ADAC Mobilitätsindex: Bayern

Der Großraum München zieht wegen seiner Wirtschaftskraft viele Menschen an
Der Großraum München zieht wegen seiner Wirtschaftskraft viele Menschen an© iStock.com/allessuper_1979

Gute Infrastruktur, viele Autos: Was ist in Bayern besser, was schlechter geworden? Die Antworten im ADAC Mobilitätsindex.

  • Zahl der Verletzten sinkt

  • Zweithöchster Anteil an E-Autos im Bundesvergleich

  • Angebot bei Bus und Bahn wächst

Bayern ist das größte und nach Nordrhein-Westfalen das einwohnerstärkste Bundesland. Bei der Bevölkerungsdichte liegt der Freistaat dagegen im unteren Mittelfeld. Besonders wirtschaftsstark sind die Metropolregionen München und Nürnberg, im Norden profitieren Teile Unterfrankens von der Nähe zu Frankfurt am Main. Das hat auch Folgen für das verfügbare Einkommen: In keinem anderen Bundesland war es 2019/2020 höher.

Den Ballungsräumen stehen ausgedehnte dünn besiedelte Regionen wie der Bayerische Wald, die nördliche Oberpfalz oder die Alpenregion gegenüber. Diese Heterogenität ändert aber nichts an Bayerns wirtschaftlicher Stärke.

Die wichtigsten Zahlen und Fakten

Ein dichtes Straßennetz

Verkehrlich ist Bayern sehr gut erschlossen. Im Straßen- und vor allem im Schienenverkehr dominieren die Nord-Süd- gegenüber den Ost-West-Verbindungen. International ist Bayern besser mit Österreich als mit Tschechien verbunden. Vom dichten Autobahnnetz profitieren auch viele ländliche Regionen, die sehr starke Pendelbeziehungen zu den Wirtschaftszentren haben.

München spielt für das Bundesland eine zentrale Rolle. Die Stadt verfügt über Deutschlands zweitgrößten Flughafen und ist neben Nürnberg der wichtigste Knotenpunkt im Schienenverkehr. Zudem verlaufen zahlreiche Autobahnen sternförmig auf den Münchner Autobahnring zu.

Elektromobilität und Carsharing

Die Motorisierungsquote in Bayern ist die dritthöchste aller Bundesländer. Bemerkenswert ist der hohe Anteil an E-Autos: 2021 gab es pro 1000 Einwohner/Einwohnerinnen 9,7 rein elektrische Fahrzeuge – dieser Wert lag nur in Baden-Württemberg etwas höher.

Auch Carsharing ist in Bayern im Vergleich zu anderen Flächenländern weit verbreitet. In zahlreichen Städten und Gemeinden haben sich derartige Angebote etabliert. Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) ist gut ausgebaut, hier hat die Betriebsleistung seit 2019 weiter zugenommen.

Der vergleichsweise hohe Standard beim ÖPNV ändert aber nichts an der hohen Bedeutung des Straßenverkehrs. In Kombination mit Bayerns Transitfunktion in Nord-Süd-Richtung führt sie zu 62,3 Staukilometern je Autobahnkilometer. Damit liegt der Freistaat im oberen Drittel der Bundesländer.

Besorgniserregend ist die Zahl der Verkehrstoten. Und auch die CO₂-Emissionen sowie der Energieverbrauch sind überdurchschnittlich hoch. Dafür mitverantwortlich ist der Flughafen München, der vor der Pandemie jährlich 400.000 Flugbewegungen verzeichnete. Die Stickstoffdioxid-Belastung in Bayern ist hingegen eher gering. In München wurden zwischenzeitlich Einfahrtsbeschränkungen für bestimmte Dieselfahrzeuge eingeführt, um die Luftqualität zu verbessern. Bayernweit sorgen indes viele nur schwach belastete Regionen für einen eher niedrigen Durchschnittswert.

Der ADAC Mobilitätsindex für Bayern

Bayern hat sich – wie ganz Deutschland – zwischen 2015 und 2021 in Richtung nachhaltige Mobilität bewegt. In den ersten Jahren des Betrachtungszeitraums stagnierte der ADAC Mobilitätsindex für das Bundesland. 2019 stieg er etwas auf 103 an, 2020 dann sprunghaft auf 120. In 2021 fiel der Landesindex wieder auf 116 Punkte. Denn fast alle Verbesserungen waren coronabedingt, daher nahm die Nachhaltigkeit zuletzt schon wieder ab.

Mit dem Einbruch der Verkehrsleistung 2020 verzeichneten auch die Indikatoren der Verkehrssicherheit Verbesserungen, also Rückgänge beim Unfallgeschehen und der Schwere der Folgen. Damit erreichte der Index 117 Punkte. 2021 stieg er weiter auf 119 an, weil sich die Verkehrsleistung kaum erholte und die Zahl der Personenschäden weiter abnahm: Verglichen mit 2015 starben zuletzt 27 Prozent weniger Menschen im Straßenverkehr, eine ähnliche Entwicklung war bei den Zahlen der Leicht- und Schwerverletzten zu beobachten.

Der erhebliche Rückgang der Verkehrsleistung der energie- und treibhausgasintensiven Verkehrsträger wirkte sich auch auf die Bewertungsdimension Klima und Umwelt aus, da sich die Luftqualität verbesserte. So stieg der Indexwert 2020 deutlich auf 119 Punkte. Die Erholung des Luftverkehrs im Jahr 2021 führte durch den steigenden Bedarf an fossiler Energie nur noch zu einer leichten Erhöhung des Indexwertes auf 120. Die Belastung durch Luftschadstoffe sank an den bayerischen Messstationen seit 2015 um 37 Prozent. Die Treibhausgasemissionen stagnierten bis 2019 auf dem Niveau von 2015, sanken 2020 deutlich ab und stiegen 2021 nur leicht an.

Die Verfügbarkeit von Mobilität hat sich in Bayern bis 2021 durchschnittlich gut auf den Wert 105 entwickelt. Das liegt an der Zunahme der Pkw-Verfügbarkeit vor allem 2020 und 2021, am expandierenden Carsharing und am Ausbau des ÖV-Angebotes. Der Flugverkehr dagegen brach in der Pandemie extrem ein.

Der Mobilitätsindex für Bayern zeigt wieder eine überdurchschnittliche Performance im Bundesvergleich, doch sie ist durch Corona verzerrt. Es gibt auch in der Fläche noch einige Herausforderungen: So ist zum Beispiel Carsharing eher ein Münchner Phänomen. Nürnberg als zweitgrößte bayerische Stadt erreicht nur Platz 50 unter den 153 Städten im bundesweiten Ranking. Von Free-Floating kann man hier nur träumen.

Der Mobilitätsindex für Bayern zeigt wieder eine überdurchschnittliche Performance im Bundesvergleich, doch sie ist durch Corona verzerrt. Es gibt auch in der Fläche noch einige Herausforderungen: So ist zum Beispiel Carsharing eher ein Münchner Phänomen. Nürnberg als zweitgrößte bayerische Stadt erreicht nur Platz 50 unter den 153 Städten im bundesweiten Ranking. Von Free-Floating kann man hier nur träumen.

Jürgen Hildebrandt, Leiter Verkehr, Technik und Umwelt ADAC Nordbayern©Steffen Oliver Riese

Ausblick

Bayern zählt zu den Ländern mit hoher Verkehrsbelastung, erkennbar an vielen Staus und hohen Emissionen. Dennoch zeichnen sich in Bayern Fortschritte hin zu einer nachhaltigen Mobilität ab. Eine Herausforderung bleibt die hohe Abhängigkeit vom Autoverkehr. Positive Impulse können aber die zunehmende Verbreitung von Elektromobilität und Carsharing-Angeboten sowie der weitere Ausbau des ÖPNV setzen.

Alle Bundesländer in der Übersicht

Fragen und Antworten

Alle Ergebnisse des ADAC Mobilitätsindex

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Der ADAC Mobilitätsindex
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