Škoda Scala im Test: Die clevere Alternative zum Golf
Der kompakte Škoda Scala bietet jede Menge Platz und interessante Details. Der ADAC hat den Golf-Konkurrenten ausgiebig getestet. Plus: Bilder, technische Daten, Preise und alle Informationen zur Überarbeitung 2024.
Drei Benziner mit 95, 115 und 150 PS
Einstiegsvariante ab 23.420 Euro
Viel Platz, großer Kofferraum
Seit 2019 ist der Škoda Scala als Nachfolger des glücklosen Rapid auf dem Markt. Doch so richtig erfolgreich ist er nicht, haben sich 2023 nur gut 7300 Škoda-Kunden in Deutschland für das kompakte Modell entschieden. Andere Marken wären zwar froh um diese Zahlen, doch bei Škoda zählen andere Maßstäbe: Alle anderen Škodas verkaufen sich besser. Zum Vergleich: Der Octavia hat sich im gleichen Zeitraum 41.800-mal an den Mann bzw. die Frau bringen lassen.
Warum der Scala nicht so zündet wie die anderen Modelle aus Tschechien, kann man nicht wirklich nachvollziehen. Denn eigentlich bietet er all das, was man in dieser Klasse so schätzt: viel Platz, einen hohen Nutzwert und eine einfache Bedienung, und das zum vergleichsweise moderaten Preis. Der Scala ist ein Typ ohne Starallüren, ein klassenloses Auto für jedermann – wie der VW Golf.
Ob ihm das Facelift zum Modelljahr 2024 Schwung bringt? Mal sehen, die Neuerungen fallen jedenfalls so dezent aus, dass der Aha-Effekt auf den ersten Blick ausbleibt.
Škoda Scala 2024: Dezent überarbeitet
Die Änderungen bei Schürzen- und Kühlergrill-Design erkennen nur Profis, Gleiches gilt für die modifizierten Leuchten. Gegen Aufpreis gibt es beim Scala aber erstmals das empfehlenswerte Matrix-Licht, das bei Dauerfernlicht um andere Verkehrsteilnehmer herumleuchtet und somit viel Licht ins Dunkel bringt, ohne zu blenden. Darüber hinaus gibt es neue Leichtmetallräder und Außenlacke.
Zudem wurde die Ausstattungsstruktur überarbeitet. So stehen für die Linien Essence, Selection, Drive und Monte Carlo sechs Interieurvarianten zur Wahl, bei der mehr recycelte sowie erneuerbare Materialien verwendet werden. Für die optionale Klimatronic gibt es eine neue Bedienoberfläche.
Zum erweiterten Arsenal der Assistenzsysteme gehören ein Kollisionsverhinderer beim Rückwärtsrangieren und ein Abstandstempomat im Zusammenspiel mit aktivem Spurhalte-Assistenten. Das Cockpit ist nun grundsätzlich digital, analoge Zeiger und Instrumente sind Geschichte. Während das Kombiinstrument mit 8 oder 10,25 Zoll Durchmesser erhältlich ist, stehen für den freistehenden Touchscreen des Infotainmentsystems 8,25- oder 9,2-Zoll-Formate zur Wahl. Optional sind bis zu vier USB-Ports an Bord, mit Navigationspaket erhält der Kunde Webradio und online aktualisierbares Kartenmaterial.
Wie bisher stehen zwei 1,0-Liter-Benziner mit 70 kW/95 PS oder 85 kW/115 PS sowie ein 1,5-Liter-TSI mit 110 kW/150 PS zur Wahl. Den Basismotor kombiniert Škoda mit Fünfgang-Handschaltgetriebe, die stärkeren Ottomotoren sind mit manuellem Sechsgang-Getriebe oder siebenstufigem Doppelkupplungs-Getriebe kombinierbar. Dass Smartphones nun schneller laden als bisher, nimmt man gern zur Kenntnis, es dürfte aber kein veritabler Kaufgrund sein.
