BYD Dolphin Surf im Test: Was bietet der Preisbrecher wirklich?

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Von Wolfgang Rudschies

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Der BYD Dolphin Surf Boost im E-Kleinwagen Vergleichstest
Voll im Stress: Der kleine BYD Dolphin Surf beim Ausweichmanöver im ADAC Autotest© ADAC/Uwe Rattay

Chinas Autoriese BYD macht Ernst – und bietet den Elektro-Kleinwagen Dolphin Surf zeitweise für weniger als 20.000 Euro an. Der ADAC Test fällt in vielerlei Hinsicht erstaunlich positiv aus. Welche Punkte das sind, lesen Sie hier.

  • Zwei Antriebe, zwei Akkus zur Wahl

  • Umfangreiche Serienausstattung

  • Viel Platz und Komfort

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Hier können Sie den ausführlichen Testbericht zum BYD Dolphin Surf Boost als PDF herunterladen

BYD liefert, womit sich deutsche und europäische Autobauer bisher noch schwertun: ein technisch attraktives Elektroauto zum Preis von unter 20.000 Euro. Nur der von Stellantis vertriebene Leapmotor T03 – ebenfalls aus China – , der Dacia Spring sowie die neue Basisversion des Citroën e-C3 sind für das Geld zu haben.

Der Aktionspreis für den Dolphin Surf betrug bis Ende Juni 2025 19.990 Euro. Aktuell (November 2025) gibt es das Auto dank eines Herstellerrabatts sogar für nur 18.990 Euro. Aber das kann sich quasi täglich ändern. Der Testwagen des ADAC in der Ausstattung Boost kam auf einen Preis von rund 30.000 Euro – inklusive einiger Extras.

Ein Billigprodukt ist der Dolphin Surf von der Substanz her ohnehin nicht, wenn man die Antriebstechnologie, seine Qualität und seine Ausstattungsdetails mit den Elektro-Kleinwagen der Konkurrenz vergleicht. Insbesondere punktet er mit seinem Platzangebot sowie einer Verarbeitungsqualität, die unter den elektrischen Kleinwagen ihresgleichen suchen, wie ihm der ADAC im Autotest attestiert.

BYD Dolphin Surf: Details im Bild

Umfang der Ausstattung

Schon die Basisversion Active ist umfangreich ausgestattet, bietet Sitze aus veganem Lederimitat, einen drehbaren Touchscreen mit individualisierbarer Shortcutleiste, Navigationssystem mit automatischer Ladeplanung, Klimaanlage, Tempomat, Parksensoren, Rückfahrkamera, kabellose Anbindung des Smartphones per Android Auto oder CarPlay, automatisches Fernlicht, Over-the-Air-Updates, Sprachsteuerung, eine Vehicle-to-Load-Funktion (V2L), elektrische Außenspiegel sowie Isofix-Verankerungspunkte für drei Kindersitze. Und mit der BYD-App kann man zum Beispiel den Innenraum vorklimatisieren.

Akkus und Motoren: Je zwei zur Wahl

Aufnahme eines Moderators zum BYD Dolphin
Beim Antrieb macht BYD alles selbst, ob Batteriezellen, Akku, E-Motor oder Steuerungselektronik© ADAC/Rudschies

Beim Antrieb hat die Kundschaft die Wahl zwischen einem Akku mit 30 oder 43,2 kWh Energie. Beides sind Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LFP), die als besonders haltbar und sicher gelten und ohne die teuren Schwermetalle Nickel, Mangan und Kobalt (in NMC-Akkus verwendet) auskommen. Wem die Leistung des Basismodells von 65 kW (88 PS) nicht ausreicht, der kann zum Topmodell mit 115 kW (156 PS) greifen.

Beide E-Maschinen gehören zu den ersten 8-in-1-Elektroantriebssystemen der Marke, die den E-Motor, das Getriebe, das Fahrzeugsteuergerät, den Gleichstromwandler, den Batteriemanagement-Controller, die Motorsteuerung, die Stromverteilungseinheit und das Onboard-Ladegerät in einem einzigen Modul vereinen.

