Motorradhelme im Test: Mit diesen Modellen klappt's

Bilder zum Motorrad Klapphelmtest der Zeitschrift MOTORRAD
Zwölf aktuelle Motorrad-Klapphelme wurden auf Herz und Nieren geprüft© MOTORRAD

Rechtzeitig zum Beginn der Motorradsaison hat die Zeitschrift "Motorrad" zwölf aktuelle Klapphelme getestet. Testsieger ist der Schuberth C5 für 699 Euro. Doch auch günstigere Helme schneiden gut ab. Die Ergebnisse im Detail.

  • Keine Probleme bei der Schlagfestigkeit

  • Deutliche Unterschiede beim Geräuschniveau

  • Testsieger überzeugt bei Komfort und Handhabung

Ein Motorradhelm ist kein Zubehör, das man mal eben im Vorbeigehen kauft, sondern ein Lebensretter, der bei einem Unfall Kopf und Gehirn vor schweren oder tödlichen Verletzungen schützen kann. Der ideale Helm bietet aber nicht nur Sicherheit, sondern erfüllt auch alle anderen Aspekte, die Motorradfahrerinnen und -fahrern wichtig sind.

Doch welcher Helm kann in allen Kategorien überzeugen? Die Antwort geben seriöse Helmtests, die zum Beispiel der ADAC durchführt, oder dieses Mal aktuell die Zeitschrift "Motorrad".

Vor- und Nachteile von Klapphelmen

Der Klapphelm Is2 im Helmtest
Klapphelm mit Flip-Back-Funktion für das Kinnteil: LS2 FF901 Advant X Carbon© MOTORRAD

Das Fachmagazin testete diesmal zwölf Klapphelme, also Integralhelme, bei denen sich die feste Kinnpartie hochklappen lässt. Klapphelme sind die Universal-Talente unter den Motorradhelmen: Jethelm-Komfort beim Auf- und Absetzen sowie in der Zigarettenpause oder beim Tanken, Integralhelm-Schutz während der Fahrt – das klappt.

Vor allem Brillenträgerinnen- und träger schätzen Klapphelme, weil sie ihre Sehhilfe nicht immer umständlich ab- und aufsetzen müssen. Kleine Nachteile von Motorrad-Klapphelmen sind das etwas höhere Gewicht, tendenziell höhere Windgeräusche und der meist höhere Preis.

Im Test: Zwölf aktuelle Klapphelme

Wie die neueste Generation der klappbaren Integralhelme abschneidet, hat die Zeitschrift "Motorrad" getestet (Heft 11/2024). Im Labor, auf dem Prüfstand und bei Fahrversuchen wurden zwölf Helme unterschiedlicher Preiskategorien in diesen Testkriterien untersucht:

  • Passform und Tragekomfort

  • Aerodynamik

  • Akustik

  • Belüftung

  • Handhabung

  • Ausstattung und Verarbeitung

  • Gewicht

  • Schlagdämpfung und Rotation

Test Motorradhelme: Ergebnis im Überblick

Modell

Preis in Euro

Urteil Motorrad

Schuberth C5

ab 699,00

Sehr gut

Shoei Neotec 3

ab 669,00

Sehr gut

Nolan N100-6

ab 399,99

Sehr gut

LS2 FF901 Advant X Carbon

ab 469,00

Sehr gut

HJC RPHA 91 Carbon

699,90

Sehr gut

BMW System 7 Carbon Evo

ab 710,00

Gut

AGV Tourmodular

ab 549,95

Gut

Germot GM 970

159,90

Gut

Airoh Specktre

ab 259,99

Gut

MTR K-4 Evo

ab 99,99

Gut

Rocc 810

ab 189,95

Befriedigend

Harley-D. Evo X17 Sunshield Modular

383,00

Befriedigend

Fünf Klapphelme schneiden im Motorrad-Gesamturteil jeweils mit gut oder sehr gut ab. Zwei Modelle erhalten nur die Note befriedigend. Schlusslicht im Test ist der Harley-Davidson Evo X17 Sunshield Modular, der vor allem beim Gewicht und bei der Akustik Federn – oder besser Punkte – lassen musste. In Sachen Schlagdämpfung bieten jedoch auch die beiden letztplatzierten Helme noch ordentlichen bis sehr guten Schutz.

Zum Sieger kürten die Tester den Klapphelm C5 von Schuberth. Der C5 überzeugte vor allem durch sehr gute Brillentauglichkeit, gute Passform und sehr komfortable und einfache Bedienung.

Den Beweis, dass ausreichender Schutz nicht teuer sein muss, lieferte unter anderem der MTR K-4 Evo. Dieses Modell ist zwar relativ laut und passt nicht auf jeden Kopf, doch für unter 100 Euro erhält man einen Klapphelm, der in Sachen Schlagdämpfung richtig gute Werte erzielt.

