ADAC Test Peugeot Rifter: Der Familientyp

orangener Peugeot Rifter steht auf einem Parkplatz
Peugeot Rifter: Praktischer Hochdachkombi mit SUV-Elementen© Peugeot

Der Peugeot Rifter ist ein beliebter Familien-Van mit pfiffigen Details und jeder Menge Platz. Im ADAC Test die Langversion mit 130-PS-Dieselmotor, der inzwischen wie alle anderen Verbrenner nur noch als Nutzfahrzeug bestellbar ist. Den Rifter als Pkw gibt es nur noch elektrisch.

  • Peugeot Rifter baugleich mit Opel Combo, Citroën Berlingo, Toyota ProAce City

  • Langversion L2 1.5 BlueHDi 130 im ADAC Test: Gesamtnote 2,7

  • Der Rifter wird nur noch mit Elektroantrieb angeboten

  • Facelift 2024: So sieht der neue e-Rifter aus

Von wegen, der Markt der Hochdachkombis ist tot: Die leichten Nutzfahrzeuge, die man für den Familieneinsatz tauglich gemacht hat, werden bei preisbewussten Kunden immer beliebter. Deshalb gibt es aus dem Stellantis-Konzern ein und dasselbe Fahrzeug von vier Marken, das fast baugleich mit unterschiedlichem Design vom gleichen Band läuft: Citroën Berlingo, Opel Combo, Fiat Doblo und Peugeot Rifter. Zudem wird das Fahrzeug auch noch als Toyota ProAce City angeboten.

Aus dem Rifter wird der e-Rifter

Stellantis hat eine weitreichende Entscheidung getroffen: Die drei Modelle werden seit Anfang 2022 als Pkw nur noch mit rein elektrischem Antrieb angeboten. Im konkreten Fall als e-Rifter mit 50-kWh-Akku (brutto) und 136 PS. Kostenpunkt: ab 42.040 Euro vor Innovationsprämien, Reichweite nach WLTP-Norm: 278 Kilometer. Allerdings lässt Peugeot mit dem Rifter N1 für Verbrenner-Fans noch ein Schlupfloch: Ab 28.470 € gibt es den Familienvan mit der Nutzfahrzeug-Zulassung N1 (Transporter zur Personenbeförderung) auch mit den bekannten Benzin- und Dieselmotoren.

Toyota hat sich entschieden, Benziner und Diesel nach wie vor auch in der Pkw-Version anzubieten. Wer also nichts mit einem Elektrofahrzeug anfangen kann, muss zum Toyota-Händler - und bekommt dort den Rifter eben als Toyota ProAce City mit Toyota-Zeichen am Bug.

Der hier getestete Peugeot ist deshalb vor allem für Gebrauchtkäufer interessant. Er verbrennt noch Diesel und positioniert sich dank seines markanten Designs als robuste Outdoor-Variante. Vorne dominieren die großflächige Windschutzscheibe und der hohe vertikale Kühlergrill mit dem Löwen in der Mitte den optischen Auftritt. Und die Seitenlinie mit der kurzen Haube, der hohen Gürtellinie und den großen Radhäusern zeigt die die typischen Elemente eines Hochdachkombis.

Das Heck besteht im Grunde nur aus der mächtigen Ladeklappe mit niedriger Ladekante, die wegen einer separat zu öffnenden Heckscheibe allerdings nicht jedes Mal gestemmt werden muss. Schwarz abgesetzte Plastikverkleidungen im Schwellerbereich, an den Radhäusern sowie am Unterboden vorn und hinten sorgen für den Rifter-Outdoor-Look.

Niedrige Ladekante, große Ladefläche

Kofferraum eines Peugeot Rifter
Noch eine Ablage: Bei geöffnetem Heckfenster finden hier Kleinigkeiten Platz© Peugeot

Die Form eines Hochdachkombis ist nicht jedermanns Sache. Doch sie hat einen entscheidenden Vorteil: Auf einer geringen Fahrzeuglänge – den Rifter gibt es in zwei Versionen mit 4,40 und 4,75 Meter namens L1 und L2 – ist sehr viel Raum praktisch nutzbar. Natürlich erst mal fürs Gepäck: 571 Liter bis zur Kofferraumabdeckung soll laut Peugeot schon der kurze Fünfsitzer schlucken, 775 Liter der längere.

Werden die Sitze für einen ebenen Ladeboden zusammengeklappt, passen dachhoch sogar 2700 bzw. 4000 Liter rein. Für beide Längen konnten im Kofferraum für 750 Euro extra auch zwei weitere Sitze montiert werden, inzwischen gibt es diese Option nur noch im längeren e-Rifter.

