Die besten Kindersitze für Kinder ab einem Jahr im Test

Welche Systeme für Kleinkinder ab rund einem Jahr haben im Kindersitztest am besten abgeschnitten? Egal ob Kindersitze zur Gurtmontage, mit Isofix oder mitwachsende Sitze – jedes Sicherungs-System hat Vor- und auch Nachteile. Ein Überblick.
Bei Gurtmontage: Hosenträgergurt oder Fangkörper?
Mit Isofix gibt es mehr Variationen der Sitzarten
Alternative: Mitwachsende Sitze
Kleinkinder haben noch sehr schmale Schultern und Hüften und sitzen im Auto oft sehr unruhig. Deshalb kann sie der im Fahrzeug vorhandene Dreipunktgurt bei einem Unfall nicht optimal vor Verletzungen schützen. Aus diesem Grund müssen Kinder bis 100 Zentimeter Körpergröße beziehungsweise bis 15 Kilo Körpergewicht in integralen Kindersitzen mit Hosenträgergurten oder mit einem Fangkörper angeschnallt werden.
Welche Kindersitze für Kleinkinder ab einem Jahr geeignet sind und welche Vor- und Nachteile die verschiedenen Sicherungs-Systeme haben, zeigt dieser Ratgeber.
Tabelle: Kindersitze ab einem Jahr im Test
Vor dem Kauf eines Kindersitzes sollten sich Eltern umfassend über das Angebot informieren. Dabei helfen die Ergebnisse des aktuellen Kindersitztests 2024 aber auch die der Vorjahre.
Die Ergebnisse seit 2020 sind direkt mit den aktuellen Ergebnissen des Kindersitztests vergleichbar, alle seit 2015 mit "sehr gut", "gut" und "befriedigend" bewerteten Sitze können immer noch empfohlen werden.
Kindersitze zur Gurtmontage

Ältere Sitze zur Gurtbefestigung haben noch eine Zulassung nach der Norm UN Reg. 44 für Kinder ab neun Kilo Körpergewicht und werden in Fahrtrichtung eingebaut. Sie können in allen Fahrzeugen, die mit Dreipunktgurten ausgestattet sind, genutzt werden.
Neben Modellen, in denen das Kind mit integrierten Hosenträgergurten angeschnallt wird, werden die nach UN Reg. 44 zugelassenen Produkte auch mit Fangkörpern angeboten. Für einen optimalen Schutz des Kindes bei einem Unfall ist eine Sicherung in Fahrtrichtung jedoch erst ab etwa zwei Jahren zu empfehlen.
Wichtig zu wissen: Jeder Gurt hat eine Lose –, und deshalb dauert es nach dem Aufprall einen Moment, bis der Gurt straff gespannt ist und den Mitfahrer zurückhält. Durch den dabei entstehenden Ruck erhöht sich die Belastung beim Unfall. Deshalb ist es wichtig, Gurte immer straff anzuziehen und im Auto im Idealfall keine dicken Jacken zu tragen.
Kindersitze mit integrierten Hosenträgergurten
Bei vorwärts gerichteten Sitzen mit Hosenträgergurten sind zwei Gurte "in Reihe" geschaltet, denn der Sitz wird im Auto mit dem Fahrzeuggurt angeschnallt und das Kind im Sitz mit Hosenträgergurten. Aufgrund der doppelten Gurtlose sind die Belastungen beim Frontcrash oft etwas höher als in Isofix-Kindersitzen oder in Kindersitzen mit Fangkörpern – diese gibt es allerdings bei neuen Kindersitzen in der Altersklasse nicht mehr.
