BMW CE 02: Elektroroller für die Stadt
Mit dem CE 02 eParkourer stellt BMW einen neuen elektrischen Roller vor. Der kleine Flitzer überzeugt in der Stadt, hat aber auch Schwächen. Testfahrt, Daten, Preise.
BMW CE 02: Klein, leicht, handlich
Auch mit Führerschein AM fahrbar
Hoher Preis
BMW CE 02: Ungewöhnliches Design
Dünn steht er da, der BMW CE 02. Mit bisher bekannten Rollern hat er wenig gemein: Eckige Sitzbank, eckige Instrumente und steil stehende Lenkerenden. Das soll die Zukunft von BMW Motorrad sein? Ja, zumindest in der Stadt. Während die überwiegende Zahl von Motorradfahrenden weiter mit Verbrennungsmotoren unterwegs sind, steigen Roller-Fahrer und -Fahrerinnen zunehmend auf elektrische Antriebe um. Gerade in der Stadt ergeben die E-Scooter durchaus Sinn: Sie fahren lokal emissionsfrei, bieten ab Leerlauf nahezu das volle Drehmoment und beschleunigen daher schnell. Dazu sind sie leise und wendig.
Nach dem größeren CE 04-Roller bietet BMW daher jetzt das kleinere Modell CE 02 an. Scharfe Kanten, flache Linien, flache Sitzbank und kein Beinschild. "Wir haben uns optisch bewusst von konventionellen Rollern entfernt, wir wollten etwas Eigenständiges schaffen", erklärt der Chefdesigner von BMW-Motorrad, Alexander Buckan.
CE-02-Fahrwerk mit Einarmschwinge
Schon von Weitem fällt der Stahlrahmen mit der Einarmschwinge auf, die kurze Sitzbank mit einer Erhöhung vor dem Lenker und der als Kreis angedeutete E-Motor. Schwarze Räder, flacher LED-Scheinwerfer und ein filigranes Cockpit kommen hinzu, eine Mischung aus elektrischem Motorrad, Roller und E-Bike. BMW nennt sein Gefährt lieber eParkourer als Roller oder Scooter. Dank einer niedrigen Sitzhöhe von 750 Millimeter fällt das Aufsteigen ohne Durchgang, wie sonst bei Scootern üblich, leicht.
Über das 3,5-Zoll-Display lassen sich die wichtigsten Infos wie Geschwindigkeit und Akkustand ablesen. Optional klemmt ein Smartphone am Lenker – mit der App BMW ConnectedRide ein brauchbares Navi. Der Strom dafür kommt dann von einer USB-C-Buchse – überlebenswichtig für Digital Natives und daher wohl die wichtigste Ausstattung.
Von 0 auf 50 km/h in drei Sekunden
Den BMW CE 02 gibt es in zwei Leistungs-Varianten: Die AM-Ausführung mit 4 kW/5,5 PS und die A1-Ausführung mit 11 kW/15 PS Spitzenleistung. Angegebene Höchstgeschwindigkeiten: 45 km/h und 95 km/h. Unser Test beschränkte sich auf die 11-kW-Version, die anders als die 4-kW-Version zwei Batterien statt nur einer an Bord hat.
Den Roller kurz über das schlüssellose System aktivieren und den Gashahn aufreißen: Direkt stürmt das 132 Kilogramm leichte Gefährt los. Über die Bedieneinheit auf der rechten Seite wechselt der Pilot die Fahrmodi. "Surf" und "Flow" zählen zur Basisausstattung, "Flash" zur Ausstattung Highline.
Bei "Surf" rollt der Scooter leicht und nahezu ohne Widerstand über die Straße, der E-Antrieb greift direkt ein. Bei "Flow" rekuperiert er ein wenig, der Fahrer muss bei vorausschauender Fahrweise weniger bremsen. Einen echten Zuwachs an Reichweite bietet dieser Energiefluss allerdings nicht. Hier wäre der optionale "Flash"-Modus die bessere Wahl, weil er nicht nur für ein direkteres Ansprechverhalten, sondern auch für eine stärkere Rekuperation sorgt.
