ADAC Kindersitztest Herbst 2025: Wo sitzt Ihr Kind wirklich sicher?
Von Redaktion
Im aktuellen Kindersitztest hat der ADAC 17 neue Sitze auf Sicherheit, Bedienung, Ergonomie, Schadstoffgehalt und Umweltschadstoffe kritisch geprüft. Nicht in allen sind Kinder gut aufgehoben.
Große Auswahl, große Unterschiede
Kindersitze mit Preisspanne von 100 bis über 800 Euro getestet
Drei Sitze nicht zu empfehlen
Die Wahl des richtigen Kindersitzes fällt vielen Eltern schwer: Die Auswahl ist oft unüberschaubar. Welche Modelle sind sicher, lassen sich einfach einbauen und haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis? Das beantwortet der ADAC zweimal im Jahr beim Kindersitztest.
Aktuell wurden 17 Kindersitze in allen Größen geprüft und in den fünf Kategorien Sicherheit, Bedienung, Ergonomie, Schadstoffe und Umweltschadstoffe bewertet. Getestet wurden Babyschalen sowie Sitze für Kleinkinder und auch Sitzerhöhungen für größere Kinder mit einer Preisspanne von 100 bis zu über 800 Euro.
17 Kindersitze im Test
Die Ergebnisse: Fünf der insgesamt 17 getesteten Kindersitze bekommen im aktuellen Test das ADAC Urteil "gut" und neun Modelle erhalten ein "befriedigend". Drei Kindersitze sind mit dem ADAC Urteil "mangelhaft" durchgefallen.
Bester Kindersitz ist eine Sitzerhöhung

Mit der Note 1,8 hat ein Modell im Gesamtergebnis am besten abgeschnitten: die Sitzerhöhung Britax Römer Kidfix Pro für Kinder von rund vier bis zu zwölf Jahren. Dieser Kindersitz ist für eine Körpergröße von 100 bis 150 Zentimeter zugelassen und hat mit 220 Euro einen moderaten Preis.
Zu empfehlen sind die guten und befriedigenden Modelle des aktuellen Kindersitztests: Diese übertreffen die gesetzlichen Vorschriften zum Teil deutlich. Ein Erfolg für den ADAC Test, denn die Anforderungen wurden bei der Produktentwicklung berücksichtigt, was die Qualität der Kindersitze noch einmal erhöht hat.
Drei Kindersitze durchgefallen

Von zwei mitwachsenden Kindersitzen sollten Eltern die Finger lassen: Die Modelle Reecle 360 (ZA10 i-Size) und Chipolino Olympus i-Size zeigten beim Crashtest gravierende Sicherheitsmängel und fallen beim Kindersitztest mit dem ADAC Urteil "mangelhaft" durch. Diese Modelle sind schon für Neugeborene bis zum Alter von zwölf Jahren zugelassen.
Der Kindersitz Chipolino Olympus i-Size wird laut Angaben des Herstellers inzwischen nicht mehr angeboten und ist ausverkauft. Bei einzelnen Händlern sind aber möglicherweise noch Restbestände verfügbar.
Eltern, die einen der betroffenen, sehr preisgünstigen Kindersitze Reecle 360 (ZA10 i-Size) oder Chipolino Olympus i-Size gekauft haben, sollten diesen in keinem Fall weiter benutzen. Zudem sollten sie den Händler kontaktieren und um Kulanz bitten.
Da beide Kindersitz-Modelle die gesetzlichen Anforderungen erfüllen, dürfen sie in Europa verkauft werden. Ein genereller Anspruch auf Rückgabe oder Umtausch von bereits gekauften Produkten lässt sich anhand des schlechten Abschneidens beim ADAC Kindersitztest allerdings nicht ableiten.
Allerdings könnten Eltern, die die zwei Kindersitze neu vor weniger als zwei Jahren gekauft haben, einen Sachmängelhaftungsanspruch gegen den Verkäufer haben. Dies müsste jedoch im Einzelfall genau geprüft werden.
Ebenfalls ein mangelhaftes Ergebnis erzielte der Kindersitz Maxi-Cosi Nomad Plus (zugelassen für Kinder von eineinhalb bis vier Jahren). Im Bezugsstoff dieses Kindersitzes wurde eine zu hohe Konzentration des Umweltschadstoffes PFAS nachgewiesen, die über dem EU-Grenzwert liegt.
Laut Hersteller wird dieser Kindersitz allerdings seit März 2025 mit einem neuen Bezugsstoff produziert, der frei von PFAS sein soll. Das Modell im ADAC Test wurde im Juni/Juli 2024 produziert – es ist nicht auszuschließen, dass noch Restbestände dieser älteren Version bei Händlern vorhanden sind. Gut zu wissen: Das Produktionsdatum ist bei diesem Sitz auf der Rückseite der Sitzschale vermerkt.
Ergebnisse: Kindersitztest Herbst 2025
In der Tabelle sind alle 17 im Herbst 2025 getesteten Kindersitze zu sehen. Die Ergebnisse können unter anderem nach Altersklasse sortiert angezeigt werden, um schnell zum geeigneten Kindersitz zu gelangen. Beim Klick auf einen Sitz erscheint zusätzlich dessen ausführliche Bewertung.
Die besten Babyschalen im Test
Babyschalen sind praktisch. Mit integrierten Hosenträgergurten kann das Baby bereits in der Wohnung in der Schale angeschnallt und dann zum Auto getragen werden. Wichtig zu wissen: Babyschalen dürfen ausschließlich entgegen der Fahrtrichtung eingebaut werden.

