Erdgas: CNG-Antrieb ohne Zukunft

Seat Arona mit Erdgas-Antrieb wird betankt. Man sieht den Tankstutzen im Close-Up
Gas tanken ist einfach© Seat

Erdgas bzw. CNG ist eine umweltfreundlichere Alternative zu Benzin und Diesel. Doch die Hersteller haben den Antrieb aufgegeben. Die wichtigsten Fakten.

  • Keine Erdgasfahrzeuge als Neuwagen mehr

  • Häufig als Biogas an den Tankstellen

  • Deutschlandweit weniger als 800 CNG-Tankstellen, Tendenz fallend

Erdgas/CNG ist ein umweltfreundlicher Treibstoff: CO₂-Ausstoß und Schadstoffe liegen meist deutlich unter den Werten von Fahrzeugen, die mit Benzin oder Diesel betrieben werden. Das bestätigt seit vielen Jahren der ADAC Ecotest. Doch CNG als Antrieb scheint ein Auslaufmodell zu sein, Neuwagen gibt es nicht mehr. Und auch die Zahl der Tankstellen mit CNG-Zapfsäulen nimmt kontinuierlich ab.

Keine Neuwagen mehr mit CNG/Erdgas

Bei alternativen Antrieben geht der Weg ganz klar in Richtung Elektro- und Hybridmodelle. So hat in den letzten Jahren einzig der VW-Konzern mit den Marken Audi, Seat, Škoda und VW zusammen mit Fiat die Fahne für Erdgas-/CNG-Fahrzeuge noch hochgehalten. Doch wegen mangelnder Nachfrage und dem klaren Bekenntnis zur Elektromobilität haben sich auch diese Hersteller mittlerweile vom Thema CNG verabschiedet.

Aktuell sind auf dem deutschen Markt daher keine CNG-Modelle als Neuwagen bestellbar. Der Gebrauchtwagenmarkt ist überschaubar.

Im Markt sind sogenannte bivalente und monovalente Fahrzeuge:

  • Bivalente Fahrzeuge können wahlweise mit CNG oder Benzin betrieben werden. Im Standardmodus läuft der Motor mit Erdgas, bei leerem Tank wird automatisch auf Benzin umgeschaltet. Der Fahrer kann dies aber auch manuell steuern.

  • Monovalente Fahrzeuge sind auf CNG optimiert. Dessen voller Energiegehalt (130 Oktan im Vergleich zu 95 Oktan bei Superbenzin) kann über entsprechend höher verdichtete Motoren voll ausgenutzt werden. Zusätzlich steht als Reserve und zum Starten ein kleiner Benzintank zur Verfügung.

Tanken und Tankstellennetz von CNG/Erdgas

In Deutschland gibt es weniger als 800 Tankstellen, an denen CNG erhältlich ist. Tendenz seit Jahren fallend. Eine aktuelle Übersicht bietet der ADAC Tankstellenfinder oder Seiten wie gibgas.de* oder erdgas.info*. Die aktuellen Preise zeigt auch die ADAC Drive App.

Bei Fahrten ins Ausland sollte man die Tankmöglichkeiten vor Reiseantritt klären. Ein relativ dichtes Tankstellennetz existiert bislang nur in Norditalien und der Schweiz. Länderspezifische Hinweise finden sich unter den oben genannten Links, etwa, ob es ratsam ist, einen Adapter mitzunehmen, oder ob man vor Ort einen leihen kann.

Anders als beim Tanken von Benzin und Diesel wird an der CNG-Zapfsäule eine Füllkupplung auf den Tanknippel gesetzt und durch eine 180-Grad-Drehung des Griffs verriegelt. Bei neueren Anlagen kann die Zapfpistole noch leichter arretiert werden: Einfach gerade aufsetzen und am Griff verriegeln. Der Tankvorgang startet durch Knopfdruck und endet automatisch, wenn die Gasbehälter gefüllt sind.

