MG HS: Kampfansage an VW Tiguan und Nissan Qashqai
Mit dem neuen MG HS hat der chinesische Hersteller einen preiswerten Konkurrenten zu VW Tiguan, Nissan Qashqai und Ford Kuga im Angebot. Auch als Plug-in-Hybrid ist das Mittelklasse-SUV zu haben. So fährt sich der MG HS.
Neuer MG HS mit viel Platz und hohem Komfort
Plug-in-Hybrid mit 100 Kilometer E-Reichweite
Benziner ab 27.990 Euro, Plug-in-Hybrid ab 39.990 Euro
MG scheint ein glückliches Händchen zu haben, wenn es darum geht, genau die richtigen Produkte zur richtigen Zeit zu präsentieren. Der MG4 trifft schon seit ein paar Jahren den Nerv aller, die ein günstiges E-Auto in der Kompaktklasse suchen. Der MG3 wurde als Kleinwagen-Hybrid just zu dem Zeitpunkt eingeführt, als immer mehr Kleinwagen vom Markt genommen oder teurer wurden.
Und jetzt kommt der MG HS als SUV in familienkompatibler Größe – und zwar auch als Plug-in-Hybrid mit einer alltagstauglichen Elektro-Reichweite von 100 Kilometern. Genau das wollen die Kundinnen und Kunden gerade. Zusammen mit dem Benzinmotor unter der Haube ergibt sich beim Plug-in eine Reichweite von 1000 Kilometern.
Günstiges Familien-SUV
Und das zum Preis von 27.990 Euro für den 170 PS starken Benziner und 39.990 Euro für den genannten Plug-in-Hybriden. Preislich liegt die Konkurrenz von VW, Nissan, Hyundai oder Škoda um einige Tausend Euro darüber – nur der chinesische Wettbewerber BYD kann da mithalten.
Auf einer ersten Testfahrt konnte sich die Redaktion ein Bild vom MG HS als Plug-in-Hybrid machen. Nicht allein der Preis eines Fahrzeugs, auch das Gesamtpaket muss stimmen. Und hier sieht es ebenfalls gut aus für den Chinesen mit dem englischen Markennamen.
Das zeigt unter anderem der Blick auf den Antrieb: Die beiden Motoren im HS bilden ein überzeugendes Duo. In 6,8 Sekunden ist die 100-km/h-Marke erreicht, weil die 135 kW/184 PS aus dem Elektroantrieb ab Anrollen loslegen und auch das kleine Turboloch des 1,5-Liter-Benziners unspürbar machen. Dessen 143 PS tragen zu einer Systemleistung von mächtigen 272 PS bei – und zum vergnüglichen Gleiten über die Autobahn. Die Höchstgeschwindigkeit von 190 km/h ist dabei weniger das Sehnsuchts-Merkmal.
Schnellladen kann der Plug-in-Hybrid nicht
Die 21,4 kWh der Batterie können leider nur mit AC-Laden wieder befüllt werden – und das mit mageren 6,6 kW Ladeleistung. An der heimischen Wallbox oder an der öffentlichen AC-Ladesäule braucht es also gute drei Stunden, bis die Batterie wieder voll ist. Zu Hause ist das kein Problem, aber beim Zwischenstopp auf der Autobahn lässt man das Aufladen eher sein – zu wenig Energie würde in vertretbarer Zeit in der Batterie ankommen. Mit DC-Lader, den manche Wettbewerber wie VW, Cupra oder Mercedes inzwischen spendieren, wäre der HS aber deutlich teurer geworden, sagt MG.
Doch bis die Batterie leergefahren ist, dauert es ja ein Weilchen. Bei sanftem Gasfuß in der Stadt und auf der Landstraße sollten sich die versprochenen 100 Kilometer Reichweite durchaus erreichen lassen. Auf der Autobahn macht es eher Sinn, den Verbrenner zu bemühen. Aber: Selbst mit leergefahrenem Akku lässt sich das 1,9 Tonnen schwere Auto auf der ersten Testrunde mit knapp sechs Litern Verbrauch bewegen. Passt.
Also gemach voran. Gerade bei Richtgeschwindigkeit 130 verwöhnt der HS mit seinem sauberen Lauf und gutem Kontakt zur Straße, und das trotz komfortbetonter Auslegung. Die Federung arbeitet sehr ordentlich, Unebenheiten filtert das Fahrwerk gut weg. Auch dieser Vertreter der neuen dynamischeren MG-Form will nicht so sportlich gefahren werden, wie es das Design nahelegt.
MG HS Hybrid als angenehmer Gleiter
Leistung hat der HS Plug-in-Hybrid mehr als genügend, doch ganz so stark, wie es die 272 System-PS suggerieren, wirkt er nicht. Besonders auf der Autobahn nimmt sich der Antrieb ein bisschen Zeit, schaltet erst gemächlich zurück, um dann wie gewünscht zu beschleunigen. Wohlwollend könnte man das Ganze als unaufgeregt bezeichnen. Der MG HS ist eben kein Sportwagen, sondern ein komfortabler Gleiter für die große Reise, der überwiegend elektrisch und dann fast lautlos unterwegs ist. Doch selbst wenn der Benziner mitarbeitet: Leise bleibt es im MG HS immer.