Daher bietet sich im Normalfall für eine flüssige Stadtfahrt der Modus "Surf" am ehesten an, mit starker Beschleunigung und ohne Rekuperation. Dazu kommen 55 Newtonmeter Drehmoment direkt ab Start. Damit schwimmt der CE 02 im Verkehr nicht nur leicht mit – er gewinnt nahezu jeden Ampelsprint, wenn man es darauf anlegt.
Wer den Hahn ruckartig aufreißt, sollte sich gut am Lenker festhalten. Erstaunlich, wie stark der kleine Roller seine Energie über den Zahnriemen aufs Hinterrad schickt und vehement losstürmt. Von 0 auf 50 km/h beschleunigt der CE 02 in rund drei Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 95 km/h.
Bilder: Der BMW CE 02 im Detail
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Selbst in engen Straßen oder im Stau wuselt sich der CE 02 spielend leicht durch, lenkt, bremst und wedelt fast wie ein E-Bike. Praktisch auch, dass der Pilot beide Fußrasten-Sätze nutzen kann, vorne und hinten. Ein Positionswechsel der Füße entspannt bei jeder Fahrt. Anders als bei Motorrädern oder konventionellen Rollern mit Schaltung bremst der CE 02 über beide Lenkerhebel. Die Scheibenbremse vorne mit 239 Millimeter Durchmesser und Scheibenbremse am Hinterrad mit einem Durchmesser von 220 Millimeter packen sauber und direkt, bremsen den Roller sicher ab.
Um bei starker Beschleunigung nicht zu viel Gummi auf dem Asphalt zu lassen, regelt die Schlupfregelung dezent die Kraft runter. Zusätzlich hilft eine Rekuperations-Stabilitätskontrolle (RSC), damit bei starker Energie-Rückgewinnung nicht das 14-Zoll-Hinterrad blockiert.
Bremse: ABS nur fürs Vorderrad
Einziger Nachteil: Das ABS zielt nur aufs Vorderrad, das Hinterrad lässt sich schnell blockieren. Auch die Fahrwerksabstimmung könnte einen Tick komfortabler sein. Die beiden Teleskop-Gabeln mit 37 Millimeter Tauchrohren an der Vorderachse und die Feder-Dämpfer-Bein am Heck hat BMW recht sportlich abgestimmt. In Verbindung mit dem dünnen Sitzpolster wird es schnell unbequem. Immerhin dürfen hier auch zwei Personen Platz nehmen. Und: Optional gibt es eine empfehlenswerte Komfort-Sitzbank.
Auch an das Zirpen und Quietschen müssen sich Piloten gewöhnen: Anders als bei Verbrennern fehlen eben die Verbrennungsgeräusche – und jedes noch so leise Rasseln dringt durch den Helm.
Raus aus der Stadt, über Landstraßen. Selbst dort bereitet der CE 02 Spaß, hängt gut am Gasgriff und beschleunigt erstaunlich stabil sogar bis über 95 km/h. Ab 80 km/h ist die Fahrt aber nur etwas für Hartgesottene, denn ohne Windschild drückt und zischt der Wind anständig um Brust, Hals und Kopf. Dazu steigt der Energieverbrauch und die optischen Akku-Balken im Display nehmen schnell ab.
Strom für maximal 95 km Reichweite
Ganz klar, das natürliche Habitat des CE 02 ist die Stadt. Nicht nur wegen seiner Wendigkeit und Maße, sondern auch wegen seiner Akkukapazität. In der 11-kW-Version sitzen zwei 1,96-kWh-Akkus mit 48 Volt Betriebsspannung, die bei einem WMTC-Verbrauch von weniger als 6,0 kWh auf 100 Kilometer für 95 Kilometer Reichweite sorgen. Neigt sich die Energie dem Ende zu, laden die Akkus an einer Haushaltssteckdose mit 230 Volt mit 0,9 kW Ladeleistung innerhalb von 312 Minuten. Wer es eilig hat, kann den optionalen Schnelllader mit 1,5 kW Ladeleistung anschließen, der den Akku in 210 Minuten füllt.
