Dacia Bigster: Erste Fahrt mit dem Familien-SUV zum Dumping-Preis

ADAC Redakteur Andreas Huber steht neben einem Dacia Bigster
Der Dacia Bigster ist 26 Zentimeter länger als der Duster und wirkt bulliger. ADAC Redakteur Andreas Huber hat sich das SUV bereits angesehen© Dacia

Mit dem Bigster hat die rumänische Renault-Tochter Dacia ihr bisher größtes Modell vorgestellt. Das SUV hält, was der Name verspricht: Mit einer Länge von fast 4,60 Metern rückt es in die Mittelklasse auf. Preislich bleibt der Bigster eher klein. Infos und Fahrbericht.

  • Dacia Bigster ist der große Bruder des Duster

  • Preise ab 23.990 Euro

  • Marktstart: Ab Mai 2025 beim Händler

Dacia Bigster: Der Preis ist heiß

Frontansicht des Dacia Bigster
Markant: Der große Lufteinlass unter dem Kennzeichen© Dacia

Vor über drei Jahren überraschte der Renault-Ableger Dacia mit dem Prototypen eines neuen Modells. Der Aufsteiger in die Mittelklasse solle Bigster heißen, das günstigste SUV in einer nach wie vor hochbegehrten Autokategorie werden und alles bieten, was deren Fans nun mal erwarten würden, sagte Dacia damals. Jetzt rollt das Serienmodell zu den Händlern: Der 4,60 Meter lange Dacia Bigster ist ab Mai 2025 zu haben. Kann das Familien-SUV die Erwartungen erfülen?

Als Vollhybridmodell ist er ab 28.590 Euro zu haben, als Verbrenner mit Mildhybrid-Unterstützung startet die Preisliste bei 23.990 Euro. Für viele Dacia-Liebhaber dürfte es aber enttäuschend sein, dass es keinen Diesel geben wird. Dafür verspricht Dacia eine Variante mit Allradantrieb, die mit einem 1,2-Liter-Dreizylinder-Motor kombiniert wird.

Natürlich haben es nicht alle Ideen aus dem Showmodell von 2021 in die Serie geschafft. Dennoch hält der Bigster das Dacia-Versprechen, ein "cooles" und bezahlbares Modell zu sein. Die Gestaltung der Frontpartie greift die Linie des kürzeren Verkaufshits Duster auf. Bei beiden fällt die Motorhaube zum schmalen Kühlergrill hin leicht ab. Dessen jeweilige Enden zeigen ein Y, das sich mit einer waagerechten Linie zum Tagfahrlicht vereint.

Galerie: Dacia Bigster im Detail

Selbstbewusst wird das Dacia-Logo in die Mitte genommen. Darunter ein Lufteinlass-Maul mit rechteckiger Wabenstruktur, das nach unten hin von einer Art Unterbodenschutz gehalten wird. Ein uriger SUV-Look also, beim Bigster aber eben eine Nummer größer als beim Duster.

Dass der Neue auf eine raue Umgebung vorbereitet ist, zeigen die beplankten Umrandungen der Radhäuser und der ebenso verkleidete Schweller, der sich gen Heck mit einem massiv wirkenden Schutz verbindet. Das Material dafür besteht bis zu 20 Prozent aus recyceltem Polypropylen. Es bleibt unbehandelt und unlackiert und sorgt so für Offroad-Feeling.

Je nach Version unterstreicht eine Dachreling die Höhe des Bigster, als Zubehör wird ein Dachgepäckträger mit 80 Kilogramm Traglast in der Preisliste auftauchen.

Auf Wunsch gibt es ein Doppelbett

Hier ist auch ein dreiteiliges "Sleep Pack" zu finden, das in weniger als zwei Minuten aufgebaut werden kann und genau den Maßen des Dacia angepasst ist. Das entstehende Doppelbett ist 1,90 Meter lang und 1,30 Meter breit. Auf der Reise wird der Autobahnrastplatz zum Ersatzhotel.

Ebenfalls Premiere bei Dacia feiert ein gläsernes 1,20-Meter-Panoramadach. Es lässt sich mit einer Dreh-Kipp-Funktion um 35 Zentimeter elektrisch öffnen. Das Panoramadach ist beim Topmodell Extreme serienmäßig.

Viel Platz im Innenraum des Dacia-SUV

Cockpit des Dacia Bigster
Alles digital: Analoge Instrumente gibt es im Dacia Bigster nicht mehr© C.Choulot

Die nötigen Infos für die Person am Steuer liefern ein 10,1-Zoll-Zentralmonitor und ein optional ebenso großes Display hinter dem Lenkrad (Serie: 7 Zoll). Längst vorbei sind die Dacia-Pionierzeiten, in denen man auf die meisten Segnungen der modernen Elektronik verzichten musste.

