Test Subaru Solterra: Kann Subaru nur Allrad oder auch Elektro?

Ein Subaru Solterra fährt auf einer STraße
Der Subaru Solterra soll mit einer Batterieladung bis zu 466 Kilometer weit kommen© Subaru

Der Subaru Solterra ist das erste Elektroauto der Allrad-Marke. Und technisch mit dem Toyota bZ4X verwandt. Im ADAC Test kommt der Japaner auf ein gutes Ergebnis. Doch in einem Punkt hakt es. Bilder, Preis, Reichweite. Plus: Testfahrt im Video.

  • Subaru Solterra ist technisch mit dem Toyota bZ4X identisch

  • Erster elektrischer Subaru mit Allradantrieb

  • 350 Kilometer Reichweite im ADAC Test

Subaru hat schon lange seine Nische gefunden und sich in Europa vor allem als Allradmarke einen Ruf gemacht. Der Vierradantrieb zieht sich traditionell durch die gesamte Modellpalette vom Kleinwagen bis zum großen SUV. Klar, dass da auch das erste Elektroauto der Marke von vier Rädern angetrieben wird.

Der hört auf den Namen Subaru Solterra, ist ein ausgewachsenes Mittelklassemodell mit 4,69 Metern Länge und sieht mit auffälligen Umrandungen der Radkästen und der kantigen Karosserie sehr nach SUV aus, ohne mit einer hoch aufragenden Karosserie gesegnet zu sein. Früher hätte man solch ein Auto wohl als Mittelklasse-Schräghecklimousine bezeichnet, heute sagt man dazu "Crossover".

Subaru Solterra und Toyota bZ4X baugleich

Ein waschechter Subaru ist der Solterra allerdings nicht: Er wurde gemeinsam mit Toyota entwickelt und ist in weiten Teilen baugleich mit dem Pendant des japanischen Konkurrenten, der auf den Namen Toyota bZ4X hört. Im Gegensatz zum Toyota gibt es den Subaru aber ausschließlich mit Allradantrieb, der über zwei Elektromotoren mit jeweils 80 kW/109 PS realisiert wird.

Die Systemleistung beträgt 160 kW/218 PS, die Reichweite soll laut Hersteller bei 466 Kilometern liegen. Doch ist das wirklich so? Was taugt Subarus Erstlingswerk in Sachen Elektroauto?

Der Subaru Solterra im Detail

Reichweite des Solterra

Herzstück eines Elektroautos ist neben dem Elektromotor natürlich der Akku. Und hier scheint der Japaner augenscheinlich gut versorgt zu sein: Mit einer 71,4-kWh-Batterie sollte ein großer Aktionsradius möglich sein. Subaru spricht von einer Reichweite von 416 (mit Ausstattung "Platinum Plus") bis 466 Kilometern ("Comfort") nach dem Normprüfverfahren WLTP. Doch wie realistisch ist die Angabe?

Im standardisierten und realitätsnäheren ADAC Ecotest sieht es naturgemäß anders aus als im Prospekt. Zum Test trat der Solterra als Platinum Plus an und kam auf dem ADAC Prüfstand auf eine Reichweite von 350 Kilometern. Das ist kein Bestwert, aber durchaus so akzeptabel, dass man sich eine längere Tour mit dem Solterra vorstellen könnte. Im Schnitt hat der ADAC samt Ladeverlusten einen Verbrauch von 20,0 kWh auf 100 Kilometer ermittelt. Für die Fahrzeuggröße ist das relativ effizient.

Bei Kälte hat der Solterra ein Problem

Heckansicht eines stehenden Subaru Solterra
Bislang stand Subaru vor allem für Allradantrieb mit Boxermotoren. Der Solterra fährt mit zwei E-Motoren vor© Subaru

Allerdings nur bei sommerlich milden Temperaturen. Im Winter zeigt sich der Subaru von einer ganz anderen Seite: Bei Kälte steigt der Verbrauch überdurchschnittlich stark an, selbst bei defensiver Fahrweise fällt die Verbrauchsanzeige nur selten unter 30 kWh/100 km. Vor allem auf der Autobahn. So werden aus 350 Kilometern Reichweite mal eben 240.