Bilder: Scala Modelljahr 2024
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Innenraum mit viel Platz
Sonst ist alles beim Alten geblieben: Der Scala baut wie der VW Polo oder der Seat Ibiza auf der MQB A0-Plattform des VW-Konzerns auf, nutzt aber die längstmögliche Ausbauvariante. Der lange Radstand von 2,65 Metern (VW Golf 2,62 Meter) sorgt bei nur 4,36 Metern Außenlänge für üppige Innenmaße fast schon im Octavia-Format. Vorn können sogar 2-Meter-Riesen den Sitz weit genug zurückschieben.
Auf den Rücksitzen wirkt die Kopffreiheit beschränkend, denn sie reicht für Insassen bis rund 1,90 Meter. Die Beinfreiheit würde sogar für Personen bis zwei Meter reichen – in der Kompaktklasse ein respektabler Wert (wenn die Vordersitze für 1,85 Meter große Menschen eingestellt sind).
Markentypisch hat der Scala auch den größten Kofferraum seiner Klasse. Nach ADAC Messungen passen bis zur Kofferraumabdeckung 370 Liter rein, dachhoch beladen 585 Liter oder sieben Getränkekisten. Unter Ausnutzung des kompletten Raums hinter den Vordersitzen lassen sich bis zu 1070 Liter verstauen. Dazu ist für besonders sperrige Gegenstände auch eine umklappbare Beifahrerlehne erhältlich, ein optionaler doppelter Ladeboden macht den Kofferraum noch variabler.
Škoda Scala ist immer online
Passend zum Auftritt des Scala ist in der Instrumententafel mit hochwertiger Oberfläche auch aktuelle Digitaltechnik ins Fahrzeug integriert. Über das flexibel konfigurierbare Virtual Cockpit ist der Scala immer online. Die eingebaute eSIM kann per LTE eine Hochgeschwindigkeits-Internetverbindung herstellen. Ein Smartphone, das die Verbindung ins Netz für den Scala aufbaut, ist also nicht erforderlich.
Trotz aller Modernität lässt sich der Scala ohne große Eingewöhnung gut und intuitiv bedienen, es gibt noch "richtige" Schalter an den Stellen, wo sie sinnvoll sind. Etwa einen konventionellen Drehschalter für das Fahrlicht, selbsterklärende Tasten für die Klimaanlage und einen ganz normalen Handbremshebel. Das mag bei all dem Technik-Overkill mancher Konkurrenten schon etwas angestaubt aussehen, doch an Bedienungsfreundlichkeit ist der Scala ein absolutes Vorbild.
Sehr gute Fahreigenschaften
Der lange Radstand sorgt auch für sehr gute Fahreigenschaften: Der Scala präsentierte sich bei unserem Test zwar sehr straff abgestimmt, bügelt gröbere Unebenheiten trotzdem relativ gut weg. Die straffe Auslegung unterstützt auch bei flotteren Kurvenfahrten, die mit der sehr direkten und trotzdem mitteilsamen Lenkung auch spielerisch zu bewältigen sind. Für den, der es noch dynamischer will, gibt es optional das Sport Chassis Control: ein um 15 Millimeter tiefer gelegtes, sportlich ausgelegtes und über die Fahrprofilauswahl Driving Mode Select umschaltbares Fahrwerk mit den Kennlinien Normal und Sport.
In puncto Fahrstabilität zeigt sich der Scala im Vergleich zu seinem Vorgänger Rapid gereift. Weder plötzliche Lenkimpulse noch Spurrinnen bringen den Kompaktwagen aus der Ruhe, zudem punktet er mit einem guten Geradeauslauf. Der Scala lässt sich sowohl über Land als auch auf der Autobahn je nach Wunsch gelassen oder auch fahraktiv bewegen.
Testverbrauch 1.0 TSI: 5,9 l Super/100 km
Als Motoren stehen drei eher wirtschaftlich orientierte Varianten von 95 bis 150 PS zur Verfügung, darunter der Einstiegsbenziner 1.0 TSI mit 95 PS, der ab 23.420 Euro bestellbar ist.
Unser Favorit bei den Benzinern: Ganz klar der 1,0-Dreizylinder-TSI mit 115 PS. Der Turbobenziner macht richtig Spaß. Er beschleunigt spritzig (10,1 Sekunden auf 100 km/h), bleibt dank guter Dämmung akustisch unaufdringlich und lässt sich trotz des geringen Hubraums auch sehr schaltfaul fahren – passt gut!
