Umfrage: Klimaschutz weniger im Fokus, Mobilität mit Auto wichtiger

Obwohl sich der Klimawandel etwa durch Extremwetter immer mehr bemerkbar macht, lässt die Akzeptanz für Klimaschutzpolitik in Deutschland laut einer ADAC Umfrage nach.
Für die Mobilität vieler Menschen ist der Pkw wieder wichtiger geworden
ÖPNV wird besser bewertet, aber seine Unzuverlässigkeit stört zunehmend
Was das Autofahren einschränkt oder verteuert, wird stärker abgelehnt als in früheren ADAC Umfragen
Klimaschutz ist den Menschen in Deutschland nicht mehr so wichtig wie noch vor wenigen Jahren. Die individuelle Mobilität mit dem Auto dagegen schon. Darauf deutet eine repräsentative Umfrage des ADAC von Anfang 2025 hin. Die Nutzung anderer Verkehrsmittel geht demzufolge zurück. Viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer bemängeln die Unzuverlässigkeit des ÖPNV.
Nur noch knapp ein Drittel der rund 2000 Befragten (31 Prozent) stimmte in der neuen ADAC Umfrage zum Thema "Klimaschutz und Mobilität" der These zu, der heutige Verkehr und das Mobilitätsverhalten hierzulande stelle eine ernste Bedrohung für die Umwelt dar. In den Jahren 2023 und 2021 waren 40 Prozent beziehungsweise 42 der befragten Personen dieser Ansicht.
Weniger für Wandel, mehr gegen Verzicht
Mehr als jeder Dritte hält sein eigenes Mobilitätsverhalten zudem für sehr umweltfreundlich (38 Prozent). Und fast jeder Vierte meint, in den vergangenen fünf Jahren sei im Verkehrsbereich schon sehr viel für eine bessere Umwelt geleistet worden (23 Prozent).
Ein Mobilitätswandel weg vom Pkw und hin zu mehr ÖPNV, Fuß- und Radverkehr findet weniger Zuspruch als in früheren ADAC Umfragen: 30 Prozent der Menschen wünschen sich dies zum Schutz der Umwelt. Maßnahmen, die das Autofahren einschränken oder verteuern, werden 2025 deutlicher als zuvor abgelehnt. Autos mit Verbrennungsmotoren schnellstmöglich aus dem Verkehr zu ziehen, befürworten zum Beispiel nur 18 Prozent.
Auch die Bereitschaft, das eigene Mobilitätsverhalten zu ändern, ist nicht besonders verbreitet: So möchten 36 Prozent zwar gern mehr für Umwelt- und Klimaschutz tun, aber auf Reisen per Flugzeug oder Auto nicht verzichten. Auch der Anteil derer, die die Nutzung umweltschädlicher Verkehrsmittel in den nächsten zwölf Monaten reduzieren will, ist niedriger (20 Prozent) als in den früheren ADAC Umfragen.
„Die schwindende Akzeptanz für Klimaschutz ist beunruhigend, aber vor dem Hintergrund zu verstehen, dass viele Menschen das Gefühl haben, Maßnahmen würden die Mobilität verteuern oder einschränken. Um dem entgegenzuwirken, müssen die Angebote für Verbraucher verbessert und Doppelbelastungen vermieden werden – etwa durch den günstigeren Betrieb von E-Autos, mehr alternative Kraftstoffe und einen attraktiven öffentlichen Verkehr.“
ADAC Verkehrspräsident Gerhard Hillebrand©ADAC/Peter Neusser
Häufigste Argumente gegen den ÖPNV
Hauptgrund für die meisten Befragten, den ÖPNV derzeit selten oder gar nicht zu nutzen: Sie fahren lieber mit dem Auto. Nicht nur dieses Argument wurde Anfang 2025 häufiger genannt als in der ADAC Umfrage 2023, sondern auch die Unzuverlässigkeit von Bussen und Bahnen sowie der Umstand, dass der ÖPNV ungeeignet sei, um Sachen zu transportieren.
Mehrere Faktoren, die Menschen davon abhalten, den ÖPNV zu nutzen, gehen in ihrer Wirkung allerdings zurück: Deutlich seltener wurden zu geringe Taktung, zu wenig Angebot, zu häufiges Umsteigen oder der Preis kritisiert. Die Zahl derjenigen, die den ÖPNV nach eigenen Angaben nicht oder wenig nutzen (50 Prozent), war dennoch höher als in den meisten Vorjahren.
Gleichwohl glauben 62 Prozent, dass das Deutschland-Ticket dazu beiträgt, dass der ÖPNV mehr genutzt wird – sowohl im städtischen als auch ländlichen Bereich. Laut der ADAC Umfrage 2025 bleiben günstige Preise insgesamt ein wichtiges Argument, um auf Busse und Bahnen umzusteigen. Ein Viertel der Befragten nutzt das Auto wegen des D-Tickets nach eigenen Angaben seltener.