Über Nacht ist damit der Roller wieder vollgeladen, damit es am nächsten Morgen wieder in die Stadt gehen kann. Dann rückwärts aus einer engen Parklücke zu kommen, funktioniert ganz leicht: Einfach Roller aktiveren und über das linke Bedienelemente die Rückwärtshilfe drücken. Schon summt der CE 02 nach hinten.
Die 11-kW-Variante dürfen Motorradfahrende ab 16 Jahren mit dem A1-Führerschein bewegen und Autofahrer mit dem Zusatz B196. BMW hat aber nicht nur "alte" 125er-Kunden im Visier, die einen flotten Untersatz für die Stadt suchen, sondern auch Fahranfänger und Fahranfängerinnen mit dem Führerschein AM und Autofahrer mit dem Pkw-Führerschein B.
Daher bieten die Münchner den CE 02 auch als 4-kW-Version an, mit 3,2 kW/4 PS bei 3500 U/min und einer Maximalleistung von 4 kW/5 PS. Wie bei der "großen" Version bietet diese Variante ebenfalls 55 Newtonmeter Drehmoment, beschleunigt aber nur bis 45 km/h. Als Energiespeicher dient nur ein 1,96-kWh-Akku, daher liegt die Reichweite bei rund 45 Kilometer und das Fahrzeuggewicht bei 119 Kilogramm.
BMW CE 02: Technische Daten und Preis
Wäre noch der Preis: Die von uns gefahrene Version mit 11 kW kostet mindestens 8500 Euro, die Highline-Version mit goldfarbener Gabel, Schnelllader, farbigen Aufklebern und Handy-Halterung sogar 9405 Euro. Selbst für die 4-kW-Variante werden mindestens 7500 Euro fällig. Viel Geld für einen Stadtflitzer. Aber: Manche E-Mountain-Bikes kosten mittlerweile auch rund 5000 Euro – und mit denen kann man nicht mal kurz auf die Autobahn.
Herstellerangaben | |
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Motor/Getriebe | 6 kW bei 5500 U/min, 3,2 kW bei 3500 U/min mit Leistungsreduzierung 4 kW, Maximalleistung: 11 kW bei 5000 U/min, 4 kW bei 3500 U/min mit Leistungsreduzierung 4 kW, Fremderregter luftgekühlter Synchronmotor Max. Drehmoment 55 Nm bei 1000 U/min |
Fahrleistungen und Reichweite | 95 km/h, 45 km/h mit Leistungsreduzierung 4 kW > 90 km, > 45 km mit Leistungsreduzierung 4 kW |
Antriebsbatterie | 2x 1.96 kWh nutzbarer Energieinhalt, 1x 1.96 kWh nutzbarer Energieinhalt mit Leistungsreduzierung 4 kW |
Fahrwerk | Doppelschleifen-Stahlrahmen, Upside-Down-Teleskopgabel vorne, einstellbares Federbein hinten, Federweg 117 mm / 56 mm, Radstand 1353 mm, Nachlauf 91,2 mm Lenkkopfwinkel 24,5°, Aluminium-Gussräder: vorne 120/80 R14 / hinten 150/70 R15, Bremse vorne: hydraulisch betätigte Einscheibenbremse, Durchmesser 239 mm, 2-Kolben-Schwimmsattel, Bremse hinten: hydraulisch betätigte Einscheibenbremse, Durchmesser 220 mm, 1-Kolben-Schwimmsattel |
Maße und Gewichte | Länge 1970 mm, Höhe 1140 mm (über Windschild), Breite 876 mm, Leergewicht fahrfertig, vollgetankt: 132 kg (11 kW), 119 kg (4 kW), zulässiges Gesamtgewicht 312 kg |
Preis | 8500 Euro 7500 Euro (4-kW-Version) |
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Text: Fabian Hoberg