Bilder: Alle getesteten Helme im Detail

Fahrberichte, Events, Tourentipps: Motorrad-Infos vom ADAC

Neue Prüfnorm für strengere Testkriterien

Der Klapphelm Schuberth im Helmtest
Der Testsieger Schuberth C5 hat die neue Prüfnorm 06© MOTORRAD

Diesmal wurden die Helme bereits nach der neuen, praxisgerechteren ECE-Verordnung ECE-R 22.06 geprüft. Die alte Prüfnorm ECE-R 22.05 wurde ersetzt, und seit Juni 2022 werden nur noch 06er-Genehmigungen erteilt. Diese enthalten auch die P/J-Norm, die für eine Freigabe des Helms als Integral- und auch als Jethelm steht, also für das "legale" Fahren mit geöffnetem Kinnteil.

Zu finden sind die Genehmigungen und die Norm, nach der sie erteilt wurden, auf dem meist am Kinnriemen angebrachten Prüfnorm-Label nebst zugehöriger Prüfnummer. Beginnt die Nummer mit 05, handelt es sich um einen nach alter Norm geprüften Helm. Fängt sie mit den Ziffern 06 an, bedeutet das "neue und aktuelle Norm".

Eine wesentliche Verbesserung für die Durchführung von Helmtests ist der deutlich größere Helmschalenbereich, in dem nun geprüft werden darf. Eine gezielte Versteifung von Konstruktionspunkten bei Motorradhelmen analog zu klar definierten Prüfpunkten ist somit praktisch unmöglich geworden. Salopp ausgedrückt müssen Motorradhelme nun "überall" sicher sein und eine der Norm entsprechende Schlagfestigkeit aufweisen.

Wichtiger Hinweis für die Pflichtkennzeichnung von ECE-Motorradhelmen: Auf dem Prüflabel muss nicht "ECE" oder "ECE-R 22" stehen. Die Kennzeichnung mit dem E in dem Kreis und der Prüfnummer verweist ausreichend auf die Anwendung der Prüfnorm ECE-R 22.

Helmpflicht in Deutschland

Ließ bei Gewicht und Akustik Punkte liegen: Harley-Davidson Evo X17 Sunshield Modular© Tyson Jopson

In Deutschland besteht seit 1976 Helmpflicht für Motorradfahrer, seit 1978 auch für Moped- sowie Mokickfahrer. Selbst auf dem Mofa muss man seit 1985 einen Helm tragen. Und seit August 1980 wird eine Zuwiderhandlung zudem mit Verwarnungsgeld geahndet.

Weil aber in der Anfangszeit der Helmpflicht einige Motorradfahrerinnen und -fahrer sehr kreative Ideen zeigten, was denn ein Helm sei, reagierte der Gesetzgeber: Seit 2006 steht im Paragraph 21a der Straßenverkehrsordnung (StVO), dass Fahrer und Mitfahrer von Krafträdern mit Höchstgeschwindigkeit über 20 km/h einen "geeigneten Schutzhelm" tragen müssen.

Damit ist also das Benutzen von Arbeits-, Feuerwehr- oder Militärhelmen ohne ausreichende Schutzwirkung untersagt. Wer mit solchen "Schüsseln" erwischt wird, muss nicht nur mit Bußgeld rechnen: Versicherungen können nach einem Unfall sogar Leistungen verringern, selbst wenn der Motorradfahrer bzw. die Motorradfahrerin den Unfall nicht verursacht hat.

Nach Unfall: Motorradhelm richtig abnehmen

Für viele ist es eine unangenehme Situation: Als Erster am Unfallort zu sein und möglicherweise einen schwerverletzten Motorradfahrer vorzufinden. Mit Klapphelmen ist die Erstversorgung oft leichter, weil man nur die Klappe öffnen muss. Doch in einigen Fällen muss der komplette Helm dann doch abgenommen werden.

Wie Sie den Helm des Unfallopfers richtig abnehmen, erfahren Sie in der Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Helmabnehmen.

Beim Kauf unbedingt auf ECE-Norm achten

Bilder zum Motorrad Klapphelmtest der Zeitschrift MOTORRAD
Wichtig beim Kauf: Die ECE-Prüfnummer im Futter oder am Kinnriemen des Helms© MOTORRAD

Auch wenn in Deutschland tatsächlich nur ein "geeigneter" und nicht zwingend ein normgeprüfter Helm getragen werden darf: Wirklich geeignete Schutzhelme sind Modelle, die nach der in Europa einheitlichen UNECE-Vorschrift geprüft sind und den ECE-Einnäher (steht für Economic Commission for Europe) am Kinnriemen oder im Futter tragen.

Denn selbst wenn es in Deutschland nicht zwingend vorgeschrieben ist, sieht es im europäischen Ausland und ganz besonders in Italien anders aus: Wer dort als Motorradfahrer oder -fahrerin keinen ECE-geprüften Helm trägt, wird ziemlich schnell zum Fußgänger.

Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte