Jetzt bis 800 Watt Leistung erlaubt: 2025 ein Balkonkraftwerk kaufen?

• Lesezeit: 10 Min.

Von André Gieße

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Eine Photovoltaik Balkonanlage Sonnenkollektoren
Mini-Solaranlagen zum Beispiel für den Balkon gibt es in unterschiedlichen Ausstattungen, Leistungsstufen und Preisklassen© iStock.com/Maryana Serdynska

Mini-Solaranlagen werden immer beliebter. Seit Mai 2024 lohnen sie sich noch mehr. Was Balkonkraftwerke aktuell leisten, wie viel sie kosten und worauf Sie vor dem Kauf achten sollten.

  • Aktuelle Infos zu Preisen und Leistungen von Balkonkraftwerken

  • Solarpaket I in Kraft: Gesetz bringt mehr Watt und weniger Bürokratie

  • Neue Anschluss- und Produktnorm DIN VDE V 0126-95 gibt Rechtssicherheit

Mit einer steckerfertigen Mini-Solaranlage kann jeder an der Energiewende teilhaben – mit wenig Aufwand und auf engstem Raum. Die Zahl sogenannter Balkonkraftwerke wächst rasant. Rund eine Million sind inzwischen in Deutschland in Betrieb. Immer mehr Menschen wollen selbst Strom erzeugen, um sich unabhängiger von Energiemarktpreisen zu machen und Stromkosten zu senken.

Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?

Solarpanels anbringen, Stecker in die Dose und Geld sparen: So lautet das Produktversprechen bei Balkonkraftwerken. Wegen ihrer einfachen Handhabung und der kompakten Abmessung können auch Laien ohne Eigenheim die Mini-Solaranlagen zu Hause anbringen. Möglich ist das an einem Balkongeländer einer Wohnung oder eines Hauses, an der Fassade, auf der Terrasse oder dem Dach.

Balkonkraftwerke bestehen meist aus ein bis zwei Solarmodulen und einem Wechselrichter. Der Wechselrichter wandelt den erzeugten Solarstrom in normalen Haushaltsstrom um – von Gleich- in Wechselstrom. Danach kann der umgewandelte Strom direkt in eine Steckdose eingespeist werden. Der Stromzähler zu Hause läuft dann langsamer, weil weniger Energie aus dem Netz bezogen wird.

Was ist mit Steckersolargerät gemeint?

Steckersolargerät meint dasselbe wie Balkonkraftwerk. So bezeichnen vor allem Fachleute und die Bundesnetzagentur die kleinen Solarsysteme. Denn technisch gesehen handelt es sich hierbei nicht um eine Anlage, sondern um ein Haushaltsgerät, das Strom erzeugt. Die Unterschiede zu größeren Photovoltaikanlagen sind die vereinfachte Montage und Anmeldung sowie geringere Leistung.

Wie viel Solarstrom lässt sich erzeugen?

Montage einer Photovoltaik Balkonanlage Sonnenkollektoren
Zwischen 10 und 20 Prozent der jährlichen Stromkosten lassen sich laut Fachleuten bei richtiger Ausrichtung des Balkonkraftwerks sparen© iStock.com/amriphoto

Circa 400 bis 500 Watt Ausgansleistung hat ein typisches Solarmodul. Eine handelsübliche Mini-Solaranlagen mit zwei Modulen kann also die doppelte Menge Strom produzieren. Seit Mai 2024 darf man damit maximal 800 Watt ins eigene Hausnetz einspeisen. Die vorherige Begrenzung der Einspeiseleistung auf 600 Watt hat die Bundesregierung mit dem Solarpaket I angehoben. Zulässig ist eine installierte PV-Leistung aller Module von höchstens 2000 Watt pro Stromzähler, der mit dem Haushalt verbunden ist.

Deshalb gibt es inzwischen auch Balkonkraftwerke mit bis zu vier Modulen zu kaufen. Durch die höhere installierte PV-Leistung lässt sich selbst bei wenig Sonnenlicht insgesamt ein guter Ertrag erzielen – zum Beispiel im Winter. Bei Balkonkraftwerken, die mehr als 800 Watt erzeugen können, drosseln deren Wechselrichter die Einspeisung. Die im Haushalt angeschlossenen Geräte nutzen zuerst die Sonnenenergie, bevor sie wieder auf den Netzstrom vom Versorger angewiesen sind.