Wer den Allradler bestellt, kann fünf Fahrmodi für Ausflüge ins Gelände nutzen. Beispiele sind spezielle Einstellungen für die Fahrt auf Schnee, auf Matsch und Sand oder für das Abbiegen in schwieriges Gelände, bei dem die Kraft je nach Bodenhaftung auf die Achsen verteilt wird.

Dacia setzt im Bigster hauptsächlich auf Hartplastik, das sich aber durch den Einsatz von Kontrastfarben gut anschauen lässt. Zudem werten strukturierte Einleger die Optik auf. Leider finden sich an der ein oder anderen Stelle aber auch größere Spalte zwischen den Kunststoffteilen. Trotzdem wirkt der Bigster nicht klapprig.

Die Armlehnen und auch die Flanken der Mittelkonsole sind mit Stoff bezogen und heben das Niveau. Zudem sind die Sitze bequem gepolstert und führen den Oberkörper auch auf der Landstraße ordentlich. Optional sind sie sogar elektrisch in der Höhe und der Neigung einstellbar.

Rückbank des Dacia Bigster
Im Fond herrschen gute Platzverhältnisse© C.Choulot

Alles in allem bietet Dacia einen gewohnt funktionalen Innenraum, der sich sogar etwas individualisieren lässt. Mithilfe der sogenannten Youclip-Fixierungspunkte, lassen sich zusätzliche Becherhalter, eine Handyhalterung oder eine Lampe im Bigster befestigen. Zudem findet sich erstmals eine Zwei-Zonen-Klimaanlage in einem Dacia-Modell.

Nicht nur in der ersten, auch in der zweiten Reihe bietet der Bigster viel Bewegungsfreiheit. Auch bei 1,80 Meter Körpergröße haben die Knie nach gut Platz, nach oben hin wird es sogar sehr luftig: Hier sollten noch deutlich größere Personen Platz finden.

Hinter der zweiten Sitzreihe bietet der Kofferraum bis zu 662 Liter Volumen für Gepäck, mit umgelegter Sitzbank sind es sogar bis zu 1937 Liter. Zum Vergleich: Ein VW Tiguan kommt hier nur auf 652, respektive 1650 Liter.

Testfahrt: Der Bigster ist entspannt

ADAC Redakteur Andreas Huber am Steuer eines Dacia Bigster
Auf einer ersten Testfahrt konnte sich der ADAC Redakteur ein Bild des Dacia Bigster machen© Dacia

Mit dem Bigster soll nun auch das Mittelklassesegment mit einem SUV erobert werden. An den Fahreigenschaften sollte das nicht scheitern, wie die erste Ausfahrt zeigt. Alle Bigster setzten auf ein passives Stahlfahrwerk, das einen ordentlichen Job macht. Zwar ist die Ansprache der Dämpfer vor allem bei kurzen, harten Stößen ziemlich harsch, langgezogene Bodenwellen schluckt der Rumäne dagegen ohne Probleme.

Das gilt insbesondere dann, wenn der Bigster mit den 19 Zoll großen Rädern ausgestattet ist, sind 18 Zöller aufgezogen wirkt das Fahrwerk runder. Die Lenkung ist leichtgängig und nicht indirekt. Sie passt gut zum Allgemeineindruck des Bigster.

Front und Seitenansicht eines fahrenden Dacia Bigster
Bislang gibt es für den Bigster nur eine Motorisierung mit Automatikgetriebe. Eine weitere soll Ende 2025 noch folgen© Dacia

Für die erste Testfahrt standen der 1,2 Liter Mildhybrid mit 140 PS und Handschaltung sowie der Vollhybrid mit 155 PS und Automatik zur Verfügung. Trotz mehr Leistung verpasst der Voll-Hybrid dem Bigster einen eher ruhigeren Charakter.

Das hat unter anderem mit dem Hybrid-Antrieb selbst zu tun, der vor allem auf der Autobahn Probleme damit hat, Geschwindigkeit aufzubauen. Ab 100 km/h wirkt das Aggregat müde und angestrengt, wer schneller fahren möchte, der gerät beim starken Druck auf das Gaspedal schnell in hohe Drehzahlen.

In der Stadt kann der Antrieb dagegen besser punkten. Der elektrische Fahranteil ist hoch, selbst aus dem Stand heraus nutzt der Bigster häufig zuerst den Elektromotor, bevor sich der Benziner dazuschaltet. Wer nicht selbst schalten möchte, kommt zum Marktstart nicht um den 155-PS-Motor herum, nur er hat ein Automatikgetriebe an Bord. Erst Ende 2025 soll es einen weiteren Antrieb mit Automatikgetriebe geben.

Agiler fühlt sich hingegen der 140-PS-Mildhybrid an. Hier wählt die Person am Steuer die richtige Übersetzung aus, was sich im Bigster irgendwie passender anfühlt. Ein Lob hat dabei die Schaltkulisse des Sechsgang-Getriebes verdient. Die Schaltwege sind nicht zu lang, die Schaltgassen leicht zu treffen. Zudem hat Dacia dem Bigster ein wenig Widerstand in der Schaltung spendiert, was zu knackigen Gangwechseln führt.

