Kia Rio 1.0 T-GDI: Praktischer Kleinwagen im ADAC Test

Der Kleinwagen Kia Rio ist eine gute Alternative zu VW Polo, Opel Corsa und Ford Fiesta – allerdings nur noch gebraucht. 2023 wurde er eingestellt. Wo sind seine Stärken und Schwächen? ADAC Test des 1.0 T-GDI 100, Infos, Preise
Motoren des Kia Rio: Benziner mit 84, 100 und 120 PS, keine Diesel
100-PS-Dreizylinder im ADAC Test
Infos zum Kia Rio als Gebrauchtwagen
Wieder einer weniger: Die Auswahl an Kleinwagen wird immer dürftiger. Und nun hat es auch den Kia Rio erwischt. Seit Mitte 2023 wird er in Europa nicht mehr angeboten. Doch für Gebrauchtwagenkäufer ist der kleine Koreaner durchaus eine Überlegung wert, wie der ADAC Test vom März 2021 zeigt. Hier können Sie den Testbericht nachlesen:
Kia will elektrischer werden – und macht im Prinzip das, was alle anderen Hersteller auch machen. Also reine Elektroautos wie den EV6, den neuen Niro und den Soul verkaufen und die übrige Modellpalette elektrifizieren. Heißt: Sie entweder durch Plug-in-Hybride zu ergänzen oder – als günstigere Variante – die Verbrennungsmotoren mit 48-Volt-Technik koppeln und dadurch leicht zu hybridisieren.
Und so gibt es auch beim Kia Rio eine 48-Volt-Mildhybrid-Variante mit 120 PS. Leider stand uns diese Version nur für eine kurze Testfahrt zur Verfügung und für den ausführlichen ADAC Test "nur" die 100 PS starke Variante ohne Stromunterstützung. Aber die ist schließlich auch die meistverkaufte. Wie schlägt sie sich?
Kia Rio mit guten Fahrleistungen

Von außen hat sich bei der seit 2017 gebauten vierten Rio-Generation wenig getan. Das immer noch moderne Design hat Kia nur leicht nachgeschärft. Neue LED-Scheinwerfer bei den höheren Ausstattungen umrahmen den etwas schmaleren Grill, darunter gibt es eine neue Frontschürze. Das war's. Entscheidender sind die Veränderungen unter der Haube. Erstmals hat der Rio mit 1,0-Liter-Turbo-Dreizlinder eine elektrische Unterstützung: Die leichte Hybridisierung wird durch einen 12-kW-Startergenerator erreicht, der den Benziner beim Beschleunigen unterstützt.
Allerdings gibt es den Hybridantrieb nur für den 120-PS-Motor. Die Leistung ist für einen Kleinwagen schon mal eine ganze Menge. Die Fahrleistungen fallen entsprechend gut aus: 10,2 Sekunden von 0 auf 100 km/h, 190 km/h Spitze – da sollte keiner meckern. Doch das Interessante sind nicht die Spitzenwerte, sondern der Weg dahin.
Sportlich fahren oder bummeln? Geht beides