Kann der Subaru dann wenigstens schnell nachladen? Auf dem Papier ja. Bis zu 150 kW verspricht der Hersteller und damit zumindest an DC-Schnellladesäulen (meist an der Autobahn) kurze Standzeiten.

Doch auch bei diesem Thema ergibt sich ein differenzierteres Bild. Gemessene 145 kW Ladeleistung waren zwar möglich, aber nur für eine äußerst kurze Zeitspanne von nicht einmal fünf Minuten. Danach flachte die Ladekurve (siehe Test-PDF letzte Seite) schnell wieder ab, sodass bei einem Ladehub von 10 auf 80 Prozent eine durchschnittliche Ladeleistung von 93,7 kW gemessen werden konnte. In 30 Minuten kam der Solterra von 10 auf 77 Prozent Akkustand (SoC, = State of Charge) im Test, nachgeladen wurden in dieser Zeit 41,9 kWh.

Das wäre okay, doch auch beim Laden hat der Solterra ein Winterproblem. Bei Kälte nimmt der Akku deutlich schlechter Energie auf, und es dauert erheblich länger. An AC-Säulen in der Stadt sowieso, hier zieht der Solterra generell nur 7,4 kW. Eine Vollladung braucht dann lange 9,5 Stunden.

Nicht nachvollziehbar ist, dass das Navigationssystem keine Ladestopps in die Routenführung integrieren kann – ein Unding bei einem neuen E-Auto dieser Preisklasse. Rund 60.000 Euro sind schließlich kein Kleingeld.

Der Subaru Solterra federt sehr komfortabel

Dass gerade die Elektroeigenschaften des Solterra und damit auch die des Toyota bZ4X ausbaufähig sind, ist schade. Denn an sich ist der Wagen kein schlechtes Auto. Vor allem mit einem guten Fahrkomfort ist der Japaner gesegnet. Während viele Elektro-SUVs mit übertrieben straff abgestimmten Fahrwerken negativ auffallen, kann der Solterra in diesem Punkt überzeugen. Auch ohne adaptive Dämpferregelung gelingt es den Japanern, mit einem harmonisch abgestimmten Standardfahrwerk einen angenehmen Federungskomfort zu bieten.

Bereits innerorts spricht die Federung auffallend sensibel auf Unebenheiten an, und das trotz der serienmäßigen 20-Zoll-Räder, die in der Regel für ein steiferes Abrollverhalten sorgen. Außerorts und auf der Autobahn liegt das Fahrzeug ruhig auf der Straße und sorgt für einen angenehmen Langstreckenkomfort.

Was für die Fahrgeräusche nicht unbedingt gilt. Ist der Japaner bei niedrigem Tempo aber noch elektrotypisch super leise unterwegs, schwillt der Geräuschpegel auf der Autobahn schnell an. Gemessene 69,4 dB bei 130 km/h sind vergleichsweise viel, da sind manche SUVs mit Verbrennungsmotor sogar leiser unterwegs.

360-Grad-Blick in den Innenraum des Solterra

Großer Kofferraum und viel Platz vorn

Kofferraum des Subaru Solterra
Der Solterra-Kofferraum ist erstaunlich groß© Subaru

Mit seiner erhöhten Karosserie erleichtert der Solterra das Ein- und Aussteigen. Die vorderen Sitzflächen liegen mit knapp 58 Zentimetern sehr günstig über der Straße, die Türausschnitte sind breit und hoch. Einziger Nachteil ist der höhere Schweller, man muss daher die Beine beim Einsteigen ziemlich anheben. Hinten klappt der Zustieg in den Innenraum ebenfalls gut, auch wenn die Fondtüren weiter öffnen dürften und der hohe Schweller hier ebenfalls stört.

In der ersten Reihe fällt das Platzangebot tadellos aus, hier können Sitzriesen bis 1,95 Meter Körpergröße Platz nehmen. Hinten ist zwar die üppige Beinfreiheit augenscheinlich ebenfalls für sehr große Personen gedacht. Doch die kommen ab 1,85 Meter Körpergröße mit dem nach hinten abfallenden Dach in Konflikt. Das beim Platinum Plus serienmäßige Panoramaglasdach schmälert leider die Innenraumhöhe.

