ADAC Tourismusstudie: Reiseverhalten im Wandel

Eine Frau lässt sich im Meer auf dem Rücken treiben
Naturgenuss: Badeurlaub ist mit Abstand die beliebteste Art, die Ferienzeit zu verbringen – wieder öfter im Ausland © iStock.com/Mystockimages

Urlaub im Ausland wird wieder beliebter, doch gleichzeitig fürchten immer mehr Menschen mit geringerem Budget, gar nicht verreisen zu können: Die ADAC Tourismusstudie 2025 zeigt, wie sich das Reiseverhalten der Deutschen verändert.

  • Reiselust ist krisenfest, aber mehr Menschen müssen sparen

  • Wichtig: problemlose An- und Abreise und intakte Natur

  • Overtourism wird als Problem gesehen

Die Deutschen sind nach fünf Jahren des Umbruchs durch Corona und Ukraine-Krieg wieder in ihr altes Reiseverhalten zurückgekehrt. Doch die wirtschaftliche Entwicklung hat an Einfluss gewonnen und könnte sich auswirken – so lautet das Fazit der ADAC Tourismusstudie 2025. Befragt wurden dafür bundesweit über 5000 Menschen ab 18 Jahren in Online-Interviews im Dezember 2024.

58 Prozent der Deutschen unternehmen Urlaubsreisen von mindestens fünf Tagen Länge, dieser Anteil an der Bevölkerung stabilisiert sich und wird voraussichtlich in 2025 gleich bleiben. Und die Menschen sind öfter unterwegs, vor allem der Anteil der "Vielurlauber" mit fünf Reisen und mehr pro Jahr steigt von drei auf acht Prozent.

Wieder mehr Auslandsreisen

Es wird tendenziell wieder häufiger Urlaub im Ausland gemacht: Insgesamt 69 Prozent der Befragten in 2024 gegenüber 64 Prozent in 2022 reisten in Europa oder an weiter entfernte Destinationen. Dagegen seltener in Deutschland (31 Prozent in 2024 nach 36 Prozent in 2022 und 51 Prozent im Corona-Jahr 2020). Dennoch bleibt das Reiseziel Deutschland beliebter als vor der Pandemie.

Nach wie vor ist das eigene Land die Lieblings-Destination der Deutschen. "Doch für Urlauber attraktiv bleibt es nur mit einer leistungsfähigen Infrastruktur auf allen Verkehrsträgern und einer wettbewerbsfähigen Tourismusbranche", so ADAC Tourismuspräsident Karlheinz Jungbeck. Dafür müssten Bund und Länder die geeigneten Rahmenbedingungen setzen.

Urlaub wird früher gebucht

Im Vergleich zu den Vorjahren wird auch wieder früher gebucht: Ihren Haupturlaub haben 44 Prozent für 2024 bereits vier Monate im Voraus gebucht, 2022 entschieden sich nur 39 Prozent derart früh, 2020 nur 35. Das Gefühl der Planungssicherheit ist also gestiegen.

Mehr Flüge, aber am liebsten im Auto

Passend zur Zunahme der Reisen ins Ausland nutzen die Urlauberinnen und Urlauber etwas häufiger das Flugzeug, um an ihr Ziel zu gelangen (37 Prozent in 2024 nach 32 Prozent in 2022). Das Auto ist aber nach wie vor das am häufigsten genutzte Verkehrsmittel – sowohl für die An- und Abreise als auch für die Mobilität vor Ort.

Es werden wieder häufiger Pauschalreisen für den Haupturlaub unternommen (32 Prozent 2024 gegenüber 29 Prozent 2022). In der Pandemie gewannen zwar Individualreisen an Beliebtheit, sind mit 67 Prozent jetzt jedoch nur noch knapp über dem Vorkrisenniveau (2019: 65 Prozent). Die Anteile der Urlaubsarten pendeln sich auf die Werte früherer Jahre ein, Badeurlaub ist mit 40 Prozent weiterhin am beliebtesten.

Budget: Soziale Schere geht auseinander

Die Reiselust der Deutschen hat sich als krisenfest erwiesen. Für jeden Zweiten ist zwar Sicherheit beim Buchen einer Reise wichtiger geworden, knapp jeder Vierte befürchtet Einschränkungen infolge aktueller Krisenherde. Aber: Diese Werte sind gegenüber 2022 leicht gesunken, insbesondere der Anteil der Menschen, die glauben, aufgrund anhaltender Krisen in den nächsten Jahren weniger reisen zu können.

Doch die wirtschaftliche Entwicklung wirkt sich mittlerweile stärker aus. Bei fast einem Drittel der Menschen stellt diese einen Faktor bei der Urlaubsplanung dar (2024: 29 Prozent, 2022: 27 Prozent).

Etwa die Hälfte geht für 2025 von einem ähnlichen finanziellen Spielraum aus wie im Vorjahr, je rund ein Viertel sagen, sie werden mehr oder weniger Geld zur Verfügung haben. Doch diejenigen, die mit weniger Urlaubsbudget auskommen müssen, geben deutlich häufiger an, ganz auf Reisen verzichten zu wollen: Bei 32 Prozent könnte es dazu führen, dass die Urlaubsreise in 2025 ganz gestrichen wird. In 2022 haben dies nur 17 Prozent angenommen.

"Die soziale Schere geht beim Reisen auseinander", sagt Jungbeck. Urlaub bezahlbar zu halten und dem Anstieg der Kosten entgegenzuwirken – etwa durch Kompensation des CO₂-Preises und Überprüfung der Gebühren im Luftverkehr – müsse deshalb Teil der politischen Agenda sein.