Was ist CNG genau?

Roter Seat Leon mit Erdgas Antrieb  im Röntgenblick Das Innenleben ist zu sehen.
Das Schnittbild zeigt, wo die Gastanks bei einem Seat Leon sitzen© Seat

Das fossile Erdgas gehört wie Erdöl und Kohle zu den brennbaren organischen Rohstoffen. Es besteht aus etwa 85 Prozent Methan sowie bis zu zehn Prozent Stickstoff und Kohlendioxid. Den Rest bilden höhere Kohlenwasserstoffe wie Ethan, Propan und Butan.

Es werden komprimiertes Gas (CNG, Compressed Natural Gas, auch als Biogas) und flüssiges Erdgas (LNG, Liquified Natural Gas) angeboten. Letzteres wird bei minus 164 Grad Celsius verflüssigt und kommt lediglich bei Nutzfahrzeugen zum Einsatz. Am gebräuchlichsten bei Pkw ist das gasförmige CNG. Es wird im Fahrzeug in Tanks gespeichert mit einem Betriebsdruck von 200 bar.

Nicht zu verwechseln ist Erdgas mit Flüssiggas LPG (Liquefied Petroleum Gas), besser bekannt unter dem Namen "Autogas", als unter Druck verflüssigtes Gemisch aus Propan und Butan. Es fällt als Nebenprodukt bei der Erdöl- bzw. Erdgas-Gewinnung und in Raffinerien an. CNG-/Erdgasautos können kein Autogas tanken und umgekehrt.

Biogas als Kraftstoff für Autos

Eine besonders umweltfreundliche Variante ist Biogas. Es entsteht durch die Vergärung von Gülle, Lebensmittelabfällen, nachwachsenden Rohstoffen wie Mais und Gras oder anderem organischen Material. Reines Biogas besteht zu rund zwei Dritteln aus Methan, zu über 30 Prozent aus Kohlendioxid sowie zu geringen Anteilen aus Wasserstoff und Schwefelwasserstoff.

Durch die Erhöhung des Methananteils kann es auf eine Qualitätsstufe mit Erdgas gebracht werden. Solches Biomethan ist uneingeschränkt als Kraftstoff für Erdgasfahrzeuge geeignet. An den meisten Erdgas-Tankstellen in Deutschland wird Biomethan rein oder mit Erdgas vermischt als Kraftstoff angeboten.

Lässt sich CNG nachrüsten?

Ein Umbau ist meist nicht sinnvoll. Vor allem, weil diese Technologie ein Auslaufmodell ist – mit negativen Folgen für das Angebot an Ersatzteilen, Tankmöglichkeiten und beim Wiederverkaufswert.

Theoretisch möglich ist der nachträgliche Einbau einer Erdgasanlage natürlich schon, erfolgt in der Praxis im Gegensatz zu Nachrüstungen von LPG-Anlagen jedoch nur äußerst selten. Ursache hierfür sind unter anderem die deutlich höheren Kosten. Da darüber hinaus die Installation von Unterflur-Tanks in der Regel nachträglich nicht möglich ist, wird zudem das Kofferraumvolumen deutlich eingeschränkt.

Entscheidet man sich trotzdem für eine Nachrüstung, sollte der Einbau nur bei qualifizierten Fachbetrieben erfolgen. Empfehlenswert sind Fachwerkstätten, die die vorgeschriebenen Prüfungen von Gasanlagen durchführen dürfen. Bei Umrüstung von Neufahrzeugen ist zu berücksichtigen, dass dadurch die Sachmängelhaftung oder Garantie des Fahrzeugherstellers erlöschen kann. Wichtig: Die Nachrüstung muss der Zulassungsbehörde gemeldet und in die Fahrzeugpapiere eingetragen werden.

H-Gas und L-Gas: Was ist der Unterschied?