Front und Seitenansicht eines fahrenden BYD Dolphin Surf
Der Dolphin Surf ist auch mit nur 65 kW flott unterwegs und bis zu 150 km/h schnell© BYD

Zum ADAC Test stand ein Dolphin Surf mit 65 kW (88 PS) in der Ausstattung Boost zur Verfügung. Das Leistungspotenzial ist auch für einen nur 1,4 Tonnen wiegenden Kleinwagen eher dürftig.

Innerorts geht der Dolphin Surf jedoch spritzig zu Werke, was der gemessene Wert von 1,1 Sekunden für die Beschleunigung von 15 auf 30 km/h – wie es beispielsweise beim Einfädeln in den Kreisverkehr vorkommt – belegt. Den Standardsprint aus dem Stand auf 100 km/h gibt BYD mit 12,1 Sekunden an, die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 150 km/h, womit er bei Bedarf schneller als die meisten Konkurrenten ist.

Der Motor agiert beim Anfahren zunächst zurückhaltend, setzt seine Kraft anschließend jedoch energisch und gleichmäßig ein. Die Leistungsabgabe erfolgt dabei fein dosierbar. Man ist also mit dem kleineren der beiden Aggregate keineswegs schlecht bedient.

Komfortbetontes Fahrgefühl

Der BYD Dolphin Surf Boost im E-Kleinwagen Vergleichstest
Der Dolphin Surf fährt sehr komfortabel – wenn nicht gerade die Hinterachse bockt© ADAC/Uwe Rattay

Auch beim ADAC Ausweichtest macht der kleine Stromer eine ordentliche Figur. Bei einem abrupten Ausweichmanöver greift das elektronische Stabilitätssystem frühzeitig und effektiv ein, wodurch der Kleinwagen sicher die Spur hält. Eine Schwäche des Dolphin Surf ist der Geradeauslauf. Da die Lenkung nicht zentriert, muss der Fahrer bei Geradeausfahrt permanent leichte Lenkkorrekturen vornehmen, was sehr störend und ermüdend ist.

Gut gelungen für ein Fahrzeug seiner Klasse ist der gebotene Federungskomfort. Die eher weich gewählte Abstimmung in Kombination mit den kleineren Rädern und dem hohen Reifenquerschnitt (55er) sorgt dafür, dass die meisten Fahrbahnunebenheiten ordentlich gedämpft an die Insassen weitergegeben werden. Im Stadtverkehr zeigt sich allerdings die Hinterachse bockig: Bei tieferen Unebenheiten, etwa abgesenkten Kanaldeckeln, bringt sie Unruhe in den Innenraum. Und auch auf welligem Autobahnbelag macht sich leichte Unruhe bemerkbar.

Wertiger Innenraum mit Platz

Die Rückbank des Dolphin Surf von BYD
Der Surf hat nur vier Sitze. Auf der Rückbank sitzen selbst zwei große Menschen bequem © BYD

Auskömmliche Platzverhältnisse in der ersten Reihe sind in einem Kleinwagen heutzutage nichts Ungewöhnliches. Was der Dolphin aber auch für hinten Sitzende an Raum zur Verfügung stellt, ist wirklich beachtlich. Sind die Vordersitze auf Personen mit 1,85 Meter Körpergröße eingestellt, können auf der Rückbank Mitfahrer mit bis zu 1,90 Meter Platz nehmen. Für einen nur vier Meter langen Kleinwagen ist das bemerkenswert – so mancher Kompaktwagen bietet in der zweiten Reihe weniger Raum.

Der Kofferraum ist zwar auch schmal, aber eine ziemlich tiefe Höhle. So präsentiert sich der Kofferraum des Dolphin Surf überraschend großzügig. Bis zur Fensterunterkante stehen gemessene 220 Liter zur Verfügung.

Ideal geschnitten ist der Kofferraum nicht: Trotz Zwischenboden gibt es eine hohe Ladekante innen – und die erschwert das Rausheben von Wasserkästen. Auch bleibt nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen eine störende Stufe zurück. Bis zu 1037 Liter Transportgut soll man hinter den Vordersitzen unterbringen können, sagt BYD. Nach ADAC Messung sind es immerhin 990 Liter.

Einen Frunk unter der Motorhaube gibt es leider nicht. Dabei hätte der Platz für das Ladekabel dort möglicherweise gereicht, wenn man die Technik-Komponenten vorne etwas platzsparender angeordnet hätte.

