CFMoto 700 CL-X Heritage: Cooles, sportliches Naked Bike

Fahraufnahme der 700 CL X Heritage
Die CFMoto 700 CL-X Heritage ist eine unverkleidete 700er im Retrolook© KSR Group

Die CFMoto 700 CL-X Heritage ist ein chinesisches Naked Bike, das viel Fahrspaß verspricht. Sein Retrolook erinnert an ein berühmtes Vorbild aus Italien. Fahrbericht, Bilder, Daten, Preis.

  • Eher ein Bike für Touren

  • Angemessene, ordentliche Ausstattung

  • Gute Preis-Leistung

Der chinesische Hersteller CFMoto baut sein auf europäische Bedürfnisse ausgelegtes Modellangebot schnell aus: Mit der 700 CL-X Heritage kommt eine unverkleidete 700er auf den Markt, die man trotz ihres ungewöhnlichen Designs als Kontrapunkt zur seit Jahren erfolgreichen Yamaha MT-07 sehen kann. Beim 693 Kubikzentimeter großen Paralleltwin handelt es sich um eine Eigenkonstruktion der Chinesen. Mit 51,5 kW/70 PS liegt die Leistung auf der Höhe der Zeit, der Normverbrauch mit 4,8 Litern ist allerdings etwas höher als bei Fahrzeugen etablierter Marken.

Das Design erinnert an eine Ducati

Die 700 CL X Heritage seitlich stehend
Die Silhouette erinnert an die Ducati Diavel© KSR Group

Augenfällig sind die Bezüge zum Italo-Boliden Ducati Diavel: Das extrem kurze, abrupt aufhörende Heck mit dem Untersitz-Rücklicht und einem Miniatur-Plätzchen für Mitfahrende, das vollkommen freiliegende Hinterrad und der einseitig fixierte Kennzeichen- und Blinkerhalter lassen das Motorrad extrem gedrungen erscheinen. Nein, langweilig sieht diese CFMoto ganz und gar nicht aus. Auch nicht von vorne, wo eine Alublende und das LED-Tagfahrlicht mit seinen vier Zacken den runden Scheinwerfer förmlich in die Zange nehmen. Die in mattem Alu ausgeführten seitlichen Blenden zwischen den Rahmenrohren unterhalb des Tanks verleihen dem Bike eine gewisse Wertigkeit.

Der Eindruck setzt sich fort, wenn man auf dem 80 Zentimeter hoch montierten, nach hinten leicht ansteigenden Sattel Platz genommen hat. Die Sitzposition ist für normal große Fahrer und nicht allzu kleine Fahrerinnen entspannt, Griffe und Rasten sind an den richtigen Positionen fixiert. Der Blick in die Spiegel passt ebenfalls.

Im Test: 70-PS-Motor

Der Motor der 700 CL X Heritage
Der Twin ist ein Gegenläufer mit 180-Grad-Kurbelwelle© KSR Group

Der Zweizylinder-Reihenmotor nimmt mit kräftigem, aber laut Messung bescheidenem Ton seine Arbeit auf. Er bollert ein wenig und verspricht Potenz. So fühlt es sich dann auch beim Fahren an. Der Twin dreht gerne, die nur mäßig gut ablesbare Drehzahlanzeige im LC-Display flitzt auf kurvigen Strecken hin und her. Das Triebwerk bietet aber eine starke Mitte und nimmt auch bei niedrigen Drehzahlen willig Gas an. Es muss also nicht ständig durch Betätigen des präzisen Sechsganggetriebes bei Laune gehalten werden.

Bilder: CFMoto 700 CL-X Heritage

Fahrverhalten: Komfortabel, aber mit Macken

Fahraufnahme der 700 CL X Heritage
Die Stärken des Bikes zeigen sich vor allem beim Touren© KSR Group

Auf abwechslungsreichen Strecken mit gutem Belag gibt sich die 198 Kilo leichte CFMoto 700 CL-X als leicht zu fahrendes und hinreichend komfortables Motorrad mit einer sportlichen Grundauslegung. Kurven umrundet sie unabhängig von der Schräglage stabil und lässt sich auch mit geringem Druck feinfühlig einlenken. Ist die Straßenoberfläche weniger gepflegt oder weist gar Schlaglöcher auf, zeigt sich die Federung von ihrer unkommoden Seite. Möglicherweise wäre hier eine Einstellmöglichkeit der Federvorspannung hilfreich, es kann aber lediglich die Zugstufe des Federbeins individualisiert werden.