Die ADAC Messwerte für die Langversion sollten Familien mit Platzbedarf beeindrucken: Ohne die dritte Sitzreihe können bis zur Kofferraumabdeckung bereits 870 Liter verstaut werden. Bei eingebauter, aber umgeklappter dritter Sitzreihe fasst das Ladeabteil bis zur Abdeckung 670 Liter. Ist alles ausgebaut und umgeklappt, schluckt der Rifter bis zu 2850 Liter Gepäck. 

Doch zum eigentlichen Raumwunder wird der Rifter erst durch die Menge an Ablagen, die in rekordverdächtiger Zahl im gesamten Fahrzeug – in der Mittelkonsole, im Dachhimmel, in den Türen, in der ersten und zweiten Reihe und im Kofferraum – zu finden sind.

Damit der Beifahrer während der Fahrt bequem auf einen großen und kühlbaren Stauraum mit 186 Litern zugreifen kann, wurde sogar der Beifahrerairbag im Dachhimmel eingebaut. Und der optisch-praktische Höhepunkt ist eine lichtdurchlässige Arche mit weiteren Staufächern, die unter dem optionalen Panoramadach schwebt.

Der Rifter hat Platz für drei Kindersitze

Das praktische Innenraumkonzept ist bei Doblo, Berlingo, Combo, ProAce City und Rifter fast identisch, doch der Peugeot übernimmt von den anderen Baureihen sein typisches i-Cockpit mit dem oben und unten abgeflachten Lenkrad, den darüber platzierten Instrumenten und einem zentral gelegenen 8-Zoll-Touchscreen.

Nicht in jedem Peugeot funktioniert diese Konfiguration gleich gut, weil zum Beispiel im Peugeot 508 wichtige Elemente verdeckt werden oder das Display zu tief sitzt. Doch im Rifter sind die Ablesbarkeit der Instrumente und eine eher bodenständige Bedienung gut gelöst – in den besseren Ausstattungen mit Echtzeit-Navigation und Smartphone-Anbindung.

Das Raumgefühl im 1,85 Meter breiten Rifter ist vor allem vorne sehr großzügig. Und hinten passen durch die drei Einzelsitze auch drei Kindersitze nebeneinander – das freut junge Familien. Wenn die Kinder dann größer sind, wird es merklich enger. Dann monieren sie die recht eng geschnittenen Sitze und vor allem die fehlende Ellenbogen- und Schulterfreiheit, weil die Seitenverkleidungen der beiden Schiebetüren hinten weit nach innen rücken.

Bildergalerie: Peugeot Rifter

2024: So sieht der neue e-Rifter aus

Der Peugeot Rifter fahrend von der Seite zu sehen
Facelift Modelljahr 2024: Mit peugeot-typischer Schnauze© Peugeot

Für das Modelljahr 2024 hat Peugeot den e-Rifter (und übrigens die oben angesprochene Variante Rifter N1) überarbeitet. Optisch hat der neue Rifter eine dynamischere Frontpartie mit einem neuen Kühlergrill und dem neuen Peugeot-Markenemblem in seiner Mitte. Umgeben ist er von der markentypischen Lichtsignatur mit den drei Krallen. Im Innenraum wurde die Armaturentafel mit dem typischen i-Cockpit mit einem 10-Zoll-HD-Touchscreen (24,4 cm) in der oberen Mitte überarbeitet.

Die Leistungsdaten des Antriebs blieben an sich gleich, verlängert hat sich dagegen die WLTP-Reichweite von 278 auf 320 Kilometer. Um die Reichweite zu optimieren, verfügt der neue e-Rifter neben einer Wärmepumpe jetzt über ein regeneratives Bremssystem, das mit Hilfe von Schaltwippen hinter dem Lenkrad in drei verschiedenen Regenerationsstufen aktiviert werden kann.

Viel zu langer Bremsweg

Der Rifter mit langem Radstand fährt sich in Kombination mit der Testbereifung schwammig. Das träge Ansprechen auf Lenkbefehle merkt man deutlich, es dauert einen Moment, bis der Hochdachkombi die Richtungsänderung vollzieht. Im ADAC Ausweichtest kann der weich gefederte Rifter nicht ganz überzeugen: Beim ersten starken Anlenken verhärtet die Lenkung so stark, dass ein Überlenken kaum möglich ist. Im Anschluss bremst das ESP den Wagen aus, so dass man problemlos wieder in die ursprüngliche Fahrspur lenken kann. Ein eigenartiges und ungewohntes Lenkgefühl, der Fahrsicherheit tut dies aber keinen Abbruch. 

Bei nur einem Hauch von kritischem Fahrzustand fängt das ESP bereits an zu regeln und bremst den Hochdachkombi stark ein. Besonders hohe Kurvengeschwindigkeiten sind aber ohnehin nicht möglich. Und: Bei einer Vollbremsung aus 100 km/h kommt der Franzose laut ADAC Test erst nach durchschnittlich 41,4 Metern zum Stehen – für ein modernes Fahrzeug ein viel zu langer Bremsweg.

