BYD Dolphin Surf: Testfahrt mit dem Preisbrecher

Präsentation des Dolphin Surf von BYD
Klein, aber oho: Der BYD Dolphin Surf kostet zur Markteinführung weniger als 20.000 Euro © ADAC/Wolfgang Rudschies

Chinas Autoriese BYD macht ernst – und bietet den Elektro-Kleinwagen Dolphin Surf zur Einführung für weniger als 20.000 Euro an. Erstaunlich, was das Auto dafür bietet. Erste Testfahrt mit Daten, Preisen, Reichweiten und vielen Fotos.

  • Zwei Antriebe, zwei Akkus zur Wahl

  • Umfangreiche Serienausstattung

  • Attraktive Preisgestaltung

BYD liefert, womit sich deutsche und europäische Autobauer bisher noch schwertun: ein technisch attraktives Elektroauto zum Preis von unter 20.000 Euro. Nur der von Stellantis vertriebene Leapmotor T03 – ebenfalls aus China – und der Dacia Spring sind günstiger zu haben.

Der Aktionspreis für den Dolphin Surf beträgt 19.990 Euro. Allerdings gilt dieser Preis nur zur Markteinführung und nur bis Ende Juni 2025. Aber das BYD-Angebot bleibt auch danach interessant. Denn anschließend kostet der Dolphin Surf in der Basisversion Active 22.990 Euro.

Bereits bei der Vorstellung des BYD Atto 2 hatte die chinesische Marke allerdings Wert darauf gelegt, keinesfalls als Hersteller von Billigware wahrgenommen werden. Ein Billigprodukt ist auch der Dolphin Surf nicht, wenn man die Antriebstechnologie, seine Qualität und seine Ausstattungsdetails mit den Elektro-Kleinwagen der Konkurrenz vergleicht.

BYD Dolphin Surf: Innenraum und Details

Umfang der Ausstattung

In der Tat wird der BYD Dolphin Surf noch für viel Aufmerksamkeit sorgen. Wegen seines Preises, wegen seiner reichhaltigen Ausstattung und wegen seiner dynamisch gestylten Karosserie, die als sehr gelungen bezeichnet werden darf.

Schon in der Basisversion Active gibt es Sitze aus "veganem Leder", das sich sehr angenehm weich anfühlt. Der Touchscreen im Format 10,1 Zoll ist per Knopdruck drehbar und bietet eine individualisierbare Shortcutleiste. Das Navigationssystem mit automatischer Ladeplanung ist serienmäßig an Bord.

Klimaanlage, Tempomat, Parksensoren, Rückfahrkamera, kabellose Anbindung des Smartphones per Android Auto oder Carplay, automatisches Fernlicht sowie Over-the-Air-Updates, Sprachsteuerung und eine Vehicle-to-Load-Funktion (V2L) gehören ebenfalls dazu.

Die Außenspiegel können elektrisch verstellt und beheizt werden. Zur Kindersicherung sind Beifahrersitz sowie die beiden Rücksitzplätze mit Isofix-Verankerungspunkten ausgerüstet. Das Tagfahrlicht ist in LED ausgeführt. Es gibt die Möglichkeit, Heizung wie Lüftung per Fingergeste zu steuern. Mittels Smartphone oder Wearable lässt sich das Fahrzeug ohne Schlüssel entriegeln.

Und mit der BYD-App kann man zum Beispiel den Innenraum vorklimatisieren. Dieses Paket kann sich mehr als sehen lassen.

Akkus und Motoren: je zwei zur Wahl

Aufnahme eines Moderators zum BYD Dolphin
Beim Antrieb macht BYD alles selbst, ob Batteriezellen, Akku, E-Motor oder Steuerungselektronik© ADAC/Rudschies

Beim Antrieb hat der Kunde die Wahl zwischen einem Akku mit 30 oder 43,2 kWh Energie. Wobei der kleine Akku sich mit maximal 65 kW, der größere mit bis zu 85 kW an der DC-Säule aufladen lässt. Beides sind Lithium-Eisen-Phosphat-Akkus (LFP), die als besonders haltbar und sicher gelten und die ohne die teuren Schwermetalle Nickel, Mangan und Kobalt (NMC) auskommen.

Als sogenannnte "Blade-Batterie" fungiert das Akku-Paket als konstruktiver Bestandteil der Karosserie und sorgt damit für eine optimierte Steifigkeit.

