwicklung des ADAC Mobilitätsindex wurde die Prognos AG beauftragt. Prognos ist ein unabhängiges Wirtschaftsforschungsunternehmen mit Hauptsitz in Basel. Ziel war es, zusammen mit den Expertinnen und Experten des ADAC die Veränderung der Mobilität wissenschaftlich gesichert zu ermitteln und verständlich darzustellen.

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
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