Durch die verbesserten Strukturen und Rückhaltesysteme der aktuellen Fahrzeuge konnten eine Vielzahl von Menschenleben gerettet und kritische Verletzungen vermieden werden. Dennoch kommt es immer wieder zu schweren Verletzungen bei Pkw-Insassen.
Frontalkollisionen treten im überwiegenden Teil der Verkehrsunfälle auf. Interessant ist die Frage, welche Verletzungsmuster im heutigen Unfallgeschehen bei Frontalkollisionen auftreten. Dabei fällt auf, dass Verletzungen im Lendenwirbelsäulenbereich immer wieder dokumentiert werden. Das Ergebnis: Neun Prozent der Pkw Insassen mit Frontalkollisionen in der ADAC Unfallforschung erleiden solche Verletzungen. Dieser hohe Anteil liegt auch in der hohen Unfallschwere begründet.
Die Daten der ADAC Unfallforschung zeigen den Trend auf, dass bei neueren Fahrzeugen ein erhöhter relativer Anteil an Lendenwirbelsäulenverletzungen zu verzeichnen ist. Das bedeutet, dass der Anteil an LWS-Verletzungen in den letzten Jahren weniger reduziert werden konnte als die übrigen Verletzungsgruppen. Des Weiteren zeigt sich, dass das durchschnittliche Alter der verletzten Insassen bei neueren Fahrzeugen leicht erhöht ist gegenüber älteren Fahrzeugen, was ein Hinweis auf die verletzungsbeeinflussenden Parameter ist.
Die Daten der ADAC Unfallforschung ergeben zudem, dass es häufiger bei kleineren Fahrzeugen zu LWS-Verletzungen kommt, als bei größeren. Die Vorgänge beim Unfall, welche zu Verletzungen der Wirbelsäule führen, sind von zwei Belastungen geprägt: Das Zusammenpressen der Wirbelkörper und eine Biegebelastung (nach vorn). Steigen beide Belastungen über ein gewisses Maß, kann es zu Frakturen im Wirbelkörperbereich (Kompressionsfraktur, Berstfraktur) kommen. Das Problem dieser Verletzungen ist, dass es zu Schädigungen der Bandscheiben und/oder des Rückenmarks sowie der Nerven im LWS-Bereich kommen kann. Aufgrund von Einblutungen, Knochenfragmenten oder Verlagerung der Wirbelkörperstrukturen kann es so zu schlecht heilbaren oder irreversiblen Schädigungen mit dauerhaften Einschränkungen (Lähmungen) der Betroffenen kommen.
Im Normalfall können Belastungen auf den Körper durch Versuche mittels Crashtestdummies ermittelt und damit direkt Verletzungsrisiken abgeleitet werden. Im speziellen Fall der Lendenwirbelsäule existieren zwar Sensoren im Dummy, aber die gewonnenen Ergebnisse können bisher nicht mit Verletzungen bei Menschen überein gebracht werden. Das bedeutet, dass es derzeit kein geeignetes Messverfahren gibt, um ein Verletzungsrisiko in dieser Körperregion abzuleiten. Auch neuartige Dummies für den Frontcrash adressieren diese Verletzungen derzeit noch nicht.
Das Thema Verletzungen an der Lendenwirbelsäule muss intensiv erforscht werden. Um dem Trend der steigenden Anteile solcher Verletzungsmuster entgegenzuwirken, müssen die Unfallumstände und die genauen Verletzungsmechanismen zukünftig exakt erhoben und ausgewertet, sowie entsprechende konstruktive Maßnahmen für zukünftige Entwicklungen abgeleitet und umgesetzt werden.
Lendenwirbelsäulenverletzungen im Frontalcrash Bericht 2017 PDF 41 kB