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Zweifellos gut ist die Materialanmutung. Die schick geformten Sitze sind mit Kunstleder bezogen, das sich vielleicht etwas synthetisch, aber ausgesprochen weich anfühlt. Auch an den Türen, dem Armaturenbrett und der Mittelkonsole – also überall, wo man als Passagier vornehmlich hinfasst – befinden sich haptisch angenehme Oberflächen.

Das verwendete Hartplastik an der ein oder anderen Stelle stört den guten Gesamteindruck überhaupt nicht. Und mit Stoff bezogene Sonnenblenden findet man selbst unter den deutschen Premiumherstellern nicht einmal mehr in der oberen Mittelklasse vor, resümieren die ADAC Testerinnen und Tester.

Spielerei, aber trotzdem nett ist, dass sich der Touchscreen auf Knopfdruck wahlweise senkrecht oder horizontal ausrichtet, je nachdem was einem lieber ist. Die Sprachsteuerung reagiert zügig, verfügt jedoch nur über ein durchschnittliches Funktionsspektrum. Sie erlaubt unter anderem das Wählen von Telefonnummern, die Zieleingabe in natürlicher Sprache sowie die Steuerung der Klimatisierung. Die Drehwalzen unter dem Touchscreen sind zwar optisch nett, haptisch und funktional, aber sicher nicht perfekt.

Ablagen für dies und das gibt es genügend, und die Verbindungsmöglichkeiten für das Smartphone sind up to date. Praktisch: Es gibt ein offenes Staufach zwischen den Vordersitzen, das den Fondpassagieren zur Verfügung steht. Das Navigationssystem schlägt Ladestopps automatisch vor, wenn der Akkufüllstand für die Entfernung nicht reicht. Eine Akkukonditionierung hat der Dolphin Surf allerdings nicht zu bieten.

Reichweite und Aufladen schwach

Ladesituation de BYD Dolohin Surf
Das Aufladen ist nicht die Stärke des kleinen BYD-Stromers© BYD

Womit wir beim Thema Ladeleistung sind, die beim Dolphin Surf deutlich hinter den Konkurrenten zurückliegt. Selbst unter idealen Bedingungen dauert die Teilladung des Akkus von 10 auf 80 Prozent 45 Minuten. Beim Testwagen wurde eine maximale Ladeleistung von 85 kW ermittelt, womit er die Herstellerangabe exakt trifft.

Der vom ADAC ermittelte Energieverbrauch beträgt 19,2 kWh pro 100 Kilometer – für einen elektrischen Kleinwagen ein vergleichsweise hoher Wert. Eine volle Batterie erlaubt auf Basis dieses Verbrauchs eine Reichweite von rund 260 Kilometer. Bei Innerorts-Fahrten oder bei sehr ruhiger Fahrweise außerorts sind Reichweiten von über 300 Kilometer möglich. Zur Wahrheit gehört allerdings auch, dass bei Autobahnfahrten und niedrigen Temperaturen kaum mehr als 150 Kilometer möglich sind.

ADAC Reichweitenrechner

BYD Dolphin Surf Boost 65 kW (88 PS)

-10

30

50

130

Berechnete Reichweite

312km

(Reichweite laut Hersteller: 322 km)

Nervige Assistenzsysteme

Heckansicht eines fahrenden BYD Dolphin Surf
Gute Assistenzsysteme: Tempowarner und Spurhalter nerven nicht © BYD

Waren wir hinsichtlich der Abstimmung der Assistenzsysteme beim ersten Fahreindruck noch voll des Lobes, so konstatiert das Kollegium des ADAC Autotests dem Wagen deutliche Schwächen. Zwar kommt jede Modellvariante mit allen verfügbaren Assistenten, aber Radarsensoren im Heck, mit deren Hilfe sich Systeme wie ein Spurwechselwarner, Querverkehrserkennung oder eine Ausstiegswarnung realisieren lassen, sind nicht erhältlich.

Auch lässt sich die gesetzlich vorgeschriebene Geschwindigkeitswarnung trotz der Schnellwahlfunktion vergleichsweise umständlich deaktivieren, einen Shortcut hierfür gibt es nicht. Der Spur- und Lenkassistent arbeitet unharmonisch, greift teils sehr voreilig ein und lässt sich nur mit merklichem Kraftaufwand übersteuern.