Der zuständige Elektrotechnikverband VDE hat inzwischen seine technischen Anforderungen an steckerfertige PV-Anlagen an die Gesetzesänderungen angepasst. Das gibt Rechtssicherheit, weil die Leistungslimits und Stecker-Vorgaben zuvor strenger gewesen sind. Die neue Anschluss- und Produktnorm erscheint laut dem VDE im Dezember 2025 und gilt bereits: Die DIN VDE V 0126-95 enthält die wichtigsten Vorschriften für Balkonkraftwerke ohne Batteriespeicher.

Wie viel Solarstrom ein Balkonkraftwerk wirklich bringt, hängt von mehreren Faktoren ab: vor allem von Ausrichtung, Neigungswinkel und Sonneneinstrahlung vor Ort. In Süddeutschland ist der Ertrag etwa höher als im Norden. Die Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin rechnet für ein 800-Watt-System an einem Süd-Balkon ohne Verschattung – je nach Anbringungswinkel – mit rund 550 bis 790 Kilowattstunden im Jahr.

Kostet der übrige Haushaltsstrom 35 Cent je Kilowattstunde, lassen sich somit theoretisch bis zu 280 Euro pro Jahr sparen. Praktisch es ist kaum machbar, den PV-Strom vom Balkon immer dann komplett zu verbrauchen, wenn er entsteht. Mit einer Mini-Solaranlage lässt sich in jedem Fall der Stand-by-Verbrauch der Elektrogeräte zu Hause (Kühlschrank, Router usw.) meistens decken.

Wer eine Mini-Solaranlage kaufen will, sollte möglichst viel des erzeugten Stroms dann verbrauchen können, wenn die Sonneneinstrahlung stark ist: also tagsüber. Moderne Haushaltsgeräte machen es per Zeitschaltung möglich. Wasch- oder Spülmaschine lassen sich etwa automatisch mittags starten.

Stecker-Solar-Simulator hilft bei Kalkulation

Der Online-Rechner der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin hilft Ihnen, die solare Eigenversorgung Ihres Haushalts durch Steckersolargeräte abzuschätzen. Für zwei verschiedene Systemgrößen können Sie den Selbstversorgungsanteil, den solaren Nutzungsgrad und die jährlich vermiedenen CO₂-Emissionen vergleichen.

Was kostet ein Balkonkraftwerk?

Aufgrund des gestiegenen Wettbewerbs am Markt und der gesunkenen Herstellungskosten gibt es Mini-Solaranlagen inzwischen ab einigen Hundert Euro. Je nach gewünschtem Ausstattungsumfang gibt es unterschiedliche Preisspannen. Hier ist ein Überblick über typische Angebote und Preise für kleinere und größere Balkonkraftwerke:

  • Einem Single-Haushalt mit niedrigem Verbrauch reicht oft eine 400-Watt-Anlage mit einem Modul, Kabeln, Wechselrichter und Halterung, die ab 200 Euro kostet.

  • Für das häufig gewählte 800-Watt-Komplettset mit zwei Modulen, Kabeln, Wechselrichter und einer Halterung sollte man aktuell rund 250 bis 500 Euro einplanen.

  • 800-Watt-Komplettsets mit kleinem Batteriespeicher gibt es ab gut 800 Euro. Damit kann man den selbst erzeugten Solarstrom vom Balkon auch zeitversetzt nutzen.

  • Wer sein Balkonkraftwerk größtmöglich dimensionieren möchte, zahlt für ein Komplettset mit 1800 bis 2000 Watt inklusive vier Modulen, Zubehör und Speicher rund 900 bis 1500 Euro.

Dank zunehmender Leistung haben sich die Ausgaben oft nach 2 bis 5 Jahren amortisiert. Sie sollten mögliche Einsparungen beim Strombezug nicht nur mit den Kosten für das Balkonkraftwerk verrechnen. Falls der Einbau eines digitalen Stromzählers notwendig wird, darf der Netzbetreiber auch höhere Betriebsgebühren verlangen als beim alten Ferraris-Zähler: bis zu 20 Euro pro Jahr.

Wo gibt's Förderung für Balkonkraftwerke?

Die Bundesländer Berlin, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen sowie immer mehr Städte und Gemeinden bieten finanzielle Förderung für Mieterinnen und Mieter an, die Mini-Solaranlagen anschaffen und installieren lassen wollen. Teils muss man die Zuschüsse vor dem Kauf beantragen, teils danach. Sie betragen je nach Wohnort und Wattzahl zwischen 50 und 500 Euro.

In Hamburg übernimmt die Umweltbehörde bei einkommensschwachen Haushalten bis zu 90 Prozent der Anschaffungskosten. Seit Oktober 2025 können Empfänger von Bürgergeld, Sozialhilfe, Grundsicherung, Wohngeld oder BAföG entsprechende Anträge stellen. Stromspar-Berater der Caritas sollen die Antragsteller besuchen und die baulichen Gegebenheiten klären.

