Smart #1 im ADAC Test: Elektro-SUV mit Top-Bewertung

Der neue Smart # 1 fahrend auf einer Straße
Smart #1: Pfiffiges Elektro-SUV der Kompaktklasse© 2022 smart Europe GmbH

Der bekannte Mini-Zweisitzer ist Geschichte. Der neue Smart #1 bietet viel mehr Platz und einen kräftigen Elektroantrieb. Im aktuellen ADAC Test beweist er nicht nur neue Größe, sondern auch praktischen Nutzwert – mit kleinen Abstrichen.

  • Im Test: Smart #1 mit optimiertem E-Antrieb

  • Weniger Verbrauch, mehr Reichweite

  • Fünf Sterne im ADAC Ecotest

Die Zeiten als der Smart mit minimaler Motorisierung und minimalem Platz Geschichte schrieb, sind längst vorbei. Die heutige Marke ist ein Joint-Venture von Mercedes und dem chinesischen Hersteller Geely. Und setzt völlig andere Akzente. Mit technischer Entwicklung in Asien und dem Karosserie-Design in Europa.

Der Smart #1 wird in China gebaut und ist ein Elektro-SUV in der unteren Mittelklasse. Das Auto kam in Deutschland 2022 auf den Markt.

Inzwischen ist der Smart #1 an der einen oder anderen Stelle technisch verändert worden. Von außen ansehen kann man es ihm nicht. Der ADAC Test deckt auf, ob sich der Halbchinese aktuell in einer guten Form befindet oder momentan eher schwächelt.

Bedienbarkeit ist ausbaufähig

Beginnen wir mit der Frage nach der Bedienbarkeit des #1. Die war von Anfang an ein wunder Punkt des Elektro-SUV, an dem sich die ADAC Redakteure im Rahmen eines einjährigen Dauertests schon die Finger wundgeschrieben haben. Hintergrund: Die Bedienung des #1 folgt leider voll und ganz dem Trend moderner Autos: wenig Tasten, viel Touch. In der Konsequenz wird die Bedienung zu einer Bewährungsprobe für den Fahrer, sich nicht vom Verkehrsgeschehen ablenken zu lassen.

Der aktuellen Version des Smart #1 stellen die ADAC Ingenieure in dieser Hinsicht weiterhin ein bescheidenes Zeugnis aus. Zum Beispiel sind die Funktionen der Klimaanlage im Zentraldisplay während der Fahrt schlecht zu bedienen. Zudem verwirren die an sich sinnvollen Shortcuts am Anfang eher, als dass sie Nutzen bringen, da man zunächst nicht weiß, hinter welchem Menü sich welche Optionen verbergen. Nicht einmal zum Einstellen der Außenspiegel gibt es eine separate Taste, stattdessen ist die Funktion in einem Untermenü versteckt. Die Liste der Unzulänglichkeiten und verstreuten Bedienmöglichkeiten ließe sich fortsetzen.

Lob gibt es für die Implementierung eines Head-up-Displays sowie für die Lenkradtasten zur Steuerung des Tempomats, des Bordcomputers, sowie für die Lautstärkeregelung und Telefonannahme. Wie heute üblich lassen sich Software-Updates "over the air" einspielen. Ein Avatar als "intelligenter Begleiter" in Gestalt eines Fuchses soll dem Fahrenden via Sprachsteuerung Arbeit abnehmen und über künstliche Intelligenz stets dazulernen.

Trotzdem bekommt der moderne Smart unter dem Strich für die Bedienung nur die Note 3,0. Ein dürftiges Ergebnis.

E-Motor mit 200 kW und 343 Nm

Der neue Smart #1 beim Ausweichtest in Penzing
Nach dem ESP-Update bricht das Heck nicht mehr aus© ADAC/Uwe Rattay

Vollkommen anders fällt die Bewertung des Elektroantriebs aus. Dass Smart das Drehmoment des Elektromotors von 384 Nm auf 343 Nm gedrosselt hat, ist ohne Einbußen verschmerzbar. Die Fahrleistungen damit sind weiterhin aller Ehren wert. Der Standardsprint von 0 auf 100 km/h gelingt in 6,7 Sekunden, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 180 km/h und wird sehr zügig erreicht.

