Indian FTR 1200 S: Power-Roadster im Check

Die Indian FTR 1200 S ist nur noch gebraucht erhältlich, ähnelt aber Modellen der aktuellen FTR-Reihe. Hier lesen Sie den Fahrbericht unserer Test-Redaktion von 2020. Plus: Technische Daten, Bilder, Verbrauch.
Nur noch gebraucht erhältlich
Extrem durchzugsstarker V2-Motor
Mäßige Reichweite
Die Indian FTR 1200 S wird nicht mehr gebaut und ist nur noch gebraucht erhältlich. Das gut 120 PS starke Naked-Bike ist abgeleitet von den kräftigen und sehr schnell zu bewegenden Flat-Track-Motorrädern.
Hinweis: Infos und technische Daten zu den aktuellen Indian-FTR-Modellen finden Sie im ADAC Motorradkatalog.
Im Test: 123-PS-Motor

Im Stil der Yamaha MT-01 (150 Nm, gebaut von 2005 bis 2012) oder der Ducati Diavel (129 Nm) fährt die Indian mit großer und beständiger Kraft in einem breiten Drehzahlbereich. Gleichzeitig bietet sie ausreichend Agilität, um flott durch Kurven zu flitzen. Etwa ab 3000 U/min bricht die 120 Nm starke Drehmomentwelle so richtig los, findet bei 5900 ihren nominellen Höhepunkt und reißt bis über 8000 U/min nie so richtig ab.
Power in allen Lebenslagen – das ist spür- und hörbar, denn dank Akrapovic-Endschalldämpfern verströmt die Maschine ein sonores bis markerschütterndes V2-Bollern. Das ist der standesgemäße Soundtrack zur Performance des 1,2-Liter-Motors. Der profitiert beim Gasgeben von einer relativ kurzen Übersetzung, die ihn bei 100 km/h etwa 3500 U/min drehen lässt.
Als Teil der Polaris-Gruppe imponiert Indian seit 2011 mit einer wahren Wiederauferstehung. 1953 ging die Traditionsmarke in Konkurs, in den Jahrzehnten danach waren diverse Wiederbelebungsversuche gescheitert. Doch seit fast einem Jahrzehnt machen die US-Amerikaner richtig ernst. Zuletzt sicherten sie sich sogar die Dienste des ehemaligen Chef-Designers von BMW Motorrad, Ola Stenegard, der sich vor allem mit der Gestaltung des überaus erfolgreichen Retro-Bikes BMW R nineT einen Namen gemacht hatte.
Die FTR 1200 S profitiert vom kraftvollen Antrieb durch den V2-Motor. Mit 90 kW/123 PS Leistung und 120 Nm Drehmoment scheint er ideal für ein klassisches Power-Bike. Die von Indian angekündigte, flache Drehmomentkurve versprach im Vorfeld eine gleichmäßige Leistungsabgabe und deshalb stets hohe Durchzugskraft – das ist bei der FTR 1200 S voll erfüllt. Verstärkt durch die Akustik ist die Urgewalt des V2-Kraftpakets stets präsent.
TFT-Display, Bluetooth und Infotainment

Wie maßgeschneidert fühlt sich die Sitzposition in 840 mm Höhe an, wenn man nicht mehr als 1,85 m misst. Immerhin: Selbst größere Piloten können sich mit der Geometrie der FTR arrangieren. In jedem Fall ist die Haltung der Arme fahraktiv weit nach vorne orientiert, der Oberkörper dennoch relativ aufrecht. Über den breiten, geraden Lenker hat man das Naked-Bike sehr gut unter Kontrolle. Beim kürzeren Landstraßenstrecken über kurvige Straßen ist dies ideal, nur auf längerer Fahrt verhindert ein relativ enger Kniewinkel dauerhaften Fahrkomfort.
Kuppeln, Schalten, Bremsen – alles prima. Der Blick aufs TFT-Display muss sich deutlich nach unten richten, aber alles ist gut erkennbar, die Menüführung einfach und logisch. Der 4,3 Zoll große Touchscreen steht für modernste Connectivity. Die Verbindung zum Smartphone erfolgt wahlweise über einen USB-Schnellladeanschluss oder kabelfrei über Bluetooth.
Das gut ablesbare Display lässt sich nach persönlichen Vorlieben konfigurieren. Das damit verbundene Infotainment-System "Indian Ride Command" gehört zum Serienumfang der Indian FTR 1200 S, ebenso ein voll einstellbares Fahrwerk, drei Fahrmodi ("Sport", "Standard" und "Rain"), sowie eine schräglagenabhängige Stabilitäts-, Traktions- und Wheelie-Kontrolle.
Die Indian FTR 1200 S in Bildern