Hinzu kommt, dass seit 2023 keine Mehrwertsteuer auf die Mini-Solaranlagen anfällt. Somit sparen Privatpersonen nochmals 19 Prozent bei der Anschaffung.

Eine Einspeisevergütung für nicht verbrauchten Solarstrom, der in das öffentliche Netz fließt, ist bei Balkonkraftwerken zwar möglich. Aber dann gelten die Regeln wie bei normalen PV-Anlagen und man muss sich einen separaten Stromzähler installieren lassen. Aufgrund des bürokratischen Aufwands zum Beispiel bei der Anmeldung und den Zusatzkosten lohnt sich das meistens nicht.

Wann lohnt sich ein Balkonkraftwerk?

Ob es sich rechnet, hängt von dem Standort und den Anschaffungskosten des Balkonkraftwerks sowie dem Eigenverbrauch des Haushalts ab. Wenn die Mini-PV-Anlage nach Süden ausgerichtet und ausreichend groß ist, kann sie 10 bis 20 Prozent Ihres jährlichen Strombedarfs decken. Damit sich die Anschaffung innerhalb von wenigen Jahren amortisiert, sollten Sie möglichst viel des erzeugten Solarstroms tagsüber verbrauchen können, weil er andernfalls ungenutzt ins Netz fließt.

Wie schnell sich der Kauf rechnet, hängt von dem Preis des Balkonkraftwerks ab und dem Preis für den herkömmlichen Haushaltstrom, den Sie einsparen. Wer selten zu Hause ist, wenn die Sonne am meisten scheint, kann überschüssigen Solarstrom vom Balkon auch speichern und später nutzen. Ob sich die zusätzliche Investition in einen Speicher lohnt, hängt vom Strombedarf Ihres Haushalts und der Leistung des Balkonkraftwerks beziehungsweise auch von dessen Standort ab.

Wie installiert man eine Mini-Solaranlage?

Montage einer Photovoltaik Balkonanlage Sonnenkollektoren
Die Solarzellen im Modul sind zum Schutz vor Umwelteinflüssen meist mit einer Glasplatte abgedeckt, es gibt jedoch auch leichtere Kunststoff-Modelle
© iStock.com/Astrid860

Ob sich ein Balkonkraftwerk rechnet, hängt vor allem von der Anbringung ab. Optimal ist dabei ein Winkel zum Horizont von 30 bis 40 Grad und eine Ausrichtung nach Süden. Doch auch mit einer Ausrichtung nach Westen oder Osten und einem steileren Neigungswinkel zum Beispiel von 70 Grad kann man sehr gute Erträge erzielen. Wenn Schatten auf die Module fällt oder ihre Neigung nicht ideal ist, senkt das aber die Stromausbeute.

Installieren darf man die Mini-PV-Anlage selbst – nicht nur am Balkon, sondern auch auf der Terrasse, an der Hausfassade sowie auf einem Gartenhaus- oder Garagendach. Bauvorschriften, wonach Solarpanels mit Glasabdeckung nicht in über 4 Metern Höhe außen befestigt werden dürfen, sondern nur leichte Kunststoffmodule, gelten nicht mehr. Dennoch sollte der Standort für die Anbringung geeignet sein. Ein Glas-Solarmodul wiegt immerhin 20 bis 25 Kilogramm.

Gibt es auf dem Balkon keine Außensteckdose, um die Mini-PV-Anlage anzuschließen, kann man bei einigen Herstellern superflache Kabel bestellen. Die lassen sich unter einem Fenster oder der Balkontür hindurchführen. Wichtig für die Lebensdauer dieser Notlösung ist, dass man einen Weg wählt, bei dem das Kabel nicht durch häufiges Öffnen und Schließen abgenutzt wird. Dauerhafte Alternative: Elektriker kommen, Loch in die Wand bohren und eine Außensteckdose legen lassen.

Solarpanels sind nach dem Anbringen fast wartungsfrei. Nur eine Reinigung ist mindestens einmal im Jahr sinnvoll, weil sie Witterungs- und Umwelteinflüssen ausgesetzt sind. Das Balkonkraftwerk erzeugt sonst nicht so viel Energie, wie es eigentlich kann. Gepflegte Module bringen es auf eine Lebensdauer von 20 bis 30 Jahren, auf Wechselrichter geben Hersteller 10 bis 15 Jahre Garantie.