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Viel Platz, auch im Kofferraum
Die inneren Werte des neuen MG HS haben einen deutlichen Schritt vorwärts gemacht. Reisende plus Gepäck finden auf den 4,67 Metern reichlich und gut nutzbaren Raum, selbst für Großgewachsene ist genügend Bewegungsfreiheit vorhanden. Auf allen Sitzen ist auch bei langen Strecken Wohlfühlen angesagt, dem Fahrer oder der Fahrerin wird schon in der Comfort genannten Basisversion mit elektrisch verstellbarem Gestühl das Leben erleichtert.
Der Kofferraum des Plug-in schluckt wegen der Batterie mit 441 bis 1291 Litern zwar etwas weniger als die reine Verbrenner-Variante. Das hintere Abteil ist aber dank stufenloser Ladekante und ebener Ladefläche nach Umklappen der Rücksitze einfach zu beladen. Die Materialien sind oft eine Spur besser als bei den etablierten Massenherstellern üblich und gut verarbeitet. Softe Flächen finden sich fast durchgängig, verchromte Kunststoffteile und Klavierlack wirken hochwertig, fast schon wie in einem Premium-Fahrzeug.
Die Fahrerüberwachung nervt
Mindestens auf der Höhe der Zeit ist der HS genauso beim Infotainment. Die derzeit von BMW bis Hyundai so beliebte breite Hochglanz-Fläche aus digitalem Cockpit und Touchscreen über der Mittelkonsole findet sich jetzt auch im China-SUV. Und sie sieht nicht nur gut aus. Die beiden ineinander übergehenden 12,3-Zoll-Displays können vielfältig eingestellt werden. Live-Navigationsdienste samt Wetter- und Verkehrsinformationen, den Zugang zu Amazon Music oder die Koppelung von Smartphones sind leicht konfigurier- und bedienbar.
Die Menüs sind klar strukturiert, so soll es sein. Umso eigenartiger ist da die Tatsache, dass es im Touchscreen keine Möglichkeit gibt, das Radio lauter oder leiser zu stellen. Das funktioniert einzig und allein über die Lenkradtasten. Hier sollte MG noch nachbessern. Ebenso dass die "Fahrerüberwachung" derart sensibel reagiert und den Fahrer oder die Fahrerin sofort maßregelt ("Fahren Sie nicht unaufmerksam"), wenn man mal kurz nicht aus der Windschutzscheibe guckt. Unschön auch, dass die Tempolimiterkennung unzuverlässig funktioniert.
Ausstattung des HS: Comfort oder Luxury
Der HS PHEV ist schon in der Basis "Comfort" sehr gut ausgestattet: Einparksensoren hinten sowie eine Heck-Kamera mit dynamischen Führungslinien sind ebenso Standard wie zahlreiche Sicherheitssysteme und 13 Fahrassistenten. Für sehr faire 2000 Euro Aufpreis bietet die Luxury-Variante zusätzlich etwa Sprachsteuerung, Online-Musik und Echtzeit-Staudaten für das Infotainmentsystem, induktives Laden von Mobiltelefonen oder acht Lautsprecher.
Nervig nur: Smartphones müssen zur Anbindung von Android Auto und Apple CarPlay noch per Kabel angebunden werden. Der Stecker dafür ist so angebracht, dass das Kabel über dem Becherhalter liegt. Aber da arbeitet MG schon an einem kabellosen Update.
Der "Luxury"-Aufpreis beschert zudem Parksensoren vorn, eine 360-Grad-Kamera, eine elektrische Heckklappe, automatisch anklappbare Außenspiegel mit Memory-Funktion, Sitzheizung sowohl für den Fahrersitz mit Memory-Funktion und einstellbarer Lendenwirbelstütze wie für den elektrisch einstellbaren Beifahrersitz, sowie eine Zwei-Zonen-Klimaautomatik.
Möglichkeiten, das SUV außer durch die Farbe des Lacks weiter zu individualisieren, sind rar: Einzig ein braunes Leder-Interieur (1000 Euro Aufpreis für die Luxury-Variante) steht zur Wahl. Panorama- oder Schiebedach gibt es nicht im HS. Das hat Produktionskostengründe. Irgendwo ist eben immer noch Luft nach oben.
Und wann ist der Marktstart des neuen MG HS? Der ist bereits erfolgt, der HS ist bestellbar und steht bei den Händlern.
MG HS: Technische Daten und Preise
Technische Daten (Herstellerangaben) | MG HS 1.5T GDI Comfort (ab 10/24) | MG HS 1.5T GDI PHEV Comfort Automatik (ab 10/24) |
---|---|---|
Motorart | Otto | PlugIn-Hybrid |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 1.496 ccm | 1.496 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 125 | 200 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 170 | 272 |
Drehmoment (Systemleistung) | 275 Nm | 350 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 5.500 U/min | 5.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 9,4 s | 6,8 s |
Höchstgeschwindigkeit | 190 km/h | 190 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | - | 100 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 168 g/km | 14 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 7,4 l/100 km | 0,5 l/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | - | 21,4 |
Ladeleistung (kW) | - | AC:6,6 |
Kofferraumvolumen normal | 507 l | 441 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.484 l | 1.291 l |
Leergewicht (EU) | 1.625 kg | 1.905 kg |
Zuladung | 400 kg | 400 kg |
Anhängelast ungebremst | 750 kg | 750 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 1.500 kg | 1.500 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.655 mm x 1.890 mm x 1.664 mm | 4.670 mm x 1.890 mm x 1.663 mm |
Grundpreis | 27.990 Euro | 39.990 Euro |
Text: Jochen Wieler, Peter Weißenberg/SP-X
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