Audi e-tron GT: Vom Zwillingsbruder gelernt

Optisch ist der e-tron GT ein echter Audi, technisch basiert er auf dem Porsche Taycan – gute Voraussetzungen für ein spezielles Fahrerlebnis. 2024 wurde der E-Sportler überarbeitet. Das merkt man vor allem an der Reichweite – und an der Ladesäule. Alle Infos und das Fahrerlebnis.
Basisversion mit 370 kW Leistung
Neuer Akku, neue Reichweite
Preise ab 108.900 Euro
Drei Jahre nach dem Marktstart hat Audi seinen e-tron GT überarbeitet. Aus guten Gründen: Der elektrische Sportwagen mit den vier Türen brachte für die Ingolstädter zunächst kaum mehr als ein kurzes Aufflackern zustande – und blieb trotz schneidiger Optik und passender Fahrdynamik bei den Verkäufen im Schlagschatten seines Technik-Zwillings Porsche Taycan.
Das Problem: Bei der Praxisreichweite (auch bei guten Bedingungen keine 400 Kilometer) mussten e-tron-GT-Fahrer sich bald von Kompaktwagen-Besitzern düpieren lassen. Von Tesla-Haltern ganz zu schweigen. Der Porsche Taycan war dem Audi e-tron GT hier technisch weit überlegen. Jetzt nicht mehr.
Audi e-tron GT: neue Basisversion

Nun kommt der GT in der Basisausführung bis zu 617 Norm-Kilometer weit. Die stärkere S-Variante steht aktuell mit bis zu 605 Kilometern in Audis Datensammlung. Erreicht hat Audi das durch ein Geschenk des kleinen Bruders aus Stuttgart. Batterie und Batterie-Management wurden mehr oder weniger 1:1 vom Porsche Taycan übernommen. Eine Entscheidung des VW-Konzern-Vorstands, die intern sicherlich für rege Diskussionen über die jeweilige Markenidentität gesorgt hat und immer noch sorgt.
Den Audi-Kunden kann's erstmal egal sein. Denn die verbesserte Reichweite sowie die gesteigerte Ladeleistung (statt maximal 270 jetzt 320 kW) sind die letzten Puzzle-Teile, die den Audi e-tron GT zu einem sehr guten Elektro-Sportwagen machen.
Der Audi e-tron GT in Bildern

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Abgerundet werden die Langstreckentugenden durch den – vor allem für eine Sportlimousine – hohen Fahrwerkskomfort. Audi gönnt seinem Elektro-Flaggschiff eine Luftfederung und auf Wunsch ein Aktivfahrwerks-Upgrade. Die Kombination bügelt Unebenheiten kompetent weg und hält die Karosserie bei jedem Tempo und auf jedem Belag in der Waage.
Wer es noch etwas straffer will, wählt die Sport-Kennlinie, die aber ebenfalls noch einen ordentlichen Rest-Komfort bietet. Die Lenkung ist dabei verbindlicher als von Audis Limousinen gewohnt, bleibt im Charakter aber grundsätzlich entspannt. Der E-Tron ist eben eher GT als knallharter Sportwagen. Der Antrieb beherrscht grundsätzlich beides: Flotte Antritte und schnelle Zwischenspurts absolviert der Quattro mit einer mühelosen Leichtigkeit, die ihm kein Verbrenner nachmacht.
Die Höchstgeschwindigkeit liegt mit 245 km/h auf dem von S-Modellen mit Ottomotor bekannten Niveau. Die Kraftentfaltung ist dabei gut dosierbar, findet immer einen guten Kompromiss zwischen elektrotypischer Explosivität und Fahrbarkeit. Soundtechnisch bewegt sich das E-Mobil natürlich in einer deutlich zurückhaltenderen Welt als vergleichbar potente Verbrenner. Auf Wunsch lässt sich ein Motorengeräusch in den Innenraum des Audi GT spielen, der allerdings nach dem klingt, was er ist: synthetisch.
Bedienung mit Tücken