1 von 4
Gute Schräglagenfreiheit
Hochwertige Fahrwerkskomponenten sollen mit zum aktiven Fahrspaß beitragen. Dazu zählt eine 43 mm starke Upside-Down-Vorderradgabel, die ebenso voll einstellbar ist wie das direkt angelenkte Mono-Federbein hinten. Auch die Geometrie des Stahl-Gitterrohrrahmens trägt zu relativ hoher Agilität bei. Trotz kurzem Radstand von 1524 mm wirkt die FTR rein optisch recht langgestreckt. Und an der Schräglagenfreiheit gibt's ohnehin nichts zu mäkeln.
Die Reichweite ist suboptimal

Radial montierte Hochleistungs-Bremsen von Brembo sorgen dafür, dass die 222 kg schwere Indian schnell und gut dosierbar verzögert. Der Tank liegt unter dem Fahrersitz zwar fahrdynamisch günstig, mit bescheidenen 13 Litern Volumen senkt dies den Schwerpunkt aber kaum. Und die Reichweite liegt zwar nach Normverbrauch wenigstens bei rund 220 km, kann aber je nach Gaseinsatz schnell unter die 200 km-Marke rutschen.
Der Luftfilter der 1200 S sitzt direkt über dem Motor, versteckt in der Tankattrappe. Unter dieser sind einige Kabel sichtbar. Den positiven Gesamteindruck der FTR 1200 S bei Verarbeitung und Qualitätsanmutung beeinträchtigt das nicht so sehr, wie der wuchtige Kennzeichenhalter, der das gesamte Hinterteil beherrscht.
Technische Daten Indian FTR 1200 S
Herstellerangaben | |
---|---|
Motor | Flüssigkeitsgekühlter 60 Grad-V2-Viertaktmotor, vier Ventile pro Zylinder, Hubraum 1203 ccm, max. Leistung 90 kW/ 123 PS bei 8250 U/min, max. Drehmoment 120 Nm bei 5900 U/min, Sechsganggetriebe, Kette |
Fahrwerk | Vorn Stahl-Gitterrohrrahmen, Upside-Down-Gabel 43 mm, hinten Stahl-Zweiarmschwinge, vorn Doppelscheibenbremse 320 mm, hinten Einzelscheibenbremse 265 mm, Reifen vorn 120/70 R 19 60V, hinten 150/80 R 18 70V |
Fahrleistungen | Höchstgeschwindigkeit 190 km/h (abgeregelt) |
Assistenzsysteme | ABS, Stabilitäts-, Traktions- und Wheeliekontrolle, Tempomat |
Maße und Gewichte | Radstand 1524 mm, Tankinhalt 13 Liter, Sitzhöhe 840 mm, Trockengewicht 222 kg |
Verbrauch | kombiniert 5,9 l/100 km, CO₂-Ausstoß 136 g/km |
Fazit: Spannende Sport-Cruiser-Kombi
Indian hat sich für die FTR 1200 S das Flair des artistischen Motorradsports zunutze gemacht. Und: Die FTR ist kein schwerfälliger Cruiser und kein nervöser Sportler, sondern sie vereint deren Eigenschaften zu einer spannenden Kombination.
Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte
Von Aprilia bis Zontes: Über 180 Tests, Fahrberichte, Neuvorstellungen
Bikes für Autofahrerinnen und -fahrer: Die große 125er-Übersicht
Daten zu über 500 aktuellen Modellen: ADAC Motorradkatalog
Text: Ralf Schütze