Testverbrauch: 6,2 Liter Diesel pro 100 km

Drei Motoren standen vor dem Ende des Verbrenner-Angebots zur Verfügung – ein Dreizylinder-Benziner und zwei Vierzylinder-Diesel. Der Benziner Pure Tech 110 mit 110 PS und 5-Gang-Getriebe war zuletzt in der zweiten Ausstattungsstufe namens Active ab 22.469 Euro zu haben: Fährt nicht aufregend oder sportlich, reicht mit seiner Leistung im Normalfall aber völlig aus.

Wer mit mehr Drehmoment unterwegs sein will, greift zu den beiden laufruhigen 1,5-Liter-Dieseln. Hier stellte der BlueHDi 100 mit 100 PS und 5-Gang-Schaltung das Basismodell, darüber liegt der BlueHDi 130 mit 131 PS und optionaler 8-Stufen-Automatik.

Letzterer empfiehlt sich für die getestete Langversion, die mit rund 1,7 Tonnen Leergewicht schließlich auch ganz schön viel auf die Waage bringt. Mit dem 131-PS-Diesel ist der Rifter ausreichend flott motorisiert, die Spitze von 186 km/h reicht im Alltag definitiv aus. Während die Elastizitätswerte im vierten und fünften Gang auf gutem Niveau liegen, zieht der Rifter im sechsten Gang nicht mehr so kraftvoll durch.

Und der Verbrauch könnte etwas niedriger liegen: 6,2 Liter im Testschnitt sind verbesserungswürdig, wie auch der daraus resultierende CO₂-Wert von 196 g/km (well-to-wheel). Immerhin sind die Abgase des Rifter dank SCR-Kat überaus sauber. Dadurch kommt der Kandidat zumindest auf drei von fünf möglichen Sternen im ADAC Ecotest.

Hier lesen Sie den ausführlichen Testbericht zum Peugeot Rifter L2 1.5 BlueHDi 130 Allure.

Testbericht zum Peugeot Rifter L2 1.5 BlueHDi 130 Allure
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Das Fahrzeug ist mit Gurtkraftbegrenzern, Gurtstraffern, Kopfairbags sowie optischen und akustischen Gurtwarnern in der ersten und zweiten Sitzreihe ausgestattet. Für die vorderen Plätze sind zusätzlich Seitenairbags verbaut.

Der Insassenschutz ist gut, das Verletzungsrisiko ist für Erwachsene und Kinder überwiegend gering bis sehr gering.

Beim Fußgängerschutz gibt es aber Nachholbedarf: So bergen die Bereiche am Windlauf und an den A-Säulen ein hohes bis sehr hohes Verletzungsrisiko. In der Nacht reagiert der Notbremsassistent nur grenzwertig auf am Fahrbahnrand längslaufende und querende Fußgänger.

Der Rifter ist serienmäßig mit einem umfassenden Assistenzpaket mit automatischem Notbremsassistenten, automatischem Speed-Limiter und aktivem Spurhaltesystem ausgestattet.

Peugeot Rifter: Technische Daten, Preis

Technische Daten (Herstellerangaben)

Peugeot Rifter L2 1.5 BlueHDi 130 Allure*

Motor

Vierzylinder-Turbobenziner, 1499 cm³, 96 kW/131 PS, 300 Nm bei 1750 U/min

Fahrleistungen

10,6 Sekunden auf 100 km/h, 186 km/h Spitze

Antrieb/Fahrwerk

Frontantrieb, 6-Gang-Schaltgetriebe, Partikelfilter, Pseudo-McPherson vorne/verformbarer Querträger hinten

Verbrauch (nach NEFZ)

4,5 l Diesel/100 km, 120 g CO₂/km

Leergewicht

1615 – 1779 kg

Maße

L 4,75 / B 1,85 / H 1,88 (Kurzversion: 4,40/1,85/1,78 m)

Preis (Rifter N1)

32.950 €, Baureihe ab 28.470 € (beides inkl. MwSt.)

* WIrd als Verbrenner nur noch als Nutzfahrzeug N1 angeboten

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)


Überholvorgang 60-100 km/h

7,4 s

Bremsweg aus 100 km/h

41,4 m

Wendekreis

11,9 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,2 l Diesel/100 km, 196 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

805 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,6 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1705 / 615 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

670 / 1305 / 2850 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis


Karosserie/Kofferraum

2,5

Innenraum

2,4

Komfort

3,1

Motor/Antrieb

2,8

Fahreigenschaften

4,1

Sicherheit

2,2

Umwelt/Ecotest

2,6

Gesamtnote

2,7

Die Kapitel Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

Das hat uns gefallen: Bis zu fünf Einzelsitze im Fond, umfangreiche Sicherheitsausstattung.

Das hat uns nicht gefallen: Billige Materialien, weiter Schwenkbereich der Heckklappe, kein Xenon- oder LED-Licht erhältlich. Langer Bremsweg.

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