Auch der Testverbrauch des 2019 getesteten Modells (vor Facelift) geht mit 5,9 Litern Super im Schnitt völlig in Ordnung. Das DSG der 115- und 150-PS-Benziner macht weniger Spaß: Es ist mit seinen frühen Schaltpunkten sehr defensiv ausgelegt und zieht dem Scala so die Zähne. Dynamisch geht anders. Zudem verlangt es beim Anfahren nach einem sensiblen Gasfuß: Entweder man gibt zu viel oder zu wenig Gas, die Dosierung will geübt sein. Also lieber zum Schaltgetriebe greifen.
Škoda-typisch: Simply-Clever-Ideen
Der Scala wäre kein Škoda, wenn er keine pfiffigen "Simply-Clever-Ideen" hätte, die seinen Besitzern den täglichen Umgang mit ihrem Fahrzeug erleichtern. Neben Klassikern wie dem Tickethalter an der A-Säule auf der Fahrerseite und dem Regenschirmfach in der Fahrertür (mit Regenschirm) gehören dazu nützliche Features wie der Eiskratzer im Tankdeckel mit einer Profiltiefenskala für Kontrollmessungen der Reifen und ein integrierter Trichter im Verschlussdeckel des Scheibenwaschbehälters.
Auf Wunsch ist der Scala optional mit einer elektrischen Heckklappe ausgestattet, die per Knopfdruck öffnet und schließt und damit einen bequemen Zugang zum großen Kofferraum ermöglicht. Und die optionale schwenkbare Anhängerkupplung mit elektrischer Entriegelung lässt sich über eine Taste im Kofferraum entsperren. Gut gemacht.
Škoda Scala: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Skoda Scala 1.0 TSI Essence (ab 01/24) | Skoda Scala 1.0 TSI Essence (ab 01/24) | Skoda Scala 1.5 TSI ACT Selection (ab 01/24) |
---|---|---|---|
Motorart | Otto | Otto | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 999 ccm | 999 ccm | 1.498 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 70 | 85 | 110 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 95 | 115 | 150 |
Drehmoment (Systemleistung) | 175 Nm | 200 Nm | 250 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.000 U/min | 5.000 U/min | 5.000 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 10,8 s | 9,5 s | 8,2 s |
Höchstgeschwindigkeit | 192 km/h | 202 km/h | 221 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 115 g/km | 116 g/km | 122 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,1 l/100 km | 5,1 l/100 km | 5,4 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 467 l | 467 l | 467 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.410 l | 1.410 l | 1.410 l |
Leergewicht (EU) | 1.199 kg | 1.216 kg | 1.259 kg |
Zuladung | 431 kg | 404 kg | 431 kg |
Anhängelast ungebremst | 600 kg | 600 kg | 630 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.000 kg | 1.200 kg | 1.250 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 4.362 mm x 1.793 mm x 1.514 mm | 4.362 mm x 1.793 mm x 1.514 mm | 4.362 mm x 1.793 mm x 1.514 mm |
Grundpreis | 23.790 Euro | 25.190 Euro | 29.660 Euro |
ADAC Messwerte*
ADAC Messwerte (Auszug) | Škoda Scala 1.0 TSI (115 PS) |
---|---|
Überholvorgang 60 – 100 km/h | 6,7 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,5 m |
Wendekreis | 11,2 m |
Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 5,9 l Super/100 km, 162 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | **** |
Reichweite | 845 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 67,6 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1255 / 510 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 370 / 750 / 1070 l |
ADAC Testnoten*
ADAC Testergebnis | Skoda Scala 1.0 TSI Style (07/19 - 11/20) |
---|---|
Karosserie/Kofferraum | 2,6 |
Innenraum | 2,3 |
Komfort | 2,5 |
Motor/Antrieb | 2,7 |
Fahreigenschaften | 2,2 |
Sicherheit | 1,6 |
Umwelt/EcoTest | 2,1 |
Gesamtnote | 2,2 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
* 2019 getestetes Modell vor Facelift
Text mit Material von SP-X
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