Mit gemessenen 480 Litern Kofferraumvolumen steht reichlich Platz für Gepäck oder 11 Getränkekisten zur Verfügung. Umgeklappt kommt der Solterra sogar auf 1415 Liter Stauraum. Das ist ein sehr guter Wert für ein Mittelklasseauto.

Der Subaru Solterra im Video-Fahrbericht

Motorjournalist Lars Hönkhaus war für den ADAC im Subaru Solterra unterwegs ∙ Bild: © Credit: news to to GmbH, Video: © ADAC e.V.

Bedienung erfordert Eingewöhnungszeit

Beim Blick auf das Cockpit des Subaru Solterra fällt eine klare Struktur und vor allem das weit oben platzierte Kombiinstrument auf, auf das der Fahrer über das Lenkrad blickt. Hier haben sich die Japaner offensichtlich Peugeot zum Vorbild genommen, die bereits seit einigen Jahren auf eine vergleichbare Anordnung von Lenkrad und Kombiinstrument setzen.

Leider passt diese wie bei den Peugeot-Modellen nicht für jeden Fahrer, da man das Lenkrad für einwandfreie Sicht auf das Kombiinstrument ungewohnt weit nach unten stellen muss und es förmlich auf den Knien hat. Also unbedingt bei einer Probefahrt selbst ausprobieren, ob es passt.

Die Bedienbarkeit kann wie in fast jedem modernen Auto nur bedingt überzeugen. Die Menüstruktur des Touchscreens ist teils verschachtelt und bedarf der Eingewöhnung.

Positiv bewerten die ADAC Testingenieure hingegen, dass der Japaner über eine separate Klimabedieneinheit sowie eigene Tasten für die Heizfunktion von Sitzen und Lenkrad verfügt. Noch schöner wäre es allerdings, wenn es sich dabei um "echte" Tasten und nicht um Bedienflächen handeln würde, die keine haptische Rückmeldung geben und nicht zuverlässig auf Berührung reagieren. Die serienmäßige Sprachsteuerung kann nur vergebene Sprachbefehle verarbeiten – und auch dies gelingt ihr nur in wenigen Fällen.

Zudem würde man sich eine exakte Anzeige des Momentanverbrauchs sowie des Akkustands mittels einer Prozentabgabe wünschen. Stattdessen muss man sich mit einer ungenauen Darstellung mittels Balkenanzeige zufrieden geben.

Gute Fahrleistungen, top beim ADAC Ausweichtest

Seitenansicht eines stehenden Subaru Solterra
Mit 2,85 Meter Radstand soll der Solterra im Innenraum bequem Platz für fünf Personen bieten© Subaru

Die beiden E-Motoren an Vorder- und Hinterachse leisten zusammen 160 kW/218 PS und entwickeln ein maximales Drehmoment von 337 Nm. Damit ist das SUV vollkommen ausreichend motorisiert, der Wunsch nach mehr Leistung kommt kaum auf. Von 60 auf 100 km/h geht es in 4,0 Sekunden, von 80 auf 120 km/h in 5,1 Sekunden. Subaru verspricht für den Sprint von 0 auf 100 km/h 6,9 Sekunden.

Man sieht: Bei Bedarf geht es zügig vorwärts, und so fühlt es sich auch an. Ein kurzer Tritt auf das rechte Pedal genügt, und ein Überholvorgang ist im Handumdrehen erledigt. Der Solterra beschleunigt vom Start weg mit Nachdruck, gibt seine Leistung gleichmäßig ab und lässt erst bei Autobahntempo nach. Die Höchstgeschwindigkeit wird zugunsten des Stromverbrauchs bereits bei 160 km/h elektronisch abgeregelt, hier lassen einige Konkurrenten deutlich mehr zu.