Insgesamt zehn schon für Neugeborene zu nutzende Kindersitze wurden dieses Mal getestet. Nur zwei davon, die von der Geburt bis zu einem Alter von rund 18 Monaten (Körpergröße 40 bis 87 Zentimeter) zugelassen sind, haben mit "gut" abgeschnitten. Im aktuellen Test zeigte die Babyschale Joie i-Level Pro mit dem ADAC Urteil 2,3 das beste Ergebnis.
Ebenfalls vorn dabei ist die Babyschale desselben Herstellers mit Isofix-Basis: Joie i-Level Pro + i-Base Encore (ADAC Urteil 2,3). Da der Sitz in eine Liegeposition gestellt werden kann, hatte diese Babyschale leichte Schwächen in der Kategorie Sicherheit.
Bester Kindersitz ab 1 Jahr

Der mit "gut" bewertete Kindersitz für Kleinkinder Besafe Beyond 360 + Beyond Base (ADAC Urteil 2,4) ist für Kinder von rund einem Jahr bis zu sechs Jahren mit einer Körpergröße von 61 bis 125 Zentimeter zugelassen. Der Sitz mit Isofix-Basis bietet guten Schutz bei einem Unfall, erhält allerdings in der Kategorie Bedienung und Ergonomie lediglich ein "befriedigend" und ist mit 828 Euro auch der teuerste Kindersitz im Test.
Wichtig zu wissen: Der Sitz ist Teil eines Modulsystems, bei dem verschiedene Kindersitze auf derselben Isofix-Basis befestigt werden können. Da die große Schale viel Platz benötigt, ist es besonders wichtig, den Sitz vor dem Kauf im eigenen Auto auszuprobieren.
Die besten Sitzerhöhungen

Bei den Sitzerhöhungen für größere Kinder bis zu zwölf Jahren und bis zu einer Körpergröße von 150 Zentimetern machen zwei Sitze einen guten Eindruck und werden im Gesamtergebnis mit "gut" bewertet.
Der Britax Römer Kidfix Pro erzielte mit dem ADAC Urteil 1,8 generell das beste Ergebnis in diesem Test. Der Kindersitz ist mit 6,4 Kilo Gewicht recht leicht und eignet sich damit gut für Familien, die häufiger das Fahrzeug wechseln und den Sitz damit erneut im Auto einbauen müssen. Er zeigte in der Kategorie Sicherheit beim Seitencrash ein sehr geringes, beim Frontcrash ein geringes Verletzungsrisiko. Mit 220 Euro liegt er preislich im Mittelfeld.