Nach dem Drücken des Startknopfs brummelt der Dreizylinder kurz vor sich hin, bevor er in einen säuselnden Motorlauf fällt. Schon kurz oberhalb der Leerlaufdrehzahl setzt bei 2000 Umdrehung das maximale Drehmoment von 200 Newtonmetern ein. Die Schaltanzeige signalisiert, dass der Fahrer zügig bis zum 6. Gang mit der neuen manuellen Schaltbox durchschalten und so die Drehzahl niedrig halten kann. Der Dreizylinder hängt auch oberhalb von 2000 Umdrehungen gut am Gas und passt gut zum straff abgestimmten Fahrwerk und der direkten Lenkung. Wer sportlich fahren oder wahlweise im hohen Gang bummeln will, ist mit dem Mildhybrid also gut bedient.
Und wie sparsam ist der Antrieb? Dass der Motor alle Möglichkeiten ausreizt, merkt man bei bestimmten Fahrsituationen. Beispiel: Nimmt der Fahrer oder die Fahrerin auf einer leicht abschüssigen Autobahnetappe den Fuß vom Gas, wird mithilfe einer elektronisch gesteuerten Kupplung der Kraftfluss unterbrochen und der Motor schaltet sich bis zu einer Geschwindigkeit von 125 km/h ab. „Segeln“ nennt sich das und bedeutet null Verbrauch. Ein kurzer Tipp aufs Gaspedal und der Motor erwacht mithilfe des starken Startergenerators sofort und beinahe unmerklich. Zudem muss sich der Benziner beim Beschleunigen wegen der Elektro-Unterstützung weniger anstrengen.
Rein elektrisch fahren wie mit einem Vollhybrid kann man so zwar nicht. Immerhin ist von rund zehn Prozent Einsparung die Rede und einem Durchschnittsverbrauch von 5,5 Litern Super auf 100 Kilometer. Auf der kurzen Testfahrt in der Eifel waren es bei zurückhaltender Fahrweise laut Bordcomputer zumindest 5,9 Liter.
Kia Rio T-GDI mit 100 PS im ADAC Test
Dem ausführlichen ADAC Autotest musste sich der Dreizylinder-Turbo-Benziner mit 100 PS unterziehen, der zusammen mit dem konventionellen 1,2-Liter-Vierzylinder mit 84 PS als Alternative zur Wahl steht. Ergebnis: Der Rio ist mit dem recht knurrigen 100-PS-Verbrenner vollkommen ausreichend motorisiert, der simulierte Überholvorgang (von 60 auf 100 km/h) im zweiten Gang ist nach ordentlichen 6,0 Sekunden abgeschlossen, im sechsten Gang vergehen dafür 16,6 Sekunden. Aus dem Stand sind 100 km/h laut Hersteller in 10,4 Sekunden erreicht, die Höchstgeschwindigkeit ist mit 188 km/h angegeben.
Der Dreizylinder verbreitet im Leerlauf spürbare Vibrationen und unter 2000 U/min brummt er deutlich. Seine Leistung entfaltet der Turbomotor unter dieser Drehzahl etwas zögerlich, darüber aber mit Nachdruck, wobei er immer einen kurzen Moment Luft holen muss, bis er durchzieht. Der Verbrauch im ADAC Ecotest lag bei durchschnittlich 6,4 Litern Superbenzin auf 100 Kilometer – das ist heutzutage für einen Kleinwagen kein besonders guter Wert.
Wegen der sich daraus ergebenden CO₂-Bilanz von 178 g/km und weil der Rio trotz des serienmäßigen Otto-Partikelfilters in allen Zyklen des ADAC Ecotest über den Schadstoff-Grenzwerten bleibt, fällt auch das Endergebnis mit drei von fünf möglichen Sternen nicht prickelnd aus.
Die beiden stärkeren Motoren lassen sich übrigens mit einem Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe (DCT) kombinieren. Bei der Topversion mit DCT steigt das zur Verfügung stehende Drehmoment von 172 auf 200 Newtonmeter.
Kofferraum mit alltagstauglichem Format

Auf 4,07 Metern Länge bietet der Kleinwagen vier bis fünf Personen ausreichend Platz. Auf den vorderen Plätzen finden Personen bis 1,95 Meter genug Raum, die Kopffreiheit reicht sogar für deutlich mehr. Auf der Rückbank geht es naturgemäß enger zu. Sind die vorderen Sitze für 1,85 Meter große Menschen eingestellt, wird es dahinter im Kniebereich ab etwa 1,80 Meter Körpergröße knapp. Das Raumempfinden im Rio ist aufgrund der vorne wie hinten vergleichsweise üppigen Kopffreiheit insgesamt gut. Die Innenbreite im Fond ist für zwei Erwachsene einwandfrei, drei kommen sich aber arg nahe.
Praktisch für den Alltag: Ein Kofferraumvolumen von nominell 325 bis 1103 Liter, von denen nach ADAC Messmethode zwischen 240 und 940 übrig bleiben. Hängt man den doppelten Ladeboden in der oberen Position ein, kann man damit etwa 60 Liter des Laderaums nach unten abtrennen. Unter der Kofferraumabdeckung befindet sich ein Stauraum mit einem Volumen von 35 Litern. Die Kofferraumklappe schwingt so hoch, dass sich bis etwa 1,90 Meter große Personen keine Sorgen um ihren Kopf machen müssen.
Kia bemüht sich, im Innenraum durch Applikationen in Alu- und schwarzer Hochglanzoptik sowie mit einer großen silberfarbenen Einlage am Armaturenbrett mehr Wertigkeit zu vermitteln; es bleibt ansonsten aber durchgehend bei ungeschäumtem, hartem Kunststoff. Die Verarbeitungsqualität ist dagegen gut und die Bedienung gelingt auf Anhieb. Einerseits, weil die Standardfunktionen nicht in Untermenüs versteckt sind. Andererseits, weil Kia auf vergleichsweise große und klare Tasten setzt.
Die üblichen Funktionen hat man gut im Griff. Der Acht-Zoll-Monitor des Navigationssystems befindet sich in günstiger Höhe, das Bedienteil der Klimaautomatik sitzt zwar tiefer, erfreut jedoch mit seinem verständlichen und übersichtlichen Aufbau.
Mit dem Touchscreen lassen sich Smartphones über Apple CarPlay und Android Auto einfach verbinden. Mit dem Navi und der dazugehörigen App UVO Connect können Autofahrer vom Sofa aus ihre Routen auf dem Smartphone vorbereiten und über eine Cloud direkt ans Auto-Navi schicken. Dazu berechnet die cloudbasierte Lösung Navi-Strecken in Echtzeit, inklusive Wettervorhersage und Parkplatzinfos vor Ort.
ADAC Autotest: Das steckt hinter den Ergebnissen
Die ADAC Autotest-Ergebnisse beruhen auf akribischen Messungen: Mehr als 300 Prüfpunkte untersuchen die Testingenieure des ADAC Technikzentrums in Landsberg am Lech. Vom Platzangebot über die Sicherheit bis hin zum Schadstoff- und CO₂-Ausstoß reicht die Bandbreite.
Mehr Assistenzsysteme im Angebot