Allerdings möchte der kleine Dreizylinder etwas Drehzahl haben, denn unterhalb von 2500 Umdrehungen ist auch dieser Motor etwas schwach auf der Brust.

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Top-Modell: Hybrid mit 155 PS

Heckansicht des Dacia Bigster
Auf Wunsch gibt es den Bigster mit Allradantrieb und auch als LPG-Autogas-Version© Dacia

Eine rein elektrische Version des Bigster ist nicht vorgesehen. Doch das Top-Modell Hybrid 155 nutzt die Power einer kleinen Batterie (1,4 kWh) und eines Elektromotors. Die Batterie wird durch Rekuperation ständig unter Strom gehalten, sodass laut Dacia im Stadtverkehr gut 80 Prozent der Fahrzeit mit abgeschaltetem Verbrenner gefahren werden kann. Das Gesamtsystem liefert 155 PS (114 kW) und eine maximales Drehmoment von 170 Nm.

Dacia Bigster auch mit Autogas (LPG)

Neben den beiden Benzin-Versionen bietet Dacia den Bigster auch als Autogas (LPG) Modell an. So konfiguriert kann der Bigster neben Benzin auch Gas für den Vortrieb nutzen. Mit beiden Kraftstoffen kombiniert ist mit dem Bigster ECO-G 140 (140 PS) eine Reichweite von mehr als 1400 Kilometern pro Tankfüllung möglich. Verbrauchswerte sind noch nicht bekannt.

Die Ausstattung ist je nach gewählter Variante durchaus beachtlich. Abstandsradar, elektrische Heckklappe, Sound-Audiosystem mit sechs Lautsprechern, Bergabfahrhilfe, Rückfahrkamera oder ein Navigationssystem mit Live-Verkehrsdaten. Dacia ist erwachsen geworden und endgültig im digitalen Leben angekommen.

Fazit

Der Bigster bietet viel Auto für einen bezahlbaren Preis. Wer wenig Wert auf geschäumte Kunststoffe im Innenraum oder hochwertige Dekore legt, bekommt hier ein Auto für die Familie, das selbst voll besetzt noch Platz für reichlich Gepäck bietet. Dabei stimmt das optische Auftreten der Marke ohnehin schon seit geraumer Zeit, weshalb der Dacia hier zu Recht selbstbewusst auftritt.

Motorseitig ist der Bigster eher pragmatisch unterwegs, die Antriebe könnten aber etwas mehr Temperament vertragen. Alles in allem könnte der Bigster ein neues Statussymbol der Vernunft werden. Spannend bleibt dabei, wie sich der Rumäne im kommenden ADAC Test schlagen wird.

Technische Daten des Dacia Bigster

Technische Daten (Herstellerangaben)

Dacia Bigster mild hybrid 140 Essential (ab 05/25)

Dacia Bigster hybrid 155 Expression (ab 05/25)

Dacia Bigster mild hybrid 130 Expression 4x4 (ab 05/25)

Motorart

Otto (Mild-Hybrid)
Voll-Hybrid
Otto (Mild-Hybrid)

Hubraum (Verbrennungsmotor)

1.199 ccm
1.799 ccm
1.199 ccm

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

103
115
96

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

140
155
130

Drehmoment (Systemleistung)

230 Nm
n.b.
230 Nm

Leistung maximal bei U/min. (Verbrennungsmotor)

4.500 U/min
5.300 U/min
4.500 U/min

Antriebsart

Vorderrad
Vorderrad
Allrad

Beschleunigung 0-100km/h

9,8 s
9,7 s
11,2 s

Höchstgeschwindigkeit

180 km/h
180 km/h
180 km/h

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

124 g/km
106 g/km
137 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

5,5 l/100 km
4,7 l/100 km
6,1 l/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

-
1,4
-

Kofferraumvolumen normal

667 l
546 l
550 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.937 l
1.851 l
1.853 l

Leergewicht (EU)

1.425 kg
1.494 kg
1.503 kg

Zuladung

465 kg
446 kg
467 kg

Anhängelast ungebremst

710 kg
745 kg
750 kg

Anhängelast gebremst 12%

1.500 kg
1.000 kg
1.500 kg

Garantie (Fahrzeug)

3 Jahre oder 100.000 km
3 Jahre oder 100.000 km
3 Jahre oder 100.000 km

Länge x Breite x Höhe

4.570 mm x 1.813 mm x 1.705 mm
4.570 mm x 1.813 mm x 1.705 mm
4.570 mm x 1.813 mm x 1.705 mm

Grundpreis

23.990 Euro
28.590 Euro
27.990 Euro

Text mit Material von SP-X

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