Der Verkehrssektor verursachte zuletzt rund 22 Prozent der Gesamtemissionen in Deutschland. Zwar hat die Bundesregierung das gesteckte Ziel, den Ausstoß schädlicher Klimagase zu senken, in den letzten Jahren oft knapp erreicht. Der Verkehr überschreitet aber regelmäßig die gesetzlichen Jahresemissionsmengen, während sie in den meisten anderen Sektoren sinken.
Laut Prognosen des Umweltbundesamts genügen die bisherigen Maßnahmen nicht, die Treibhausgasemissionen im Verkehrssektor bis zum Jahr 2030 ausreichend zurückzufahren. Gelingt das nicht, drohen Deutschland aufgrund von EU-Vorgaben zum CO₂-Ausstoß im Verkehr künftig womöglich Ausgleichszahlungen in Milliardenhöhe.
Warum die Menschen Auto fahren
Unabhängigkeit, Schnelligkeit und Zuverlässigkeit sind die wichtigsten Argumente für das Autofahren. Besonders Zuverlässigkeit hat gegenüber der vorherigen ADAC Umfrage stark an Bedeutung gewonnen. Gleichzeitig wurde der Beweggrund, man habe keine Alternative – etwa im ÖPNV –, seltener als in der Vergangenheit genannt.
Das Stimmungsbild für die Zukunft sieht ähnlich aus: Aus Klima- und Umweltschutzgründen wollen in den kommenden fünf Jahren 30 Prozent seltener einen Pkw nutzen und 43 Prozent dafür andere Verkehrsmittel häufiger nutzen. Im Jahr 2023 hatten dies noch 37 Prozent beziehungsweise 49 Prozent vor.
Mehrheit lehnt Politik gegen Pkw ab
Veränderungen, die das Autofahren einschränken oder verteuern könnten, stoßen mehr denn je auf Ablehnung: Fast zwei Drittel sind gegen höhere Steuern auf Kraftstoffe. Ein Stopp des Straßennetzausbaus, die Verknappung oder Verteuerung von städtischem Parkraum sowie eine schnellere oder stärkere Erhöhung des CO₂-Preises sind für mehr als die Hälfte keine Optionen.
Zugleich erhalten viele Maßnahmen zum Klimaschutz nach wie vor breite Zustimmung – wenn auch weniger als 2023: Drei Viertel der Befragten befürwortet einen ÖPNV-Ausbau, zwei Drittel klimaneutrale Kraftstoffe. Bemerkenswert: Deutlich weniger Menschen als 2023 befürworten finanzielle Zuschüsse oder Steuerrabatte für die Anschaffung von Autos mit alternativem Antrieb.
Zurückhaltung bei Elektromobilität
Doch Geld ist ein entscheidender Faktor für die Mobilitätswende auf der Straße. Bislang kommt es für 38 Prozent der Befragten grundsätzlich nicht infrage, in den nächsten zwölf Monaten ein E-Auto zu kaufen oder zu leasen. Wichtigste Voraussetzung wären ähnliche Kosten wie bei Verbrennern. Andererseits zeigt die ADAC Umfrage, dass Vorbehalte wie Reichweitenangst schwinden.
6 Prozent der Menschen planten zum Befragungszeitpunkt, in den folgenden zwölf Monaten ein Elektroauto neu oder gebraucht anzuschaffen. Der Anteil an der Gesamtbevölkerung, der einen Plug-in-Hybrid kaufen oder leasen möchte, beträgt 4 Prozent.
Zwar nicht für die nächsten zwölf Monate, aber doch zu einem späteren Zeitpunkt können sich 31 Prozent der Befragten vorstellen, ein E-Auto zu kaufen. Unter jüngeren Befragten bis 25 Jahren ist die Bereitschaft noch höher: In dieser Gruppe sind es 41 Prozent.
Außerdem sind Menschen, die in der Stadt leben, offener für einen Antriebswechsel als die Landbevölkerung. Nach wie vor ist eine bessere Ladeinfrastruktur überall die mit am häufigsten genannte Voraussetzung für den Umstieg aufs E-Auto.
Das hat Priorität bei den Menschen
In den Prioritäten, die die Politik aus Sicht der Menschen jetzt setzen sollte, spiegeln sich die übergreifenden Ergebnisse der ADAC Umfrage wider: Klima- und Umweltschutz, zum Beispiel durch gezielte Förderungen oder den Bahnausbau, ist vielen zwar wichtig. Aber andere Aufgaben gelten 2025 als wichtiger: Etwa Verbesserungen der Verkehrsinfrastruktur sowie -sicherheit.
Vor allem auf dem Land besteht demnach Handlungsbedarf bei der Verkehrsinfrastruktur. Dort wollen die Menschen in erster Linie ein besseres ÖPNV-Angebot. Auch wichtig: Die Sanierung von Straßen und eine bessere Anbindung an das Schienennetz. In den Städten ist die Straßensanierung den meisten das wichtigste Anliegen, gefolgt von mehr Verkehrssicherheit und einem besseren ÖPNV-Angebots.