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Welche Vorschriften sind zu beachten?

Balkonkraftwerke können dank der Neuregelungen aus dem Solarpaket I seit Mai 2024 unbürokratischer ans Netz gehen. Wer eine Mini-Solaranlage installieren will, muss sie nicht mehr bei dem Netzbetreiber, sondern nur noch bei der Bundesnetzagentur anmelden. Zur Registrierung im Marktstammdatenregister muss man lediglich fünf Angaben machen.

Vorübergehend sind die älteren Ferraris-Zähler zulässig, die bei einer Einspeisung von Solarstrom ins öffentliche Netz rückwärtslaufen können – so lange, bis sie der Messstellenbetreiber gegen einen digitalen Zweirichtungszähler oder Smart Meter austauscht. Sie müssen also nicht abwarten, bis sich der Messstellenbetreiber meldet. Denn das kann noch einige Jahre dauern.

Balkonkraftwerke dürfen auch an herkömmlichen Schuko-Steckdosen betrieben werden statt an speziellen Wieland-Steckdosen, die ein Elektriker installieren muss. Im Dezember 2025 erscheint eine neue Anschluss- und Produktnorm für Steckersolargeräte, die ab sofort gilt. Gemäß der DIN-Norm VDE V 0126-95 müssen Balkonkraftwerke folgende technische Anforderungen erfüllen:

  • Maximal 960 Watt Modulleistung sind insgesamt zulässig, wenn das Balkonkraftwerk mit einem sicheren Haushaltsstecker (mit Schutzkontaktstecker) ausgestattet ist.

  • Maximal 2000 Watt Modulleistung sind insgesamt zulässig, wenn das Balkonkraftwerk mit speziellem Energiesteckvorrichtungsstecker (über Wieland-Anschluss) ausgestattet ist.

  • Maximal 800 Watt Wechselrichterleistung bzw. Ausgangsleistung sind zulässig, wenn der Solarstrom vom Balkon ins eigene Hausnetz eingespeist wird.

  • Über eine genormte Haushaltssteckdose (Schuko-Stecker) ist der Anschluss des Balkonkraftwerks zulässig, wenn dabei die elektrische Sicherheit gewährleistet ist.

  • Als Schutzmechanismen gegen Rückstrom, Überspannung oder Netzfehler möglich sind modifizierte Haushaltsstecker mit Schutzumhüllungen oder interne Trennschalter.

Inwiefern dürfen Vermieter ein Balkonkraftwerk verbieten?

Eigentümergemeinschaften und Vermieter einer Wohnung können die Anbringung der Mini-PV-Anlagen seit dem Herbst 2024 nicht mehr ohne triftigen Grund verweigern. Bundestag und Bundesrat haben entsprechende Änderungen im Mietrecht und im Wohnungseigentumsrecht beschlossen, die die Installation von Balkonkraftwerken erleichtern.

Mit der Gesetzesänderung zählen Steckersolaranlagen zu den "privilegierten Maßnahmen". Wie bei baulichen Veränderungen für Wallboxen und beim behindertengerechten Umbauen haben Mieter und Eigentümer auf deren Genehmigung einen rechtlichen Anspruch haben – außer, diese sind für den Vermieter unzumutbar.

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    Wie versichert man ein Balkonkraftwerk?

    Eine spezielle Photovoltaikversicherung benötigt man dafür nicht. Die Hausratversicherung, die viele Mieterinnen und Mieter ohnehin haben, reicht für die Absicherung von Balkonkraftwerken aus. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat 2023 seine Musterbedingungen für Hausratversicherungen erweitert. Wer eine Hausratversicherung neu abschließt, kann auf die unkomplizierte Mitversicherung des Balkonkraftwerks vertrauen.

    Der GDV rät allen mit Bestandsverträgen, mit dem Hausratversicherer über das Balkonkraftwerk zu sprechen. In der Regel dürften die alten Policen auf die neuen Bedingungen umgestellt werden. Mit einer Hausratversicherung ist das Balkonkraftwerk ebenso wie der übrige Hausrat versichert: unter anderem gegen Sturm, Hagel, Feuer und Überspannungsschäden durch Blitzschläge.

    Beim Schutz der Mini-Solaranlagen kann laut dem GDV auch die Haftpflichtversicherung eine Rolle spielen. Löst sich zum Beispiel ein Modul und beschädigt den Balkon der Nachbarn, sei das ein Fall für die private Haftpflichtversicherung. Deshalb sollte man auch diese informieren. Versichert sind auch Kurzschlüsse oder fahrlässige Bedienung.

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