Kia hat auch das Angebot an Assistenzsystemen erweitert. Der je nach Ausstattung schon integrierte Frontkollisionswarner erkennt nun Radfahrer, die Automatikversionen haben eine adaptive Geschwindigkeitsregelanlage sowie Verkehrszeichenerkennung und Totwinkelwarner an Bord. Aktiver Spurhalteassistent, Spurwechselassistent, Querverkehrswarner hinten, Müdigkeitswarner und Fernlichtassistent werden weiterhin angeboten.
Fünf Ausstattungsstufen stehen beim Rio zur Wahl. Die Basis Edition 7 kommt unter anderem mit sechs Airbags, Freisprecheinrichtung, Radio DAB+, elektrischen Fensterhebern vorn, Multifunktionslenkrad, Klimaanlage und Zentralverriegelung. Vision bietet darüber hinaus 16-Zoll-Aluräder, Spurhalteassistent, Klimaautomatik, Parksensoren hinten, eine größere Cockpit-Anzeige sowie Sitz- und Lenkradheizung – Spirit, GT und Platinum bräuchte es da eigentlich nicht zwingend.
Leider lässt sich die gefahrene Topversion erst ab der Variante Spirit bestellen, sodass dafür mindestens 22.550 Euro fällig werden. Wer sparen will, muss also erst einmal Geld ausgeben. Oder die 84-PS-Basisversion für 15.590 Euro ohne 48-Volt-Technik kaufen. Dazwischen ist der vom ADAC getestete 100-PS-Rio angesiedelt: Er kostet ab 19.450 Euro, in der gefahrenen Version Spirit knapp 21.000 Euro.
Kia Rio als Gebrauchtwagen
Der Kia Rio ist nur noch als Gebrauchtwagen zu haben. Welche Macken er hat, ob es Rückrufe gibt und alle Stärken und Schwächen können Sie im Gebrauchtwagen-Check des ADAC zum Kia Rio nachlesen.
Kia Rio: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Kia Rio 1.0 T-GDI 100 Spirit (08/20 - 04/23) |
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Motorart | Otto |
Hubraum (Verbrennungsmotor) | 998 ccm |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 74 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 100 |
Drehmoment (Systemleistung) | 172 Nm |
Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor) | 4.500 U/min |
Antriebsart | Vorderrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 10,4 s |
Höchstgeschwindigkeit | 188 km/h |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 126 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 5,5 l/100 km |
Kofferraumvolumen normal | 325 l |
Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank | 1.103 l |
Leergewicht (EU) | 1.175 kg |
Zuladung | 445 kg |
Anhängelast ungebremst | 450 kg |
Anhängelast gebremst 12% | 900 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 7 Jahre oder 150.000 km |
Länge x Breite x Höhe | 4.065 mm x 1.725 mm x 1.450 mm |
Grundpreis | 20.950 Euro |
ADAC Messwerte
ADAC Messwerte (Auszug) | Kia Rio 1.0 T-GDI 100 Spirit |
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Überholvorgang 60 – 100 km/h | 6,0 s |
Bremsweg aus 100 km/h | 35,5 m |
Wendekreis | 10,9 m |
Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest | 6,4 l Super/100 km, 178 g CO₂/km (Well-to-Wheel) |
Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne) | *** |
Reichweite | 700 km |
Innengeräusch bei 130 km/h | 70,6 dB(A) |
Leergewicht / Zuladung | 1175 / 445 kg |
Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch | 240 / 555 / 940 l |
ADAC Testergebnis
ADAC Testergebnis | Kia Rio 1.0 T-GDI 100 Spirit (08/20 - 04/23) |
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Karosserie/Kofferraum | 3,1 |
Innenraum | 2,8 |
Komfort | 3,1 |
Motor/Antrieb | 2,6 |
Fahreigenschaften | 2,6 |
Sicherheit | 2,3 |
Umwelt/EcoTest | 2,6 |
Gesamtnote | 2,7 |
sehr gut
0,6 - 1,5
gut
1,6 - 2,5
befriedigend
2,6 - 3,5
ausreichend
3,6 - 4,5
mangelhaft
4,6 - 5,5
Text: Fabian Hoberg
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