Kawasaki Z650RS: Retro-Bike mit Detailschwäche

Frontansicht einer fahrenden Kawasaki Z650 RS
Bewährte Technik, schickes Design: Kawasakis Old-School-Bike Z650RS © Kawasaki

Die Kawasaki Z650RS ist ein attraktives, stimmiges Naked-Bike im Retro-Look mit moderner Technik und Ausstattung. Bei den Testfahrten störte nur ein Detail. Fahrbericht, Bilder, Daten, Preis.

  • A2-Führerschein-Version

  • Motor auf dem neuesten Stand der Technik

  • Angenehm im Handling

Die 2018 erschienene Kawasaki Z900RS ist ein echter Sympathieträger, der dem japanischen Hersteller zu vielen Kunden verholfen hat. Kawasaki erweiterte daraufhin 2021 nach demselben Rezept sein Angebot im Segment der "Modern Classics" um eine aufbereitete 650er. Die von der in Deutschland seit Jahren höchst erfolgreichen Kawasaki Z650 abgeleitete RS-Version weist nur geringfügige technische Unterschiede auf, präsentiert sich aber optisch im Stil der 1970er-Jahre.

Im Test: 68-PS-Motor

Motor der Kawasaki Z650 RS
Der Motor hat genug Power, um 190 km/h erreichen zu können© Kawasaki

Die klassisch gezeichnete Z650RS schließt bei Kawasaki eine Lücke. Das Old-School-Bike mit dem dezenten Outfit bietet technisch gesehen alles, was auch die Z650 offeriert. In erster Linie den leistungsfähigen, 649 Kubikzentimeter großen Zweizylinder-Reihenmotor. Er ist flüssigkeitsgekühlt und entspricht in allen Details dem momentanen Stand der Technik. Seine Standfestigkeit hat das 50,2 kW/68 PS leistende Triebwerk längst unter Beweis gestellt. Auch die Leistungsentfaltung – das maximale Drehmoment von 64 Nm steht bei 6700 U/min zur Verfügung – kann sich sehen lassen.

Die Gasannahme ist feinfühlig, weshalb es auch keiner Fahrmodi bedarf. Störende Vibrationen gibt es im normalen Leben keine, denn für Dauervollgas – möglich sind immerhin 191 km/h – ist die ohne Windschutz daherkommende Z650RS ohnehin nicht gemacht.

Ebenfalls zeitgemäß ist der Normverbrauch von 4,3 Litern pro 100 Kilometer. Mit dem Zwölf-Liter-Tank sind allemal 200 Kilometer möglich, bis die Reserveleuchte zum Tanken mahnt. Für Inhaber des A2-Führerscheins bietet der Hersteller dieses Modell auch in leistungsreduzierter Version mit 35 kW/48 PS an, die immer noch 176 km/h schnell ist.

Das Fahren der Z650RS geht spielerisch von der Hand. Dank der sehr entspannten Sitzposition – Sitz wie Lenker sind deutlich höher montiert als beim Basismodell – fallen alle Fahrmanöver ausgesprochen leicht. Für zielgenaues Einlenken genügt geringer Druck am ideal breiten Rohrlenker, die Kurvenstabilität lässt keine Wünsche offen. Am Fahrwerk ist zwar lediglich die Vorspannung des versteckt platzierten, nämlich liegenden Federbeins einstellbar, doch dank gut gewählter Grundauslegung ist stetes Wohlfühlen am Lenker angesagt. Nur ausgeprägte Holperpisten bringen Federn und Dämpfer an ihre Grenzen.

Bilder: Kawasaki Z650RS

Zwei Farben: Schwarz und Grün

So gut die unter dem Motor platzierte Auspuffanlage für die Fahreigenschaften ist, so wenig stilecht ist sie. Denn in den 1970er- und 80er-Jahren gab es solche Schalldämpferkonstruktionen noch nicht, üblich waren damals relativ flach nach hinten führende Auspuffanlagen mit einem oder zwei Endrohren. Der für eine Änderung nötige Aufwand aber hätte laut Kawasaki die Kalkulation gesprengt.

Immerhin hat man sich entschlossen, die sehr hübsch anzusehenden Aluminiumgussräder zu verwenden, die auch das Schwestermodell Z900RS schmücken. Ihre volle Schönheit entfalten die Räder nur mit Goldlack, die der in "Emeraldgrün" lackierten Version vorbehalten sind; bei der schwarzen Farbversion sind die Räder ebenfalls schwarz lackiert.

Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte

Sehr klassisches Design

Seitenansicht der neuen grünen Kawasaki Z 650 RS von 2022, fotografiert im Studio
Gut, aber nicht stilecht: Die Auspuffanlage der Kawasaki Z650RS © Kawasaki

Einen wesentlichen Unterschied zwischen der Basisversion und der RS gibt es nicht nur bei der Sitzposition und der Silhouette, sondern auch bei der Fahrzeugfront. Statt der aggressiven Frontmaske findet sich bei der RS ein klassischer Rundscheinwerfer. Er ist mit Leuchtdioden bestückt und deshalb technisch up to date. Das gilt auch für Blinker und Rücklicht. Unterschiede gibt es zudem bei der Instrumentierung: Passend zum restlichen Stil des Bikes weist die RS zwei runde Uhren auf, deren Zifferblätter zurückhaltend gestaltet und bestens ablesbar sind.

Im kleinen LC-Display im Mittelbereich ist alles zu finden, was außer Geschwindigkeit und Motordrehzahl sonst noch wichtig ist. Passend zur Cockpit-Gestaltung sind runde Rückspiegel montiert.

Technische Daten Kawasaki Z650RS

Herstellerangaben


Motor/Getriebe

Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Viertakt-Reihenmotor, vier Ventile pro Zylinder, DOHC, Hubraum 649 ccm, Leistung 50,2 kW/68 PS bei 8000 U/min, max. Drehmoment 64 Nm bei 6700 U/min, 6 Gänge, Kette

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 191 km/h, Verbrauch lt. EU 5 4,3 Liter/100 km

Fahrwerk

Stahl-Gitterrohrrahmen, vorne 41 mm-Telegabel, Federweg 125 mm; hinten Aluminium-Zweiarmschwinge mit liegendem Zentralfederbein, Federweg 130 mm, Federvorspannung einstellbar; vorne Doppelscheibenbremse 300 mm, hinten Einscheibenbremse 220 mm; Aluminiumgussräder; Reifen vorne 120/70 ZR 17, Reifen hinten 160/60 ZR 17

Assistenzsysteme

ABS

Maße und Gewichte

Radstand 1405 mm, Sitzhöhe 820 mm, Gewicht fahrfertig vollgetankt 187 kg, Tank 12 Liter

Preis

8345 Euro zuzügl. NK

Fazit: Stimmiges Classic-Bike

Kawasaki hat – sieht man einmal von der Auspuffanlage ab – alles Nötige abgeändert, um aus der überaus beliebten Z650 eine stimmige Old-School-Version zu machen. Wer rund 8500 Euro zur Verfügung hat und ein leicht handhabbares Classic-Bike für alle Tage und alle Einsatzzwecke sucht, wird mit der Z650RS gut bedient.

Text: Ulf Böhringer SP/X