Wichtig: Kein Problem bei Anreise & Natur

Das wichtigste Kriterium bei der Buchung ist nach wie vor eine unkomplizierte, planmäßige An- und Abreise (74 Prozent). Die Zufriedenheit der Reisenden ist hier gestiegen, dennoch bleibt jeder Fünfte von Störungen betroffen.

An zweiter Stelle steht weiterhin die intakte Natur am Urlaubsort. Naturkatastrophen wie Waldbrände, Fluten oder andere Wetterextreme spielen eine größere Rolle: 18 Prozent gaben an, dass solche Ereignisse ihre Urlaubsplanungen (stark) beeinflusst haben, 2022 waren es nur 14 Prozent.

Weniger wichtig: Nachhaltigkeit & Politik

Doch Aspekte der Nachhaltigkeit, etwa eine umweltfreundliche Anreise oder das Mobilitätsangebot am Urlaubsort, rangieren bei den Kriterien für die Buchung nach wie vor nur auf den unteren Plätzen. Und nur etwa ein Fünftel der Menschen wäre grundsätzlich bereit, einen Aufpreis für nachhaltige Zusatzleistungen wie etwa regionale Produkte zu bezahlen.

Die nachhaltige Entwicklung des Angebots werde deshalb in absehbarer Zeit nicht über eine breite Nachfrage gesteuert, so der ADAC Tourismuspräsident. Deshalb seien Maßnahmen nötig, die etwa den Hochlauf klimaneutraler Flugtreibstoffe vorantreiben, den Ausbau von öffentlichem Verkehr sowie Ladeinfrastruktur forcieren und übergreifend die Nachhaltigkeit des Tourismus steigern.

Weniger im Fokus bei der Urlaubsplanung stand im vergangenen Jahr auch die politische Stabilität in den Zielländern beziehungsweise die Distanz zu aktuellen Konfliktherden (45 Prozent in 2024 gegenüber 52 Prozent in 2022). Auch flexible Stornierungsmöglichkeiten haben an Bedeutung verloren.

Overtourism: Umplanen & Ausweichen

Unzählige Touristen tummeln sich am Markusplatz in Venedig in Italien
Gedrängel am Markusplatz in Venedig: Overtourism hält viele Menschen vom Reisen in betroffene Regionen ab© Shutterstock/Kirk Fisher

Touristenmassen vor Sehenswürdigkeiten, Naturwundern oder in Fußgängerzonen von gefragten Metropolen: Den sogenannten Overtourism sehen 72 Prozent der Befragten als echtes Problem und zeigen Verständnis für den Unmut der Menschen vor Ort. 12 Prozent haben derartige Überfüllung selbst schon erlebt. 61 Prozent meiden Urlaubsorte, in denen sie das Problem vermuten. Viele Menschen hält das also von Reisen in betroffene Regionen ab – aber bei weitem nicht alle.

Maßnahmen zur Eindämmung von Overtourism werden vielfach zustimmend beurteilt – trotz des Effekts auf eigene Reisepläne und Ausgaben. So gibt fast die Hälfte der Befragten an, dass sie die Erhebung von Zugangsgebühren wie etwa Eintrittsgelder in Altstädte oder Touristensteuern bis ca. 20 Euro pro Tag als wirkungsvolle Maßnahme zur Entlastung betroffener Urlaubsorte betrachten. 55 Prozent würden in Folge solcher Zugangsgebühren auch selbst eine andere Destination wählen. Bei 37 Prozent hätten Zugangsgebühren hingegen keinen steuernden Effekt: Sie würden dennoch an ihr Wunschziel reisen.

Ähnlich ist das Stimmungsbild bei dem Vorschlag, touristische Kapazitäten vor Ort zu reduzieren, also z.B. weniger Kreuzfahrtschiffe anlegen zu lassen oder die Bettenzahl einzuschränken. Ebenso bei Maßnahmen zur Besucherlenkung – beispielsweise, dass Gäste nur zu bestimmten Zeiten kommen können, nur über bestimmte Routen fahren dürfen oder Informationen erhalten, wenn der Zutritt verwehrt wird. Am ehesten wird die Beschränkung der Besucherzahl an Hotspots akzeptiert.

Das Übernachten in einer Ferienwohnung oder einem Ferienhaus ist beliebt – fast ein Viertel hat in 2024 auf diese Art den Haupturlaub verbracht. Dass dadurch der Wohnraum am Urlaubsort knapp werden kann, ist den meisten durchaus bewusst (62 Prozent). Auf diese Art der Unterkunft zu verzichten, lehnen die Befragten aber überwiegend ab: Weil sie zum Beispiel ein authentisches Wohnerlebnis suchen, nicht ins Hotel wollen oder der Meinung sind, dass dieses Problem von den lokalen Behörden reguliert werden muss.

Schlussfolgerung des ADAC Tourismuspräsidenten: "Die hohe Akzeptanz von Maßnahmen gegen Overtourism spricht dafür, dass betroffene Regionen negativen Auswirkungen erfolgreich entgegenwirken können." Die Regelungen müssten jedoch angemessen, destinationsangepasst und zielgruppengerecht sein, so sollten etwa Gebühren zurück in den Tourismus und in die Milderung von dessen negativen Effekten investiert werden.

Urlaubstipps und Reiseinspirationen. Kostenlos vom ADAC

Die Zusammenfassung und Schlussfolgerungen der ADAC Tourismusstudie 2025 sowie die vollständige Studie finden Sie hier zum Download:

ADAC Tourismusstudie 2025 Kurzfassung
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ADAC Tourismusstudie 2025
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Die ADAC Tourismusstudie 2023 gibt es hier zum Download:

ADAC Tourismusstudie 2023
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