CNG gibt es in Deutschland als H-Gas und L-Gas. Wesentlicher Unterschied ist der Methangehalt, der bei H-Gas größer ist. Dadurch verbrauchen mit H-Gas betriebene Fahrzeuge weniger und haben eine größere Reichweite. Um dem Verbraucher eine bessere Transparenz zu bieten, ist eine bundesweite Auszeichnung der Gassorten an den Tankstellen gesetzlich vorgeschrieben.

Getankt wird CNG in Kilogramm und nicht in Litern. Da sich der Preis aber über den Energiegehalt (kWh) und nicht über die Menge (Kilo) definiert, zahlen Verbraucher an den Tankstellen für das energieärmere L-Gas entsprechend weniger als für H-Gas.

Kosten: Lohnt sich ein CNG-/Erdgasauto?

Das kommt darauf an. Grundsätzlich verlieren Erdgasautos immer weiter an Bedeutung, der Wiederverkaufswert fällt. Wer aber ein gebrauchtes Schnäppchen in gutem Zustand erwirbt und sich sicher ist, dass die Tankstelle um die Ecke noch bis zum Lebensende des Fahrzeugs CNG anbietet, kann von sehr niedrigen Kraftstoffpreisen profitieren: Der Preis für Erdgas bemisst sich nach seinem Energiegehalt. Dieser wird in der Regel in Kilowattstunden (kWh) oder Megajoule (MJ) angegeben.

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Betrachtet man die reinen Kraftstoffkosten, fährt man mit Erdgas günstiger als mit Benzin. Bei einem Verbrauch von beispielsweise 4,2 kg CNG/100 km und einem Preis von 1,20 Euro/kg kosten 100 Kilometer rund fünf Euro.

Die Inspektionskosten sind in der Regel nicht höher als bei den benzinbetriebenen Schwestermodellen. Bei neueren Modellen wird im Rahmen der Hauptuntersuchung (HU) zusätzlich eine Gas-Anlagen-Prüfung (GAP) durchgeführt. Kosten: 22 Euro, bei eigenständiger Durchführung ohne HU 28 Euro. Für Fahrzeuge, die vor der Neufassung des § 41a StVZO in Verkehr gekommen sind und deren Gasanlagen-Tank nicht nach ECE R-110 genehmigt ist, gilt § 41a StVZO in der bisherigen Fassung.

Betagtere Modelle mit älteren Gas-Stahltanks, die noch gemäß Druckbehälterverordnung genehmigt wurden, müssen alle fünf Jahre (oder, soweit sie korrosionsgeschützt im Fahrzeug untergebracht sind, alle zehn Jahre) vom TÜV geprüft werden. Das Intervall für Composite-Tanks aus Verbundwerkstoffen (etwa mit Kohlefaser verstärktes Aluminium) liegt – je nach Fahrzeugtyp – bei drei bis fünf Jahren. Die Tankprüfungen kosten bis zu 600 Euro, da hierfür ein Ausbau erforderlich ist.

Unter dem Strich sind Erdgasautos nicht automatisch günstiger als Benziner oder Diesel. Ob die höheren Anschaffungs- bzw. Nachrüstkosten langfristig ausgeglichen werden, ist vor allem von der Fahrleistung, der Verfügbarkeit von Erdgas und der tatsächlichen Preisdifferenz zwischen den Kraftstoffen abhängig. Je häufiger man z.B. bei bivalenten Fahrzeugen Benzin nachtanken muss, desto unwirtschaftlicher wird der Betrieb.

Steuervorteile für CNG/Erdgas

Als alternativer Kraftstoff ist Erdgas (CNG) wegen der Vorteile beim CO₂-Ausstoß bis Ende 2026 steuerbegünstigt. Ab 1. Januar 2024 beginnt jedoch ein stufenweiser Abbau der Steuervorteile:

Steuersätze für Erdgas

für 1 MWh

für 1 kg

bis 31.12.2023

13,90 Euro

17,79 Cent

1.1.2024 bis 31.12.2024

18,38 Euro

23,53 Cent

1.1.2025 bis 31.12.2025

22,85 Euro

29,25 Cent

1.1.2026 bis 31.12.2026

27,33 Euro

34,98 Cent

ab 1.1.2027

31,80 Euro

40,70 Cent

Auf den Energiegehalt des Kraftstoffs bezogen sind die Steuersätze von Erdgas und Autogas etwa gleich hoch, aber deutlich niedriger als die von Benzin und Diesel.