Die Kraft der E-Maschine merkt man schon beim ersten Druck auf das Gaspedal, wenn der #1 hurtig, verzögerungsfrei und überaus flott vom Fleck wischt. Den Sprint von 15 auf 30 km/h legt der Smart in unter einer Sekunde zurück und befähigt damit zum mühelosen Einfädeln in den fließenden Verkehr.

Das Überholen eines Lkw auf der Landstraße passiert bei voller Beschleunigung von 80 auf 120 km/h in nur 4,3 Sekunden. Und das alles geschieht sehr leise. Die Geräuschdämmung macht einen ebenso guten Eindruck wie die Federung, die Straßenunebenheiten prima wegfiltert. Note für den Antrieb: 1,1. Das ist hervorragend.

Elektro-SUV: 400 km Reichweite im Test

Der neue Smart # 1 fahrend auf einer Straße von hinten zu sehen
Im Stil der Elektroautos von Mercedes: Die mit einem Leuchtenband verbundenen Heckleuchten© 2022 smart Europe GmbH

An Reichweite erzielt der Smart #1 mit dem leicht gedrosselten Antrieb erfreulich mehr. Statt 365 Kilometer, wie im ersten ADAC Ecotest gemessen, kommt der #1 nun glatte 400 Kilometer im realitätsnahen Messzyklus. Statt 20,5 kWh pro 100 Kilometer wie zuvor verbraucht er 19,2 kWh (beide Werte inklusive Ladeverluste). Statt vier Sternen im Ecotest bekommt der Smart nun alle fünf Sterne – die Höchstwertung in der Well-to-wheel-Betrachtung.

Geladen werden kann der getestete Smart #1 dank dreiphasigem Onboardlader an AC-Säulen mit bis zu 22 kW – das ist eher die (positive) Ausnahme denn die Regel bei Elektroautos. Beim DC-Schnellladen auf der Langstrecke schafft es der Halbchinese jetzt auch etwas schneller, den Akku zu füllen. Aufgepasst beim Kauf: Das Basismodell des #1 lädt erheblich langsamer.

Der Peak der Ladeleistung wird bei etwa 20 Prozent SoC (=State of Charge) erreicht. In 20 Minuten an der Hi-Power-Säule lädt das Auto Strom für eine zusätzliche Reichweite von 223 Kilometern nach. Das ist auf Augenhöhe mit einem Tesla Model 3 oder einem BMW iX1.

Ein Smart mit Platz für Vier

Die weissen Sitze der Rückbank des neuen Smart #1
Die Rückbank des Smart #1 ist längs verschiebbar© Smart

Der Smart #1 ist mit 4,27 Meter etwa so lang wie ein VW Golf und bietet tatsächlich Platz für nominell fünf Erwachsene. Dann wird es auf der Rückbank aber recht eng, zumindest was die Breite betrifft. Die Beinfreiheit ist dagegen überdurchschnittlich groß. Der Kofferraum schluckt im Normalfall nur 265 Liter. Aber was ist der Normalfall? Denn im Smart lassen sich nicht nur die Rücksitzlehnen asymmetrisch geteilt umlegen, es lässt sich auch die Rückbank längs verschieben. So hat man stets die Wahl für mehr Platz für Gepäck oder mehr Platz für Insassen, je nach Situation und Bedarf. Und das ist eine Menge wert.

Kleines Schmankerl: Unter der langen "Motorhaube" vorn gibt es zusätzlich einen kleinen Frunk mit 15 Litern Volumen, der sich gut zum Verstauen der Ladekabel und mehr eignet.

