Renault Twingo: Wendiger Stadtflitzer im ADAC Test

Renault Twingo fahrend auf einer Straße
Den Renault Twingo gibt es nur noch mit einem Benziner© Renault

Der Renault Twingo wurde eingestellt. Sein rein elektrischer Nachfolger ist für 2025 avisiert. Wer sich für einen gebrauchten Twingo mit Verbrennungsmotor interessiert, für den könnte der ADAC Autotest von 2019 interessant sein. Hier sind die Testergebnisse.

  • Twingo in zwei Ausstattungsversionen

  • Nur noch ein Benziner mit 65 PS

  • Preise starten bei 16.100 Euro

Gut vier Jahre nach Marktstart hat Renault den Twingo Mitte 2019 noch einmal modernisiert. Neben Modifikationen am Design und einem moderneren Infotainment-System kamen zunächst drei neue Motoren zum Einsatz: Benziner mit einer Leistung von 65, 73 und 93 PS. Doch dieses sowieso schon eher bescheidene Angebot wurde inzwischen nochmal reduziert. Jetzt ist nur noch die bisherige Einstiegsmotorisierung zu haben.

Twingo Benziner günstiger als Elektro

Die Gründe für diese Zurückhaltung beim Verbrenner liegen auf der Hand. Auch Renault hat sich die Elektromobilität auf die Fahnen geschrieben und hat zum Jahresstart 2021 mit der Auslieferung des Twingo Electric begonnen. Dessen Einstiegsversion namens Equilibre kostete ursprünglich nach Abzug der Umweltprämie gerade noch 15.350 Euro. Also exakt 450 Euro weniger als der billigste Verbrenner. Und das hatte dessen Verbreitung nicht gerade gefördert.

Nach dem Wegfall der Prämie und angesichts eines Basis-Preises von 23.330 Euro für den Stromer sieht die Sache inzwischen wieder ein bisschen anders aus. Denn der Benziner ist ab 16.100 Euro zu haben.

Seit der mittlerweile auch schon wieder ziemlich lange zurückliegenden Auffrischungs-Aktion trägt der Twingo eine andere Frontschürze sowie Scheinwerfer, die auch das bis dahin separat montierte Tagfahrlicht beherbergen. Am Heck sorgen waagrechte Dekoreinsätze optisch für mehr Breite. Außerdem gibt es eine zusätzliche Kühlöffnung über den hinteren Kotflügeln, die die Frischluftzufuhr zum Heckmotor verbessern soll.

Abgerundet wird der aktuelle Look durch zusätzliche Lackfarben und Felgen. Innen finden sich eine Mittelkonsole mit Staufach und eine stabilere Hutablage. Darüber hinaus kommt die aktuelle Generation des Renault-Infotainment-Systems mit sieben Zoll großem Touchscreen zum Einsatz, die auch Software-Updates per Fernwartung erlaubt.

Die Spracherkennung wurde gegenüber dem Vorgängersystem verbessert. Das System erlaubt nun auch die Smartphone-Integration über Apple CarPlay und Android Auto. Darüber hinaus bietet Renault nun gegen 390 Euro Aufpreis ein "Safety Paket" mit Geschwindigkeitsbegrenzer und Spurhaltewarner an.

Twingo: Platzangebot ist überschaubar

der Renault Twingo in Gelb von hinten
Unter der Heckklappe finden umgeklappt bis zu 760 Liter Gepäck Platz© Renault

Der Kofferraum bleibt bei 188 bis 980 Litern Fassungsvermögen, laut Werk zumindest. Nach den Messungen des ADAC passen nur zwischen 155 und 760 Liter unter die Heckklappe. Viel Gepäck sollte man also nicht mitnehmen. Ab Werk ist aber die Beifahrerlehne umklappbar, so dass sich bis zu 2,31 Meter lange Gegenstände im nur 3,62 Meter langen Twingo verstauen lassen.

Das Platzangebot fällt zumindest vorn für einen Kleinstwagen recht üppig aus. Hier finden sogar 1,95-Meter-Riesen noch Platz. Hinten sieht es dagegen ganz anders aus: Wer größer als 1,75 Meter ist, stößt mit dem Kopf am Dachhimmel an.

Sachlich gehaltener Innenraum

Der Innenraum des Renault ist sachlich und nüchtern gehalten, die bunten Applikationen wirken schick, der Dachhimmel dagegen ist etwas billiger gestaltet. Die Anordnung von Pedalerie und Lenkrad ist gut, auch wenn sich das Lenkrad nur in der Höhe variieren lässt.

Das Fahrwerk ist für einen Kleinstwagen recht gut gelungen. Gerade in der Stadt zeigt es seine Stärken. Querfugen und Kanaldeckel werden ordentlich abgefedert und dadurch nur gedämpft in den Innenraum weitergegeben. Das Verhalten auf Kopfsteinpflaster ist passabel. Auf der Landstraße oder auch auf der Autobahn kommt der Twingo mit seinem kurzen Radstand dann aber an seine Grenzen, besonders Bodenwellen bringen eine deutlich Unruhe in das Fahrzeug.