Anders als beim Fahren ist die Siebenhunderter wegen ihres geringen Lenkeinschlags beim Rangieren nicht leicht dirigierbar. Für enge Fahrmanöver im dichten Stadtverkehr ist sie deshalb nicht ideal geeignet. Sehr zufrieden darf man mit der Bremsanlage sein. Die große Einzelscheibe vorne bietet in Wirkung und Dosierbarkeit keinen Anlass zur Kritik. Positiv: Brems- und Kupplungshebel sind in der Weite einstellbar.

Motorrad und Roller: Neuheiten, Tests, Fahrberichte

Ausstattung, Assistenzsysteme, Verarbeitung

Die Ausstattung ist segmenttypisch sparsam, aber nicht dürftig: Neben dem obligatorischen, ordentlich abgestimmten ABS findet sich eine Warnblinkanlage, es gibt zwei Fahrmodi (Eco, Sport) mit deutlich unterschiedlichem Ansprechverhalten, einen brauchbar ausgestatteten Bordcomputer, LED-Beleuchtung rundum sowie eine Geschwindigkeitsregelanlage.

Die Verarbeitung des China-Bikes ist zufriedenstellend, die Bedienung einfach und das Erscheinungsbild proper. Dazu trägt auch das in Schwarz mit einigen silberfarbenen Akzenten gehaltene Triebwerk bei. Der braune Sitzbezug der in Coal Grey lackierten Testmaschine stellt einen gelungenen Akzent dar. So gibt sich die CFMoto 700 CL-X Heritage als ansehnliches und fahraktives Mittelklassemotorrad.

Technische Daten CFMoto 700 CL-X Heritage

Herstellerangaben


Motor/Getriebe

Flüssigkeitsgekühlter Zweizylinder-Reihenmotor, 8 Ventile, DOHC, 693 ccm Hubraum, 51,5 kW/70 PS bei 8750/min, 61 Nm bei 6500 U/min; Einspritzung, 6 Gänge, Kettenantrieb

Fahrleistungen

Höchstgeschwindigkeit 180 km/h, 0–100 km/h ca. 4,5 s Standgeräusch 88 dB(A), Normverbrauch lt. EU5 4,8 l/100 km, Testverbrauch (Landstraße) 4,1 bis 4,6 Liter/100 km (E10)

Fahrwerk

Stahl-Gitterrohrrahmen; vorne USD-Telegabel (vollständig einstellbar), ø 41 mm, 150 mm Federweg; hinten Leichtmetall-Zweiarmschwinge, liegendes Zentralfederbein (Zugstufendämpfung einstellbar), 150 mm Federweg; Aluminiumgussräder; schlauchlose Reifen 110/80 R 18 (vorne) und 180/55 R 17 (hinten). 320 mm Einscheibenbremse vorne, 260 mm Einscheibenbremse hinten

Assistenzsysteme

ABS, zwei Fahrmodi, Antihopping-Kupplung, Tempomat, adaptives Kurvenlicht

Maße und Gewichte

Radstand 1435 mm, Sitzhöhe 800 mm, Bodenfreiheit 160 mm, Gewicht fahrfertig 198 kg, zul. Gesamtgewicht 376 kg, Zuladung 178 kg; Tankinhalt 13 Liter

Preis

6990 Euro

Preis: Knapp 7000 Euro

Fürs tägliche Pendeln zum Arbeitsplatz ist das Bike nicht die erste Wahl. Das freiliegende Hinterrad schmutzt den Fahrenden bei nasser Fahrbahn gnadenlos ein, und selbst kleines Gepäck mag die CFMoto ganz und gar nicht. Für rund 7000 Euro erscheint die Siebenhunderter als durchaus positives, viel Fahrspaß bietendes Motorrad. China versteht Europas Märkte inzwischen ganz gut.

Text: Ulf Böhringer/SP-X