360-Grad-Blick in den Innenraum

Komfort und Sicherheit

An Komfort und Sicherheitsdetails ist beim Smart #1 so ziemlich alles an Bord, was man sich wünschen kann. Allerdings kommt der Testwagen mit Premium-Ausstattung auf einen Preis von immerhin 47.490 Euro. Da fehlen dann aber auch weder eine Wärmepumpe noch das automatisch abblendende LED-Licht, weder ein gängiger Notfall-Bremsassistent noch eine Rückfahrkamera oder eine Sitz- und eine Lenkradheizung.

Bei der Abstimmung der Assistenzsysteme existiert allerdings noch viel Luft nach oben. So nerven Tempowarner, Fahrerüberwachung und Spurhalter mit aufdringlichen Warnmeldungen und die Verkehrszeichenerkennung arbeitet auffallend unzuverlässig.

Fazit

Mit der Testnote 1,9 ist der Smart #1 zweifellos in einer Top-Form. Dazu hat das Elektro-SUV sich in Sachen Reichweite und Verbrauch gesteigert. Einige Schwächen – darunter unzuverlässige bis nervige Assistenten und ein Bedienmenü, das Rätsel aufgibt – hat er aber noch nicht abgelegt.

Es ist zu vermuten, dass die ehrgeizigen Chinesen weiter nachbessern. In Bezug auf das anfangs schlecht abgestimmte ESP haben sie es auch hinbekommen, und zwar recht schnell. Da sollte es bei Bedienbarkeit und Menüstruktur doch ebenfalls bald klappen. Der Rest des Autos ist heute schon spitze.

  • Das hat uns gefallen: kräftiger Antrieb, prima Federungskomfort, recht gutes Platzangebot, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung, serienmäßig 22-kW-AC-Laden

  • Das hat uns nicht gefallen: ablenkungsintensives Bediensystem, unergonomische Türgriffe, Assistenzsystemen fehlt der Feinschliff

  • Lesen Sie hier den ausführlichen Testbericht zum Smart #1 Premium als PDF

Smart #1: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

smart #1 Premium (22 kW OBC) (ab 01/23)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

200

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

272

Drehmoment (Systemleistung)

343 Nm

Antriebsart

Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

6,7 s

Höchstgeschwindigkeit

180 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

440 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

16,8 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

66,0

Batteriekapazität (Netto) in kWh

62,0

Ladeleistung (kW)

AC:22,0 DC:150,0

Kofferraumvolumen normal

313 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

976 l

Leergewicht (EU)

1.800 kg

Zuladung

425 kg

Anhängelast ungebremst

750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.600 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre und 1 Jahr Anschlussgarantie (in Verbindung intergriertem Servicepaket)

Länge x Breite x Höhe

4.270 mm x 1.822 mm x 1.636 mm

Grundpreis

47.490 Euro

Die Garantie auf den Akku beträgt 8 Jahre, 160.000 km (70 % Kapazität)

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)smart #1 Premium (22 kW OBC)

Überholvorgang 60 – 100 km/h

3,3 s

Bremsweg aus 100 km/h

36,3 m

Wendekreis

11,4 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

19,2 kWh/100 km, 96 g CO₂/km (Well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

400 km

Innengeräusch bei 130 km/h

66,5 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1832 / 438 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

265 / 625 / 1155 l

ADAC Testurteil

ADAC Testergebnis

smart #1 Premium (22 kW OBC) (ab 01/23)

Karosserie/Kofferraum

2,5

Innenraum

2,3

Komfort

2,5

Motor/Antrieb

1,1

Fahreigenschaften

2,6

Sicherheit

1,6

Umwelt/EcoTest

1,4

Gesamtnote

1,9
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

#1 Brabus im Video: So fährt die Power-Version

Der Test zeigt: Mehr Leistung braucht eigentlich kein Mensch, und doch lässt es sich Smart nicht nehmen, eine noch potentere Brabus-Version anzubieten. Die hat 315 kW/428 PS in Petto, aufgeteilt auf einen Front- und einen Heckmotor. Allradantrieb ist hier Serie, beim "normalen" #1 wird die Kraft auf die Hinterräder übertragen. Der Erfahrungsbericht:

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