Einen zwiespältigen Eindruck hinterlässt auch das Infotainment. Zwar erfreuen Funktionsvielfalt und Informationstiefe – etwa bei der Ladeplanung, die sogar die Spannungsebene der Säulen anzeigt – gleichzeitig ist die Bedienung sehr gewöhnungsbedürftig. Zumal der kleine Touchscreen im Vergleich zu den moderneren Geräten im Audi A6 e-tron oder Q6 e-tron inzwischen ziemlich antiquiert wirkt.
Von der intuitiven Handhabung, wie man sie etwa von Tesla und teils vom Mercedes-MBUX-System kennt, ist das System des e-tron GT ein gutes Stück entfernt. Dazu trägt auch das Multifunktionslenkrad bei, das mit sehr empfindlichen Touch-Flächen anstelle von haptischen Knöpfen arbeitet – wer nicht auf seinen Handballen aufpasst, verschiebt schnell mal ein paar Einstellungen.
Platz des Elektro-Sportwagens
Immerhin ist der Audi e-tron GT ein Viersitzer – das hinzubekommen stellt bei einer Länge von rund fünf Meter ja auch kein Hexenwerk dar. Was der Betrachter aber bereits von außen vermutet, bestätigt die Innenraummessung der ADAC Ingenieure: Die nach hinten stark abfallende Dachlinie geht stark zu Lasten der Kopffreiheit. Bereits 1,75 Meter große Insassen nehmen Kontakt mit dem Dachhimmel auf. Dabei würde der Platz für die Beine sogar für Insassen mit 2,05 Meter Größe ausreichen, wenn der Vordersitz auf eine 1,85 Meter große Person eingestellt ist. Die kleinen Fensterflächen, der wuchtige Mitteltunnel und der dunkle Dachhimmel sorgen im Fond zudem für ein mäßiges Raumgefühl.
Der Platz im Kofferraum ist okay, sofern man keine Urlaubsreise zu viert macht: Unter der Kofferraumabdeckung fasst der Gepäckraum nach ADAC Messung 310 Liter, alternativ passen sechs handelsübliche Getränkekisten hinein. Klappt man die Rückbank um und beschränkt sich auf den Stauraum bis zur Fensterunterkante (aus Sicherheitsgründen empfehlenswert), lassen sich bis 710 Liter verstauen.
Testverbrauch vor Facelift: 26,3 kWh/100 km
Wie sich der überarbeitete Audi e-tron GT im ausführlichen ADAC Test schlagen wird, muss er erst noch beweisen. Dann wird sich auch zeigen, ob der beim Vor-Facelift-Modell mit gemessenen 26,3 kWh pro 100 Kilometer ziemlich hohe Verbrauch nun niedriger ausfällt. Die Reichweite im gemischten Ecotest-Betrieb lag zum Testzeitpunkt im Jahr 2021 bei 370 Kilometern, sie sollte nach dem Facelift gestiegen sein. Dank der 800-V-Bordarchitektur waren bereits 2021 hohe Ladeleistungen von bis zu 270 kW möglich.
Hier können Sie den ADAC Test zum Audi e-tron GT aus dem Jahr 2021 vor dem Facelift nachlesen:
Audi e-tron GT: Technische Daten, Preis
Technische Daten (Herstellerangaben) | Audi e-tron GT quattro (ab 05/25) | Audi S e-tron GT quattro (ab 06/24) | Audi RS e-tron GT quattro (ab 06/24) | Audi RS e-tron GT Performance quattro (ab 06/24) |
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Motorart | Elektro | Elektro | Elektro | Elektro |
Leistung maximal in kW (Systemleistung) | 370 | 435 | 570 | 620 |
Leistung maximal in PS (Systemleistung) | 503 | 592 | 775 | 843 |
Drehmoment (Systemleistung) | 625 Nm | 740 Nm | 865 Nm | 1.027 Nm |
Antriebsart | Allrad | Allrad | Allrad | Allrad |
Beschleunigung 0-100km/h | 4,2 s | 3,6 s | 3,1 s | 2,9 s |
Höchstgeschwindigkeit | 245 km/h | 245 km/h | 250 km/h | 250 km/h |
Reichweite WLTP (elektrisch) | 617 km | 605 km | 592 km | 582 km |
CO2-Wert kombiniert (WLTP) | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km | 0 g/km |
Verbrauch kombiniert (WLTP) | 17,9 kWh/100 km | 18,2 kWh/100 km | 18,7 kWh/100 km | 19,0 kWh/100 km |
Batteriekapazität (Brutto) in kWh | 105,0 | 105,0 | 105,0 | 105,0 |
Batteriekapazität (Netto) in kWh | 97,0 | 97,0 | 97,0 | 97,0 |
Ladeleistung (kW) | AC:11,0 DC:320,0 | AC:11,0 DC:320,0 | AC:11,0 DC:320,0 | AC:11,0 DC:320,0 |
Kofferraumvolumen normal | 405 l | 405 l | 350 l | 350 l |
Leergewicht (EU) | 2.355 kg | 2.385 kg | 2.395 kg | 2.395 kg |
Zuladung | 485 kg | 455 kg | 465 kg | 465 kg |
Garantie (Fahrzeug) | 2 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre | 2 Jahre |
Länge x Breite x Höhe | 5.004 mm x 1.964 mm x 1.394 mm | 5.004 mm x 1.964 mm x 1.394 mm | 4.997 mm x 1.964 mm x 1.389 mm | 4.997 mm x 1.964 mm x 1.379 mm |
Grundpreis | 108.900 Euro | 126.000 Euro | 147.500 Euro | 160.500 Euro |
Text mit Material von SP-X
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