Die Royal Enfield Classic 500 ist nur noch gebraucht erhältlich. Hier können Sie aber noch den Fahrbericht unserer Testredaktion mit Infos zu Stärken und Schwächen des Retro-Bikes von 2018 lesen. Die Classic 500 erfüllt nur die Euro-4-Norm Der Neupreis lag bei 6000 Euro 130 km/h Spitze sind mit Geduld und viel Anlauf drin Die Classic 500 im Fahrbericht von 2018 Bernhard Peintner von ”Iwan-Bikes“ in Pfaffenhofen ist ein erfahrener Royal Enfield-Händler. Er weiß, welche Spezies Motorradfahrer auf ein Bike wie die Classic 500 abfährt: ”Es sind meist junge Männer Mitte 20. Die Enfield ist ihr einziges Motorrad. Sie genießen den Kultstatus der Marke. Manchmal ist sogar schon der Opa Royal Enfield gefahren. Man muss aber nicht erblich bedingt verblendet sein, um die Produkte des klassisch-englischen, inzwischen jedoch rein indischen Herstellers zu mögen. Wir nehmen Platz auf dem 800 mm hohen Schwingsattel einer zweisitzigen Royal Enfield Classic 500 EFI Squadron Blue. Das seidig matte Blau steht der klassischen Schönheit mit ihren vielen Chromteilen richtig gut. Zum Anlassen haben wir die Wahl zwischen E- und Kick-Starter. Und siehe da: Überschaubare 27,2 PS und 41,3 Nm Drehmoment können tatsächlich Spaß machen. Puristisches Analog-Cockpit Man muss sich allerdings darauf einlassen. Im ersten Moment verwirrt so einiges am indischen Retro-Bike. Beispiel: Das äußerst simple, voll-analoge Cockpit. Es wirkt auf den modernen, Connectivity-verwöhnten Motorradfahrer erschreckend schlicht – mit wenigen Kontrollleuchten, die bei Tageslicht kaum erahnen lassen, ob sie nun brennen oder nicht. Oder das Anfahren: Zwar mit leichtgängiger Kupplung, jedoch auch mit teigiger Fünfgangschaltung. Und dann der Einzylinder: Dessen Langhubigkeit, eigentlich eine Garantie für Kraft im Drehzahlkeller, ändert nichts daran, dass sich die 195 kg schwere Fuhre nur gemächlich in Bewegung setzt. Allerdings lässt sie sich dann recht schaltfaul bewegen, während sonores Knattern die nostalgische Fahrt untermalt. Bilder: Royal Enfield Classic 500 Im Test: 27-PS-Motor Schon nach wenigen Kilometern macht sich mehr und mehr innere Ruhe breit. Ein erhabenes ”cooles“ Gefühl übermannt einen. Jedem PS-hungrigen Zweifler möchtest man nun breit grinsend zuflüstern: ”Wem jagst Du da hinterher?“ Dem Royal-Enfield-Fahrer genügt das Hier und Jetzt auf dieser Maschine, die ihn mit viel Anlauf mit bis zu knapp 130 km/h über die Straße tragen kann. Die Verzögerungswerte sind zwar so, dass man wirklich vorausschauend bremsen sollte – aber genau diese Art der entschleunigten Fortbewegung ergibt sich auf der Royal Enfield Classic 500 EFI wie von selbst. Auch wenn ihr ein paar PS mehr vielleicht ganz gut stehen würden, ohne ihren Charme zu schmälern. Aber hier begnügen wir uns mal mit 27,2 PS bei 5250 U/min. Einfaches Konzept mit wenig Elektrik Royal Enfield gilt als älteste produzierende Motorradmarke der Welt. Seit 2009 werkelt in der Classic 500 ein neuer luftgekühlter Einzylinder, der seit 2017 die Euro-4-Norm erfüllt. Trotz moderner Komponenten wie der Einspritzung von Keihin gönnt sich der Motor jahrzehntelang bewährte Details wie eine untenliegende Nockenwelle und eine Ventilsteuerung via Stoßstangen und Kipphebel. Das Konzept des gesamten Motorrads ist überzeugend simpel. So beherbergt der linke Seitenkasten nicht nur die überschaubare Elektrik, sondern auch ein Bordwerkzeug samt Reifenmontierhebel. Große Reichweite und geringer Verbrauch Am Wohlfühl-Faktor, den die Royal Enfield Classic ausstrahlt, ändern auch kleine Ausrutscher nichts. Dazu gehört der manchmal ungut schwingende Sattel mit seinem nicht gerade rutschfesten Bezug. Oder die etwas eigenwillige Sitzposition mit weit vorne liegenden Fußrasten und einem ganz schön breiten Tank. Der schluckt trotz seiner ausladenden Dimension nicht mehr als 13,5 Liter. Aber 2,9 l/100 km Herstellerangabe erweisen sich als realistisch, und so kommt man mit einer Füllung immerhin rund 450 km weit. Geteilte Freude ist oft doppelte Freude: Wer sich mit der 500 EFI durch die Straßen bewegt, erntet häufig bewundernde oder zumindest freundliche Blicke – auch von den Autofahrern, an denen er sich gerade vorbeischlängelt. Technische Daten Royal Enfield Classic 500 Text: Ralf Schütze