ADAC Mobilitätsindex: Hessen

Flugzeug am Himmel in einer Häuserschlucht in Frankfurt
Hochhäuser und Flugzeuge: Frankfurt ist das wirtschaftliche Zentrum Hessens© Shuttertsock/Lapping Pictures

Hohe Wirtschaftskraft und viel Verkehr: Was ist in Hessen besser, was schlechter geworden? Die Antworten im ADAC Mobilitätsindex.

  • Der öffentliche Verkehr ist gut ausgebaut, stagniert aber

  • Dank zentraler Lage und des Frankfurter Flughafens gut zu erreichen

  • Starker Rückgang bei den Staus

Hessen gehört zu den wirtschaftsstarken Regionen Deutschlands. Das Pro-Kopf-Einkommen ist vergleichsweise hoch, mehrere Wirtschaftszentren verfügen über starke überregionale Strahlkraft. Auch die Bevölkerungsdichte ist mit ca. 300 Einwohnern und Einwohnerinnen pro Quadratkilometer überdurchschnittlich.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

ÖPNV und überregionale Verbindungen gut

Der Norden Hessens ist ländlich geprägt, im Süden erstreckt sich die Metropolregion Rhein-Main. Sie umfasst die Großstädte Frankfurt am Main, Wiesbaden und Darmstadt und greift bis ins benachbarte Rheinland-Pfalz und den Norden Bayerns aus. Entsprechend eng sind die Pendelbeziehungen auch über Landesgrenzen hinweg. Verkehrsinfrastruktur und öffentlicher Personennahverkehr (ÖPNV) sind gut ausgebaut. Die große Bedeutung des Pkw zeigt sich in einer etwas überdurchschnittlichen Motorisierungsquote.

Hessen liegt im Herzen Deutschlands. Diese zentrale Lage und die große wirtschaftliche Bedeutung der Region führen zu guter überregionaler Erreichbarkeit mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln. Dafür sorgt im Luftverkehr der größte Flughafen Deutschlands, Frankfurt am Main, zudem kreuzen sich in Hessen bedeutende Autobahnen wie A3, A5 und A7. Das gleiche gilt für Bahnlinien in Ost-West- und Nord-Süd-Richtung.

Viel Verkehr, hoher Energieverbrauch

Die gute Erreichbarkeit hat aber auch ihre Kehrseite. In keinem anderen Bundesland ist der Anteil von Flächen für Straße und Schiene an der Siedlungsfläche höher. Das Land ist außerdem stark vom Transitverkehr betroffen. Bei den Staus liegt Hessen auf Platz vier der am meisten belasteten Flächenländer. Die große Bedeutung des Pkw-Verkehrs zeigt sich in der überdurchschnittlich hohen Motorisierungsquote.

Zudem wird wegen des Frankfurter Flughafens mehr Kerosin verbraucht als in jedem anderen Bundesland. Die Folge: Energieverbrauch und CO₂-Emissionen des Verkehrs pro Kopf sind in Hessen hoch.

Andererseits gibt es durchaus Bestrebungen, den Mobilitätswandel zu vollziehen. Besondere Anstrengungen lassen sich beim Ausbau überregionaler Radschnellwege erkennen. Zudem wollen einige Kommunen mit Green-City-Masterplänen die Stickstoffdioxid- und Feinstaub-Belastung senken.

Der ADAC Mobilitätsindex für Hessen

Hessen landet 2021 bei einem Länderindexwert von 118. Das bedeutet: Seit 2015 gab es im Vergleich zu Gesamtdeutschland (113) etwas überdurchschnittliche Fortschritte hin zu mehr Nachhaltigkeit.

Besonders positiv war die Entwicklung der Bewertungsdimensionen Verkehrssicherheit, Klima und Umwelt sowie Zuverlässigkeit in den Pandemiejahren 2020 und 2021.

Langfristig positive Entwicklungen wie der Rückgang bei der Zahl der Verletzten und Getöteten im Straßenverkehr wurden durch den deutlichen Einbruch des Personenverkehrs in der Pandemie weiter verstärkt. So erreichte die Verkehrssicherheit zuletzt den Indexwert von 123.

Von 2019 auf 2021 wurden die Luftschadstoffe um fast 25 Prozent reduziert – eine solche
Abnahme kann kein anderes Bundesland vorweisen. Auch deshalb erreichte die Bewertungsdimension Klima und Umwelt den Wert von 124 Punkten.

Die Verfügbarkeit aber verbesserte sich seit 2015 nur leicht auf den Indexwert 102. Zwar stieg die Betriebsleistung im ÖPNV leicht, doch die Zahl der Flugbewegungen sank von 2015 bis 2021 um fast 57 Prozent, und der Flugbetrieb in Frankfurt und Kassel war zeitweise fast komplett eingestellt. Die Pkw-Verfügbarkeit lag im Vergleich zu anderen Bundesländern weiterhin im oberen Mittelfeld.

Die Zuverlässigkeit erreichte in Hessen im Jahr 2021 131 Punkte. Die neuralgischen Staustrecken der Jahre vor der Pandemie blieben weitgehend störungsfrei, sodass 40 Prozent weniger Staugeschehen gegenüber 2015 zu verzeichnen war.

Der Verkehrsexperte Wolfgang Herda

Hessen kommt aufgrund der zentralen Lage im Bundesgebiet eine besondere Verkehrsbedeutung zu. In den Pandemiejahren konnten die Bereiche Zuverlässigkeit, Klima und Umwelt sowie Verkehrssicherheit eine positive Entwicklung verzeichnen. Nun gilt es, diese zu sichern und weiter zu forcieren und sich nicht auf temporären Erfolgen auszuruhen. Es bedarf einer nachhaltigen Anpassung von individuellem Mobilitätsverhalten und Infrastruktur.

Wolfgang Herda, Verkehrsexperte des ADAC Hessen-Thüringen e.V.©martinjoppen.de

Ausblick

Die lokalen Emissionen an Luftschadstoffen konnten in Hessen weiter gesenkt werden. Im Bereich Klimaschutz bleibt aber die Herausforderung, den starken überregionalen Verkehr umweltverträglicher zu gestalten. Das Land fördert verstärkt den ÖPNV und den Radwegebau, und besonders die Städte Frankfurt, Darmstadt und Wiesbaden gehen damit wichtige Schritte in Richtung nachhaltige Mobilität.

Alle Bundesländer in der Übersicht

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

Die vollständigen Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex und Details zu seiner Methodik finden Sie in diesem PDF zum Download:

Der ADAC Mobilitätsindex
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