Wem die motorische Leistung des Basismodells von 65 kW nicht ausreicht, der kann zum Topmodell mit 115 kW greifen. Beide E-Maschinen gehören zu den ersten 8-in-1-Elektroantriebssystemen, die den E-Motor, das Getriebe, das Fahrzeugsteuergerät, den Gleichstromwandler, den Batteriemanagement-Controller, den Motor-Controller, die Stromverteilungseinheit und das Onboard-Ladegerät in einem einzigen Modul vereinen, wie BYD stolz erklärt.

Testfahrt mit dem Elektro-Kleinwagen

Front und Seitenansicht eines fahrenden BYD Dolphin Surf
Der Dolphin Surf Comfort mit 115 kW ist flott unterwegs, maximal 150 km/h schnell© BYD

Zur ersten Probefahrt stand ein Dolphin Surf mit 115 kW/156 PS zur Verfügung. Dieser Papierwert lässt vermuten, dass das nur 1400 Kilogramm schwere Elektroauto damit mehr als ausreichend motorisiert ist. Und tatsächlich: Die E-Maschine legt sich kräftig ins Zeug, am besten, wenn der Sportmodus aktiviert wird. Der Spurt aus dem Stand, sagt BYD, ist in unter zehn Sekunden erledigt. Die Höchstgeschwindigkeit wird bei 150 km/h abgeregelt. Die Reichweite soll laut WLTP mit großem Akku 310 Kilometer betragen. So weit, so gut.

Richtiger Fahrspaß will mit der Sportversion des BYD Dolphin Surf jedoch trotz der 115 kW/156 PS nicht aufkommen. Grund ist das Fahrwerk, das dafür nicht geeignet scheint. Fahrverhalten und Lenkung entpuppen sich nämlich als wenig präzise. Die Auslegung von Federn und Dämpfern führt dazu, dass die Karosserie bei Straßenunebenheiten und Bodenwellen zu spürbaren Bewegungen angeregt wird.

Die irritieren vor allem deshalb, weil es sich ganz anders anfühlt, als man es von Elektroautos mit einer schweren Batterie im Unterboden gewohnt ist. Elektroautos liegen gemeinhin sehr satt auf der Straße. Beim Dolphin Surf stellt sich dieses Gefühl nicht ein.

Nach dem ersten Fahreindruck scheint daher die Wahl der schwächeren Version empfehlenswert. Wer mit 65 kW Leistung zufrieden ist, braucht auch kein sportlich-straffes Fahrwerk. 150 km/h läuft die Basisversion übrigens genauso, wenn's denn sein muss. Und an Reichweite dürften im Alltag auf jeden Fall deutlich mehr Kilometer drin sein als beim 115 kW sportlicheren "Surf"-Mobil, mit dem größeren Akku zumindest, den es auch für den schwachen Motor gibt. Wie weit der BYD-Kleinwagen tatsächlich kommt, wird der ADAC in einem kommenden, ausführlichen Test nachmessen.

Wertiger Innenraum mit Platz

Das Cockpit des Dolphin Surf von BYD
Innenwelt des Dolphin Surf: wertige Oberflächen, eigenwillige Drehschalter, sinnige Ablagen © BYD

Auskömmliche Platzverhältnisse in der ersten Reihe sind in einem Kleinwagen heutzutage nichts Ungewöhnliches. Was der Dolphin aber auch für hinten Sitzende an Raum zur Verfügung stellt, ist wirklich beachtlich. Aufgrund der geringen Breite des Wagens (nur 1,72 Meter) hat man die Rückbank für zwei Personen ausgelegt. Wegen des vergleichsweise langen Radstands (2,50 Meter) haben die Hinterbänkler aber eine sehr ordentliche Beinfreiheit. Dass Erwachsene mit dem Kopf ans Dach stoßen, setzt eine Körpergröße über Normalmaß voraus.

Der Kofferraum ist zwar auch schmal, aber eine ziemlich tiefe Höhle. Dadurch passen laut Hersteller immerhin 308 Liter ins Heck. Ideal geschnitten ist er aber nicht: Trotz Zwischenboden gibt es eine hohe Ladekante innen – und die erschwert das Rausheben von Wasserkästen. Auch bleibt nach dem Umklappen der Rücksitzlehnen eine störende Stufe zurück. Bis zu 1037 Liter Transportgut soll man hinter den Vordersitzen unterbringen können, sagt jedenfalls BYD.

Einen Frunk unter der Motorhaube gibt es leider nicht. Dabei hätte der Platz für das Ladekabel dort möglicherweise gereicht, wenn man die Technik-Komponenten da vorn etwas platzsparender angeordnet hätte.

