VW ID.3 Software-Update im Test: Was bringt es wirklich?

Front und Seitenansicht eines fahrenden VW ID3
Was bringt das Software-Update? Der ADAC eigene VW ID.3 im Test© Foto ADAC/Ralph Wagner

Mit Hilfe von Software-Updates können Hersteller ihre Modelle auf den aktuellen Stand bringen. Am Beispiel des VW ID.3 hat der ADAC untersucht, was sich durch dessen Software-Updates verbessert hat – und was nicht.

  • Nicht alle Updates "over the air" möglich

  • Fortschritt bei Anzeigen und Bedienung

  • Höhere Ladeleistung, weniger Verbrauch

Als der VW ID.3 2020 auf den Markt kam, gab es zwar viel Lob, aber auch jede Menge Kritik. Vor allem an der teils umständlichen Bedienung, der langsamen und nicht sonderlich stabil laufenden Software, an noch nicht vollständig verfügbaren Funktionen (Augmented Reality im Head-up-Display) und den Anzeigen. Zum Beispiel wurde im Display hinter dem Lenkrad noch nicht einmal der Akkustand in Prozent angezeigt – für E-Auto-Fahrende ist das jedoch eine der wichtigsten Infos überhaupt.

VW ID.3 Software-Update von 2.1 auf 3.2

VW hatte daher im März 2022 ein Software-Update angekündigt, das die gröbsten Schnitzer eliminieren sollte. Anhand eines im Mai 2021 für einen Langzeittest gekauften ID.3 konnte der ADAC detailliert nachvollziehen, was sich mit den vier (!) Updates verändert hat. Wobei das Entwicklungs-Prozedere von Software-Stand 2.1.0 auf 3.2.0 ziemlich lang gedauert hat: Abgeschlossen waren die Updates erst im Juli 2023, also rund 1,5 Jahre nach der Ankündigung von VW.

Was die Tester dabei erstaunt hat: Nicht alle Schtitte konnten "Over the air", also über eine Internetverbindung direkt und ohne Werkstattbesuch aufgespielt werden, wie eigentlich erwartet. Grund: Um zum Softwarestand 3.2 zu gelangen, muss auf 2.4 upgedatet worden sein – und das kann zum einen aufgrund der großen Datenmenge nur in der Werkstatt passieren, aber auch weil dabei die 12V-Batterie getauscht wird. Die neue Starterbatterie (kostenlos!) soll eine verbesserte Zyklenfestigkeit und höhere Lebensdauer aufweisen.

Zudem werden bei dem Update im Autohaus weitere Bordsteuergeräte "Over the air"-update-fähig gemacht. Für insgesamt eineinhalb Wochen stand der ID.3 deshalb in der Werkstatt.

Transparenz lässt zu wünschen übrig

Und was hat sich nach den Software-Updates geändert? Eine ganze Menge, wie der ADAC bei einem aufwändigen Vorher-Nachher-Vergleich herausgefunden hat. Allerdings gab es weder im Auto noch in der Benutzer-App eine detaillierte Auflistung aller Änderungen, die das Update gebracht hat. Für Kunden und Kundinnen ist es daher nur schwer nachvollziehbar, was sich getan hat. Hier fordert der ADAC mehr Transparenz.

Neues bei Bedienung und Anzeigen

Display des VW ID3 nach dem Software Update
Besser: Hinter dem Lenkrad gibt es nun mehr Infos im immer noch übersichtlichen Display© ADAC/Matthias Zimmermann

Am auffälligsten ist für den Nutzer bzw. die Nutzerin schon mal, dass im Display hinter dem Lenkrad nun der Akkustand in Prozent angegeben wird und sich jetzt drei Spalten mit Infos anzeigen lassen. So sind zum Beispiel Bordcomputerwerte wie Verbrauch und Tageskilometerzähler besser im Blick. Zudem wurden manche Bedienmenüs entrümpelt bzw. um sinnvolle Funktionen ergänzt, die Sprachbedienung wurde verbessert, und es gibt nun umfangreichere Einstellmöglichkeiten zur Privatsphäre und zur Nutzerverwaltung.

Für den Nutzwert in der Praxis förderlich ist, dass bei der Navigation nun nicht nur Ladestopps mit eingeplant werden, sondern auch eine sinnvolle Lade- bzw. Standzeit an einer Schnellladesäule vorgeschlagen wird, um dort nicht unnötig Zeit zu verbringen. Tesla macht das übrigens schon immer und auch perfekt – VW schaffte das erst nach den Software-Updates.