Vorteile:
günstiger Preis
universell verwendbar
geringes Gewicht
Nachteile:
oft nur ausreichender Schutz beim Unfall
erhöhte Gefahr von Einbaufehlern
etwas höherer Einbauaufwand
Befestigung mit Isofix

Die Befestigung von Kindersitzen mit Isofix ist schon lange vorgeschrieben: In allen seit November 2014 neu zugelassenen Pkw müssen mindestens zwei Sitzplätze mit Isofix-Befestigungen ausgestattet sein. Aufgrund der starren Verbindung zwischen Kindersitz und Fahrzeug (ohne Gurtlose) sind die Dummy-Belastungen beim Frontcrash in einem integralen Isofix-Kindersitz niedriger als in einem integralen Kindersitz zum Gurteinbau.
Generell ist bei Isofix-Sitzen zu beachten:
Auf dem Beifahrersitz, auf dem mittleren Rücksitzplatz, in der dritten Sitzreihe von Großraumlimousinen, in Wohnmobilen und in Old- bzw. Youngtimern gibt es meist keine Isofix-Befestigungen. Soll der Kindersitz auch in diesen Fällen nutzbar sein, muss ein Modell mit Gurtbefestigung ausgesucht werden. Bei der Gurtmontage ist der Schutz beim Frontalunfall aber meist schlechter als beim Einbau mit Isofix.
Kindersitze mit i-Size-Zulassung können auf allen Fahrzeugsitzen mit i-Size-Zulassung eingebaut werden.
Grüne Markierung: Die Isofix-Befestigung ist eingerastet© ÖAMTC/Stephan Huger Kindersitze mit Top-Tether (am Kopfende des Sitzes befestigter Zusatzgurt) können in allen Fahrzeugen genutzt werden, die – neben den beiden unteren Isofix-Befestigungen – auch über einen Top-Tether-Befestigungspunkt verfügen. Alle seit November 2014 neu zugelassenen Pkw müssen mit Isofix und einem Befestigungspunkt für den Top-Tether ausgerüstet sein. Manche älteren Fahrzeuge haben zwar Isofix, aber keinen Top-Tether-Befestigungspunkt. In diesen Autos dürfen Kindersitze mit Top-Tether nicht genutzt werden.
Wenn der Kindersitz oder der Fahrzeugsitz keine i-Size-Zulassung hat, muss die allen Kindersitzen mit Stützfuß beiliegende Typliste beachtet werden. Aus der Typliste geht hervor, in welche Fahrzeuge der Kindersitz passt und eingebaut werden darf.
Manche Fahrzeuge sind im hinteren Fußraum mit Bodenfächern ausgestattet. Auf die Deckel darf meist kein Stützfuß positioniert werden, es sei denn, es wird ein vom Fahrzeughersteller freigegebenes Füllstück ins Bodenfach eingesetzt (siehe Hinweise in der Betriebsanleitung des Fahrzeugs).
Rückwärtsgerichtete Sitze bieten mehr Sicherheit© ÖAMTC/Stephan Huger Rückwärts gerichtete Kindersitze, sogenannte Reboarder, bieten konstruktionsbedingt einen besseren Schutz bei Frontalunfällen als vorwärts gerichtete Sitze. Davon profitieren insbesondere Kinder unter zwei Jahren, bei denen der Kopf noch überproportional schwer und die Nackenmuskulatur noch etwas schwächer ausgebildet ist. Sitze, die sowohl entgegen als auch in Fahrtrichtung eingebaut werden können, bieten kleineren Kindern bei rückwärtsgerichteter Nutzung mehr Sicherheit und größeren Kindern bei vorwärts gerichteter Nutzung mehr Platz für die Beine.
Im eingebauten Zustand drehbare Kindersitze erleichtern das Hineinheben und Anschnallen des Kindes, insbesondere, wenn das Kind entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden soll.
Wenn der Kindersitz häufig in verschiedenen Fahrzeugen genutzt wird oder wenn man ein zweitüriges Fahrzeug (z.B. ein Cabrio) besitzt, ist der Einbau von schweren und sperrigen einteiligen Sitzen besonders mühsam. Zweigeteilte Kindersitze (bestehend aus Sitzschale und Isofix-Station) sind in diesen Fällen oft einfacher zu montieren und können oft vorwärts und rückwärts ins Auto eingebaut werden. Einige Hersteller bieten auch Modulsysteme an, bei denen die Isofix-Station für den Kleinkindersitz von der Babyschale übernommen werden kann.