Fazit: Elektro-Kleinwagen mit kleinen Schwächen

Ein Dolphin Surf BYD steht vor einer mit Grafitti besprühten Wand
Keine schlechte Wahl: Der BYD Dolphin Surf schafft die Technik-Note 2,6 © BYD

Der BYD Dolphin Surf ist ein attraktives Angebot bei den Elektro-Kleinwagen. Das E-Fahrzeug aus chinesischer Produktion überzeugt mit gutem Platzangebot, sicheren Fahreigenschaften, einer komfortbetonten Federung sowie einer bemerkenswerten Verarbeitungsqualität. Mit einem Grundpreis von 26.990 Euro ist der BYD Dolphin Surf Boost zwar selbstbewusst eingepreist, entschädigt aber mit einer umfangreichen Ausstattung.

Nicht zu verwechseln ist der Dolphin Surf übrigens mit dem BYD Dolphin. Er ist eine Klasse über dem Surf angesiedelt, was man beim Platz, aber auch beim Preis merkt: Unter 32.990 ist er nicht zu haben.

  • Das hat uns gefallen: gute Verarbeitung, passendes Platzangebot, ausgewogener Federungskomfort, sichere Fahreigenschaften, umfangreiche Komfort- und Sicherheitsausstattung, überdurchschnittliche Garantieleistungen.

  • Das hat uns nicht gefallen: kein Heckscheibenwischer, ablenkungsstarke Bedienung, unterdurchschnittliche DC-Ladezeiten, schlechte Lenkungsabstimmung, Halogen-Scheinwerfersystem mit mäßiger Fahrbahnausleuchtung.

BYD Dolphin Surf: Daten & Preise

Technische Daten (Herstellerangaben)

BYD Dolphin Surf Boost (ab 06/25)

Motorart

Elektro

Leistung maximal in kW (Systemleistung)

65

Leistung maximal in PS (Systemleistung)

88

Drehmoment (Systemleistung)

175 Nm

Antriebsart

Vorderrad

Beschleunigung 0-100km/h

12,1 s

Höchstgeschwindigkeit

150 km/h

Reichweite WLTP (elektrisch)

322 km

CO2-Wert kombiniert (WLTP)

0 g/km

Verbrauch kombiniert (WLTP)

15,6 kWh/100 km

Batteriekapazität (Brutto) in kWh

43,2

Ladeleistung (kW)

AC:11,0 DC:85,0

Kofferraumvolumen normal

308 l

Kofferraumvolumen dachhoch mit umgeklappter Rücksitzbank

1.037 l

Leergewicht (EU)

1.370 kg

Zuladung

344 kg

Garantie (Fahrzeug)

6 Jahre oder 150.000 km

Länge x Breite x Höhe

3.990 mm x 1.720 mm x 1.590 mm

Grundpreis

26.990 Euro

ADAC Messwerte

ADAC Messwerte (Auszug)BYD Dolphin Surf Boost

Überholvorgang 60 – 100 km/h

8,0 s

Bremsweg aus 100 km/h

37,8 m

Wendekreis

10,4 m

Verbrauch/CO₂-Ausstoß ADAC Ecotest

19,2 kWh/100 km, 96 g CO₂/km (well-to-Wheel)

Bewertung ADAC Ecotest (max. 5 Sterne)

*****

Reichweite

260 km

Innengeräusch bei 130 km/h

67,6 dB(A)

Leergewicht / Zuladung

1380 / 334 kg

Kofferraumvolumen normal / geklappt / dachhoch

220 / 640 / 990 l

ADAC Testurteil

ADAC Testergebnis

BYD Dolphin Surf Boost (ab 06/25)

Karosserie/Kofferraum

3,3

Innenraum

3,0

Komfort

3,3

Motor/Antrieb

1,8

Fahreigenschaften

3,5

Sicherheit

2,7

Umwelt/EcoTest

1,4

Gesamtnote

2,6
Sicherheit und Umwelt werden doppelt gewertet

sehr gut

0,6 - 1,5

gut

1,6 - 2,5

befriedigend

2,6 - 3,5

ausreichend

3,6 - 4,5

mangelhaft

4,6 - 5,5

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