Display des VW ID3 nach dem Software Update
Nach dem Update sind die Privatsphäre-Einstellungen transparenter© ADAC/Matthias Zimmermann

Was man möglicherweise nicht sofort bemerkt, ist, dass Car-2-X standardmäßig aktiviert ist. Somit kann der ID.3 andere Fahrzeuge vor Gefahren warnen bzw. wird selbst von einem Car-2-X-fähigen Fahrzeug informiert, wenn sich hinter der Kurve ein Stau befindet oder sich ein Rettungswagen nähert. Außerdem gibt es nun mehr mobile Online-Dienste, buchbare In-Car-Apps, eine erweiterte Augmented-Reality-Darstellung im Head-up-Display und noch einiges mehr an mehr oder weniger Relevantem.

Halbierter Verbrauch bei Kälte

Dass im Winter die Reichweite von Elektroautos sinkt, lässt sich grundsätzlich nicht vermeiden: E-Autos müssen vor allem die Antriebsbatterie heizen, um deren Leistungsfähigkeit zu gewährleisten. Das kostet eine ganze Menge Energie und damit Reichweite. Doch es gibt offenbar Spielraum, wie stark die Batterie geheizt werden muss, wie der ADAC an seinem ID.3 festgestellt hat.

Messungen im Rahmen des ADAC Ecotest bei minus sieben Grad Celsius haben ergeben, dass sich nach den Updates der Stromverbrauch auf der Kurzstrecke vehement verringert hat: Auf der typischen Fahrt zum Einkaufen oder zum Kindergarten hatte der ID.3 bei klirrender Kälte vorher bemerkenswert hohe Verbrauchswerte von mehr als 60 kWh/100 Kilometer. Mit dem Update auf den Softwarestand 3.2 hat sich der Verbrauch dagegen auf rund 30 kWh halbiert! Die Vorkonditionierung der Batterie erfolgt offenbar nun mit erheblich weniger Energie.

ID.3 lädt nach Update schneller

Das Ladeverhalten an Schnellladesäulen will VW mit den Updates ebenfalls verbessert haben. Ob das so ist, und was sich genau verändert hat, hat der ADAC nachgeprüft. Und in der Tat hat sich die maximale Ladeleistung verbessert.

Den größten Sprung machte der Elektro-VW mit dem Schritt von Softwarestand 2.4 auf 3.2: Statt einer maximalen Ladeleistung von 133,5 kW im Test, sind nun 168,9 kW im Maximum möglich. Und damit auch kürzere Ladezeiten?

Prinzipiell schon, allerdings im engen Rahmen. Denn die hohe Ladeleistung wirkt sich nur zwischen zehn und rund 30 Prozent Akkustand aus, danach gleichen sich die Ladekurven (siehe Grafik) wieder an. Am Anfang geht‘s also definitiv schneller, doch das relativiert sich bis zum Ladestand von 80 Prozent: Den üblichen Ladehub an der Schnellladestation von zehn bis 80 Prozent erreicht der ID.3 mit der aktuellen Software 3.2 in 31:58 Minuten, bei Softwarestand 2.3 waren es 34 Minuten – man spart sich insgesamt zwei Minuten Ladezeit. Der Zeitgewinn ist also überschaubar.

Fazit: Warum nicht gleich so

Ein VW ID3 an einer Ladesäule
Zwischen Akkustand zehn und ca. 30 Prozent lädt der ID.3 an Schnellladesäulen nun flotter© Foto ADAC/Ralph Wagner

Die Software-Updates des VW ID.3 haben der Nutzerin bzw. dem Nutzer fraglos einen Mehrwert gebracht – und das kostenlos. Dennoch bleibt die Frage, ob man manche Punkte bei einem der größten Fahrzeughersteller der Welt nicht schon beim Marktstart des Fahrzeugs hätte erwarten dürfen.

Die neue Update-Fähigkeit sollte die Autobauer nicht dazu verleiten, unreife Autos auf den Markt zu bringen, die erst bei den Käuferinnen und Käufern "fertig" werden. Und: Schwächen wie unbeleuchtete Schalter oder eine vor dem Facelift 2023 mäßige Materialqualität im Innenraum kann natürlich auch ein Software-Update nicht beheben.

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Software-Updates: ADAC Forderungen

Der ADAC fordert bei Software-Updates generell:

  • Die Autohersteller sollten verpflichtet sein, der Kundin bzw. dem Kunden jedes Software-Update transparent anzuzeigen und im Detail zu informieren, was geändert wird.

  • Die Kundin bzw. der Kunde muss auch die Wahl haben, ein Update abzulehnen.

  • Die Elektronik im Auto muss zeitgemäß gegen alle Manipulationen geschützt sein, idealerweise mit neutralem Nachweis durch Dritte (z.B. Common-Criteria-Methode ISO 15408).

  • Mindestens 15 Jahre lang sollten kostenlose Sicherheits-Updates gewährleistet sein.

Fachliche Beratung: Manuel Griesmann/ADAC Technik Zentrum