Wie sicher sind CNG-Fahrzeuge?

Sicherheit der Tankfüllung

Erdgas ist weder giftig noch krebserregend. Sicherheitsventile bewirken im Schadensfall ein gezieltes Abblasen oder bei Hitzeeinwirkung – z.B. beim Brand eines Fahrzeugs – ein kontrolliertes Abbrennen der Gasfüllung. So kann es nicht zu einer Explosion kommen. Im Freien besteht selbst beim Entweichen großer Gasmengen keine Explosionsgefahr, da Erdgas sich sofort verflüchtigt. Wichtig für den sicheren Umgang mit der Technik ist jedoch die Einhaltung der Prüfintervalle und -richtlinien. Zudem sollten die Erdgastanks turnusmäßig auf Korrosion geprüft werden.

Ein vom ADAC durchgeführter Crashtest mit einem Opel Zafira zeigte, dass die am Fahrzeugboden angebrachten Gasflaschen optimal geschützt wurden, sämtliche Leitungen und Verbindungsstücke hielten dicht. Auch beim anschließenden Brandversuch funktionierte das Sicherheitskonzept einwandfrei, Explosionsgefahr bestand zu keiner Zeit.

Parken in Garagen

In Tief- und Sammelgaragen findet man vereinzelt immer noch Hinweise wie "Einstellverbot für Gasfahrzeuge". Bezogen auf Erdgasfahrzeuge wurde dieses Verbot in der Garagenverordnung der Bundesländer (GAV) aufgehoben. Unabhängig davon kann jedoch jeder Garagenbesitzer bzw. -betreiber entscheiden, welchen Fahrzeugen er Einfahrt gewährt und welchen nicht. Bei Bedarf sollte man auf die Neufassung der Garagenverordnung verweisen.

Wie umweltfreundlich sind CNG-Autos?

Bestenliste von VW eco Up, Polo TGI und Golf TGI
Up, Polo, Golf: Drei saubere Erdgasautos von VW© Volkswagen (3)

Bei der Verbrennung von CNG entstehen zumeist weniger Schadstoffe als bei Benzin- und Dieselkraftstoff. Das größte Plus ist die Reduzierung des Treibhausgases CO₂ um über 20 Prozent im Vergleich zu Benzin. Wie umweltfreundlich Erdgasfahrzeuge sind, zeigt regelmäßig der ADAC Ecotest. Hier konnte der ADAC sogar eine CO₂-Reduktion von 54 Prozent gegenüber Benzinern nachweisen.

In den letzten Jahren durchliefen zwölf CNG-Automodelle verschiedener Klassen den Ecotest. Sie sind nur noch auf dem Gebrauchtwagenmarkt erhältlich.

Wie viele Sterne (maximal fünf) ein Auto im ADAC Ecotest erhält, hängt von folgenden Punkten ab:

  • Ausstoß gesetzlich limitierter Schadstoffe: Kohlenmonoxid (CO), Kohlenwasserstoffe (HC), Stickoxide (NOₓ) und Partikel

  • Ausstoß von Kohlendioxid (CO₂)

Die getesteten CNG-Modelle in der Einzelbewertung

Fazit

Aller Vorteile zum Trotz: CNG-/Erdgasfahrzeuge sind ein Auslaufmodell, und es erscheint derzeit unwahrscheinlich, dass die Autohersteller neue Modelle mit CNG-Motoren auf den Markt bringen werden. Außerdem schrumpft das Tankstellennetz für CNG seit geraumer Zeit.

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