Die Sitzerhöhung Axkid Up erzielte mit dem ADAC Urteil 2,0 das zweitbeste Ergebnis in diesem Kindersitztest. Die Sitzerhöhung ist mit 9,4 Kilo Gewicht recht schwer, aber dafür zusammenklappbar. Für Eltern, die häufiger das Fahrzeug wechseln, ein Vorteil. Auch dieser Sitz hat in der Kategorie Sicherheit beim Seitencrash ein sehr geringes, beim Frontcrash ein geringes Verletzungsrisiko. Preislich ist er mit 500 Euro allerdings viel teurer.
Der günstigste Kindersitz im aktuellen Test mit einem Preis von 100 Euro ist die Sitzerhöhung Maxi-Cosi Tanza i-Size. Dieser Kindersitz schneidet im Gesamtergebnis mit "befriedigend" (ADAC Urteil 3,2) ab. Hervorzuheben ist die zusätzliche Befestigungsmöglichkeit an den Isofix-Verankerungen in dafür freigegebenen Fahrzeugen. Das erhöht die Seitenstabilität und verhindert das Kippen des Sitzes bei Kurvenfahrten. Besonders geeignet ist dieser faltbare Kindersitz für Reisende, die mit Mietautos unterwegs sind.
Übersicht: Alle Modelle im Kindersitztest
Vor dem Kauf eines Kindersitzes sollten sich Eltern umfassend über das Angebot informieren. Dabei helfen die Ergebnisse des Kindersitztests. In der Tabelle finden Sie alle ab 2020 getesteten Sitze für Kinder jeden Alters.
Allerdings sind die Ergebnisse der Vorjahre aufgrund der jetzt noch strengeren Testmethodik nicht direkt mit den aktuellen Ergebnissen vergleichbar. Dennoch können insbesondere die seit 2020 mit "sehr gut" und "gut" bewerteten Sitze immer noch empfohlen werden.
Tipps zu Kauf und Einbau
Für einen Praxis-Check vor dem Kauf sollten Eltern sowohl Kind als auch Auto mit zum Fachhändler nehmen. Eine gute Beratung in einem Fachgeschäft ist immer von Vorteil.
Der Kindersitz muss sich möglichst stramm und standsicher im Fahrzeug einbauen lassen.
Grundsätzlich immer prüfen, ob der Kindersitz für das Fahrzeug geeignet ist. Nach i-Size-Standard – Isofix – zugelassene Kindersitze können immer auf Autositzen mit i-Size-Freigabe montiert werden (Kennzeichnung am Autositz, Beschreibung im Fahrzeug-Handbuch). Wer unsicher ist, kann beim Kindersitz-Hersteller online in Fahrzeug-Typlisten überprüfen, ob das jeweilige Modell für das eigene Auto freigegeben ist.
Nicht jede Isofix-Basis passt automatisch zum Kindersitz desselben Herstellers. Wer sich für ein Sitzmodell entscheidet, sollte darauf achten, dass der Sitz kompatibel ist.
Das Gewicht des Kindersitzes nicht unterschätzen – besonders bei häufigen Autowechseln und beim Umbau der Kindersitze. Sitze für Kinder von ein bis zwölf Jahren sind oft schwerer als Modelle, die nur für Kinder von vier bis zwölf Jahren genutzt werden. Bei häufigen Fahrzeugwechseln bedenken, dass ein leichterer Sitz vorteilhaft ist.
Zweigeteilte Kindersitze (Sitzschale plus Isofix-Station) sind aufgrund des geringeren Gewichts und der kleineren Abmessungen oft etwas leichter einzubauen als einteilige Modelle.
Praktisch zum leichteren Anschnallen des Kindes sind drehbare Modelle.
Immer mehr Funktionen und hilfreiche Einstellmöglichkeiten können aber auch das Risiko von Fehlbedienungen erhöhen.
Gurte und Rückenlehne regelmäßig entsprechend dem Wachstum nachjustieren, nicht zu früh auf nächstgrößeren Sitz wechseln.
Beim Anschnallen Hosenträger- und Fahrzeuggurte straff anziehen, dicke Jacken unter dem Beckengurt hervorziehen und Reißverschluss öffnen. Im Idealfall gilt aber: Dicke Jacken während der Autofahrt besser ganz ausziehen.
Bei Sitzerhöhungen mit Rückenlehne darauf achten, dass sich der Gurt selbstständig aufrollt, wenn sich das Kind nach vorn beugt. Wenn nicht: einen Sitz wählen, dessen Schultergurtführung besser zum Fahrzeug passt.
Auf ausreichend Platz zwischen dem Kindersitz auf der Rückbank und dem Vordersitz achten.
So wurde getestet