Testverbrauch: 6,0 l Super/100 km

Der Motor ist mit einer Start-Stopp-Automatik und einer Berganfahrhilfe gekoppelt. Von den Fahrleistungen sollte man sich nicht zu viel erwarten. Denn schon der vom ADAC getestete Twingo ist mit dem aktuell nicht mehr angebotenen, 73 PS starken Einliter-Dreizylinder-Saugmotor nur mäßig motorisiert. Seine Durchzugskraft im vierten und fünften Gang ist nicht gerade eine Glanzleistung, von 60 auf 100 km/h benötigt der Franzose 18 bzw. 28 Sekunden.

Dass das alles mit nur 65 PS noch etwas langsamer vonstatten geht, zeigt der direkte Vergleich. So schaffte es der 73-PS-Hecktriebler laut Renault in 14,7 Sekunden auf 100 km/h und war bei 163 km/h am Limit. Der schwächere Motor kommt in 15,1 Sekunden auf 100 Sachen und ist maximal 158 km/h schnell.

Einziges Gegenmittel: Fleißig schalten und den Motor auf Drehzahl halten. Doch das hat Folgen. Angesichts der mageren Leistung des Dreizylinders fiel der Testverbrauch mit 6,0 Litern Super auf 100 Kilometer zu hoch aus. Und das dürfte bei ähnlicher Nutzung auch beim übrig gebliebenen 65-PS-Motor nicht viel anders sein, der sich nur durch die Software-Abstimmung unterscheidet und das identische Drehmoment-Maximum von 95 Nm bei 4000 U/min bietet.

Bei den Schadstoffen zeigte der 73-PS-Motor ein deutliches Verbesserungs-Potenzial. Gerade im kalten Zustand war ein deutlich erhöhter CO-Ausstoß (Kohlenmonoxid) messbar. Dieser wurde zwar bei warmem Motor etwas geringer, trotzdem war das Ergebnis leider nicht berauschend.

Fazit: Ein Auto für die Stadt

Unter dem Strich punktet der Twingo am ehesten durch sein handliches Format. In der Stadt fühlt man sich mit ihm am wohlsten – besonders erfreulich ist hier der Mini-Wendekreis von gemessenen 8,9 Metern!

Hier können Sie den ausführlichen Testbericht (Testzeitpunkt 2019) zum Renault Twingo SCe 75 als PDF herunterladen
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Renault Twingo: Technische Daten, Preis*

Technische Daten (Herstellerangaben)

Renault Twingo SCe 75 Limited (05/19 - 01/21)

Renault Twingo SCe 65 Equilibre (03/22 - 07/24)

Motorart

Otto
Otto

Hubraum (Verbrennungsmotor)

999 ccm
998 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

54
48

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

73
65

Drehmoment (Systemleistung)

91 Nm
95 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

6.000 U/min
6.250 U/min

Antriebsart

Hinterrad
Hinterrad

Beschleunigung 0-100km/h

14,1 s
15,1 s

Höchstgeschwindigkeit

163 km/h
158 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

119 g/km
116 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

-
5,1 l/100 km

Verbrauch Gesamt (NEFZ)

4,4 l/100 km
-

Kofferraumvolumen normal

219 l
219 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

980 l
980 l

Leergewicht (EU)

981 kg
975 kg

Zuladung

350 kg
360 kg

Garantie (Fahrzeug)

2 Jahre
2 Jahre

Länge x Breite x Höhe

3.615 mm x 1.646 mm x 1.541 mm
3.615 mm x 1.646 mm x 1.541 mm

Grundpreis

12.663 Euro
16.100 Euro

* links getestetes Modell, rechts aktuelles Modell

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)

Renault Twingo SCe 75 Limited (getestetes Modell)

Überholvorgang 60-100 km/h (4./5. Gang)

18,3 / 28,6 s

Bremsweg aus 100 km/h

37,5 m

Wendekreis

8,9 m

Verbrauch / CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

6,0 l Super/100 km, 164 g CO₂/km (well-to-wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

***

Reichweite

580 km

Innengeräusch bei 130 km/h

73,5 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

960 / 371 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

155 / 410 / 760 l

ADAC Testergebnis

ADAC Testergebnis

Renault Twingo SCe 75 Limited (05/19 - 01/21)

Karosserie/Kofferraum

3,5

Innenraum

3,4

Komfort

3,7

Motor/Antrieb

3,9

Fahreigenschaften

3,4

Sicherheit

3,8

Umwelt/EcoTest

3,1

Gesamtnote

3,5
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

Das hat uns gefallen: Übersichtliche Karosserie. Handliches Format. Gute Platzverhältnisse vorn. Beifahrersitzlehne serienmäßig klappbar. Kleiner Wendekreis. Fünf Türen serienmäßig

Das hat uns nicht gefallen: Träger Saugmotor. Umständlicher Lampenwechsel. Hohes Geräuschniveau bei höherem Tempo. Geringer Platz im Fond und Kofferraum

Text: Jochen Wieler, Holger Holzer/SP-X