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Die Materialqualität ist gut

Zweifellos gut ist die Materialanmutung. Die schick geformten Sitze sind mit Kunstleder bezogen, das sich vielleicht etwas synthetisch, aber ausgesprochen weich anfühlt. Auch an den Türen, dem Armaturenbrett und der Mittelkonsole – also überall wo man als Passagier vornehmlich hinfasst – befinden sich haptisch angenehme Oberflächen. Das verwendete Hartplastik an der ein oder anderen Stelle stört den guten Gesamteindruck überhaupt nicht.

Nett, dass der Touchscreen sich auf Knopfdruck wahlweise senkrecht oder horizontal aufstellt, je nachdem, was einem lieber ist. Ob die Sprachbedienung ordentlich funktioniert, konnte die Redaktion wegen der begrenzten Fahrzeit mit dem Testwagen nicht ausreichend ausprobieren. Die Drehwalzen unter dem Touchscreen sind zwar optisch nett, haptisch und funktional aber sicher nicht perfekt.

Ablagen für dies und das gibt es genügend und auch die Verbindungsmöglichkeiten für das Smartphone sind up to date. Praktisch: Es gibt ein offenes Staufach zwischen den Vordersitzen, das den Fondpassagieren zur Verfügung steht. Das Navigationssystem schlägt Ladestopps automatisch vor, wenn der Akkufüllstand für die Entfernung nicht reicht. Ein Button zur manuellen Vortemperierung ließ sich auf Anhieb aber nicht finden.

Feinfühlige Assistenzsysteme

Heckansicht eines fahrenden BYD Dolphin Surf
Gute Assistenzsysteme: Tempowarner und Spurhalter nerven nicht © BYD

Zu guter Letzt noch ein Lob für die Abstimmung der Assistenzsysteme. Offenbar hat sich BYD die Kritik an Fahrzeugen aus China zu Herzen genommen, deren Spurassistenten viel zu oft und rigide eingreifen und deren Tempowarner mit unerträglichem Gebimmel auf die kleinste Tempoüberschreitung aufmerksam machen. Der Dolphin Surf hält sich bei all dem dezent zurück. Die Warntöne sind vernehmbar, aber leise. Der aktive Spurhalter greift nur dann ein, wenn es nötig ist, und lässt sich auch leicht vom Fahrer überstimmen. So soll es sein.

Fazit

Der BYD Dolphin Surf ist ein sehr attraktives Angebot bei den Elektro-Kleinwagen. Und ein Modell, das zur Markteinführung mit einem Aktionspreis aufwartet, der eine zusätzliche Zugkraft entfaltet. Das E-Fahrzeug aus chinesischer Produktion überzeugt technisch in den meisten Belangen und glänzt durch eine umfassende Ausstattung sowie mit für die Fahrzeugklasse ungewöhnlichen Ausstattungsdetails.

Einziges Mako ist das Fahrwerk, das zwar in Kombination mit dem 65-KW-Motor in Ordnung ist, aber es für die Version mit 115 kW an Präzision bei Lenkung und Fahrverhalten vermissen lässt. In Bezug auf das Preis-Leistungsverhältnis empfiehlt sich die Version Boost mit schwächerem Motor, aber größerem Akku.

Interessant wird es zu beobachten sein, zu welchen Tarifen Leasingmodelle angeboten werden. Und ob die dann genauso günstig sind. Nicht zu verwechseln ist der Dolphin Surf übrigens mit dem BYD Dolphin. Er ist eine Klasse über dem Surf angesiedelt, was man beim Platz, aber auch beim Preis merkt: Unter 32.990 ist er nicht zu haben.

BYD Dolphin Surf: Technische Daten, Preise

BYD Dolphin SurfActiveBoostComfort

Motorleistung in kW

65

65

115

Akku in kWh

30

43,2

43,2

Reichweite in km

220

322

310

0 – 100 km/h in s

11,1

12,1

9,1

Vmax in km/h

150

150

150

Ladeleistung (AC / DC) in kw

11 / 65

11 / 85

11 / 85

Kofferraum (normal / geklappt) in Liter

308 / 1037

308 / 1037

308 / 1037

Leergewicht in kg

1294

1370

1390

Abmessungen (L / B / H) in m

3,99 / 1,72 / 1,59

3,99 / 1,72 / 1,59

3,99 / 1,72 / 1,59

Radstand in m

2,50

2,50

2,50

Preis in €

22.990

26.990

30.990

Preis zur Markteinführung *

19.990

22.490

24.990

* bis Ende Juni 2025

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