Der ADAC testet gemeinsam mit den europäischen Automobilclubs und Verbraucherschutz-Organisationen zweimal jährlich neue Kindersitze. Die Modellauswahl erfolgt gemeinsam mit den beteiligten Automobilclubs und den Verbraucherschutz-Organisationen unter folgenden Aspekten: Der Kindersitz ist neu auf den Markt gekommen, hat eine große Marktbedeutung oder wurde seit dem letzten Test überarbeitet. Der Einkauf der Testmodelle erfolgt anonym im Einzel- oder Versandhandel.
Die Testkategorien
Beim Frontal- und Seitenaufprall-Crash wird die Sicherheit jedes einzelnen Kindersitzes überprüft. Der dabei simulierte Unfall geht sogar über die gesetzlichen Anforderungen an einen Kindersitz hinaus. Ebenfalls überprüft werden in der Kategorie Sicherheit der Gurtverlauf und die Standfestigkeit auf dem Fahrzeugsitz. Diese Kategorie hat einen Anteil von 50 Prozent am ADAC Urteil.
Auch die Bedienung wird getestet, denn nur ein korrekt eingebauter Sitz kann das Kind bei einem Unfall gut schützen. Wichtig dabei ist, dass der Kindersitz intuitiv richtig eingebaut werden kann und dass die Anzahl der Einbauschritte möglichst klein ist. Besonderes Augenmerk wird dabei auf eine geringe Fehlbedienungsgefahr, das Anschnallen des Kindes und den Sitzeinbau gelegt. Der Anteil an der Gesamtbewertung beträgt hier 40 Prozent.
Ebenso berücksichtigt wird die Ergonomie jedes geprüften Sitzes, denn nur in einem passenden Kindersitz sitzt das Kind bequem, entspannt, sicher und die Gurte und Seitenwangen können ihre volle Schutzwirkung entfalten. Das Prüfkriterium Ergonomie umfasst neben der Sitzposition, dem Platzangebot und dem Komfort für das Kind auch den Platzbedarf des Kindersitzes im Fahrzeug. Die Kategorie hat einen Anteil von 10 Prozent am ADAC Urteil.
Mögliche Schadstoffe überprüft der ADAC mit einer Mischprobe aus allen textilen Teilen des Kindersitzes, mit denen das Kind in Berührung kommt. Diese Mischprobe wird auf den Gehalt von chemischen Stoffen wie PAKs, Phthalaten, Flammschutzmitteln/ Weichmachern, phenolischen Verbindungen, Organozinn, Formaldehyd, Schwermetallen und Chlorparaffinen untersucht. Ist die Bewertung des Schadstoffgehalts schlechter als "gut", führt das zu einer Abwertung im Gesamturteil, eine mangelhafte Bewertung schlägt durch.
Erstmals werden seit 2025 in einer extra Kategorie auch Umweltschadstoffe (sogenannte PFAS) in den Textilien der Kindersitze überprüft. Diese Umweltschadstoffe, die auch als "Ewigkeits-Chemikalien" bezeichnet werden, sind nicht biologisch abbaubar. Sie reichern sich in der Umwelt an und gelangen so in den Nahrungskreislauf. Ist die Bewertung der "PFAS-Belastung" schlechter als "gut" im Test, führt das zu einer Abwertung der Gesamtnote, eine mangelhafte Bewertung schlägt durch.
Test und fachliche Beratung: Andreas Ratzek, ADAC Technik Zentrum