Einteilige Sitze mit nur einer Einbaurichtung
Vorteile:
meist geringere Gefahr der Fehlbedienung
meist geringeres Gewicht
meist etwas günstigerer Preis
Nachteile:
oft schwer und sperrig und deshalb etwas aufwendiger einzubauen
erhöhtes Risiko, dass Kinder zu früh in Fahrtrichtung angeschnallt werden
Einteilige Sitze für zwei Einbaurichtungen
Vorteile:
viele Modelle bieten eine Drehfunktion, die das Hineinheben und Anschnallen des Kindes erleichtert
Kinder können meist lange entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden
Nachteile:
vorwärts gerichtete Sitze schützen kleine Kinder beim Frontalaufprall oft etwas schlechter
rückwärts gerichtete Sitze bieten dem Kind meist weniger Platz, und das Anschnallen des Kindes ist etwas aufwendiger
Zweigeteilte Sitze für zwei Einbaurichtungen
Vorteile:
die Einzelteile sind weniger schwer und sperrig, das erleichtert den Einbau ins Auto
Kinder können meist lange entgegen der Fahrtrichtung gesichert werden
Nachteile:
das Hineinheben und Anschnallen des Kindes ist in rückwärtsgerichteten Sitzen ohne Drehfunktion etwas aufwendiger
erhöhtes Risiko, dass Kinder zu früh in Fahrtrichtung gesichert werden
Mitwachsende Sitze bis zwölf Jahre

Für manche Eltern scheint es verlockend, nach der Babyschale nur noch einen weiteren Kindersitz zu kaufen. Produkte mit demontierbaren oder verstaubaren Hosenträgergurten und Modelle mit abnehmbaren Fangkörpern bieten diese Möglichkeit, aber vor deren Kauf sollte man sich gut informieren: Mitwachsende Sitze mit integrierten Hosenträgergurten für Kinder ab 76 Zentimetern Körpergröße werden mit Isofix und Top-Tether im Auto befestigt.
Mitwachsende Sitze wiegen meist deutlich mehr als zehn Kilo, denn bei ihnen wird die Energie des Aufpralls über die Hosenträgergurte durch die Struktur des Sitzes ins Fahrzeug geleitet. Das hohe Gewicht stellt kein größeres Problem dar, wenn der Sitz nicht häufiger aus- und eingebaut werden muss. Es wird aber zum Nachteil, wenn das Kind älter wird und öfter in verschiedenen Fahrzeugen mitfährt (zum Beispiel in Fahrgemeinschaften, bei Großeltern, zum Sportverein, bei Freunden).
Bei mitwachsenden Sitzen mit Fangkörper wird die Last des Aufpralls zum größten Teil direkt in die Isofix-Ankerpunkte ins Fahrzeug geleitet. Sie sind meistens leichter als Modelle mit Hosenträgergurten. Aber bei beiden Varianten ist es möglich, dass der Sitz bei intensiver Nutzung bereits verschlissen ist, bevor die vorgesehene Nutzungsdauer von rund elf Jahren vorbei ist.
Mitwachsende Produkte mit Hosenträgergurten
Vorteil:
zum Beispiel für Großeltern mit unterschiedlich alten Enkelkindern universell nutzbar
Nachteile:
hohes Gewicht
etwas höherer Einbauaufwand
Mitwachsende Produkte mit Fangkörper
Vorteile:
universell verwendbar, auch für Großeltern mit unterschiedlich alten Enkelkindern
oft guter Schutz beim Unfall
Nachteile:
nicht jedes Kind akzeptiert einen Fangkörper
Liegefunktion kann meist nur bei abgeschnalltem Kind aktiviert werden
Fachliche Beratung: Andreas Ratzek, ADAC Technikzentrum