Beim ADAC Ausweichtest verhält sich der Solterra sicher, aber nicht sonderlich dynamisch. Kein Wunder bei mehr als zwei Tonnen Leergewicht. Der Elektrowagen punktet mit einer guten Fahrstabilität, die sich in einem stabilen Geradeauslauf, geringen Lastwechselreaktionen sowie einer – dem Subaru-typisch serienmäßigen Allradantrieb sei Dank – tadellosen Traktion manifestiert.

Assistenzsysteme: Für Sicherheit ist gesorgt

Für Sicherheit stehen zahlreiche aktive und passive Fahrassistenzsysteme zur Verfügung. Neben einem Notbremsassistenten mit Fußgängererkennung sind aktiver Spurhalteassistent, Verkehrszeichenerkennung, intelligenter Geschwindigkeitsbegrenzer,
radargestützter Totwinkel-, Spurwechsel- und Querverkehrsassistent sowie ein Aufmerksamkeits- und Müdigkeitswarner erhältlich. Erstmals im Einsatz: das Subaru Safety Sense, das verschiedene Assistenzsysteme miteinander verknüpft und so für größtmögliche Fahrsicherheit sorgen soll.

Perfekt ist der Subaru aber nicht in allen Belangen. Während die Verkehrszeichenerkennung im Kombiinstrument ihre Information aus der Kamera in der Frontscheibe bezieht, beruht die Anzeige im Touchscreen auf einer Datenbank. Allerdings werden die teils unterschiedlichen Daten nicht zusammengeführt, weshalb es immer wieder zu abweichenden Geschwindigkeitsangaben kommt – das darf in diesem Preissegment nicht passieren.

Fazit

Unter dem Strich bekommt der Solterra eine gute Note von 2,1 im Autotest. Vor allem die gute Sicherheitsausstattung und das gute Abschneiden im ADAC Ecotest mit vollen fünf Sternen ist hier als Grund zu nennen – Umwelt und Sicherheit werden beim ADAC Test doppelt gewertet. Ausbaufähig sind aber vor allem die Eigenschaften als Elektroauto. Hier müssen Subaru und Toyota noch feilen.

Subaru Solterra: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Subaru Solterra Comfort (ab 10/22)

Subaru Solterra Platinum (ab 10/22)

Subaru Solterra Platinum plus (ab 10/22)

Motorart

Elektro
Elektro
Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

160
160
160

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

218
218
218

Drehmoment (Systemleistung)

336 Nm
336 Nm
336 Nm

Antriebsart

Allrad
Allrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,9 s
6,9 s
6,9 s

Höchstgeschwindigkeit

160 km/h
160 km/h
160 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

466 km
419 km
416 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km
0 g/km
0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

16,0 kWh/100 km
17,8 kWh/100 km
17,9 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

71,4
71,4
71,4

Ladeleistung (kW)

DC:50,0-150,0
DC:50,0-150,0
DC:50,0-150,0

Kofferraumvolumen normal

452 l
441 l
441 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

n.b.
n.b.
n.b.

Leergewicht (EU)

2.013 kg
2.040 kg
2.057 kg

Zuladung

537 kg
510 kg
493 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg
750 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

750 kg
750 kg
750 kg

Garantie (Fahrzeug)

8 Jahre oder 160.000 km
8 Jahre oder 160.000 km
8 Jahre oder 160.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.690 mm x 1.860 mm x 1.650 mm
4.690 mm x 1.860 mm x 1.650 mm
4.690 mm x 1.860 mm x 1.650 mm

Grundpreis

58.490 Euro
60.990 Euro
61.990 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Subaru Solterra Platinum Plus

Überholvorgang 60 – 100 km/h

4,0 s

Bremsweg aus 100 km/h

38,0 m

Wendekreis

12,0 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

20,0 kWh/100 km, 100 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

350 km

Innengeräusch bei 130 km/h

69,4 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

2054 / 496 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

480 / 925 / 1415 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Subaru Solterra Platinum plus (ab 10/22)

Karosserie/Kofferraum

2,6

Innenraum

2,7

Komfort

2,5

Motor/Antrieb

1,2

Fahreigenschaften

2,8

Sicherheit

1,9

Umwelt/EcoTest

1,5

Gesamtnote

2,1
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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